Ah, endlich mal eine Gegenansicht. Danke auch dafür!
„Das Spirituelle das du ansprichst ist nicht eine spirituelle Polyamorie oder ein spirituelles Beziehungsmodell, sondern es sind Menschen die du für spirituell oder esotherisch hälst.
Das ist halb richtig, und halb nicht. Selbstverständlich ist für spirituelle Menschen nicht alles spirituell - aber selbstverständlich haben sie zu vielen Themenbereichen, gerade was die Lebensgestaltung angeht, oft spirituellen Zugang. UNd da für viele Menschen eben, wie du selbst sagst, polyamore Beziehungsgestaltung eine art Selbstfindung ist (und spirituelle Menschen oft auch gezielt nach Selbstfindungen suchen), sammeln sich im Bereich Polyamorie eben sehr viele so denkender Menschen. Vermutlich entsteht dadurch der von mir gewonnene EIndruck, man könne das Thema Polyamorie kaum losgelößt von Selbstfindungsprozessen diskutieren - genau das ist es im übrigen, was mich stört.
„ Wenn sie so sind, dann sind sie das als Mensch, nicht als Poly. Dann sind sie das im Leben, nicht in irgendeinem Teilaspekt ihres Lebens allein. Ein spirituell tickender Mensch ist in seiner Liebesweise nicht plötzlich Unspirituell.
Er ist es dort einfach nur genauso wie an der Arbeit und im Bett.
Das mag für manche zutreffen - ich habe aber auch schon Menschen kennengelernt, die in vielen Teilbereichen ihres Lebens sehr pragmatisch waren, und nur in manchen komplett gegensätzlich. So oder so aber ist das sowieso in Ordnung - es darf gerne jeder sein wie er möchte. EIne jede Gesellschaft lebt von der Vielfalt.
„Dann bräuchten wir aber kein Polyforum, da die Liebe ja auch schon vor uns da war.
Das bitte merken, darauf komme ich gleich nochmal zu sprechen!
„Die klaren Worte kannst du zum Beispiel bei mir finden. Ich habe zwar auch Spaß am Schnörkel, aber meistens glaube ich treffende einfach Worte für Jedermann zu finden. Und dabei halte ich mich für sehr spirituell, und das auch nicht nur so ein bisschen. Nur das merkt hier nur kaum jemand.
Ich behaupte: obgleich deiner tatsächlich angenehm direkten Wortwahl merkt man es in diesem Beitrag durchaus. Vor allem, wenn du sagst:
„Polyamorie ist für mich die pure Selbsterfahrung.
Ich bin dafür vielleicht zu jung. Vielleicht auch zu wenig spirituell veranlagt. Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß ist: ob ich den Begriff Polyamorie nun kenne oder nicht, es ist für mich keine Selbsterfahrung. Es ist schlichtweg, wie ich funktioniere. Es gab durchaus einen Zeitpunkt in meinem Leben, da war ich in einer Beziehung, und alle anderen Frauen waren automatisch uninteressant (auf emotionaler wie sexueller Ebene - Freundschaften sind natürlich dennoch entstanden). Aber irgendwann war dem nicht mehr so. Nicht durch einen Entschluss, nicht durch einen bewussten Prozess, und ganz ohne (damals) jegliches Wissen über den Begriff "Polyamorie". Ich hab mich eindach verliebt, obwohl ich schon verliebt war. Das war keine Selbsterfahrung, kein Lebenswandel, keine anderweitig irgendwie hervorhebenswertes Ereignis. Es ist halt einfach so. Darum bin ich poly - nicht, weil ich es gewählt habe, zu meinem Mantra auserkoren habe, lange darüber nachgedacht habe - sondern einfach nur, weil meine Gefühle eben so funktionieren.
Geht dir das anders? Denn wenn du sagst
„ Seit ich Poly lebe habe ich mich mehr verändert, als in den 43 Jahren davor.
klingt das fast, als hättest du dich bewusst dafür entschieden, dich mehrfach verlieben zu können. Hast du eine solche Kontrolle über deine Emotionen?
„PS: Wie viel Erfahrung hast du mit dem Meditieren, weißt du wovon du da sprichst?
