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Making Movies

********mann Mann
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Making Movies
Julia hielt sich für experimentierfreudig. Aber das hier ging eindeutig zu weit!
Was hatten sich die Veranstalter des Speed Datings nur dabei gedacht? Und dann dieses Wortungetüm: „Blind Semi Nude Touch Dating“?
Wer sich das ausgedacht hatte, gehörte in die Klapper, also eine Nervenheilanstalt!

Zwar sollte dieses widerliche Abtasten erst stattfinden, wenn sich einige Paare im Gespräch näher gekommen waren – und zwar zivilisiert und anständig gekleidet bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Mineralwasser – aber sie hoffte, nahezu alle würden auf dem Fragebogen „Nein“ ankreuzen – so wie sie es gerade tat. Sie drückte den Kugelschreiber fest auf.

Julia hatte prinzipiell nichts dagegen, wenn Männerhände sie abtasteten – aber bitte erst, wenn man sich bei einigen Treffen ganz klassisch im Restaurant oder Kino näher gekommen war. Sie schickte den Online-Fragebogen ab. Teilnehmen würde sie, vielleicht kreuzten da ja wider Erwarten doch ein paar interessante, gutaussehende Männer auf, wer weiß…

In den nächsten Tagen experimentierte sie nach Feierabend an ihrem Outfit herum, beriet sich mit Freundinnen – entweder in einem Café oder per übermittelter Fotos.
Zu ihrer eigenen Überraschung machte bei der Frisur die Variante das Rennen, in der sie zwei Strähnen ihres langen hellbraunen Haares zu Zöpfen flocht und um den Kopf wickelte.

Julia fand, sie könne mit der Frisur in einem UFA-Film aus dem Jahre 1940 mitspielen – aber eine ihrer Freundinnen war Friseurin – vielleicht war das ja schon wieder in Mode.
Bei der Kleidung ließ sie sich weniger rein reden. Jeans und Oberteil, Sommerkleid, Business-Kostüm oder enganliegendes „Kleines Schwarzes“?

Julia versuchte, sich im Spiegel mit den Augen eines Mannes zu sehen. Sie ahnte mehr als sie in ihren jungen Jahren wissen konnte, wie diese anderen Wesen tickten.
Variante Eins und Drei schieden damit wohl aus. Das kleine Schwarze wirkte für eine Nachmittagsveranstaltung fast schon zu verrucht, wie sie fand. Zwar nicht direkt nuttig, aber doch so, dass ein Mann zu der Auffassung kommen könnte, sie am gleichen Abend im Bett zu haben.

Draußen war Sommer – warum also nicht ein schwingendes, buntes Sommerkleid?
Sie konnte das tragen wie sie fand mit ihren schmalen Taille und außerdem wirkte sie damit mädchenhaft. Julia drehte sich einmal, und zwar so schnell, dass sich das Kleid hob und ihre langen Oberschenkel entblößte.

Natürlich war sie mit noch nicht zufrieden, obwohl sie sich selbst nicht unansehnlich fand und bereits damals auf dem Schulhof so etwas wie ein Blickfang für die größeren Jungs gewesen war.

Sie betonte ihre großen, haselnuss-braunen Augen mit dezentem Lidschatten, tuschte die langen Wimpern und trug Lippenstift Rouge auf.

In der U-Bahn registrierte sie wieder einmal die verstohlenen Blicke der Männer.

Warum eigentlich dieses Speed Dating? Jeden zweiten Tag wurde sie von Männern angequatscht, manchmal aufdringlich und unbeholfen, aber auch gelegentlich höflich, originell und mit Stil.

Es war die vage Aussicht, ihr langweiliges Leben gegen ein aufregenderes einzutauschen.
Und es war wie beim Lotto: Die Chance war zwar verschwindend gering, aber wenn man es nicht versuchte, konnte man auch nicht gewinnen.
Dem Paar mit den meisten Übereinstimmungen winkte ein Casting bei einer Werbeagentur.
Wurde man dort angenommen hatte man die Aussicht auf eine Traumreise zu Zweit…
Für Julia’s Geschmack zu viele Wenn und Aber – aber siehe Lottospiel…

Das Speed Dating fand in einem Saal eines Hotels in Berlin-Mitte statt. Sie bekam ein Kärtchen mit ihrem Vornamen, das sie sich anheften musste und setzte sich an einen Bistro-Tisch. Ein Mitarbeiter des Veranstalters fragte, ob alles in Ordnung sei, was sie bejahte und ein Kellner fragte nach ihren Wünschen. Julia ließ sich einen Cappuccino bringen.

Vorn schnappte sich ein Moderator ein Mikrofon und erklärte noch einmal, dass jeder Mann zwei Minuten Zeit habe, die Dame am Tisch im Gespräch kennen zu lernen, dann würde gewechselt. Am Ende dürften sich die Damen dann für einen Herrn entscheiden.

Julia hörte gar nicht mehr richtig zu, nippte an ihrem Cappuccino. Wahrscheinlich hatte sie jetzt einen Milchschaumbart! Bloß nicht! Sie kramte in ihrer Handtasche nach Papiertaschentüchern – dabei entging ihr, wie der Veranstalter vorn erklärte, die Paare, die sich gefunden hatten, müssten noch ein Quiz überstehen.

Das Paar des Tages würde von einer Agentur eingeladen, bei einem Werbedreh agieren mit entsprechender fünfstelliger Vergütung und eine Traumreise antreten.

Ein Raunen ging durch den Saal. Julia tupfte sich den Milchbart von der Oberlippe. Hatte sie etwas verpasst?

Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken, zu dem hatte sie ja auch alles gelesen, was auf der Webseite stand und in den Kommentaren zu ihrer Anmeldung.
Es ging los!

Der erste Mann war ein zotteliger Öko-Freak, studierte bereits im zehnten Semester, wie er auf ihre Zwischenfrage zugeben musste, war intellektuell auf Augenhöhe, aber als Mann – na, ja. Weiter…

Der Zweite war ein Klempner mit großen, aber zu diesem Anlass gepflegten Händen, nicht unsympathisch, zurück haltend, ja sogar nett. Julia stellte ihrerseits Fragen, sie fand ihn interessanter als den ersten. Leider nur Hauptschul-Niveau. Alles Gute ist eben selten beisammen. Wieder zwei Minuten rum…

Der Dritte war einer, der auf Lehramt studierte, sehr kultiviert mit Sacko und Krawatte und mit geschliffener Rede. Leider machte er den Fehler, sie nicht zu Wort kommen zu lassen.

Der Klempner hatte wenigstens nach ihren Hobbies und ihrem Job gefragt.

Julia wollte schon resignieren. Adé du Werbedreh, tschüß, Traumreise…

Dann hatte sie eine Erscheinung: Ihre Knie wurden zu Pudding – zum Glück saß sie.
Ähnlich musste es Maria Magdalena vor 2000 Jahren gegangen sein…

‚Krieg dich wieder ein, dumme Gans!‘schalt sie sich selbst.

Wie durch Watte hörte sie: „Bist du noch bei mir, Julia?“

Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen und hauchte „Ja!“

wird fortgesetzt...
********mann Mann
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Making Movies
Jetzt auch auf allen bekannten Plattformen als eBook erhältlich!

Coverfoto: fotalia; Grafik-Design: JC-Member Cybershooting

Auch an dieser Stelle herzlichen Dank!
Cover "Making Movies"
*******ens Frau
1.893 Beiträge
ich überlege
willst du jetzt dein Buch verkaufen??
oder uns die Geschichte hier erzählen??
*********eber Paar
1.244 Beiträge
Gute Frage!
*nixweiss* Aber vielleicht werden wir es ja mit der Zeit erfahren...
********mann Mann
910 Beiträge
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Making Movies
Die ersten Geschichten wurden hier (und in einem anderen Forum) vorab veröffentlicht und dann erst als eBook heraus gebracht, diesmal erfolgte die Veröffentlichung vor ein paar Tagen.
Der/die Leser/in hat die Wahl, ob er/sie es am Stück lesen will oder eben "scheibchenweise".
Es gibt sogar noch eine dritte Option: Man kann die komplette Datei umsonst haben - wenn man sich bereit erklärt, eine Rezension zu verfassen, z. B. bei amazon.
********mann Mann
910 Beiträge
Themenersteller 
Making Movies
Markus wusste, wie er auf Frauen wirkte, aber die hier schien kurzzeitig von der Rolle.
Eigentlich machte er hier nur aufgrund einer Wette mit. Er hatte es nicht nötig, an Speed Datings teilzunehmen.

Augen wie der Urenkel von Hans Albers, blondes Haar, gepflegte Hände, gestählter Körper.
Zunehmend bekam sie auch mit, dass der eine angenehme Stimme hatte und eine Frage gestellt hatte.
Eine Frage? Welche Frage?

„Oh, ich bin Mitarbeiterin in einer Messeagentur, wie betreuen die Kunden, beraten sie und bauen die Stände auf, wenn gewünscht“, stotterte sie.
‚Reiß dich zusammen, wenn ein Traummann vor dir sitzt, glotz‘ nicht so blöd!‘ ermahnte sie sich.

Der musste doch den Eindruck gewinnen, eine einfältige Pute säße am Tisch…

Julia riss sich tatsächlich zusammen, merkte sich so viele Details wie möglich, beantwortete mit einem schmachtenden Lächeln alle Fragen.
Vielleicht wurde das heute noch einmal wichtig. Nach zwei viel zu kurzen Minuten entschwand der Traumprinz, schwebte zu einer blonden Tussi an einem Nebentisch.

Julia wäre am liebsten hinterher gerannt, um ihn zu einem längeren Treffen einzuladen.
Übermorgen Standesamt, um einen Termin zu erbitten. In neun Monaten das erste Baby…

So einen Mann ließ man doch nicht laufen! Aber dachte der genauso?

Julia hätte nie geglaubt, einmal so in Schwärmerei zu geraten, das war ihr eigentlich fremd.

Der nächste Dating-Partner war der Leidtragende. Nicht einmal unsympathisch, aber Julia war nicht bei der Sache, antwortete einsilbig.
Sie erwischte sich dabei, immer wieder zum Nebentisch zu schielen.

Irgendwann war der Spuk vorbei. Nein, war er nicht, denn sie musste aufschreiben, wen sie am besten fand.
„Markus!“ schrie alles in ihr und das brachte sie auch zu Papier.

Ein Vertreter des Veranstalters sammelte die Zettel ein. Julia machte sich nichts vor.
Es gab hier noch andere fein heraus geputzte Geschlechtsgenossinnen. Vielleicht hatten gerade die auch Markus auf dem Zettel?

Es hatten sich vier Paare gefunden, alle anderen durften nach Hause trotten und es in einem Internet-Dating-Portal versuchen mit alten Fotos im Profil.

Julia erlebte ein medizinisches Wunder. Ihr Blutdruck sackte ab, aber ihr Puls schnellte in die Höhe.
Hatte sie da gerade wirklich „Julia und Markus“ gehört?

