Ich kenne zwar den Club ...
... nicht, äh, darf man das "Schloss Milkersdorf" überhaupt so profan "Club" nennen? Na ja, ich machs halt ... also nochmal. Ich kenne das Schloss zwar nicht, aber der Film ist in Ansätzen dilettantisch. Mal eine Frage: Wieso sucht man zehn Paare, wenn man nur zwei zeigt?
Der Film krankt hauptsächlich an den nicht vorhandenen schauspielerischen Fähigkeiten der Darsteller, das wäre nicht passiert, hätte man ein Paar Schauspieler und sonst nur Statisten verwendet. Ups, falls das Schauspieler waren: Bitte anderen Beruf suchen. Hölzern, gestelzt, unglaubwürdig, laienhaft waren die Darbietungen. Die "Sexszenen" gingen ja noch, aber alleine das Treppensteigen! Wer will das sehen und warum?
Wegen des Ambientes? Gut, das hätte man auch anders in Szene setzen können, nein müssen. Wo ist die verschwenderische Opulenz gewesen? So etwas erwarte ich in einem Schloss. Irgendwie sah das im Film alles klein-klein aus, nicht großzügig, wie es der Name "Schloss" suggeriert. Aber vielleicht ist es ja auch nur ein Name und in Wirklichlichkeit gar kein Schloss? Ich weiß es nicht, war ja noch nicht da. Der Film trägt nicht eben dazu bei, dass sich das ändert.
Die Discoaufnahmen waren auch recht hübsch.
Kam mir so vor, als sei gerade das Zoomobjektiv erfunden worden und nicht, als wäre der Film anno 2008/2009 gedreht worden. Zudem zeigt es wieder einmal, dass es die Eier legende Wollmilchsau nicht gibt. Entweder spricht man das eine Publikum an oder das andere. Es wäre mitunter besser, aus dem gedrehten Material zwei Filme zu schneiden, für jede Besucherfraktion einen. Aber man will es natürlich allen Recht machen und dann geht man faule Kompromisse ein.
Mein Eindruck vom "Schloss Milkersdorf"? Augenscheinlich ein Swingerclub für Besserverdiener oder für jene, die es gerne wären. Erotik mit Stil ... es gibt, glaube ich, eine Webseite, die so ähnlich wirbt, welche war das noch gleich? Ich komm grad nicht drauf. Macht ja nix. Nur glaube ich, dass die wirklich stilvollen Besserverdiener ihre Partys "auf höchstem Niveau" unter sich feiern und nicht im Schloss Milkersdorf. Die wären sicher froh, wenn sich mal ein Ich-bin-ein-D-Promi-holt-mich-hier-raus-Verzweifelter zu ihnen verirrte.
Wer hat René eigentlich den Vokuhila verpasst und welcher Farbenblinde hat ihm dieses Hemd ausgesucht? Muhaha. Sabines kleines Schwarzes macht auch nicht viel her und ihr Friseursalon heißt vermutlich "Wächst-ja-wieder". Mönsch, für einen Dreh kann man sich auch mal schick machen!
Habt ihr auch mal auf den Text geachtet? Hübsche Stilblüten allenthalben. Die Gäste sind laut Text "... humorvolle Menschen, die MEIST in harmonischen Beziehungen leben ..." Ein veritabler Schenkelklopfer, besonders das "meist". Klar, außer der Mittelstandschef, der seine Sekretärin aus Marzahn zum Rammelweekend nach Milkersdorf einlädt. Und nicht zu vergessen, die ganzen Solomänner (gut, die leben in unharmonischen Beziehungen) auf die man textlich aber nicht so genau eingehen wollte. Apropos Soloherren, im Wording des Schlosses "Gentleman" (ein Euphemismus mehr) genannt. Wo waren die wichsenden Gentlemen denn, als sich unsere zwei Pärchen auf der Matte vergnügten? Ach ja, ich vergaß, die hatte man für den Dren ein- äh ... ausgesperrt.
