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Welcher Fetisch steckt in dir?

Neigungen zwischen Füßen, Masken und Latex

Der Fetisch gilt vielen immer noch als das „Schmuddelkind“ der Sexualität. Während BDSM in der Gesellschaft immer mehr Akzeptanz und Anklang findet, stehen die meisten Menschen diesem Thema eher verhalten gegenüber – nicht zuletzt aufgrund von Vorbehalten und Vorurteilen. Dabei bieten Fetische die Möglichkeit, eine neue Perspektive auf die eigene Sexualität zu gewinnen. Grund genug, einmal hinter die Fassade zu schauen.

Ein Gastbeitrag von Pepper_Mind

Fetischismus – Klischee vs. Realität

Beim Thema Fetisch denken viele Menschen zunächst an dunkle Ecken in Clubs, Chatrooms oder Internetforen, in denen sich Unbekannte über ihre Vorlieben ausfragen. Die in der Vorstellung oft sehr plumpe Herangehensweise ist Basis für herrschende Vorbehalte und negative Gefühle dem Fetisch gegenüber. Denn abgeholt fühlen sich die meisten von dieser Art der Konfrontation nicht.

Auch meine ersten Berührungen damit fanden auf diese Art und Weise statt. Deshalb fand ich lange selbst keinen Zugang zu dieser Art von Sexualität und fragte mich, was etwa Füße, Natursekt oder Latex mit sexueller Lust zu tun haben.

Erst als ich das Thema BDSM für mich entdeckte, änderte sich mein Blickwinkel. Hier kam ich mit mir selbst und meiner Sexualität noch einmal vollkommen neu in Kontakt und fing an zu erspüren, was sich für mich wirklich gut und lustvoll anfühlt. So entdeckte ich für mich Dinge, die ich vorab niemals mit sexueller Lust in Verbindung gebracht hätte. Der Weg hin zu Fetischen war dann ein kurzer.

In der Vergangenheit hatte ich sexuelle Lust vor allem mit einer Stimulation der Genitalien in Verbindung gebracht. Durch BDSM entdeckte ich, dass sexuelle Erregung viel mehr ist: Es umfasst auch Empfindungen und Szenarien, die sich über Sinne und Kanäle erfahren lassen und die sich auf verschiedene Objekte der Begierde fokussieren können. Genau hier setzt der Fetisch an.

Welcher Fetisch steckt in dir?
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Pepper_Mind ist Psychologin und Expertin für Bondage und BDSM. In ihren Workshops leistet sie Aufklärungsarbeit rund um das Thema Sexualität und Fetisch. Als Teil des Dokumentations-Projekts PURE porträtiert sie Menschen, die sich mit ihrer Sexualität außerhalb der gesellschaftlichen Norm bewegen.

Was hat ein Fetisch mit Sexualität zu tun?

Wer nach einer einheitlichen Definition für Fetischismus sucht, findet teils sehr verschiedene Konzeptionen. Ursprünglich wurde mit dem Begriff Fetisch im kulturellen und religiösen Kontext ein Objekt mit magischen Eigenschaften bezeichnet, das aufgrund dessen verehrt wurde.

Diese Grundidee lässt sich sehr gut auf den sexuellen Fetischismus übertragen:

Es geht um Objekte, körperliche Merkmale, Materialien und Praktiken, die eine besondere Anziehung ausüben.

Für Fetischist:innen gelten diese als besonders lustvoll oder befriedigend und nehmen deshalb eine besondere Stellung in der eigenen Sexualität ein.

Beim Austausch mit anderen Fetischist:innen wird schnell klar, dass es trotz verschiedenster Ausrichtungen immer eine Gemeinsamkeit gibt – die Liebe zum Detail. Egal wie der Fetisch aussieht, es geht immer um eine ganz spezifische Empfindung, Emotion, ein äußeres Detail oder Szenario, das in Verbindung mit dem Fetisch gesucht wird. Dieses zu "finden" oder zu "erhalten" wird als ganzheitlich befriedigend erlebt. So kann etwa das Tragen eines bestimmten Materials wie Latex angenehm sein. Oder das Gefühl der Berührung in Verbindung mit diesem Material.

Andere Fetischliebhaber wiederum empfinden spezifische Gerüche wie Leder als sehr angenehm oder stimulierend. Auch bestimmte Körperteile können als schön oder faszinierend wahrgenommen werden, wenn sie gewisse Merkmale aufweisen. Dabei ist die Grenze zwischen Fetisch und Vorliebe fließend.

Strümpfe: Nur schön, oder schon ein Lustobjekt?
Strümpfe: Nur schön, oder schon ein Lustobjekt?
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Haben wir alle einen Fetisch?

In der einen oder anderen Form kennen wir wohl alle solche spezifischen Präferenzen. Doch warum bezeichnen sich einige Menschen als Fetischist:innen und andere nicht? Vermutlich, weil viele erst einmal gar nicht auf die Idee kommen, diese Art der Stimulation mit Sexualität in Verbindung zu bringen.

