Hallo Dany & Sternenwind!
Ich meine, dass es dabei weniger um eure Ausdrucksweise geht sondern eher um zu viele konkrete Inhalte. Zu früh, zu weit voraus gedacht.
Ich lese ganz gerne die Annoncen, weil ich noch überlege, ob ich womöglich selbst eine verfasse. An eure diversen Annoncen in jüngster Vergangenheit erinnere ich mich bloß vage. Hängen blieb, dass ich mich irgendwie daran stieß. "Wäre es nicht schöner, erst den Menschen kennen zu lernen?", schoß mir dabei durch den Kopf.
Ist in einer Zweierbeziehung doch auch so. Man verbringt Zeit miteinander. Man trifft sich mal an diesem, Mal an jenem Wohnort. Findet gemeinsame Hobbys. Unternimmt etwas in der näherern Umgebung beider Wohnorte. Lernt gegenseitig das nähere soziale Umfeld kennen, freundet sich auch mit dem Freundeskreis des anderen an. Und irgendwie ergibt es sich dann, dass man mehr gemeinsame Zeit am Wohnort des einen verbringt als am Wohnort des anderen. Und dann ergibt sich ganz natürlich die Frage, ob man nicht zusammen ziehen will. Ob in einer der bestehenden Wohnungen oder ob man sich gemeinsam eine größere Wohnung sucht. Und dann steht erst Mal zur Diskussion, welche Stadtviertel für beide in Frage kommen...
Und wofür auch immer man sich dann entscheidet:
Auf diesem Wege wissen beide, was für das Zusammenziehen aufgegeben wurde.
Leider habe ich es schon anders erlebt.
Das fühlte sich so richtig beschissen an.
Nach drei Wochen Beziehung wollte er, dass ich bei ihm einziehe.
Es war ein großes Haus mit großem Garten in einer schicken Gegend, mit einem tollen Kamin im Wohnzimmer, super Küchenausstattung etc.pp. Ja ich hätte sogar mein eigenes großes Zimmer gehabt. Größer als mein damaliges Wohnzimmer.
Aber darum ging es nicht.
Ich wäre in einer Kleinstadt, die ich so noch gar nicht richtig kenne... weiter weg von meinem Freundeskreis, von meiner Familie, von meinem Arbeitsplatz, von meinem Sportverein & Co., ja weiter weg von allem. Das Ergebnis wären im Schnitt 1,5 Stunden mehr Fahrzeit pro Tag gewesen.
Oh... Er lenkte ein... Natürlich müsse ich das nicht sofort. Aber langfristig solle ich es mir vorstellen können. Es wäre hier doch viel schöner.
Schöner?
Er kannte mein Leben doch noch gar nicht!
ICH fand mein Leben schön!!
Und ich hätte ihm gerne mehr davon gezeigt...
Aber ihm war sein "Traumhaus" wichtiger. Das Haus hatte er bereits und nun brauchte er dafür bloß noch das passende Inventar - pardon - die passende Frau. Ohne die Sicherheit, dass ich früher oder später dort einziehen würde, wollte er nichts mehr in die Beziehung investieren. Vielleicht hätte ich mich auf Dauer damit anfreunden können, vielleicht auch nicht. Doch er wollte dieses Verprechen nach gerade Mal drei Wochen Beziehung! Wie wichtig kann ich ihm da als Mensch sein?
Das war das Ende.
Würdelos.
Und wie unwichtig müssten mir meine Beziehungen zu lieben Menschen sein, wenn ich mich von einem Traumhaus blenden ließe?
Ich meine...
Es ist ganz natürlich, dass eure Zukunftsträume auf dem Leben aufbauen, welches ihr zwei jetzt habt. Aber ihr kennt die dritte Seite noch nicht. Kennt ihr Leben nicht. Habt noch gar keinen Begriff davon, weil ihr noch nichts mit dieser Person erlebt habt. Und wenn ihr von Liebe schreibt, dann wird die Dritte im Bunde euer beider Leben bereichern. Diese Bereicherung fehlt noch in euren Zwei-Personen-Vorstellungen. Bleibt offen für diese Bereicherung. Redet sie nicht tod. Wenn ihr eure Vorstellungen zu früh, zu konkret ausformuliert, fühlt sich der Mensch nicht mehr gemeint.
Liebe Grüße!
Galinthias