Den Roulette- und den Blackjack- oder Pokertisch hätte ich auch nicht vermisst, wären sie nicht dagewesen. Ist es nun ein Casino oder nicht, war das echtes Geld? Wird nicht gesagt. Oder ist das nur Spielgeld? Dem Hobbycroupier würde ich meine Euros nicht unbedingt anvertrauen wollen, der hat zuviele schlechte Filme gesehen, dabei gibt es wirklich gute! Sehr lustig war auch die Text-Bild-Schere, als die Sprecherin (übrigens ein relatives Highlight des Films) von "unausgespochenen erotischen Wünschen" sprach und der Croupier dabei 1000-Euro-Chips nebeneinanderlegte, ein Brüller. Vielleicht sind das erotische Wünsche der Damen – meine sähen etwas anders aus, als mit 5000 Euro zum Shoppen zu gehen.
Ein paar Bilder, auf die ihr achten solltet, woran man erkennen kann, dass eben nicht alles Gold ist, was glänzt: (Der Timecode steht dahinter)
1. Die Ahnengalerie auf gallegrüner Brechwandfarbe. Ein Malwettbewerb des örtlichen Waldorfkindergartens? TC 00:31
2. Was macht sie mit dem roten Puschel im Bild? Fliegen vertreiben? Ich dachte, es war Winter beim Dreh? TC 00:57
3. Der laszive Blick beim Anlegen der Maske. Mir hauts dabei den Draht aus der Mütze, echt jetzt. TC 01:15
4. Die Roulettekugel fällt in der Totalen in die Null, ausgerechnet, in der Nahen allerdings in eine andere Zahl. TC 01:25
5. Hübsches Treppengeländer. TC 01:50
6. Dito. 01:53
7. Ein "nettes" Stillleben, nur leider beschissen ausgeleuchtet. TC 02:46
8. Das Nagelstudio hat von der Bank kein frisches Geld mehr bekommen, musste Insolvenz anmelden. Die Kleinen müssen es wieder mal ausbaden. Dass der Kameramann nicht den Arsch in der Hose hat, zu sagen, dass so was GAR NICHT GEHT! TC 02:50
9. Als das BDSM-Studio gefilmt wirde, war noch der Malergeselle im Overall da, hoffentlich hat er auf der Dame keine (Farb)Flecken hinterlassen. TC 02:54
10. Ärztliche Untersuchung auf der Tanzfläche, wohl eine Vorsichtsmaßname gegen Viagraleichen. Aber warum horcht sie dann eine Frau ab und was will sie bei dem Technogewummer hören? TC 03:07
11. Es gibt übrigens auch Musik-Bild-Scheren, zu sehen hier. TC 03:12
12. MOËT – Geil, im Preis ist Champagner enthalten oder Etikettenschwindel? Schleichwerbung, nein, das würde sich die Kellerei verbitten. TC 04:18
13. Wisst ihr, wie kompliziert das ist, so gemeinsam in der Wanne zu liegen, darauf zu achten, dass der Scheiß-Schaum-der-immer-so-schnell-in-sich-zusammenfällt die Titten schön bedeckt hält, anzustoßen UND dabei glücklich und entspannt auszusehen? Daran wären sicher ganz andere auch gescheitert, Prost! Stößchen! TC 05:03
14. Die Typo geht ja mal GAR NICHT! Und natürlich muss die Telefonnummer im internationalen Stil geschrieben werden, Mesdames et Messieurs, bien sûr!
15. Von TC 05:42 bis 07:03 hatte ich nichts zu beanstanden
Für 6000 Euro hätte man auch einen guten Film drehen können, naja, einen besseren zumindest und 1000 Euro für ein gutes Drehbuch wären eine FANTASTISCHE Investition gewesen. Falls jemand aus dem "Fun and Joy" mitliest, empfehle ich mich hiermit.
DuaneHanson
P.S.: Ein kleines Schmankerl am Rande: Dass es vielleicht doch Schauspieler gewesen sein könnten, sieht man bei Timecode 05:00, denn was sieht man da? ACHSELHAARE! Ogottogottogott! Hülfe, ein absolutes Schwinger-KO-Kriterium! Ich traute meinen Augen kaum ... die vom Schloss waren sicherlich drei Tage damit beschäftigt, die ausgefallenen Haare aus dem Whirlpoolwasser zu fischen.