Sie tippelte nach vorn, sorgfältig darauf bedacht, bei ihrem instabilen Zustand nicht zu stürzen.
Dann stand sie tatsächlich neben dem lächelnden Prinzen, griff unbewusst nach seiner Hand, er erwiderte den Druck.
Aschenputtel auf der Schloss-Treppe…

Sie war versucht, sich zu kneifen, dass dies kein Traum sei, sondern Realität in Berlin. Heute und Hier…

Sie hörte den Moderator der Veranstaltung wiederum wie durch Watte, der gerade erläuterte, dass mehrere Damen den Herrn Markus Beyer auf dem Zettel hatten, er sich aber für Frau Julia Lindner entschieden habe.
Das erklärte auch, dass nur drei weitere Paare noch im Rennen waren, denn einige Damen, die auf Markus gesetzt hatten, saßen jetzt frustriert in der U-Bahn.

Julia war das egal – sie wollte ihn am liebsten nicht mehr los lassen.
Jetzt mussten sie nur noch das Quiz gewinnen – und das in ihrem Zustand, wo das Gehirn kaum noch etwas zu sagen hatte und bereit war, sich der Drogenparty des restlichen Körpers anzuschließen.
Es wurden reichlich Glückshormone ausgeschenkt.

Julia versuchte wieder, sich zusammen zu reißen. Zwei Maßnahmen halfen: Sie nahm die Hand weg, wo sie gerade war und trank fast auf Ex ein Glas kaltes Mineralwasser.
Der Moderator bedauerte, dass keiner der Gäste das „Blind Touch Dating“ angekreuzt hatte.
Julia erinnerte sich genau, dass dort noch „semi-nude“ gestanden hatte, aber egal.

Die erste Frage prassellte auf sie herein, die nach Alter und Job des Herrn an ihrer Seite.

„Markus ist 27 Jahre alt, hat ein abgeschlossenes Jura-Studium, hat an allen Kursen, die in Berlin vorgeschrieben sind, teilgenommen und arbeitet jetzt in einer Anwaltskanzlei, spezialisiert auf Zivil- und Vertragsrecht.“

Sie wunderte sich selbst am meisten, dass sie nicht gestottert hatte, sondern die Antwort präzise und schnell gekommen war.
Markus wollte ihre linke Hand drücken als Ausdruck seiner Freude darüber, dass sie sich alles gemerkt hatte, aber Julia zog sie schnell zurück.

Sie wollte die Hormone nicht noch zusätzlich motivieren, aus der Party eine Orgie zu machen…

Markus musste auch eine entsprechende Frage beantworten und sie lächelte ihn dankbar an, dass er ihr abgebrochenes Studium nicht erwähnte.

Die Fragen wurden immer allgemeiner, aber auch schwieriger, wie Julia fand.
Mal punkteten sie, dann wieder die anderen Pärchen.

„Was verbinden Sie mit den Begriffen Rangiroa, Tikehau, Moruroa und Fangataufa?“

Julia konnte damit nichts anfangen, Markus meldete sich sofort. Buzzer wie beim Fernsehen gab es hier nicht.

„Atolle des Tuamotu-Archipels in Französisch Polynesien!“ kam es wie aus der Pistole geschossen.

„Ein Punkt für das Paar Julia/Markus!“ sagte der Moderator und wollte die nächste Frage stellen.

„Darf ich das noch näher ausführen?“ insistierte Markus.

Der Moderator wollte verneinen, aber ihm wurde ins Ohr geflüstert, dass es im Interesse eines Sponsors lag, man müsse nur bei der Frage der radioaktiven Belastung eingreifen, das wäre wegen des Tourismus kontraproduktiv.

Der Moderator gab sein Okay.

„Rangiroa ist das Verwaltungszentrum der westlichen Tuamotos“, sagte Markus.
„Tikehau war Drehort der RTL-Dating-Show ‚Adam sucht Eva‘…“ Der Vertreter des Sponsors grinste zufrieden.

„Auf Muroroa wurden von 1966 bis 1996 Kernwaffen-Tests durchgeführt. Proteste auf Tahiti und auch weltweit führten zur Einstellung der Tests. Muroroa ist Sperrgebiet, genau wie die Insel Fangataufa. Das Sperrgebiet ist von den Touristen-Zentren hunderte Kilometer entfernt…“

wird fortgesetzt...
********mann Mann
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Themenersteller 
Making Movies
Sponsor und Veranstalter atmeten auf. So in etwa hatten sie sich die Antwort gewünscht.
Wer hatte da nur das Reizthema Muroroa hinein geschmuggelt?

Nach ein paar weiteren, unverfänglicheren Fragen standen Julia und Markus als Siegerpaar fest, erhielten die Einladung des Sponsors zum Werbedreh und auch das Ziel der möglichen Traumreise war nun nach den Fragen kein großes Geheimnis mehr – vorausgesetzt, sie überzeugten die Werbefachleute mit ihrem schauspielerischen Talent.

Julia wollte ihren Traumprinzen nicht so einfach nach einer kurzen Umarmung ziehen lassen, verständigte sich mit ihm mit einem Blick und wie erwartet und erhofft, lud er sie zum Abendessen und einem Gläschen Wein ein.

Sie überließ ihm die Auswahl des Restaurants und sie fuhren nur ein Stück mit der S-Bahn zu den Hackeschen Höfen.
Dort gab es eine reichliche Auswahl an Gaststätten. Markus entschied sich für eine ziemlich feine mit französischer und italienischer Küche und entsprechendem Weinangebot.

Auf dem Weg dahin hatten sie nur wenig gesprochen, sich aber wie die kleinen Kinder über ihren Sieg gefreut und das dies doch ein Grund zum Feiern wäre.
Julia schickte Stoßgebete zum Universum und allen himmlischen Mächten, dass dies nicht der einzige Grund sei, warum dieser Mann sie eingeladen hatte…

Sie hatte keinen Hunger, aber damit sie nach dem ersten Glas Wein nicht gleich aus den Latschen kippte, bestellte sie doch ein italienisches Pastagericht.
Markus beschied gerade dem Sommelier, dass der französische Rotwein okay wäre und der Mann füllte die Gläser, die bald darauf aneinander klirrten.

„Auf unseren Sieg, Julia, a ta santé!“

„A votre santé!“ antwortete Julia.

„Sie sprechen Französisch, Mademoiselle?“ lachte Markus sie an und das Eis, welches es in diesem Gewässer nie gegeben hatte, war gebrochen.
Sie hatten gleich ein Thema.

„Oui, Monsieur, Französisch-Leistungskurs!“ Sie sagte das mit gespieltem Akzent und beide mussten lachen.

Der herbei geeilte Kellner registrierte es mit hoch gezogenen Augenbrauen, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Hier hatten sich zwei gesucht und gefunden und dem jungen Glück sollte man seinen Lauf lassen.

Er wartete geduldig, bis Markus die Bestellungen ihm in den Block diktierte und wuselte davon.

Julia lagen viele Fragen auf der Zunge, die alles entscheidende musste allerdings warten.

„Woher wusstest du das mit dem Tuamotu-Inseln? Ich muss leider zugeben, für mich böhmische Dörfer…“ fragte Julia verlegen, wohl wissend, dass sie nicht gerade eine Leuchte in Geografie war.

„Internationales Vertragsrecht beim Studium. Moskauer Atomteststopp-Abkommen – einige Staaten, darunter Frankreich, hatten damals das Verbot von Kernwaffen-Tests nicht unterschrieben. Gegner der Tests mieteten auf den Cook Islands Schiffe und kreuzten dann vor Muroroa, wurden sogar von der französischen Marine attackiert…“

Julia erinnerte sich daran, dass der französische Geheimdienst wohl damals auf ein Schiff von Greenpeace in Neuseeland einen Sprengstoffanschlag verübt hatte.
Sie hatte das irgendwo gelesen.

„Ach, Julia, das ist doch zwanzig Jahre her, mach‘ dir keine Gedanken, lass‘ dir das Essen schmecken, Cherie!“

Hatte der wirklich gerade „Kirsche“ zu ihr gesagt? Julia bedachte ihn mit einem schiefen Blick, musste dann aber doch lächeln.

Das gemeinsame Essen ging viel zu schnell vorbei. Das Pasta-Gericht hatte hervorragend geschmeckt, aber der Rotwein zeitigte bei Julia seine Wirkung.
Sie war beschwingt, fast schon beschwibst und tanzte ausgelassen um Markus herum, als sie das Lokal verließen.

Der Mann konnte fast jede Frau in Berlin haben – aber er hatte sich für sie beim Speed Dating entschieden, für sie!
Hormone und Alkohol hatten sich zu einer Allianz vereinigt – für sie war klar, wie das enden würde – aber wusste das auch der Prinz an ihrer Seite?

Der musste sie doch für ein Flittchen halten, wenn sie sich so aufführte…

Julia war ihr eigenes Verhalten peinlich, sie rief sich zur Ordnung und schaute Markus erwartungsfroh in die stahl-blauen Augen.

Markus hielt mit einer lässigen Bewegung ein Taxi an und sie stiegen ein.

„Wo wohnst du, Julia?“ hörte sie ihn fragen. Klar, der musste ja dem Taxifahrer ein Ziel angeben.
Sie sagte ihre Adresse in Neukölln und schämte sich dafür.

Markus stammte aus sogenanntem „guten Hause“ und wenn sie sich recht erinnerte, wohnte der in Grunewald.

Aber jetzt war es zu spät. Der Gentleman bestand darauf, die Dame nach Hause zu begleiten.
Seufzend fügte sich Julia in ihr Schicksal.

Der Casanova, dem in Berlin die Herzen der Frauen zuflogen, wollte seinem Ruf gerecht werden und suchte die Lippen des bezaubernden Wesens neben ihm auf der Rücksitzbank – allerdings auch ermutigt durch einen Blick aus haselnuss-braunen Augen.

Der Prinz küsste Aschenputtel. Zögernd erwiderte sie seinen Kuss, nur die freche Zunge wollte sie nicht einlassen.
Aus dem Rückspiegel grinste sie das Gesicht des Taxifahrers an.

Es war noch nicht allzu spät, als sie am sanierten Altbaublock in der Boddinstraße ankamen.
Markus stieg mit aus, gab ihr noch einen Kuss – ein Abschiedskuss?

Er hatte den Fahrer gebeten, zu warten, sie wussten beide jeder für sich, wie es um sie stand – aber gleich heute Abend zur Sache kommen?
Sollte er ihr bei allem Verlangen nicht doch noch etwas Zeit geben?

„Kommst du noch mit rauf auf einen Kaffee oder Drink?“ Julia hatte Mühe, ihre Stimme zu kontrollieren.

„Wat is’n nu, Männeken“, fragte der Taxifahrer durch die herunter gelassene Scheibe, „Woll’n Se noch mitfahren oder nich‘?“

Markus ging zurück und bezahlte.

„Ville Spaß noch euch beiden!“ griente der Fahrer und fädelte sich in den Verkehr ein.

Julia erschrak. Hatte sie heute ordentlich aufgeräumt? In einer Mädchen-Wohnung hatten Staub und Muzeln keine Chance – im Gegensatz zu einer Junggesellen-Bude.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
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********mann Mann
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Making Movies
Noch in derselben Woche sollten die Probeaufnahmen in der Werbeagentur stattfinden, die ihnen genannt worden war.
Julia fieberte darauf hin, wollte unbedingt etwas in ihrem Leben ändern.
Aber war das Glück, das sie gerade erlebte nicht genug? Verlangte sie zuviel?

Sie war pünktlich da und meldete sich schon einmal an, wurde von der Empfangsdame direkt zum Chef geschickt, der sie wohlwollend musterte.