Gesellschaftliche Vorstellungen von Sexualität weichen häufig von der persönlichen Realität ab. Sich für einen Fetisch zu öffnen, bedeutet deshalb auch, mit sich selbst in Kontakt zu kommen und die spezifische Stimulation zu spüren – unabhängig davon, wie andere dies bewerten könnten.

Dabei kann der Reiz oder der lustvolle Aspekt an einem Fetisch individuell verschieden sein.

Nicht das Objekt oder die Praktik an sich ist für den Lustgewinn entscheidend, sondern die mit dem jeweiligen Objekt verbundenen Empfindungen und Vorstellungen.

Ein und derselbe Fetisch kann aus ganz unterschiedlichen Gründen als reizvoll empfunden werden. So sind etwa Füße für manche Menschen aufgrund äußerer Merkmale wie die Form oder Zehengröße anziehend. Andere finden es wiederum spannend, dass dieses Körperteil im Alltag in der Regel durch Schuhe verborgen ist und man es deshalb eher selten ausgiebig betrachten und berühren kann.

Der Reiz eines Fetischs kann vielfältig sein. Oftmals sind es dabei mehrere Aspekte, die als lustvoll empfunden werden, selten jedoch alle.

Wie erkundest du Fetische für dich allein?

Da Fetische oftmals nicht personengebunden sind, lassen sie sich wunderbar im Rahmen von Masturbation oder Solosex erkunden. In diesem Zusammenhang sehe ich Masturbation vor allem als eine Möglichkeit, Fantasien, Praktiken und Vorlieben in einem geschützten Rahmen zu erproben.

Ich empfehle dir, möglichst einfach und langsam einzusteigen und riskante Praktiken zu vermeiden. So kann es ein guter Anfang sein, bestimmte Kleidungsstücke oder Materialien zu tragen und erst einmal zu spüren, welche Empfindungen und Szenarien dabei auftauchen. Oder du wendest dich bestimmten Körperregionen zu und erkundest diese über Berührung, Stimulation oder bloßes Betrachten genauer.

Lesetipp: Die eigene Lust entdecken


Wenn du noch nicht so weit gehen möchtest, kann auch die bloße Vorstellung gewisser Szenarien oder das Betrachten von Foto- und Filmmaterial eine gute Einstiegsmöglichkeit sein. Setze den Fokus dabei auf das Spüren und genieße es, im Hier und Jetzt zu sein. Es ist deine individuelle Entscheidung, ob du das Erleben mit sexueller Stimulation verbindest. Für den einen reicht es zunächst aus, die Fetisch-Objekte erst mal so auf sich wirken zu lassen, während sich bei anderen die Lust auf mehr einstellt. Es gibt hierbei kein Richtig oder Falsch, sondern lediglich das was sich gut anfühlt.

Wolle als Fetisch: Mit allen Sinnen spüren
Wolle als Fetisch: Mit allen Sinnen spüren
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Wie lebst du Fetische mit einem:r Partner:in?

So lustvoll die Erkundung eines Fetischs im Soloplay auch sein kann, für viele bleibt es dennoch das Schönste, ihr Objekt der Begierde mit anderen zu teilen. Doch was tun, wenn der oder die Partner:in andere Neigungen hat? Gleichgesinnte für sehr spezifische Vorlieben zu finden, scheint auf den ersten Blick kein leichtes Unterfangen zu sein. Mit ein wenig Geduld, Flexibilität und vor allem viel Empathie ist dies jedoch gar nicht so schwer.

Denn viele Menschen stehen dem Thema Fetisch inzwischen offen und neugierig gegenüber. Nicht wenige sehen dabei auch ein großes Potenzial darin, den Partner oder die Partnerin über einen Fetisch in sexuelle Ekstase zu versetzen und an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Und empfinden dies als sehr lustvoll, auch wenn sie den Fetisch an sich vielleicht nicht teilen.

Nicht selten werden deshalb Fetische auch im BDSM-Kontext als Belohnung oder Kontrollmöglichkeit eingesetzt, was einen zusätzlichen Kick verschafft. Darüber hinaus sind die Zugänge zu einem Fetisch vielfältig, wodurch zwei Personen den gleichen Fetisch aus verschiedenen Gründen reizvoll finden können: So kann etwa ein Partner das Aussehen gewisser Körperteile wertschätzen, während der andere die Zuwendung und Aufmerksamkeit genießt.

Egal wie du Fetische in die gemeinsame Sexualität integrierst, es sollte immer freiwillig und ohne Druck geschehen. Respektiere, wenn dein Gegenüber diese Art von Sexualität nicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen erkunden möchte. Gib deinem Partner die Zeit und Möglichkeit, einen eigenen Zugang zu einem Fetisch zu finden. Dein Kopfkino ist nicht für jeden nachvollziehbar und sollte keine Voraussetzung für die sexuelle Begegnung sein.

Wenn ihr Fetische als Partner:innen erkundet, begebt ihr euch auf eine gemeinsame Reise, bei der vor allem der Weg und weniger das Ziel im Fokus steht. So bekommt ihr die Möglichkeit, einander auf einer ganz besonderen Ebene kennenzulernen.


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