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Mein Orgasmus spielt keine Rolle

Wie mich weibliche Keuschhaltung verändert hat

Fast 1.700 Tage. So viel Zeit ist vergangen, seitdem ich das letzte Mal einen Höhepunkt erleben durfte. Es war nie von vornherein so geplant, aber unser Spiel mit der Keuschhaltung entwickelte sich. Und mittlerweile fällt mir auch nur die Vorstellung schwer, dass sich das irgendwann einmal wieder ändern sollte. Für uns ist dieser Weg genau der richtige.

Ein Erfahrungsbericht von Ysandre

Keuschhaltung ist nichts für mich – oder doch?

Ich dachte, Keuschhaltung sei nichts für mich. Experimente damit gab es schon einmal, über einen kurzen Zeitraum – aber nach drei Wochen hatte ich das Gefühl, dass es dazu führt, gar kein Interesse mehr an Höhepunkten zu haben und damit auch Interesse an Sexualität allgemein zu verlieren. Das war nicht das gewünschte Ergebnis, weshalb wir es nicht wiederholten.

Durch eine weitere Beziehung änderte sich allerdings meine Einstellung. Ich wusste, dass meinem neuen Partner das Thema Orgasmuskontrolle und Keuschhaltung sehr gefällt. Neugier ist der Katze Tod, und neue Partner bringen immer auch neue Seiten an einem selbst hervor. Ihm gefiel es, dass ich recht bald schon ihm die Entscheidung überließ, wann ich kommen darf und in welcher Form.

Seine Freude daran bestätigte mich wiederum darin, diesen Weg so weiterzugehen und ihm noch größere Freude zu bereiten und mehr gefallen zu wollen.

Von 0 auf 100 – mit Pausen

Unser gemeinsamer Weg beinhaltete eine langsame Steigerung. Zuerst ging es nur darum, innerhalb unserer Fernbeziehung wenige Wochen auf einen Orgasmus zu verzichten, dann wurden daraus Monate und schließlich Jahre. Jahre, in denen er mich immer wieder bis kurz vor den Orgasmus brachte und ich dann rechtzeitig aufhören musste, um nicht gegen seinen Willen zu kommen. Jahre voller Freude, Nähe und intensiver Erregung – aber ohne Höhepunkt.

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Jetzt spüre ich nur noch Metall

Es blieb allerdings nicht nur dabei, meine Sexualität durch Regeln zu kontrollieren. Irgendwann erwähnte er Keuschheitsgürtel. Darüber hatte ich vorher nie nachgedacht. Daher verwarf ich die Idee. Auch weil mir Keuschheitsgürtel für Frauen sehr unpraktisch und wenig alltagstauglich erschienen, und dazu noch gar nicht so günstig. Die klassischen Modelle fanden wir beide optisch nicht ansprechend, sodass wir das zunächst nicht weiterverfolgten. Aber die Idee wirkte unbewusst weiter; ich fand den Gedanken an Keuschheitsgürtel zunehmend reizvoller. Und schließlich stieß ich auf den Hersteller, für den wir uns am Ende gemeinsam entschieden.

Der Keuschheitsgürtel als Symbol physischer Kontrolle
Der Keuschheitsgürtel als Symbol physischer Kontrolle
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Das erste Mal verschlossen zu werden, war schon etwas sehr Besonderes. Als ich das metallene Schild spürte, das Klicken des Schlosses hörte und sehr deutlich merkte, dass ich über diesen Bereich des eigenen Körpers keine Kontrolle mehr hatte. Dass ich ab sofort darauf angewiesen war, dass mein Partner mich aufschloss, dass ich den Keuschheitsgürtel die ganze Zeit spürte und mich immer wieder daran erinnerte, über diesen Bereich des eigenen Lebens keine Entscheidungsgewalt mehr zu haben.

Was habe ich davon?