Wer nicht erschien – das war Markus! Sie wusste, ihr Traum war nicht der seinige – aber sollte er nicht wenigstens um ihretwillen…?

Der Chef Konrad Assmann sagte, kein Problem, wenn der Freund sich verspätet, machen wir erste Fotos und Filmaufnahmen eben nur mit dir.

Julia musste posieren und lächeln und der Fotograf sagte, für das erste Mal ohne Modelerfahrung wäre das gar nicht so schlecht.

Wie nebenher verlangte er, sie solle das Kleid ausziehen.
Julia kam dem zögerlich nach, spürte, wie das Blut in ihre Wangen schoss.

Aber die Filmleute, die sich ihrer jetzt annahmen, sagten, in ihrem ersten Werbespot müsse sie auch in Unterwäsche agieren.

Sie fand es ein wenig seltsam, dass sie sich an einen großen Teddy kuscheln musste, aber die dachten sich sicher etwas dabei.

Eine Maskenbildnerin puderte sie ab, erneuerte das Make-Up.
Julia hatte sich inzwischen an die Scheinwerfer und Kameras gewöhnt – aber würde sie sich auch daran gewöhnen können, dass sie ständig von vielen Augenpaaren angestarrt wurde? Sie fühlte sich nackt, obwohl sie noch Dessous trug.

Nach einer Stunde – Julia hatte schon nicht mehr daran zu glauben gewagt und auch nicht angerufen – erschien dann doch noch Markus.
Ihr Gesicht hellte sich auf, sie vergaß das Drehteam und fiel ihn um den Hals.

Wie aus dem Boden gestampft stand plötzlich Herr Assmann neben ihnen.

„Sie sind sicher ein vielbeschäftigter Mann, Herr Beyer, schön, dass Sie es auch noch einrichten konnten, am Set zu erscheinen! Wir hatten Sie allerdings vor einer Stunde erwartet!“ sagte er giftig.

„So ist es, Herr Assmann“, konterte Markus. „Rechtsanwalt Dr. Schreier hatte einen Termin vor Gericht und ich musste alle relevanten Unterlagen heraus suchen…“

Assmann winkte ab. „Sorgen Sie bitte in Zukunft dafür, dass Sie dies besser koordinieren. Ihre Freundin“, er nickte Julia freundlich zu, die hatte sich nicht allzu blöd angestellt und passte in das Anforderungsprofil einiger Werbekunden, „und wir werden es Ihnen danken!“

Der Regisseur – ein nervöser junger Mann mit Brille und zerzausten Haaren, erklärte ihnen das Drehbuch für den ersten Werbespot.
Davon würde abhängen, ob man sie überhaupt engagierte.

Von einer Traumreise und Gagen in fünfstelliger Höhe war überhaupt keine Rede, stellte Julia ernüchtert fest.
Aber sie würde es packen und den missmutig wirkenden Markus auch noch überzeugen, dass sie beide hier richtig waren…

Julia fand das Skript albern und Markus machte eine Scheibenwischer-Bewegung mit der rechten Hand – hoffentlich hatten das die Filmleute nicht gesehen!

Ein junger Mann gibt an einer Garderobe seinen Mantel ab; Julia nimmt ihn entgegen und reckt das Näschen hoch, weil sie einen faszinierenden Duft wahr nimmt.
Sie läuft in eine Parfümerie, probiert verschiedene Deo’s für Männer auf ihrem Handrücken aus, kauft das, was sie bei dem jungen Mann gerochen hat, sprüht zu Hause ihren Teddy ein, kuschelt sich an das Ersatzobjekt, nur mit Dessous bekleidet.

Ihre Hand rutscht tiefer, gleitet in das Höschen…Letzteres wurde wieder geschnitten.
Am nächsten Tag kommt der junge Mann wieder und spricht die Gardobiere an…

Die Außenaufnahmen sollten am nächsten Tag stattfinden.
Julia und Markus machten die erste Auswertung in einem kleinen Berliner Restaurant.
Sie waren sich einig, sie hatten selten einen so dämlichen Werbespot gesehen, nur blöd, dass sie die Hauptdarsteller waren.
„Na, ja, für die Almased-Werbung bin ich vielleicht zu dünn“, lachte Julia.

Markus hatte eigentlich keine Lust, diesen Schwachsinn weiter mitzumachen. Aber er wollte diese Frau auf keinen Fall verlieren.
Es musste ein Kompromiss her.

„Okay, Julia, ich mache da weiter mit, weil ich weiß, es bedeutet dir viel, aber nur bis zu einer bestimmten Grenze. Ich könnte mir vorstellen, dich auch vertragsrechtlich zu beraten, denn du, das heißt wir, werden bald etwas unterschreiben müssen…“

„So etwas wie ein Rechtsbeistand und Manager?“ fragte sie lächelnd.

Markus war sich sicher: Um dieses Lächeln weiter sehen zu können, wäre er zu ziemlich jeder Schandtat bereit…

„Wenn du es so nennen willst…“

Nach den Außenaufnahmen am nächsten Tag kam es zu einem Eklat.
Julia las gerade mit hochrotem Kopf das Drehbuch für den nächsten Spot. Nein! Nicht mit ihr!

Sie stürmte in das Büro von Konrad Assmann, wo gerade ihr Liebster die Vertragsentwürfe zerknüllte und zielsicher wie der Basketball-Star Dirk Nowitzki in den vier Meter entfernten Papierkorb beförderte.
Eine beeindruckende sportliche Leistung – nur Assmann fand es nicht so toll.

„Dieser Werbespot für ein Dating-Portal, Herr Assmann, nicht mit mir!“ keifte Julia.

Der Werbeagentur-Chef bestellte seelenruhig bei seiner Sekretärin drei Kaffee und bat Julia, sich zu setzen.

„Ihr beide seid nicht in der Position, wie Filmstars hier irgendwelche Forderungen zu erheben! Ihr seid keine Stars – noch nicht. Obwohl – in Julia sehe ich Talent und Potenzial…“

Die Angesprochene straffte sich in ihrem Sessel und lächelte voller Stolz.
Assmann wusste sehr wohl, für solche Fälle hatte er noch eine Geheimwaffe in petto.

Das Problem war aus seiner Sicht der aufsässige junge Mann direkt vor ihm, dem eine seriöse Karriere als Rechtsverdreher vorschwebte.
Irgendwie musste der den locken…

„Ich sehe gerade auf meinem Bildschirm im Email-Eingang, der Werbekunde – der Deodorant-Hersteller – hat den Rohschnitt abgenickt und ist begeistert – vor allem von den unverbrauchten Gesichtern, von euch als Darstellern!“

Das stimmte zwar nicht ganz, in der Email stand nur, dass man geneigt sei, den Werbespot zu kaufen und auch im Fernsehen einzusetzen.

„Ändert aber nichts daran, dass die Verträge noch einmal überarbeitet werden müssen. Einige Klauseln haben mir gar nicht gefallen“, sagte Markus, deutlich ruhiger und milder gestimmt.

Julia atmete erleichtert aus und lächelte beide Männer an, und zwar mit einem Lächeln, das sie berühmt machen würde – oder auch nicht…

„Wir beide, Herr Beyer, beraten uns mit unserem Justiziar und Sie, Frau Lindner, äh, Julia, wir waren ja schon beim ‚Du‘ gewesen – zum Coaching!“

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Markus spürte die Veränderung seiner Freundin, ihm war es inzwischen egal, dass er seinen nackten Hintern in eine Kamera hielt.
Er hätte sie auch sofort vernascht – aber man war hier nicht beim Porno-Dreh – das konnten sie zu Hause nachholen.

„Wieder Mal ganze Arbeit, Sylvia“, zischte Assmann seinem Coach für alle Fälle ins Ohr.

„Cut – im Kasten!“ rief der nervöse Regisseur und fuhr sich durchs zerstrubbelte Haar.

Julia und Markus mussten sich wieder anziehen, in die Maske und dann wurde der Teil gedreht, der im Spot davor kam:
Beide jeweils vor einem Laptop, Chat, erstes Kennenlernen…

Beim Abendessen, wieder in einem schicken Berliner Restaurant, fragte Markus:

„Was hat diese Blondine mit dir angestellt, Jule?“

Er hatte sich angewöhnt, sie „Jule“ zu nennen, wenn er sie necken wollte.
Ärgerlich wurde sie immer erst, wenn er es übertrieb und „Julchen“ daraus machte.

„Oh, sie hat mich mit einem Dildo bearbeitet!“ Härtere Verben, die ihr durchaus auf der Zunge lagen, wollte sie wegen des herbei eilenden Kellners nicht benutzen.

Bei Markus kam der Jurist durch. „Hast Du deutlich ‚Nein!‘ gesagt, dich handgreiflich gewehrt?“

„Nein“, Julia schüttelte die lange hellbraune Mähne.

„Dann war es auch keine…Vergewaltigung!“ Markus hatte die Pause machen müssen, weil schon wieder ein Kellner am Tisch vorbei huschte.

„Aber es ist nicht wirklich das, was wir wollen…“ sagte Markus leise und Julia musste ihm zustimmen.
Nein, keine Pornos – obwohl sie die Hemmschwelle heute überschritten hatte.

„Hollywood-Stars müssen auch mal Bett-Szenen spielen.“ Julia zuckte entschuldigend mit den Schultern.

„Bleib‘ auf dem Teppich, Jule! Du hast Model-Qualitäten und schauspielerisches Talent, aber Hollywood? Wovon träumst du sonst noch?“

„Nur von dir!“ kam die prompte Antwort.

Markus stand auf, ging um den Tisch und küsste seine Angebetete.
Ein paar Gäste und zwei Kellner starrten zu ihrem Tisch.
Das störte die beiden gar nicht, denn ein paar Leute hatten heute schon alles von ihnen zu sehen bekommen.

Nach dem sie heißen Sex vor der Kamera nur gespielt hatten, holten sie abends alles nach.

Julia kuschelte sich an ihren Traummann, der ihr schonend eröffnete, sie morgen in die Villa seiner Eltern zu entführen.
Aschenputtel sollte ins Schloss zu König und Königin?

Alles sträubte sich in ihr, es kam ihr zu früh. Markus erstickte ihre Proteste mit heißen Küssen, sprang aus dem Bett, kniete vor ihr.

Was wird das jetzt? dachte Julia bestürzt.

„Liebste Julia, möchtest du meine Frau werden?“

Wenn man die Richtige gefunden hat, sollte man zugreifen. Zu dem hatte Julia ihn ungewollt zu einer Entscheidung gezwungen, das eigene Leben betreffend.

Es wäre mit flackernden Kerzen, Fackeln und roten Luftballons in Herzenform, die gen Himmel schwebten, sicher romantischer gewesen – aber jetzt kniete er hier vor ihr nackt und hoffte, seine Entscheidung niemals zu bereuen.

Julia zögerte ein paar Sekunden, sie kannten sich erst wenige Tage – dann hauchte sie:

„Ja!“

Markus sprang zurück ins Bett und betupfte ihren aufregenden, schönen schlanken Körper mit tausend Küssen…

Die Villa war kein Märchen-Schloss, sondern ein zweistöckiges Gebäude mit einem gepflegten Garten.
Markus hatte gemeinsam mit Julia bei einem Goldschmied Ringe gekauft und wollte seine Eltern mit der Verlobung überrumpeln.
Noch wussten die allerdings nichts davon, dass er seine Referendar-Stelle kündigen würde.
Das musste der ihnen noch schonend beibringen.

