Sometimespink ...
... hat eine Frage gestellt, die ich mir vor einigen Wochen noch täglich selbst gestellt habe ... aber im Gegensatz zu ihr, hab ich mich nicht getraut, sie hier so offen zu stellen ... nämlich genau aus dem Grund, weil ich dachte, ich würde andere nerven mit solchen "überflüssigen" Fragen ...
Aber wenn man ganz ganz am Anfang steht, wenn da plötzlich etwas ist, das man vorher nicht kannte, und dann liest man hier und dort über dom/dev und S/M usw., dann bleibt es nicht aus, dass man irritiert ist und sich fragt, wer oder was bin ich eigentlich?
Mein Problem lag vor allem in der Tatsache, dass ich mit Schmerzen als Lustgewinn (noch immer) nichts anfangen kann. Ich habe meinen Herrn nicht in JC getroffen. Wir haben uns in einer Internet-Community kennengelernt, wo man einfach nur Gedanken und Erfahrungen im Allgemeinen austauscht. Auf den einschlägigen Seiten sind mir nur merkwürdige Typen begegnet, bei denen ich von Anfang an kein gutes Gefühl hatte und deshalb auch kein Treffen oder längeren Kontakt wollte.
Als ich mit meinem Herrn eines Tages mal darüber sprach, wie schade es ist, dass man sich nicht einfach mal so auf einen Kaffee treffen kann, grinste er und fragte, ob nur auf einen Kaffee. Ich war mir sicher, daraus könnte auch mehr werden. Und da hat er sich "geoutet". Er brachte mir "schonend" bei, welche Neigungen er auslebt und fragte mich, ob ich damit umgehen könne. Ich ließ mir erklären, was das im einzelnen für mich bedeuten würde. Er hat gemerkt, wie ich auf seine Erklärungen reagiert habe. Also hat er mich gefragt, was ich von einem sog. Experiment halte und hat mir in den folgenden Wochen immer wieder andere Aufgaben erteilt, die ich erfüllen musste und worüber ich ihm ausführlich berichten musste.
Ich muss dazu sagen, dass er am Anfang nicht gleich die harte Schiene gefahren ist, aber er hat immer angemerkt, dass das noch nicht alles ist, und mich in Abständen immer wieder gefragt, ob ich weitermachen will.
In der Zeit ist etwas ganz Irres mit mir passiert. Es war, als hätte er eine Tür in mir geöffnet und ich stand plötzlich inmitten von Gefühlen, Wünsche und Sehnsüchten, die mir bis dahin vollkommen unbekannt waren. Ich wollte mehr und war wie im Rausch. Gleichzeitig, also zeitgleich, war ich umgeben von Ängsten und Zweifeln, wie man sie sich kaum vorstellen kann, und spürte immer mehr etwas, was mich anfangs sehr beunruhigt hat. Ich konnte hier gar nicht schreiben, hab aber Kontakt mit zwei ganz lieben Subs gehabt, die mir im Fall des Falles ihre Hilfe und ihren Rat angeboten haben.
Aber ich muss heute sagen, ich habe ein großes Glück mit meinem Herrn. Er hat mich auch auf die Entfernung immer sehr genau beobachtet in dem ,was ich ihm schrieb, wie ich auf einzelne Dinge reagiert habe und was mit mir gefühlsmäßig passiert ist. Ich war ihm gegenüber auch von Anfang total offen und habe auch die Dinge geschrieben, für die ich mich geschämt habe, wenn ich irgendwo versagt hatte. Er hat mich oft sofort nach einer Mail angerufen und mich festgehalten, mich beruhigt und versucht, mir meine Zweifel zu nehmen. Ich habe mal kurz vor Mitternacht eine Aufgabe allein im Freien zum ersten Mal erfüllt und hatte danach das Gefühl ins Bodenlose zu fallen. Ich habe ihn angerufen, obwohl er längst schlief, weil er morgens um 5 raus musste. Er war so liebevoll und fürsorglich, hat sich alles angehört und mir geholfen, das Erlebte zu verarbeiten.
Inzwischen ist es so, dass wir beide wissen, ich bin aus tiefster Seele devot, meine masochistische Neigung ist allerdings nur ganz schwach ausgeprägt. Aber das kann sich ändern und wir machen das jetzt nicht zu einem Problem. Es wurden mit der Zeit ganz langsam verschiedene Regeln aufgestellt, an die ich mich Freuden halte, natürlich auch sehr zu seiner Freude. Er liebt es, wenn er spürt, dass ich mich ihm total unterwerfe und mich komplett in seine "Hände" begebe. Ich werde irre vor Glück, wenn er mir hin und wieder schreibt, wie stolz er auf seine Sklavin ist, die sich von ihm formen und ausbilden lässt. Für mich ist es total erregend, zu tun, was er sagt, egal, wann er es sagt. Und ich habe meine Ängste inzwischen komplett verloren, er könnte von mir verlangen, etwas zu tun, was mich kaputt macht oder einfach nur nicht gut für mich ist. Bei seinen Aufgaben stellen sich mir im ersten Moment zwar immer wieder noch mal die Nackenhaare auf, aber ich spüre auch im gleichen Moment den Drang, ihm zu dienen und zu tun, was er verlangt. Das ist erregend und erfüllend zugleich. Ich vertraue ihm bedingungslos und werde in diesem Vertrauen Tag für Tag bestätigt. Die Aufgaben werden härter, aber genau das ist es, was mich erregt.
Also was ich sagen will, ich denke, ich hätte diese Frage von sometimespink auch stellen können, wenn ich es mich getraut hätte. Bitte seid nicht so hart, wenn hier Anfänger Fragen schreiben, die sich im Grunde gar nicht stellen. Die meisten Dinge kann man am Anfang nicht verstehen. Wie auch? Und vielleicht hat nicht jede Sub oder Sklavin am Anfang so einen wundervollen Gegenpart, der ihr diese Fragen, Zweifel und Ängste nimmt, wie ich einen habe. Dann brauchen wir euch Erfahrenen.
Ich bin aber sehr glücklich, in dieser Gruppe zu sein, weil ich viel aus dem, was ich hier lese, für mich herausziehen kann. Es macht mich selbstbewusster im Umgang mit meiner Devotheit, die mir selbst noch vor gar nicht langer Zeit geradezu lächerlich erschienen wäre. Aber ich denke jetzt, man muss sich seiner Natur stellen und es einfach zulassen. Dann kann man nicht nur damit leben, sondern richtig glücklich damit sein. Schade, dass ich das erst so spät erleben darf. Aber lieber spät als nie!
Euch allen noch einen noch einen wunderschönen Sonntag!
Akdeniz