Ein Little ist eine erwachsene Person, die während einer BDSM-Session in eine kindliche Rolle schlüpft und sich wie ein Kleinkind verhält. Ein Little sucht in seinem Partner eine autoritäre Elternfigur, die es erzieht und ihm Geborgenheit bietet.
Was ist ein Little?
Wie der Name schon andeutet, handelt es sich beim Little in erster Linie um einen Fetisch aus dem Ageplay. Hierbei versetzt sich der devote Part in die Rolle eines Kleinkinds und verhält sich entsprechend kindlich. Der Begriff Little ist nicht geschlechtsspezifisch und kann für alle Geschlechter verwendet werden. Eine häufige Variante in dieser BDSM-Konstellation ist das Little Girl mit dem autoritären Daddy Dom.
Ein Little genießt es, das kindliche Ich auszuleben. Dazu kleidet es sich gerne entsprechend. Etwa in Prinzessinnenkleidern oder mit viel Tüll und Kniestrümpfen und benutzt Utensilien wie Haarreifen mit Ohren, Malbücher, Schnuller, Puppen oder Spielsachen. Kindliche Verhaltensweisen, wie in Babysprache sprechen, krabbeln, weinen, kuscheln oder eine Gute-Nacht-Geschichte hören zu wollen, können dem Little dabei helfen, den Fetisch zu praktizieren.
Im Gegensatz zu anderen BDSM-Praktiken steht für viele Littles nicht die Session im Vordergrund. Für das Little geht es hauptsächlich um das Abtauchen in ein spezifisches, inneres Befinden, wo es Verantwortung abgeben und sein inneres Kind ausleben kann. Dieser Zustand heißt Little Space.
Was ist der Little Space?
Der Little Space kann nicht nur innerhalb eines zeitlich begrenzten Rollenspiels erlebt werden. Einige Charakterzüge kann das Little auch im Alltag ausleben. Ein Care-Giver bildet hierzu den Gegenpart und gibt dem Little nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch den nötigen Schutz im Little Space. Ein Care-Giver kann das Little beispielsweise regelmäßig daran erinnern, genug zu trinken oder das Little mit Kuscheltieren beschenken.
Daddy Dom oder Mommy Dom bilden den Gegenpol im BDSM-Machtgefälle. Allerdings stehen in einer Little-Dom-Beziehung weniger sexuelle oder demütigende Aspekte im Vordergrund, als es in anderen BDSM-Dynamiken der Fall ist. Tatsächlich spielt sich bei Littles vieles auf der emotionalen Ebene ab: Im Little Space sind sie extrem zerbrechlich und können leicht verletzt werden. Sie offenbaren sich von ihrer kindlichsten und schutzlosesten Seite und brauchen daher einen Partner, der sie in ihrer Seifenblase umsorgt und diesen Raum absichert.
Wenn der Fetisch explizit sexuell ausgelebt wird oder mit härteren BDSM-Praktiken wie Spanking verbunden wird, dann wird eher von Daddy-Kink gesprochen. Wobei sich die Linien zwischen den einzelnen Begriffen nicht trennscharf ziehen lassen. Doch sie alle eint: Entgegen vieler Vorurteile hat der Fetisch nichts mit Pädophilie oder Missbrauch zu tun. Es gibt Regeln und die Beziehung lebt von Vertrauen und Respekt zwischen zwei Erwachsenen, die einvernehmlich handeln.
Wie verhält sich das Little im BDSM?
Im Little Space lässt das Little seinen kindlichen Gefühlen freien Lauf. Es spielt mit Kindersachen, benimmt sich kindlich und sucht Nähe beim "Erwachsenen" – dem Care-Giver. Unkoordinierte Gefühlsaufbrüche können genauso vorkommen, wie eine Trotzphase oder kindliches Herumalbern.
Viele Littles durchleben mit ihren Care-Givern Situationen, die bei den meisten Eltern mit Kleinkindern an der Tagesordnung sind: Regelmäßiges Füttern, gemeinsames Spielen, Schlaflieder singen oder beim Einschlafen mit dem Teddy kuscheln. All das kann Teil einer Little-Care-Giver-Beziehung sein.
Da jedes Little auf seine eigene Art im Little Space agiert, gibt es hierzu keine festen Regeln oder Muster. Alles kann, nichts muss.
Wonach sucht ein Little?
In erster Linie findet das Little im Little Space den nötigen Freiraum, um sich ganz seinen kindlichen Charakterzügen hinzugeben. Es kann seine kindliche Gefühlswelt frei ausleben und muss sich nicht verstellen.