Julia hatte Herzklopfen, wurde aber von Frau und Herrn Beyer herzlich aufgenommen.

Beim Essen eröffnete Markus seinen Eltern, dass er zeitnah eine Verlobungs-Feier wünsche.

Frau Beyer fiel der Löffel aus der Hand, aber Klaus Beyer klopfte seinem Sohn auf die Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: „Gute Wahl, die ist bildhübsch!“

Als sie die Einzelheiten der Verlobung besprachen, klingelte das Handy von Markus.
Er hatte sich ja selbst als Ansprechpartner benannt, so stand es in den Verträgen.

„Sorry, Mom und Dad, wir müssen leider sofort zur Werbe-Agentur Assmann und Partner, scheint wichtig zu sein!“

„Seit wann arbeitest Du für die? Was ist mit der Kanzlei…?“ rief Klaus Beyer seinem Sohn hinterher.

„Später, Daddy!“

Julia und Markus sprangen in ein Taxi, das Markus eilig herbei geordert hatte.

„Ihr habt nicht nur im Lotto gewonnen – ihr habt den Jackpot geknackt!“ eröffnete ihnen ein aufgekratzter Konrad Assmann, den es nicht in seinem bequemen Ledersessel hielt, er tigerte durch das Büro.

Julia und Markus schauten sich verwundert an, konnten sich keinen Reim auf die Fröhlichkeit des umtriebigen Firmen-Chefs machen.

„Unsere französische Partnerfirma in Paris ist begeistert, obwohl sie nur zwei Werbe-Spots gesehen haben! Ihr reist übermorgen nach Paris! Und es kommt noch besser: Die reichen euch sofort weiter…, haltet euch fest! Zu Jacques Bertrand und Luc Besson!“

Julia sprach fließend Französisch, freute sich auf den Trip, aber sie hatte von den Leuten noch nie gehört, obwohl sie dort mal Austausch-Schülerin gewesen war…
Sie wechselte wieder einen Blick mit ihrem Beinahe-Verlobten.

„Was? Ihr kennt die nicht?“ lärmte Assmann. „Luc Besson hat zwei Mal den César als bester Kameramann erhalten. Jacques Bertrand ist der aufstrebende Star unter den Regisseuren, so etwas wie der Steven Spielberg Frankreichs!“

Bei „Ziemlich beste Freunde“ hatte der jedenfalls nicht Regie geführt, dachte Markus.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
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Seine Demnächst-Verlobte schien sich aber auf das Abenteuer wie ein kleines Mädchen zu freuen.

Wo war der Haken? Warum sollten zwei deutsche Laien-Darsteller, die nie eine Schauspiel-Schule besucht hatten, ausgerechnet in einer vermutlich teuren französischen Kino-Produktion mitwirken?
Julia schien euphorisiert, wähnte sich bereits am Ziel ihrer Wünsche – aber Markus dachte nach.
Gesetzt den Fall, die hatten einen Millionen-Etat – warum engagierten die dann nicht französische Stars – eine Garantie für einen Kassenerfolg?
Okay, er würde mit Julia dahin fliegen und der Sache auf den Grund gehen…

„Man hatte euch eine Traumreise versprochen? Bekommt ihr: Einer der Drehorte ist in Französisch-Polynesien! Viel Spaß und Erfolg euch beiden! Ich habe Anfragen, euch betreffend, müssen wir dann später realisieren!“ sagte Assmann.

Julia hatte kaum noch hingehört. Ein berühmter Regisseur will sie haben – und Markus auch!

Wow – das Leben verlief gerade im Zeitraffer…


Nur zwei Tage später saßen sie im Flieger nach Paris-Orly, wurden sogar mit einem erhobenen Pappschild begrüßt, auf dem ihre Namen standen.
Gehalten wurde es von der Vertreterin der Partner-Werbeagentur, einer zierlichen Brünetten, die sich als Anne Beauvoir vorstellte.
Sie zwitscherte munter Französisch los und Markus verstand kein Wort, bis seine Liebste langsam begann, das Wichtigste zu übersetzen.

„Heute haben wir noch frei, morgen früh sollen wir uns in Sainte-Mandé melden, östlich von Paris, in einem Trainings-Camp…?“

Julia glaubte, sich verhört zu haben, fragte lieber noch einmal nach.

„Oui, Trainingszentrum für Stuntmen“, bekräftigte Mademoiselle Beauvoir.

„Keine Besprechung vorab mit Monsieur Bertrand? Keine Probeaufnahmen?“

„Wird später gemacht, Monsieur Bertrand ist noch in Marseille, kommt erst übermorgen“, erklärte Anne.
Sie selbst gehöre ja nicht zu der Produktionsfirma des Filmes und wisse daher auch nicht alle Details. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern.

Sie wurden in ein Hotel verfrachtet, Anne wünschte ihnen viel Spaß und Erfolg und überließ die jungen Berliner ihrem Schicksal.

„He, Paris – die Stadt der Liebe! Komm‘, Cherie, ich entführe dich jetzt auf den Eiffelturm!“ lachte Markus, wirbelte die verwirrte Julia im Hotelzimmer herum.
Er hatte sich gerade damit angefreundet, dass sie beide eine Blitz-Karriere im Film-Business hinlegten – so unwahrscheinlich das im Moment auch noch klang.
Markus ahnte – irgendwann würde das Erwachen kommen – aber das würde er seiner Julia nicht auf das süße Näschen binden…

Der Eiffelturm wäre der ideale Ort für einen Heiratsantrag gewesen – nur dumm, dass er das schon in einer kleinen Wohnung in Berlin-Neukölln erledigt hatte.
Dafür würde die Verlobungsfeier hier steigen!

Sie fuhren hoch zur Aussichtsplattform und Markus, jetzt ganz Schauspieler, wiederholte seinen Heiratsantrag, ging auf ein Knie und öffnete das Schächtelchen mit den goldenen Ringen, die sie sich gegenseitig ansteckten.

Dann küssten sie sich unter dem Beifall zahlreicher Touristen aus aller Welt.
Fast alle, vor allem die Südkoreaner und Japaner, wollten Selfies mit ihnen machen.

Irgendwann fragte auch ein Franzose, wer sie seien, sie kämen ihm bekannt vor.

Vielleicht hatte er ja im Internet schon den Spot des Deo-Herstellers gesehen, heutzutage verbreitete sich so etwas rasend schnell.

„Wir sind Schauspieler“, übertrieb Julia etwas, „und werden in dem Film ‚Jagd auf John Meyers‘ mitwirken!“

Wer hatte sich nur diesen Käse ausgedacht? Hoffentlich ist das nur der Arbeitstitel, dachte Markus, lächelte dabei weiter in die Kameras und Handys der Touristen.

Davon bekam eine Journalistin Wind, die eigentlich privat hier war, aber immer einsatzbereit.

Sie arbeitete für die Klatsch-Kolumne einer Pariser Tageszeitung und hielt beiden ein Aufnahmegerät vor die Nasen.

Da Julia Französisch sprach und sich auch als „Julie“ vorstellte, wurde sie prompt für eine einheimische Nachwuchsschauspielerin gehalten, die sich gerade mit einem Deutschen verlobt hatte.
Sie kam auch gar nicht dazu, dies richtig zu stellen, denn unentwegt prasselten die Fragen auf sie herein.

Als die Namen „Jacques Bertrand“ und „Luc Besson“ fielen, wurde die Klatsch-Reporterin hellhörig.
Sie hatte den Aufmacher für die morgige Ausgabe gefunden!

Da sie noch kein Foto hatte, mussten Julia und Markus den Kuss noch einmal nachstellen, was sie gern taten.

Die Klatsch-Reporterin war sogar geneigt, den beiden Champagner zur Feier des Tages zu spendieren, vorausgesetzt, sie gaben ihr sofort ein längeres Exclusiv-Interview.
Markus schob dem einen Riegel vor, bei ihm kam der Jurist wieder durch, denn noch war nichts unterschrieben!

„Sorry, wir müssen morgen früh raus! Nach Abschluss der Dreharbeiten können Sie uns gerne wieder kontaktieren!“

Er zog Julia, die das Bad in der Menge genossen hatte, zum Fahrstuhl.

Sie feierten die Verlobung dann für sich allein in der Bar ihres Hotels.
Markus kannte seine zukünftige Frau noch nicht lange, aber wenn sie die Lippen kräuselte und die Stirn in Falten legte…

„He, Jule, wir haben Werbung für eine Sache gemacht, die noch gar nicht in trockenen Tüchern ist! Exclusiv-Interviews können wir immer noch geben, wenn wir vielleicht einmal berühmt sind!“

Julia machte weiter einen Schmollmund, liebte aber ihren Markus viel zu sehr, um den Argumenten nicht zu folgen.
Zu dem war sie ja einverstanden gewesen, dass er als ihr Rechtsberater und Manager fungierte.

Die Champagner-Gläser klirrten aneinander. „Auf unsere Zukunft, künftige Frau Beyer!“

„Ja, auf eine glückliche Zukunft, Markus!“ Ihre Augen strahlten wieder.

Und es wurde auch wieder eine unvergessliche Nacht.
Immer, wenn sie mit Markus zusammen war, kam es Julia vor, als ob sie mehrere Männer wie bei einem Gang-Bang gleichzeitig berühren würden – dabei war es nur einer…

Der nächste Morgen holte sie in die Realität zurück.
Um sieben Uhr der Weckruf, hastiges Frühstück mit Kaffee und Croissant und ab in die U-Bahn bis zur Gemeinde Sainte-Mandé, die an das Pariser Metro-Netz angeschlossen war.

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Das Trainingsgelände erinnerte Markus sofort an die Grundausbildung bei der Bundeswehr, nur war das, was sie im Vorbeigehen sahen, noch einen Zacken schärfer. Stuntmänner und –frauen sprangen aus vier Metern Höhe auf Kartonstapel!

Weil sie geplant hatten, auch mal in einem Pariser Fitness-Studio zu trainieren, hatten sie Sportsachen dabei, wurden gebeten, sich umzuziehen.

Ihr Ausbilder stellte sich als René Fourcade vor – nicht verwandt mit den beiden Biathleten – wie er betonte und wedelte mit einer Tageszeitung, wo auf Seite Vier das Kuss-Foto vom Eiffelturm prangte.

„Herzlichen Glückwunsch!“ brüllte er wie ein Drill-Instructor.
„Nummeriert schon mal eure Knochen, damit ihr sie heute Abend wieder zusammen setzen könnt!“

Markus stand stramm wie einst bei der Bundeswehr, wagte aber den Einwand, ob sie denn hier unfallversichert seien, da sie doch noch gar keinen Vertrag…

„Natürlich seid ihr versichert! Habe aber keine Lust, den Wisch jetzt zu suchen!“

Markus schaute fragend seine Verlobte an, die nur mit den Schultern zuckte und übersetzte:

„Wir sind angeblich versichert!“ Ganz wohl war ihr dabei nicht.

Sollten sie wirklich die meisten Stunts im Film selbst machen? Warum schickte dieser Jacques Bertrand sie hierher, obwohl sie noch nicht einmal das Drehbuch gelesen hatten? Von Verträgen und Gage ganz zu schweigen…

„Keine Sorge, die richtig gefährlichen Sachen mit Feuer und Explosionen in eurem Rücken machen im Film wir!“ sagte René – aber es klang nicht wirklich beruhigend.

