Dating fußt - besonders heutzutage - auf einfachen Aspekten. Dankenswerterweise verschiebt sich das Kennenlernen in Dating-Apps, so dass erstmals automatisiertes präzises Messen möglich ist, wo früher Umfragen mit Unsicherheiten leben mussten ("das befragte Subjekt ändert sein Verhalten durch die Tatsache der Befragung", recht frei nach Heisenberg). Wer will schon als "oberflächlich" rüberkommen?
Beim "Speed-Dating" treten diese Dinge natürlich in den Vordergrund, konnten in der realen Welt aber nie so präzise gemessen und sogar gezählt werden, sondern nur erahnt, beobachtet usw. (Menschenkenntnis/Lebenserfahrung).
Sonach suchen auf den größten Dating-Portalen der Welt ca. 80% aller Frauen Männer ab 1,80 m bzw. 6 Fuß (1,82 m), d.h. die Sucheinstellungen blenden alle anderen aus (in den USA sind das übrigens 84,5% aller Männer, die aus dem 6-Fuß-Raster fallen und den Damen nicht einmal angezeigt werden, was zum irrwitzigen Hochschnellen der Single-Zahlen in den letzten Jahren passt: Im Februar waren 63,5% (!) alle erwachsenen Männer bis 30 Singles (Frauen nur halb so viele), 30% davon auch dauerhaft sexlos (Frauen praktisch gar nicht), und nicht überraschend ist die Selbstmordrate bei jungen Männern mittlerweile um Faktoren über der junger Frauen (Pew Research Center; der "Bang" ging durch alle großen Medien in den USA und trat eine Debatte zu Social Media los).
Der Effekt dahinter nennt sich Hypergamie und würde hier zu weit führen.
Es gibt übrigens eine TV-Show aus den 80er Jahren (USA), wo ein Mann mit ca. 1,65 m zwischen mehreren 1,80+ Hünen einer Gruppe Frauen mittleren Alters gegenübergestellt wurde.
Die Frauen lehnten den Mann ab. So viel zu "Speed Dating" in den 80er Jahren - und das vor moralisierendem Publikum.
Long story short: Schon im Dating ohne spezielle - gesellschaftlich eher unterrepräsentierte - sexuelle Vorlieben führt "Speed" zu Hypergamie. In Zahlen (sorry, schon wieder...): Tinder Insights misst (!), dass 80% aller Frauen auf Tinder nur 6% derselben sehr attraktiven Männer "liken" und nur homöopathisch oft andere Männer (diese sicherlich auch sehr stark "nach oben" orientiert, d.h. nach Äußerlichkeiten usw.). Im Juni 2023 hat die App ein Feld für "Körpergröße" eingeführt, so dass man in Zukunft Personen aufgrund der Körpergröße ausblenden kann - siehe: Man reagiert auf den Bedarf der Nutzerinnen (weniger auf den Bedarf der Nutzer, denn das ist auch gemessen: Männer achten beim "liken" nicht auf Angaben der Körpergrößen in Profiltexten - das können die sich auch gar nicht leisten).
Wenn jetzt da noch BDSM aufgestülpt wird, resultiert daraus, was ich auf Stammtischen u.a. beobachte:
Ein Mann belegt die Stühle der halben Tafel mit seinem Harem. (Gerne wird - besonders in "sexpositiven Communities" - von "Polyamorie" gesprochen, wo es sich mit Abstand am häufigsten um althergebrachte Polygamie handelt; eigentlich witzig, nicht?). Hier und da das eine oder andere Paar oder die übliche Dreier-Konstellation (ein Mann, zwei Frauen).
Dazwischen sitzen nicht selten einsame Männer mit zuversichtlichen Mienen. Mit zweien (Ende 20 bzw. Mitte 30) habe ich mich im Mai nach einem BDSM-Stammtisch auf der Straße unterhalten, weil ich mehr wissen wollte: Beide waren Langzeit-Singles, unfreiwillig zölibatär lebend (meine Vermutung: beide noch "Jungfrauen"). Ja: Selbst Stammtische sind da eher der Ort, um noch frustrierter zu werden (so drückte sich einer aus). Bekommt nur keiner mit, und keiner redet drüber - wohl aus Angst vor noch mehr Attraktivitätsverlust.
Ich selbst gehe zu Partys, Stammtischen usw. praktisch nur in Begleitung einer Freundin. Eigentlich unbewusst. Bisher zumindest.
Ein solches Resultat wird auch beim Speed-Dating die Welt erhellen (sofern man genügend Menschen für den statistischen "Versuch" zusammenbringen wird): 80% der Frauen werden ca. 10% der sehr attraktiven Männer wählen - und sie sich notfalls teilen.
Wie in Non-BDSM werden viele der Begehrten dann durch den irren Ego-Boost charakterlich korrumpiert, was mir als Erklärung für die vielen Beschwerden der Damenwelt über die Arroganz "der Männer" einleuchtet.
Fazit: Für alle Beteiligten wäre ein Blick auf Charaktereigenschaften, wesentliche Wünsche (!!) für das Leben eine Beziehung (ganz groß zum Beispiel die Frage nach einem Kinderwunsch oder dagegen) sowie bei BDSM auch die wesentliche Art der Vorlieben hilfreich.
Dazu ist JOYclub nicht unbedingt das ideale Format; Kennenlernen steht nicht (mehr) an erster Stelle. Der Betreiber hat darauf längst reagiert und bewirbt auf seiner Marketing-Seite zum Anwerben neuer Mitglieder mit 1) einer begeisterten jungen Frau (die - "surprise!" - von tollen Dates frohlockt), 2) drei Paaren (die allesamt sagen, als Paare (!) dem JOYclub beigetreten zu sein)...
...sowie 3) den geilen "Live Streams" (Amateur-Pornos) für die vermutlich "78% Männer" (dem tatsächlich gemessenen Männeranteil auf den größten Dating-Plattformen), "30% davon dauerhaft sexlos" (siehe oben: Pew Research Center u.a.), worüber hier in Foren nur wenige Männer offen schreiben (doch ich fand solche Threads!).
Ich habe hier ein Experiment durchgeführt und drei Videos mit zwei Freundinnen hochgeladen, die ich in meinem Krefelder Gästehaus beim Spiel mit Nadeln und Kerzenwachs gefilmt habe:
Binnen 24 Stunden gab es
• mehrere Hundert Aufrufe
• 3 (drei!) davon waren Frauen (von denen eine nicht verifiziert war und eher wie ein Fake wirkte)
• etwa die Hälfte waren "Paare"
Angesichts der 3 Frauen (bei Hunderten Aufrufen) darf man "raten", wer sich hinter den paar Hundert "Paaren" in Wirklichkeit verbirgt: Entweder einzelne Männer mit Paar-Profilen oder Paar-Profile, die auf Initiative des Mannes hin eingerichtet und von diesem praktisch ausschließlich genutzt werden. Betrifft natürlich nicht alle - logisch!
Sorry, das war etwas weit ausgeholt, aber mir gingen gerade ein paar Dinge durch den Kopf aufgrund des "Triggers" Speed-Dating.