Abgesichert wird der Little Space vom Mitspieler, dem Daddy Dom oder der Mommy Dom. Hierbei geht es nicht um eine typische Dom-Sub-Konstellation, wie bei anderen Rollenspielen im BDSM – Schutz und Geborgenheit stehen an erster Stelle. Das Little findet im Care-Giver eine Autoritätsperson, die ihm Liebe, Verständnis, Zärtlichkeit und Halt bietet. Sexuelle Handlungen spielen hier in der Regel keine Rolle, kuscheln und schmusen stehen im Vordergrund.
Das BDSM-Machtgefälle wird in der Little-Care-Giver-Beziehung auf einer weitaus softeren Ebene praktiziert, als es bei Top-Bottom-Beziehungen der Fall ist. Zwar kann der Care-Giver den Little für sein Verhalten belohnen oder bestrafen, dies findet jedoch so gut wie gar nicht durch Demütigung oder Züchtigung statt.
Stattdessen kann ein Care-Giver den Little für schlechtes Betragen ermahnen und es beispielsweise ohne Abendessen ins Bett schicken oder ihm das Kuscheltier wegnehmen. Die Strafen orientieren sich vornehmlich an Kindererziehung und können je nach Vergehen härter oder schwächer ausfallen.
Typische Belohnungen können das Erlauben von Süßigkeiten, eine Extraportion Kuscheln oder das gemeinsame Schauen eines Zeichentrickfilms sein. Auch hier steht die individuelle Persönlichkeit des Littles im Vordergrund und der Care-Giver muss abwägen, was er seinem Little zumuten kann und was nicht.
Partner, die zum Little passen
Einen idealen Gegenspieler findet das Little in einem verständnisvollen und einfühlsamen Care-Giver. Das Geschlecht des Care-Givers muss nicht zwingend konträr zu dem des Littles sein. Es gibt auch Konstellationen mit Little Girls und Mommy Doms oder Little Boys und Daddy Doms. Die Sympathie muss passen und der Rahmen des Role Plays muss für beide akzeptabel sein.
Da es für Littles keine festgeschriebene Verhaltensweise gibt, können mehr oder weniger devote Anteile vorhanden sein. Littles können einen Hang zum Dienen haben und sich nach einer starken Autoritätsperson sehnen, die ihnen klare Grenzen setzt. Ein Dom muss selbst entscheiden, ob er sich auf einen Little einlassen kann oder nicht.
Je nachdem, welches Alter das Little im Little Space einnimmt, können auch durchaus trotzige und zickige Verhaltensweisen praktiziert werden. Diese Littles gehen in Richtung Brat und können mit einem Brat-Tamer gut funktionieren.
Bei vielen Littles ist der Übergang zum Pet Play fließend, weshalb auch Owner gut als Gegenpart geeignet sind.
Was gibt es zu beachten?
Da das Little über so vielseitige Vorlieben bzw. Ausprägungen verfügen kann, müssen sich Care-Giver und Little im Vornherein klar über die Wünsche und Bedürfnisse im Little Space verständigen. Weil die kindliche Rolle hier ihre verletzlichste Seite offenbart und jeglichen Schutzpanzer abwirft, wäre es fatal, seine Grenzen zu überschreiten.
Die psychische Komponente steht hier an erster Stelle. Der Umgang mit den Emotionen des Little muss behutsam und vorsichtig erfolgen. Ebenso muss das Little klar an seinen Care-Giver kommunizieren, welche Reaktionen er durch sein Verhalten im Little Space provozieren will. Manche Littles haben den Wunsch nach intensiver Aufmerksamkeit und können im Little Space zu nervigen Verhaltensweisen greifen, um diese Aufmerksamkeit einzufordern.
Ist dem Care-Giver dieses innige Bedürfnis des Littles bewusst, darf er ihn nicht ignorieren oder gar wegschicken. Beides würde den Little verletzen und das Verhältnis zum Care-Giver schädigen. Eine offene Kommunikation und das klare Äußern von Bedürfnissen bilden die Grundlage.
Wie finde ich heraus, ob ich ein Little bin?
Hast du das Bedürfnis, deine kindlichen Seiten auszuleben? Genießt du den Zustand als Kind und findest es befriedigend, kindlich, arglos und unbeschwert zu handeln? Wünschst du dir eine erwachsene Bezugsperson, die dich autoritär an die Hand nimmt und dir einen sicheren Hafen bietet? Dann hast du ziemlich sicher die Veranlagungen für einen Little. JOYclub hilft dir gerne dabei Gleichgesinnte und passende Spielpartner:innen zu finden.
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Littles und Little Space: Passende JOYclub-Gruppen
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