Fourcade testete zunächst ihre Fitness, in dem er sie ein vierstöckiges, offenes Treppenhaus hoch und runter rennen ließ und dabei die Zeit stoppte.

„Eh bien!“ Er schien halbwegs zufrieden, man hatte ihm keine Schlaffis geschickt, die jetzt schon aus dem letzten Loch pfiffen.

Dann mussten sie sich von einem Balkon zu einem anderen hangeln.
Natürlich war der Balkon nicht so hoch, wie es später im Film aussehen würde, zu dem lagen unten Pappkartons.
Nach ein paar Wiederholungen kam dann Julia doch etwas außer Puste.

„Was kommt als Nächstes?“ schniefte sie, „durch brennende Reifen springen?“

„Willkommen im Filmgeschäft, Süße! Wir machen hier nur einen Crash-Kurs für Schauspieler…“ keuchte Markus.

„Ihr habt noch Puste zum Schwatzen?“ brüllte der Drill-Instructor nach oben.

„Los, jetzt Treppe hoch und vom Balkon auf’s Dach! Glaubt mir, die Ausbildung für richtige Cascadeurs ist härter!“

Das glaubten sie ihm gerne…Aber jetzt auch noch auf’s Dach? Markus schaffte es tatsächlich und zog Julia hoch.

Nach einer Mittagspause und einer weiteren Übungseinheit am Nachmittag durften sie duschen gehen und sich umziehen.

Julia war so kaputt, dass sie in der U-Bahn, den Kopf an die Schulter ihres Markus gelehnt, einschlief.
In ihrem Traum wurde sie von einer weißen Stretch-Limousine vom Drehort zum Hotel gefahren.

Es kam auch zu keinen weiteren Aktivitäten im Hotelbett, denn als Markus aus dem Bad schlenderte, war seine Angebetete bereits wieder eingeschlafen…

Nach dem nächsten Trainingstag wagte es Julia nicht, sich nackt im Spiegel zu betrachten – sie würde anfangen, ihre blauen Flecken zu zählen.
Sie hatte die Nase voll! Was dachten sich die Franzosen?
Sie wollte endlich drehen, beweisen, was in ihr steckte…


Sie trafen sich mit Jacques Bertrand und seiner Assistentin in einem Büro der Produktionsfirma „Or la France“.
Bertrand hatte mit seinem Ansinnen, einen Kassenknüller mit Laiendarstellern aus Deutschland zu drehen, seine ursprünglichen Geldgeber gründlich verprellt und musste sich neue suchen.

Die hatte er erst gefunden, als er verkündete, den französischen Star Francois Cluzet zu engagieren – allerdings als Bösewicht.
Cluzet hatte den gelähmten Philippe in „Ziemlich beste Freunde“ gespielt.

Jacques Bertrand gab sich als väterlicher Freund, gab Julia Wangenküsschen, begrüßte auch Markus überschwänglich und entschuldigte sich dafür, dass sie zunächst diesen Grund-Kurs bei den Stuntmen machen mussten.

„Wisst ihr, bei den Außendrehs in Afrika und in der Südsee haben wir nicht immer Cascadeurs bei der Hand, so dass ihr einfache Sachen selbst machen müsst, danke für euer Verständnis!“ Bertrand ließ Kaffee servieren und überschüttete sie weiter mit einem Redeschwall, bis es Markus zu bunt wurde und er höflich ums Wort bat.

„Die Verträge und das Drehbuch, Monsieur Bertrand?“

„Aber ja, selbstverständlich, junger Mann, ich bin für euch Jacques, vous avez compris?“

„Oui, Jacques!“ strahlte Julia ihn an.

Für dieses Lächeln habe ich sie engagiert, dachte Bertrand, hoffentlich hat sie so viel Talent, wie ich vermute.
Denn ein kurzer Werbespot ist was anderes als ein ganzer Spielfilm…

Der Regisseur kam zum heikelsten Moment des Gesprächs.
Ungewollt hatte ihm die Klatschtante von der Boulevard-Zeitung eine Steilvorlage geliefert.

„Äh, Julie“, er benutzte bewusst die französische Form des Vornamens, „Du sprichst perfekt Französisch, hast Du unter deinen Vorfahren vielleicht Franzosen?“ fragte er lauernd.

„Oui, meine Urgroßmutter hatte den Mädchennamen Renard, Nachfahren in Brandenburg eingewanderter Hugenotten…“

Julia wusste nicht, was die Frage sollte und wenn dieser Jacques ein gläubiger Katholik war, wie würde er auf das Stichwort „Hugenotten“ reagieren?
Andererseits waren die Religionskriege auch schon mehr als dreihundert Jahre her.

„Trés bon! Wir möchten nämlich, dass du unter dem Künstlernamen ‚Julie Renard‘ agierst!“

Jetzt war die Katze aus dem Sack. Nur eine weitere Forderung der Produzenten.
Aber würde nicht irgendwann ein findiger Journalist heraus bekommen, dass sie eine gebürtige Deutsche ist?
Müsste man nicht eine komplette Biografie neu erfinden?

Markus wollte aufbegehren, aber Bertrand brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen.

Dann gab er die Anweisung, den Namen „Renard“ in die Verträge einzufügen und neu auszudrucken.

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„Ich weiß, was Du sagen willst, Markus, aber das französische Publikum will nun mal französische Schauspieler auf der Leinwand sehen. Wir regeln das, keine Sorge…“

Markus schüttelte den Kopf. Der Mann musste doch wissen, dass im Pass „Julia Lindner“ stand – wollten die für einen unsicheren Erfolg einen Ausweis, ja eine ganze Biografie fälschen?

„Verträge?“ murrte Markus.

„Werden gedruckt!“

„Drehbuch?“

„Kommt sofort, für jeden von euch eins.“

„Drehbeginn?“

„In dreißig Minuten!“

Es war zum Haare ausraufen mit diesen Franzosen! Ging es in der Filmbranche überall so zu? fragte sich Markus – er wusste es nicht, hatte keinerlei Erfahrung…

Bald darauf hatte Markus sein Drehbuch-Exemplar auf dem Schoss und blätterte unlustig darin.
Welchen Preis mussten sie hier zahlen für einen Erfolg, der keineswegs sicher war?

Er nahm noch einen Schluck Kaffee, der inzwischen lauwarm geworden war.

Die Verträge kamen frisch aus dem Drucker, ein Original auf Französisch für Julie, wie sie nun hieß und eine Übersetzung auf Deutsch für Markus.

Seine Miene hellte sich zusehens auf. Da war sie nun, die schon in Berlin angesprochene Vergütung im fünfstelligen Euro-Bereich!
Für satte dreißig Drehtage – was darauf hindeutete, dass man sie nicht herein gelegt hatte, tatsächlich eine Blockbuster-Produktion…

Julie schwirrte der Kopf. Paris, Afrika, Südsee, die Gage! Sie wollte Markus beinahe bitten, sie zu kneifen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte…

Sie wurden von Jacques Bertrand und seiner Assistentin, eine unscheinbare aber nicht unansehnliche Frau mit langen dunkelblonden Haaren und Brille, aufgefordert, die Verträge zu unterschreiben.

Was bei Markus als studiertem Juristen natürlich länger dauerte – er wollte alles lesen, vor allem das verflixte Kleingedruckte.

„Okay? Ab in die Maske, Probeaufnahmen!“

Markus schüttelte nicht zum ersten Mal an diesem Tag den Kopf.
Zuerst Stunt-Ausbildung, dann Verträge – und dann erst Probeaufnahmen?

Die Maskenbildnerin, die Julie in Empfang nahm und sie bat sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen, schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

„Mon dieu, was haben sie mit dir gemacht?“

Sie griff sofort zur Dose mit der Körperschminke um die Hämatome zu überdecken.

Julie und Markus sollten in einem Hotelzimmer ersten Sex haben, übereinander herfallen.

Markus war fast geneigt, richtigen Sex mit seiner Verlobten vor der Kamera zu praktizieren, damit die Orgasmen echt wirkten – aber man war hier nicht beim Porno-Dreh, sondern einem Kino-Spielfilm, da wurde gefaked.

Bertrand hatte ihnen gesagt, es wäre am Einfachsten, wenn sie so wie in Berlin agieren würden.
Man würde die Kameras einfach laufen lassen und dann sehen, ob man die Szene verwenden könne…

Julie versetzte sich für ein paar Sekunden in Meditation, schloss die Augen.
Für sie war es immer noch eine Herausforderung, ihren Körper so zu präsentieren.

Sie stellte sich einfach den ersten Sex mit Markus in Berlin nach dem Speed Dating vor und spielte es auch so.
Markus rieb seinen harten Schwanz zwischen ihren Schenkeln, ohne in sie einzudringen, seine Hände und seine Zunge waren überall – so wie sie es gewohnt war.
Sie kam zu einem Orgasmus, obwohl Markus gar nicht in ihr gewesen war.

Wie durch Watte hörte sie den Regisseur: „Grand, perfaitement!“

Der berühmte erste Kameramann Luc Besson gab auch ein Zeichen, dass er zufrieden war.
Das konnte man schneiden und verwenden. Manche Szenen allerdings nur in der DVD-Version FSK 18…

Die beiden Darsteller hüllten sich in Bademäntel und statt Schulterklopfer gab es vom Regisseur für jeden von ihnen einen Tablet-PC.

„Darauf findet ihr nicht nur das Drehbuch, sondern auch den kompletten Drehkalender mit den Orten. Für euch wurden Email-Accounts eingerichtet, die ihr bitte morgens im Hotel checkt, inwieweit es Änderungen im Plan gibt! Gedruckte Drehbücher – wie altmodisch, könnt ihr wieder abgeben…“ strahlte Jacques Bertrand.

Markus hatte nun endgültig die Gewissheit, hier bei einer Blockbuster-Produktion gelandet zu sein mit einem Millionen-Etat.
Und das Beste daran war – er war der Hauptdarsteller!

Dies trübte aber nicht seinen Blick dafür, weiter auf der Hut zu sein.
Ungeklärt war immer noch die Frage, warum gerade er und Julia – die man jetzt unentwegt Julie nannte?

Abends im Hotel lagen beide nebeneinander auf dem King-Size-Bett und lasen nun endlich das Drehbuch.

„Im Vergleich zu mir – also dem John, den ich spiele – ist ja der Edward Snowden ein völlig harmloser Dampfplauderer…“ Markus schüttelte den Kopf.

„Ich finde es spannend“, sagte Julia und küsste seine Halsbeuge.
„Klingt abenteuerlich: Ein kleiner Geheimdienstmitarbeiter in einer US-Botschaft in Westafrika gelangt an eine brisante Datei und kopiert sie. Nein, das glaube ich nicht!“ Julia blickte Markus entsetzt an.

„Die CIA wollten mit dem Ebola-Virus muslimische Rebellen in Mali und Nigeria verseuchen, einschließlich deren Frauen und Kinder?“

„Beruhige dich, Schatz, ist doch nur dem Hirn des Drehbuchschreiberlings entsprungen!“

„Ja, aber erschreckend realistisch beschrieben! Beim Transport geht etwas schief und ein Stück Urwald im Osten Guineas wird verseucht. Anfangs betrifft es nur ein paar Affen, aber die Leute sind so arm, die essen auch Affenfleisch und es verbreitet sich von da nach Sierra Leone und Liberia…“ Julia schüttelte den Kopf.