Ein großer Teil des Reizes für mich liegt darin, zu spüren, wie sehr es mich verändert hat, keine Orgasmen mehr haben zu dürfen – sowohl körperlich als auch geistig. Früher habe ich mich schwer mit Orgasmen getan, das ist nicht mehr so.

Mittlerweile könnte ich von ziemlich vielen Dingen kommen: von Blowjobs oder davon, überhaupt etwas zu spüren.

Mein Empfinden hat sich im Bereich Sexualität sehr erweitert und dafür bin ich enorm dankbar. Zusätzlich merke ich, wie Keuschhaltung meine Fantasien und Wünsche verändert. Ich bin auf meinen Partner fokussiert, aufmerksamkeitsbedürftig und empfänglich für die Wünsche, die er äußert. Seine Wünsche werden zu meinen Sehnsüchten. Immer wieder bewusst wahrzunehmen, was für einen Einfluss die Keuschhaltung und damit er hat, ist unheimlich reizvoll für mich und macht die Erfahrung sehr real.

Und was gibt es ihm?

Er mag Kontrolle, die ihm willentlich gegeben wird. Die ich ihm willentlich gebe. Gerade über so etwas Intimes bestimmen zu dürfen und wahrzunehmen, wie mich das beeinflusst und verändert, beflügelt ihn. Und der Keuschheitsgürtel vergegenständlicht diese Lust und verstärkt sie dadurch – was es für meinen Partner noch besser macht. Er weiß zu schätzen, was ich auf mich nehme, um möglichst oft verschlossen sein zu können.

Keuschhaltung heißt für uns nicht, dass kein Sex mehr stattfindet.

Dafür stehe ich immer zur Verfügung. Es bedeutet nur, dass ich dabei nicht kommen darf und selbst keinerlei aktive Entscheidung über mein Sexualleben treffen darf.

Der Keuschheitsgürtel in Theorie und Praxis

In der Praxis ist der Keuschheitsgürtel ein Kompromiss zwischen Wünschen und der Realität. Natürlich fände ich es gut, keinen eigenen Schlüssel zu haben und immer darauf angewiesen zu sein, dass er den Keuschheitsgürtel aufschließt. Vom Prinzip her fände ich auch gut, den Keuschheitsgürtel 24/7 zu tragen und keine Ausnahmen zu machen.

Lesetipp:

Allerdings funktioniert das in meinem Alltag nur bedingt. Zum einen verbringe ich viel Zeit beim Poledance im Tanzstudio. Zum anderen gehe ich gelegentlich in die Sauna. Und zu guter Letzt greift ein Keuschheitsgürtel manchmal die Haut an, was Erholungspausen nötig macht.

Ich kommuniziere all diese Hindernisse rechtzeitig. Zusätzlich erfasse ich die Tragezeiten in einer App und schicke ihm einmal die Woche die Übersicht – auch damit das Keuschheitsgürteltragen für ihn präsenter wird. Ich spüre ihn die ganze Zeit, aber auf Entfernung hat er als aktiver Part nicht direkt etwas davon.

Was mir generell nicht erlaubt ist, sind Orgasmen, Sextoys und mich im Intimbereich anfassen zu lassen. Es ist dadurch sehr deutlich, dass es bei meiner Lust nicht um mich geht – es geht darum, ihm zu gefallen und ihm und allen denjenigen, die er aussucht, zur Verfügung zu stehen.

Lesetipp:

Lessons learned

In der Zeit habe ich gelernt, dass weibliche Keuschhaltung gar nicht so verbreitet ist, zumindest nicht über so lange Zeiträume. Und dass es nur wenige Frauen gibt, die Keuschheitsgürtel auf Dauer tragen.

Ich habe gelernt, dass mit dem richtigen Mindset Keuschhaltung für mich wunderbar funktioniert und eine große Bereicherung meines Lebens ist.

Wie viele Tage werde ich noch keusch bleiben? Ich weiß es nicht. Und selbst wenn meine Keuschheit irgendwann enden sollte, ist das noch lange nicht das Ende des Weges, den ich gemeinsam mit meinem Partner gehe.


 

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