Leider bin ich gestern arbeitsbedingt nicht mehr dazu gekommen, an dieser lebhaften Diskussion teilzunehmen, deswegen gibt es meine Reaktion darauf erst jetzt...
Zunächst möchte ich mich für eure Antworten und Gedanken zum Thema bedanken.
Die Resonanz ist so durchwachsen, wie ich es mir vorgestellt habe, aber wesentlich größer als erwartet. Es waren auch einige sehr interessante Denkanstöße darunter und insgesamt sehr viel positiver Input.
Vor allem überrascht hat mich, wie unterschiedlich über das Aus- und Erleben von Sadismus gedacht wird, auch und gerade von Sadisten selbst. Die Thematik, dass Sadismus einen Teil der Befriedigung einbüßt, wenn das "Opfer" bereitwillig teilnimmt, hatte ich vor einiger Zeit in einer anderen Gruppe unter dem Titel
Sadismus vs. Konsens schon mal zur Sprache gebracht, deswegen werde ich hier darauf nicht näher eingehen. Viel interessanter finde ich es im Moment, dass wesentlich mehr Menschen anfangs Probleme haben, sich mit ihren Neigungen abzufinden, als ich dachte.
Ich selbst bin nun 37 Jahre alt und in den ersten drei Jahrzehnten meines Lebens war mir nicht bewusst, dass ich Sadist bin. Sadistische sexuelle Fantasien hatte ich schon in meiner Kindheit und Jugend, aber ich habe sie nicht als solche wahr genommen, mir war lange Zeit nicht mal bewusst, dass sie eher ungewöhnlich sind. Als ich dann mit dem Begriff BDSM in Berührung kam - damals war ich Anfang 20 -, kam ich zu dem Schluss, dass ich dominant bin. Sadistisch-masochistische Elemente gab es in den Spielen mit meiner damaligen Partnerin zwar auch, aber ich hatte den Eindruck, dass diese eher auf den Einfluss und den Wünschen meiner Partnerin beruhte und ihr wesentlich mehr Lust bereitete als mir.
Einige Jahre später hatte ich eine Unterhaltung mit einer FemDom darüber, dass ich in meiner Beziehung kaum noch Sex hatte und ich mich darüber ärgerte, dass meine Partnerin nicht mehr zu ihrer devoten Neigung stand. Diese FemDom meinte dann, dass ich meine Partnerin viel härter behandeln müsse, bis sie "allein davon nass wird, wenn sie hört wie [ich] den Gürtel aus den Schlaufen ziehe". Geantwortet habe ich damals "Aha, okay", gedacht habe ich "WTF??". Dieser Vorschlag entsprach einfach nicht dem, wie ich mich selbst und meine Neigungen sah.
Mit Anfang 30 hat sich dann etwas verändert, wobei ich dafür kein Schlüsselerlebnis ausfindig machen kann. An irgendeinem Punkt wurde mir einfach bewusst, dass es mir durchaus Spaß macht, Menschen - insbesondere Frauen, weh zu tun. Der entscheidende Schritt war dann meine Begegnung mit subbie und ihr schier unstillbarer Wunsch zu leiden. Obwohl sie bis zu diesem Zeitpunkt völlig unerfahren war, wollte sie immer mehr, immer höher, immer weiter, immer stärker. Anfangs habe ich sie immer wieder gebremst, weil ich der Meinung war, dass sie noch nicht so weit war und überfordert wäre, aber je länger und je mehr sie mich drängte, desto deutlicher wurde für mich selbst, wie sehr ich es genoss, sie leiden zu lassen und dass es eher meine Lust an ihrem Leid war, die mich immer wieder zögern ließ.
Es war alles andere als einfach für mich, mir einzugestehen, dass ich ein Sadist bin, dass es mich sexuell erregt, andere zu quälen, ihnen Schmerzen zuzufügen und sie leiden zu lassen. Denn obwohl ich sexuell immer sehr freizügig und selbstbewusst war, war das doch irgendwie eine Grenze, die ich nicht überschreiten wollte. Das Problem lag weniger darin, überhaupt eine Frau zu schlagen, denn auch wenn ich wusste "das macht man nicht!", war mir schon lange klar gewesen, dass manche Frauen genau "das" wollen. Rückblickend betrachtet war es wohl die Intention meines Handelns, die mir zu schaffen machte. Schlug ich eine Frau, weil
sie es so wollte, übertrat ich möglicherweise eine gesellschaftlich anerkannte Grenze, aber ich tat dies gewissermaßen auf eine Anweisung hin und mein Handeln war somit in irgendeiner Art und Weise legitimiert. Schlug ich jedoch eine Frau, weil
ich es wollte, tat ich das ohne diese "Legitimation", ich allein trug also die Verantwortung für diese Grenzüberschreitung und mein Handeln.
Heute erscheint mir mein damaliges Zögern schon beinahe lächerlich und es ist nicht einfach, all diese Überlegungen und Emotionen jetzt nachzuvollziehen, denn ich habe schon seit einer ganzen Weile meinen Frieden mit meiner sadistischen Neigung geschlossen. Es macht mir großen Spaß, Menschen zu quälen und es erregt mich tierisch. Und je härter und erbarmungsloser ich dabei vorgehe, desto größer werden Spaß und Lust.
Natürlich gibt es auch heute noch Grenzen und Tabus für mich und auch wenn ich es manchmal bedauere, ist es nach wie vor von größter Bedeutung für mich, dass mein Handeln stets einvernehmlich ist. Aber ich schäme mich vor niemandem für mein Tun und die Lust, die ich daraus erfahre, auch nicht vor mir selbst. Und ja, ich bin auch ein Stück weit stolz auf mich. Weniger auf die Tatsache an sich, dass ich Sadist bin, sondern vielmehr auf den Umstand, dass ich damit zurecht komme, dass ich ohne Gewissensbisse sagen und denken kann "Ich bin Sadist."