„John Meyers, den ich spiele, kann dies mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, holt unbemerkt noch ein paar brisante Dateien vom Computer seines Chefs, flieht und will dies in Europa an die Öffentlichkeit bringen…Da haben wir das erste Logik-Schlagloch: Warum flieht er nach Frankreich und nicht wie Snowden nach Russland? Verstehe, wer will…“

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„Ich verstehe es, Liebling, da triffst du mich, eine französische Journalistin und verliebst dich in sie! Ich habe eine Idee! Wir könnten doch Sex haben und trotzdem weiter arbeiten…“

Julia grinste ihn an.

„Und wie soll das gehen?“ Markus zog fragend die Augenbrauen nach oben.

„Na, ja, du beglückst mich in der Löffelchen-Stellung und ich lese dir vor, John!“

„Warum nennst du mich John?“

„Wir sind keine richtigen Schauspieler. Folglich müssen wir völlig in unseren Rollen aufgehen, um überzeugend zu wirken. Nenn‘ mich Marie!“

Sie befreiten sich von der lästigen Unterwäsche und Markus drang behutsam in sie ein.

„Wer kann bei so einer Frau schon nein sagen? Übrigens lernen wir uns erst morgen in Paris kennen, Marie…“

Julia-Julie-Marie las die entsprechenden Stellen im Drehbuch mit den Anweisungen für die Darsteller vor, musste manchmal von vorn anfangen, weil die Zeilen auf dem Bildschirm verschwammen – die Stöße wurden immer heftiger.
Irgendwann lagen die beiden Tablets auf dem Nachtschränkchen und sie wechselten die Stellung.

Julia ritt ihn ab und ihr langes seidiges Haar kitzelte seine Brust.

„Du bist wunderschön, künftige Frau Beyer, habe ich dir das heute schon gesagt?“

„Nein, aber hoffentlich sehen das die Kinogänger in ein paar Monaten genauso!“

Sie kamen beide gleichzeitig zum Orgasmus und schliefen ermattet ein.

Markus träumte davon, wie sie halbnackt vor einem Killerkommando flohen und von einem Balkon zum nächsten kletterten.
Da machte die Plackerei im Trainings-Camp der Stuntmen nachträglich doch noch einen Sinn…
Hatte er das im Drehbuch gelesen oder war es nur eine Traumfantasie?

Nach dem Frühstück mussten sie diesmal nicht mit der Metro fahren, sondern wurden wie in der Email avisiert von einem Chauffeur abgeholt.
Zwar keine Stretch-Limousine, sondern ein weißer Peugeot 406 – aber immerhin…

Julia ging noch einmal ihren Text durch. Es war nicht Markus‘ Aufgabe, über Sinn oder Unsinn des Drehbuches nachzudenken – er tat es dennoch.

„Die nächsten Drehorte sind Monrovia in Liberia und Rangiroa in Französisch Polynesien!“ freute sich neben ihm Julia wie ein kleines Mädchen.

„Das Logik-Schlagloch ist so groß, da könnte man einen Truck drin versenken“, antwortete ihr Markus mit nachdenklichem Gesicht.
„Warum flieht dieser John Meyers ausgerechnet in die Südsee und nicht wie jeder vernünftige Whistleblower nach Russland?“

„Es ist nicht unsere Aufgabe, darüber nachzudenken, sondern es zu spielen!“ belehrte ihn seine Verlobte.

Sie hatten nun gehofft, den berühmten Schauspieler Francois Cluzet am Set anzutreffen, wurden aber enttäuscht.
Die Assistentin von Bertrand erklärte ihnen, den würden sie nur äußerst selten zu Gesicht bekommen, denn er spielte ja den Koordinator eines privaten Killerkommandos, das die CIA angeheuert hatte.

Julia ahnte noch nicht, wie nahe sie dem Schauspieler kommen würde, denn es gab eine Drehbuch-Änderung, über die sie Bertrand am Set informierte.

„Marie wird bei der Flucht von John getrennt und von Truffaut, gespielt von Francois Cluzet, gefoltert, um den Aufenthaltsort des Whistleblowers zu erfahren. Sie kann einen Bewacher bezirzen, außer Gefecht setzen und fliehen. Die neueste Version wird auf eure Tablets überspielt. Catherine! Erledigen Sie das bitte“, wies er seine Assistentin an, die sofort die Tablet-PC’s einsammelte und davon eilte.

„Jetzt aber los! Ihr habt den Text drauf? Prima! Zeit ist Geld, oder wie die Amerikaner immer sagen!“

Bertrand klatschte in die Hände und startete den Countdown, in dem er alle abfragte, Ton, Licht und zum Schluss den Star, der als Einziger schon zwei Mal einen César gewonnen hatte – Kameramann Luc Besson.

Julia musste sich nur an das Speed Dating in Berlin zurück erinnern, um das erste Treffen mit Markus alias John glaubhaft zu spielen.
Das war nach dem dritten Versuch im Kasten.

Jacques Bertrand schien wieder einmal zufrieden. Es steckte auch eine Menge privates Kapital in dem Projekt – und alles nur wegen einer Wette…

Sie drehten an diesem Tag noch weitere Szenen, die in Paris spielten, wie die Flucht quer durch ein vornehmes Restaurant, vorbei an dampfenden Töpfen und Tiegeln.

In einem Hotelzimmer kamen sich der Whistleblower und die junge Journalistin zum ersten Mal näher, obwohl eine Sexszene schon abgedreht war.
Sie küssten sich zuerst scheu, dann immer leidenschaftlicher.

Es folgte noch ein anstrengender Nachtdreh, wozu man einen Teil einer Metro-Station abgesperrt hatte.
Statisten mussten beiseite springen, weil das Pärchen wieder einmal den Häschern zu entkommen versuchte.
Irgendwann nachts um halb Zwei waren auch Bertrand und Besson zufrieden und wünschten einen schönen Feierabend.

„So anstrengend habe ich mir das nicht vorgestellt, John, Markus…“ flüsterte Julia und schlief auf der Stelle ein.

Die Szenen, die eigentlich in der Botschaft in Monrovia spielten, wurden in einem Studio in Paris abgedreht.
Julia lernte eine weitere Lektion: So ein Filmdreh besteht zum Teil auch aus ermüdender Warterei, bis man dran ist.

Sie freute sich schon auf die nächste Action-Szene, wo sie von der Hand von Markus, also John, abrutschte, zurück auf einen Balkon und damit den Häschern in die Hände fiel.

Sie, die kleine Laien-Darstellerin aus Deutschland – Bertrand war von der fixen Idee wieder abgekommen, sie als gebürtige Französin zu verkaufen – würde erstmals eine Szene mit einem international bekannten Schauspieler haben! Und was für eine!

Natürlich wollte Truffaut, gespielt von Francois Cluzet, wissen, wo sich das nächste Schlupfloch des Verräters befand.
Es musste doch einen Treffpunkt geben, den sie vereinbart hatten, für den Fall, dass sie getrennt wurden!

Cluzet begrüßte Julia freundschaftlich, als wäre sie eine gute Bekannte.

Julia wusste, was da im Drehbuch stand, es würde die größte Herausforderung sein, vor der sie in ihrer noch jungen Karriere stand.

Sie stand vor dem berühmten Mimen nur in Unterwäsche, denn sie hatten wieder einmal überhastet ein Hotelzimmer verlassen.

Cluzet alias Truffaut machte zunächst das, was im Drehbuch stand. Er öffnete den BH und streifte ihn von den Schultern.

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Sie flehte beide Männer mit einem stummen Blick an, nichts preis zu geben.
Die zogen die Hosen hoch und die Reißverschlüsse zu und waren fertig, verschwanden im Minuten-Abstand aus der Bordtoilette.

Bei Julia waren nicht nur Haare, Make-Up und Kleidung durcheinander, sondern auch sie selbst.
Sie betrachtete die zerzauste junge Frau im Spiegel.

‚Habe ich das gerade wirklich getan?‘

Sie brauchte zehn Minuten, bis sie wieder Julie Renard war.
Julia Lindner in der alten Form würde es so nicht wieder geben…

Sie schlenderte, als wenn nichts gewesen wäre, am Sessel von Jacques Bertrand vorbei.

„Alles in Ordnung, Julie?“ hörte sie ihn wie durch Watte fragen.

„Alles Bestens“, lächelte sie. „Luc hat ein paar tolle Aufnahmen mehr…“

Im gleichen Moment wusste sie – wenn der Regissieur es sich anschaute, würde er Bescheid wissen.

„Was für den Director’s Cut“, schmunzelte Bertrand. Szenen dieser Art hatte er inzwischen genügend auf der Festplatte.

Zurück an ihrem Sessel ließ sie sich fallen und schlief umgehend ein.
War es wirklich das, was sie wollte, oder hatte sie einfach nur dem Druck ihres Geliebten nachgegeben?

Sie hatte wirre Träume, wurde verfolgt und es endete immer damit, dass fremde Männer sie entkleideten und überall berührten.
Sigmund Freud wäre begeistert gewesen…

Julia wachte mit Schweißperlen auf der Stirn auf, Markus hatte an ihrem Ärmel gezupft.
Eine Flugbegleiterin fragte, ob sie etwas zu trinken möchte – Sekt, Wasser, Juice?

Sie stürzte das gereichte Glas Mineralwasser herunter, nippte am Wein und schlief wieder ein.

Markus machte sich Sorgen. Hatte er seine künftige Frau überfordert?
Sie wirkte blass, zuckte im Schlaf, hoffentlich wurde sie nicht krank – gerade jetzt, wo wieder anstrengende Dreharbeiten anstanden.

Markus nahm den Tablet-PC auf den Schoss und überflog noch einmal den Drehplan der kommenden Tage.
Wie schon in Westafrika würde man in Thailand nur zwei Tage haben, ein straffes Programm.
Später in Französisch Polynesien gab es auch mal Mußestunden, wenn er das alles richtig deutete.

Markus fand zwar das Drehbuch immer noch hirnrissig – bis auf den ersten Teil mit den Affen, die sich in Guinea infiziert hatten, abgeschossen und verspeist wurden und die tödlichen Viren an die Jäger weiter gaben.
Bertrand und Besson gaben sich alle erdenkliche Mühe, etwas Vernünftiges daraus zu machen.

Vielleicht wurde es ja wider Erwarten doch ein Erfolg und ebnete seiner Julia, der er gerade vorsichtig, um sie nicht zu wecken, die Schweißperlen von den Stirn tupfte, den Weg zum Starruhm.
Für sich beanspruchte er das nicht, auch wenn er sein Bestes gab.

Markus nahm sich vor, Julia nicht mehr in solche Zwangslagen wie vorhin in der Toilette zu bringen, wenn der andere Mann schon mit geöffnetem Hosenschlitz hinter ihr stand.
Sie solle künftig selbst entscheiden, wie weit sie dieses Spiel trieben.

Der Flugkapitän verkündete den Landeanflug auf Suvarnabhumi, Bangkok Airport, in der Gemarkung Samut Prakan.

Julia war wieder wach, fühlte sich einigermaßen fit nach dem Schlaf in dem bequemen Sessel und drückte das Näschen am Kabinenfenster platt.

Es war großartig, Teil einer internationalen Filmproduktion mit entsprechendem Budget zu sein.
Ohne das Speed Dating, die Werbeaufnahmen in Berlin, wäre sie jetzt gar nicht hier.

