Als vor gut 20 Jahren in Stellenanzeigen immer öfter von "flexibel" die Rede war, empfand ich das zunächst als total positiv. Naiverweise dachte ich, man wolle dem Arbeitnehmer flexibel entgegenkommen. Es hat ne Weile gedauert, bis ich geschnallt hatte, dass sich das ausschließlich auf die Arbeitszeiten bezog, und ausschließlich darauf, dass der Arbeitnehmer da gefälligst entgegenzukommen hätte.
Also war der Begriff irgendwie eine Mogelpackung.
Wenn ich mich selbst als spontan beschreibe, fühle ich mich so, als wäre dieses Wort eine Mogelpackung. Denn eigentlich will damit nur meine Unfähigkeit ausdrücken, mich im Voraus festzulegen. Ich tue mich schwer damit, einen Friseurtermin in drei Tagen zu vereinbaren, weil ich heute doch gar nicht weiß, ob ich dann überhaupt Lust habe.
Bei Onlinekontakten ist das noch schwieriger. Da ist es noch mehr von meiner Stimmung abhängig, ob ich wirklich Lust habe. Deshalb kann ich Treffen - auch nur ein Kaffeedate - nur recht spontan verabreden. Allerhöchstens einen Tag in der Zukunt. Insofern empfinde ich mein eigenes Spontansein manchmal fast als eine Zumutung für die anderen.
So frei es auch macht, wenn zwei sich ganz spontan fürs Kino verabreden können, so unfrei macht es mich gleichzeitig, dass ich nicht anders kann, dass ich es nur spontan kann.