Wenig. Die Erfahrungen, die ich damit habe, waren nichts, das ich besonders interessant empfand. Aber meine Frage war auch nicht, ob mir jemand zustimmt, dass das alles lieber in Meditationskurse gehört - sondern ob das jemand denkt. Und dafür ist MEINE Erfahrung irrelevant. (ich habe diese These tatsächlich einmal in einem Gespräch auf einem Stammtisch so gehört und für diesen Beitrag einfach übernommen)
„
Andererseits erlebe ich dich aber auch so, das du für die Dinge die dir auf den Senkel gehen die anderen in der Verantwortung siehst. Zumindest interpretiere ich es so, wie ich dich erlebe.
Absolut nicht! Ich erwarte von niemandem, sich zu Ändern, nur weil ICH das gerne möchte. Ich wünsche mir nur gelegentlich, persönliche Spiritualität beim diskutieren von Themen, die auch ohne diese auskommen, einfach mal Beseite zu lassen. So in etwa,wie du das hier tatsächlich tust. Wohlgemerkt es ist ein Wunsch (und nicht mehr), geboren aus meinem Gefühl die Dinge, die ich gerne gelegentlich diskutieren würde, selten in einem angemessenen Rahmen diskutieren zu können, weil sie stets von Lagen über Lagen an Weltanschauungen überdeckt werden,
„Da Polyamorie relativ neu ist, ist das was wir machen ein Experiment.
Hier ist jetzt der Punkt, wo ich auf deine Aussage von oben zurückkomme: wenn die Liebe doch schon immer da war, wieso sollte dann die Polyamorie neu sein? Ich glaube nicht, dass Menschen anders fühlen, weil jemand einem Beziehungsmodell einen Namen gegeben hat.
Darüber hinaus: für mich ist Polöyamorie eben kein Experiment. Kein bewusster Prozess. Kein neuer Eindruck. Für mich ist es natürlich. Es ist einfach so, wie ich eben bin. Vielleicht verstehe ich auch deshalb oftmals nicht, warum Leute so einen Rattenschwanz an persönlicher Weltanschauung und Findungsprozessen hinter sich her ziehen, wenn sie über Polyamorie sprechen, weil ich einen komplett anderen Zugang dazu habe? Genau das wäre eine Erkentnis, die ich mir erhoffe, aus diesem Thema ziehen zu können.
„Einfach nur mehrere Menschen lieben, für viele gilt: schön wärś.
Blöde frage aber.. was hindert dich daran? Ich behaupte, deine Gefühle kann nur erkennen, wem du sie zeigst. Und eine enge Freundschaft oder eine Liebesbeziehung lässt sich oftmals ohne erklärende WOrte von AUßenstehenden kaum unterscheiden. Warum sollte es nicht klappen, zu lieben wen immer man lieben will? Man muss es ja nicht in die Welt posaunen.
„Ich sehe keinen Sinn darin darüber zu diskutieren. Na ja, irgendwie doch. Du hast ja deine Fragen. Vielleicht bringen sie dir ja was. Vielleicht führt der Fred dazu, das du die anderen (die dir auf den Senkel gehen) irgendwann einfach so lassen kannst wie sie sind, und dich das ganze nicht mehr beschäftigt. Das würde ich für einen Fortschritt halten.
Oh, bitte, du missverstehst mich. Es liegt mir fern, anderen Menschen ihre Audrucksweise, innere Einstellung oder Meinung abzusprechen. Ich wünsche mir nur manchmal, Menschen würden es auch schaffen, über ein Thema zu diskutieren, ohne es mit mehreren anderen Themen untrennbar zu verknüpfen, die eben nur subjektiv, keinesfalls aber objektiv irgendetwas mit der diskutierten These zu tun haben. Ich wünsche mir, ich könne mich regelmäßig und nicht nur gelegentlich mit einem großen Perosnenkreis einfach nur über Polyamorie austauschen, ohne mit Selbstfindung, philosophischen Gedanken zum Wesen des Menschen ansich, Esoterik, ganzheitlicher Betrachtung des Menschen, Wortspielen zu "Lieben" und "Leben" und ähnlichem überschüttet zu werden.
Bittte nicht falsch verstehen: all diese Themen ahben ihre Berechtigung, sie sind mitunter sogar interessant und ich diskutiere sie gelegentlich gerne. Aber bitte für sich betrachtet. Das geht nämlich.
Ich finde es müßig darüber zu sprechen warum andere anders sind, als ich es für gut/schön/etc halte. Sie sind genauso wie du und ich, so wie sie sind. Daran wird sich nichts ändern. Was sich aber ändern darf, und dafür plädiere ich, das wir uns nicht gegenseitig anhand unserer Unterschiede bewerten und beurteilen.