Obwohl – Markus war nicht arm, der hätte ihr das irgendwann auch geboten, war sie sich sicher.

Das großartige Gefühl verstärkte sich noch, als sie mit Limousinen ins Zentrum kutschiert und im Mandarin Oriental Hotel am Flussufer von Thais in traditionellen Kostümen mit Wais begrüßt wurden.
Auf dem Zimmer Orchideenblüten auf den Kopfkissen und eine fantastische Aussicht.

Julia warf sich auf das King-Size-Bett.

„Ich will hier nicht mehr weg, Markus!“ jauchzte sie.

„Ich muss dich leider enttäuschen, süßeste aller Subs! Um 21:00 Uhr Besprechung in der Scirocco Bar, The Dome State Tower! Duschen und dann das kleine Schwarze!“

„Ja, Herr!“ sagte Julia und machte einen Knicks, verkniff es sich aber, mit den Augen zu rollen, was spät am Abend eine Strafe nach sich gezogen hätte.

Markus zog sich die verschwitzten Klamotten aus und schlenderte mit einem Handtuch um die Hüften hinterher.
Sie seiften sich gegenseitig ein, griffen auch mal beherzt zu – aber zu weitergehenden Aktivitäten kam es in der Duschkabine nicht – sie hatten es bereits im Flugzeug getrieben…
Bei dem Gedanken daran bekam Julia schon wieder Lust, wünschte sich, Markus‘ Finger würden länger dort verweilen, wo sie gerade waren.

Aber sie waren nicht zu ihrem ausschließlichen Vergnügen hier, was Julia das erste Mal aufrichtig bereute.
Hier müsste man mal Urlaub machen, es war fantastisch!

Sie trockneten sich ab, kleideten sich in Abendgarderobe.
Die noblen Sachen hatten sie in Paris von ihrem Vorschuss gekauft, immerhin für jeden von ihnen eine fünfstellige Summe.

Reisen, Unterkunft, Essen – all das bezahlte die Produktion, so dass man schon mal in einer Boutique in Paris shoppen gehen konnte.

Ein junger, gutaussehender Thai im bunten Seiden-Kostüm fragte sie unten nach ihren Wünschen.

Als er hörte, The State Tower, rief er sofort ein Taxi.

Minuten später stellten die beiden jungen Berliner, die noch nicht so viel von der Welt gesehen hatten, fest, dass man dahin auch hätte laufen können.
Allerdings um den Preis von Schweißflecken im Achselbereich der teuren Garderobe aus Paris, geschuldet dem Klima.

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Julia und Markus hatten kaum Zeit, die atemberaubende Aussicht von dieser Sky Bar zu genießen, da sie die Film-Crew – allesamt in bester Stimmung – bereits erwartete.

„Auf unsere Stars – Markus und…Julie!“ Jacques Betrand schwenkte das Weinglas.

Francois Cluzet und Ben Kingsley hatten schon zu viel erlebt, um es als persönlichen Affront zu nehmen.
Sie wussten: Bertrand musste die als Stars verkaufen – es steckte privates Vermögen drin und außerdem war ja da noch diese Wette mit drei Top-Regisseuren aus Frankreich…

Von der wussten inzwischen fast alle – sogar Ben Kingsley, der später dazu gestoßen war – nur die beiden naiven Laiendarsteller nichts.

Inzwischen war man sich einig, dass diese Julie Talent hatte und dieser Markus vor allem in den Action-Szenen eine gute Figur machte.
Man sparte an Doubles und Stuntmen.

Markus hatte ganz andere Gedanken: Wie sicher waren sich die Produzenten, dass es ein Erfolg wurde, wenn sie das Spesenkonto derartig belasteten?

„Wenn ich es selbst bezahlen müsste, würde ich die Kellnerin jetzt nach zwei Fallschirmen fragen“, flüsterte er seiner Julia ins Ohr, die eine Hand vor den Mund hielt, bevor sie los kicherte.

„Wie ich sehe, sind Julie und Markus gut gelaunt!“

Jacques Bertrand hatte sich erhoben und klopfte überflüssigerweise an das halbvolle Weinglas.

„Auf eine erfolgreiche Produktion ‚Jagd auf John Meyers‘! Stoßen Sie mit mir an!“

Wer jetzt eine längere Ansprache oder gar ein Arbeitsessen hoch über den Dächern von Bangkok erwartete, wurde enttäuscht.
Bertrand hatte die Location gewählt, weil hier unter anderem auch „Hangover Part II“ gedreht worden war – eine erfolgreiche Hollywood-Produktion – ein gutes Omen?

Julia und Markus hielten sich beim Essen und Trinken zurück – nicht, weil es so teuer war, sie mussten es ja nicht bezahlen – sondern weil sie von ihren Tablet-PC’s wussten, dass es morgen um 8:00 Uhr weiter gehen würde mit der wilden Verfolgungsjagd.

Gemäß Drehbuch-Änderung übernahm hier Ben Kingsley die Regie bei der Jagd auf den Whistleblower und die sexy Journalistin, während die andere Truppe unter der Leitung von Francois Cluzet alias Truffaut sich in Tahiti auf die Lauer legte, um die beiden dort abzufangen, falls sie je da ankamen.

Von den Dächern der benachbarten Hochhäuser wurde ein Feuerwerk gezündet und Julia rannte an die Brüstung, um es zu genießen.
Sie kannte den Anlass nicht – vielleicht ein buddhistischer Feiertag?

Markus legte einen Arm um ihre schmale Taille, schmiegte sich an sie.

„Ich danke dafür, dass ich es mit dir gemeinsam genießen darf!“ rief Julia, um den Lärm zu übertönen.
Sie ließ dabei offen, wem sie dankte. Gott, Buddha, dem Universum?

Feuerwerk-Gewitter über Bangkok – irgendwann einmal Blitzlicht-Gewitter in Los Angeles?
Inzwischen schien Julia nichts mehr unmöglich.
Markus wollte nicht auf die Euphorie-Bremse treten, hoffte aber, dass seine Julia nicht abhob, immer auf dem Boden blieb, auch wenn dies gerade anders war.

Nach einer kurzen Nacht, in der sie eng aneinander geschmiegt wie die Murmeltiere geschlafen hatten, nahmen sie hastig das Frühstück ein.
Das Buffett ließ keine Wünsche offen: Von thailändischer Reissuppe über Omelette bis hin zu frischen Croissants mit Marmelade gab es so ziemlich alles.

Julia nahm nur ein halbes Brötchen und exotischen Obstsalat, obwohl sie während der Dreharbeiten schon ein Kilo verloren hatte, während Markus kräftig rein haute.
Julia musste ihn bremsen.

„Denk‘ bitte an das Bad im Fluss nachher, Schatz!“

Es wurde kein Bad im Chao Phraya River, sondern es kam viel schlimmer:
Auf der Flucht – wieder einmal – mussten sie in einen schmutzigen Khlong in Thonburi springen.

Die Häscher von Ben Kingsley schossen nicht mit Patronen auf sie, sondern mit Betäubungspfeilen.
Dabei wurde eine Statistin „abgeschossen“, eine scheinbar ahnungslose Thailänderin mittleren Alters, die auf dem Khlong entlang paddelte und von der Bugwelle des Longtail-Bootes, das die Flüchtenden gemietet hatten, beinahe umgerissen wurde.

Als sie sich zeternd beschwerte, traf sie ein Pfeil – für John und Marie das Zeichen, sich mit kühnem Hechtsprung hinter eine Brücke zu flüchten.
Julia achtete sorgfältig darauf, ja kein Wasser zu schlucken, nach dem sie gesehen hatte, dass die Anwohner auch gern mal Küchenabfälle in den Kanal schütteten.

Sie schafften es, an Land zu gehen und hinter die Mauer eines kleinen buddhistischen Tempels zu fliehen, dessen goldenes Dach das flirrende Sonnenlicht reflektierte.

Luc Besson freute sich über das tolle Licht, bat aber den Regisseur dennoch darum, die Szene zum Entsetzen der Darsteller zu wiederholen.

Triefend nass und mit zerzausten Haaren gelang es ihnen, ein Tuk-Tuk zu stoppen und den Häschern wieder einmal zu entkommen.

Gemäß Skript sollte Markus alias John mit dem Gedanken spielen, in der russischen Botschaft um Asyl zu bitten, um dem aberwitzigen Treiben ein Ende zu setzen.
Er nannte dies auch als Fahrziel dem Tuk-Tuk-Fahrer – einem thailändischen TV-Serien-Darsteller, der zumindest in seiner Heimat populär war.
Bertrand und die Produzenten hatten im Hinterkopf, den Film auch in Thailand in den Kinos laufen zu lassen.

Ben Kingsley hatte seinen besten Schützen mit einem Motorrad-Taxi hinterher geschickt, der noch schneller durch die Staus von Bangkok bretterte als das Tuk-Tuk.
Vor der russischen Botschaft wurde der Chauffeur von einem Betäubungspfeil aus einer Luftdruckwaffe getroffen und Markus musste geistesgegenwärtig das Steuer übernehmen und herum reißen.

Jacques Bertrand wischte sich mit einem großen karierten Taschentuch den Schweiß von der Stirn und fragte erschöpft, ob alles im Kasten sei.
Als Luc Besson lässig die Hand hob, atmete er auf.

Im Verkehrschaos von Bangkok konnte man solche Szenen nicht beliebig wiederholen.
Sie hatten zwar die Drehgenehmigung und dank einer Spende an die Verkehrspolizei wurde sogar der Pick-Up mit der Kamera eskortiert – aber eben nicht beliebig oft.

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Der Regisseur ließ es sich nicht nehmen, die Hände flach vor dem Kinn zusammen zu legen, wie er es bei den Thais gesehen hatte – als Anerkennung für die gedeihliche Zusammenarbeit.

Der Catering-Service der Produktion verteilte gekühltes Mineralwasser, das alle gierig herunter stürzten. Ein ganz normaler Tag in Bangkok mit 34 °C – im April wäre es wärmer gewesen.

„Drehbuch-Änderung“, schniefte Bertrand. ‚Nicht schon wieder!‘ dachte Markus, sagte es aber nicht laut.
„Marie und John wissen, dass der Flughafen überwacht wird, nehmen einen Nachtbus an die kambodschanische Grenze nach Aranyaphratet, wollen illegal über die Grenze, aber ein Einheimischer erklärt ihnen, dass sei keine gute Idee, lieber ein Visa-On-Arrival. Die beiden werden zwar an der Grenze aufgehalten, sind aber den Verfolgern vorläufig entkommen, die der Meinung sind, sie fliegen direkt von Bangkok nach Auckland…“

Bertrand machte eine Pause und trank einen Schluck Wasser, das er beinahe wieder ausgespiehn hätte, da es in der kurzen Zeit handwarm geworden war.

„So, nun könnt ihr euch aussuchen, ob wir das heute Abend drehen oder morgen früh um sechs Uhr!“

„Das ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera!“ zischte Markus seiner Verlobten ins Ohr, die nur noch die dreckigen Klamotten los werden wollte und rief:

„Morgen früh, Jacques!“

„Oui, Mademoiselle, dein Wunsch ist mir Befehl!“

In Wirklichkeit war er froh darüber, denn sie hatten bisher weder Bus noch Statisten…

Julia schwitzte und fror gleichzeitig, weil die nasse Kleidung bei der rasenden Fahrt auf dem offenen Moped-Taxi zu schnell getrocknet worden war.

