Jeder hat seine Geschichte
Aus meiner Familiengeschichte weiß ich, dass die mit den extremsten Einstellung zu sexuellen Themen oft auch die mit den unangenehmsten traumatischsten Erfahrungen sind. Nicht immer wissen sie das. In zwei Fällen hatten wir das. Einmal war es Erfolgreiches Verdrängung einer mehrfachen Vergewaltigung in Kriegszeiten. Das Weib hat alle weiblichen Familienmitglieder über Generationen verfolgt, beschuldigt und als Flittchen dargestellt. Auch mich, damals gerade mal elf. Erst später erfuhr ich, dass sie im Krieg mehreren Soldaten zum Opfer fiel. Im anderen Fall war diejenige stark sexualisiert und es dauerte fünfzig Jahre, bis erste Erinnerungen zurückkehrten, an das was ihr im Kindergartenalter widerfahren war.
Und somit bitte ich auch für solche Leute um Nachsicht. Niemand soll über andere urteilen - zumindest nicht aburteilen. Das gilt auch für solche, die ihrerseits extrem urteilen. Man weiß nicht, wie es dazu kam, dass sie so reagieren. Und gerade in Bezug auf Traumata, weiß man heute, dass man sie seltenst auflösen kann. Selbst wenn jemand zu einer Therapie bereit/fähig ist. In der Regel gibt man Hilfen, wie sie mit dem Trauma trotzdem alltagsfähig bleiben. Aber auch wenn jemand durch starke Konditionierung und strenge Erziehung solche Gefühle gegenüber Pornografie, frei gelebter Sexualität und/oder Promiskuität gegenüber hat, dann muss man das imho genauso zugestehen.
Toleranz und Urteilsfreiheit sind keine Einbahnstraße.