Die ideale Mischung für eine Erkältung. So etwas konnte man sich in den Tropen schneller als in einem europäischen Winter einfangen.

Julia überredete Markus dazu, in der Sauna den Gestank des Khlong auszuschwitzen mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass der Körper gar nicht auf die Idee käme, einen Schnupfen auszubrüten.
Nach dieser Rosskur hatte sie noch Lust, ein paar Runden im Pool zu schwimmen, während Markus sie mit dem Hinweis, seine Mails checken zu wollen, allein ließ.

Es dauerte nicht lange, da erschien ein gutgelaunter Francois Cluzet am Beckenrand – kein Wunder, der hatte heute ja auch frei gehabt – ließ den hoteleigenen weißen Bademantel von den Schultern gleiten und hüpfte zu Julia in den Swimming Pool.

„Nun, Prinzessin, alles okay?“

„Oui, inzwischen geht es mir wieder besser!“

Sie dachte an das Bad in der Dreckbrühe – verglichen damit, ging es ihr hier wirklich drei Mal besser.

Sie schwammen ein paar Runden, bespritzten sich spielerisch mit Wasser.
‚Männer bleiben in bestimmten Situationen immer kleine Jungs‘, dachte Julia und musste lachen.

„Ich will nachher gleich noch in den Wellness-Bereich zu einer Thai-Massage, hast du Lust, mitzukommen, Julie?“

„Bei so einer Thai-Massage werden Lymph-Knoten und Arterien zeitweise abgedrückt, nichts für Männer in einem gewissen Alter mit Kreislauf- und Blutdruckproblemen!“
sagte sie kess.

„Ich habe keine Probleme, du freches kleines Ding!“

Er spritzte ihr Chlorwasser ins Gesicht, immer noch besser, als welches aus einem Bangkoker Khlong.

„Kann ich das nicht machen, Francois?“ gurrte sie. Eigentlich müsste sie ihren Text für morgen früh lernen.

„Ach, ja? Und was qualifiziert dich dafür? Ein mehrwöchiger Lehrgang im Wat Pho, obwohl du erst seit gestern hier bist?“

„Eine Ausbildung zur Physiotherapeutin in Berlin“, sagte sie und kletterte aus dem Pool.

Das anschließende Medizinstudium hatte sie nach einem Semester abgebrochen.
Das wusste Markus und sie war ihm heute noch dankbar dafür, dass er es beim Speed Dating nicht an die große Glocke gehängt hatte.
Sie hatte dann eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht und in dem ungeliebten Beruf sechs Monate gearbeitet – bis zu dem Tag, als alles anders wurde – der erste Werbe-Dreh…

Francois Cluzet ließ sich weniger durch ihre Qualifikation als durch den Anblick ihres jugendlich straffen Körpers im knappen gelben Bikini überzeugen.

Sie trockneten sich ab, schlüpften in die weißen Bademäntel und fuhren hoch zu der Etage, wo ihre Zimmer lagen.
Streng genommen müsste Julia als Sub ihren Meister fragen, ob sie das machen darf.
Sie rief von Cluzet’s Zimmer aus an, obwohl die eigene Suite nicht weit entfernt war.

Markus knurrte ein „Okay“ in den Hörer, verbunden mit dem Befehl, sie solle in einer Stunde im Zimmer sein, um sich für das Dinner im Restaurant anzukleiden.

Francois Cluzet hatte die nasse Badehose gegen trockene Boxershorts getauscht und setzte sich auf einen Stuhl.

„Mein Nacken ist so verspannt, Julie“, klagte er sein Leid. Julia wusste, nahezu alle Männer sind Hypochonder, nur wenn es ernst wird, markieren sie gern den starken Mann.
Julia begann mit einer professionellen Massage, um die Nackenmuskulatur zu entspannen.

Sie wusste genau, wie das hier enden würde, und es war ihr egal, was man über sie dachte.

Julia hatte einfach Spaß daran, Männern Freude zu bereiten, immer vorausgesetzt, dass Markus es absegnete.

Cluzet musste sich auf den Bauch legen und Julia massierte weiter.
Irgendwann wurde ihr bewusst, dass sie immer noch die nassen Stofffetzen trug, streifte Bikini-Oberteil und Höschen ab und schleuderte sie beiseite.
Francois Cluzet konnte dies aus den Augenwinkeln beobachten und es erregte ihn.

Wegen der Erektion drehte er sich in Rückenlage.
Julia schüttelte die lange hellbraune Mähne.

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Julia stemmte die Fäuste in die Hüften und wollte etwas erwidern, aber wie aus dem Boden gestampft stand der Regisseur Jacques Bertrand vor ihnen am Bus.

„Kleine Krise, ihr beiden? Geht mich zwar nichts an, trifft sich aber gut: Ihr habt gerade gemäß Drehbuch euren ersten Streit, schon vergessen?“

„Nein!“ schnaubte Markus. Julia erschrak, sie hatte erstmals ihren Text nicht gelernt.

Laut Drehbuch stritten sich John und Marie im Film beim Einsteigen in den Bus um das weitere Vorgehen.
Sie wollte in Phnom Penh einem französischen Korrespondenten, der von den Gerichtsprozessen gegen die Roten Khmer berichtet hatte, das brisante Material über Ebola übergeben, während John darauf beharrte, für eine ganze Weile auf einem der vielen Atolle in der Südsee unterzutauchen.

„Die brauchen die Inseln nur mit einem Hubschrauber abfliegen, um uns zu finden!“

„Ja, aber nur, wenn sie wissen, wo sie suchen müssen“, beharrte Markus alias John auf seiner Meinung.

Sie brauchten keine besonderen Schauspieltechniken, um das glaubhaft darzustellen, sie waren ohnehin wütend aufeinander.

Da Julia ihren Text nicht drauf hatte und sich wiederholt verhaspelte, musste die ganze Szene vier Mal wiederholt werden.

Dann erst konnte sich der klapprige Bus, der rußige Verbrennungsabgase ausstieß, mit Verspätung in Bewegung setzen.
Dass dieser Teil der Produktion improvisiert war, merkte man daran, dass die Hauptdarsteller nicht in bequeme Limousinen gesetzt wurden und nur zu Dreharbeiten umstiegen, sondern in Echtzeit stundenlang bis zur Grenze durchgerüttelt wurden, was die Laune nicht gerade verbesserte.

In Aranyaprathet mussten alle aussteigen und Visa beantragen.
Normalerweise erledigte eine Filmproduktion so etwas im Vorfeld.
Julia und Markus mussten nicht so lange wie normale Reisende anstehen.

Die kambodschanischen Grenzbeamten hatten sich für Teegeld noch empfänglicher gezeigt, als die thailändischen Kollegen.
Die Schaukelei wurde auf den schlechten Straßen Kambodschas noch schlimmer.
Julia stieg bereits völlig erschöpft in Siem Reap aus und ließ sich von einer Produktions-Assistentin eine Flasche Wasser reichen.

Dann hielt sie Ausschau nach einem Imbiss-Stand, denn zu dieser frühen Stunde hatte es im Hotel in Bangkok kein Frühstück gegeben.

Jacques Bertrand ließ sich erweichen, obwohl der Drehplan keine großen Pausen vorsah. Er hatte selbst Hunger.
Julia und Markus schaufelten schweigend gebratenen Reis mit Ei in sich hinein.
Die anderen Gerichte sahen weniger vertrauenerweckend aus.

Die Regie-Assistentin kam vorbei und warnte sie, ja kein Wasser mit Eiswürfeln zu trinken.
Monsieur Bertrand würde ausrasten, wenn sie mit Durchfall auf dem Klo hockten und der ganze Zeitplan, dem sie jetzt schon hinterher hinkten, durcheinander käme.

„Markus, du hast doch immer gewollt, dass ich im gewissen Maße auch anderen Männern diene“, versuchte Julia eine Annäherung.

„Ja, aber es muss sich ja nicht gleich bis London und Hollywood herum sprechen!“ knurrte er sie an.

Julia verzweifelte beinahe. Sie hatte in Berlin einen charmanten, gutaussehenden, reichen jungen Mann kennen gelernt, der seit gestern in Südost-Asien zum Mr. Hyde mutierte.

Julia hoffte, es würde nicht schlimmer werden, aber sie sollte sich gründlich irren…

Bertrand klatschte in die Hände. „So, Kinder, genug geschlemmt, weiter geht’s!“

In einer Staubwolke kamen angemietete Pick-Ups zum Stehen und nach einer holprigen Fahrt über Straßen, die diesen Namen nicht verdienten, wurden sie in der Nähe von Battambang von einer Schar zerlumpter Kinder freundlich lachend begrüßt.

Julia’s Miene hellte sich auf. Die Leute hier sind viel ärmer als die in Thailand und dennoch lebensfroh und gastfreundlich.

Es war diesmal Jacques Bertrand’s ureigene Idee, die jungen Leute mit einem Norry, einem Bamboo Train, fahren zu lassen.
Da die Verfolgerteams nicht mehr für Spannung sorgten, musste er als Regisseur andere optische Reize setzen.

Und so etwas wie hier, gab es sonst kaum noch auf der Welt.
So ein Norry war nichts anderes als eine improvisierte Draisine, angetrieben von einem 6-PS-Motor.

Die beiden Kambodschaner freuten sich über ein paar zusätzliche Dollar.
Hinter ihnen noch eine Draisine mit dem zweiten Kameramann, auf einem Pick-Up neben den Gleisen Luc Besson.

Nach ein paar Kilometern hatte man alle Bilder eingefangen, die man brauchte.

Julia fand es schade, sie wäre gern auf Schienen bis Phnom Penh gefahren.
Ihr langes hellbraunes Haar flatterte im Wind, sie genoss die Landschaft und die frische Luft.

Alles würde wieder gut werden. Hatte nicht Markus vorhin sogar die Mundwinkel nach oben gezogen, als er in lachende Kinderaugen blickte?
Sie verabschiedete sich von den beiden jungen Kambodschanern mit Wais, wie sie es in Thailand gelernt hatte und lächelte ihnen zu.

Wieder ging es in Pick-Ups über staubige Schlagloch-Pisten bis in der Ferne im Dunst die blauen, weiß gekrönten Wellen des großen Binnengewässers Tonle Sap aufleuchteten.

Gemäß geändertem Drehbuch stiegen sie hier auf ein Schiff, das sie den Mekong herunter bis nach Phnom Penh brachte.

Es wurden wegen des engen Zeitplans aber nur wenige Szenen abgedreht, dann gingen sie zum Leidwesen von Julia wieder von Bord und rumpelten im letzten Sonnenlicht der Hauptstadt entgegen.

Phnom Penh wirkte quirlig, überall junge Leute auf Mopeds. Aber es täuschte nicht darüber hinweg:
Im Vergleich mit Bangkok’s Wolkenkratzern und mondänen Hotels war das eher ein Provinznest.

Das beste Hotel war ausgebucht, obwohl nicht mehr so viele Journalisten, Mitarbeiter der UNO und von Hilfsorganisationen im Land waren, wie noch vor ein paar Jahren.

Und im Vergleich zum luxuriösen Mandarin Oriental in Bangkok war das Billabong Hotel fast schon eine Absteige, obwohl es auch einen Pool hatte.

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