Fürsorge und Nachsorge (in Spielbeziehungen)
Heute will ich mal ein Thema ansprechen, das mir eigentlich schon eine ganze Weile, seit meinem ersten SM-Erlebnis im April diesen Jahres, auf dem Herzen liegt.Bisher war mir eine Liebesbeziehung mit einem Dom nicht vergönnt, so daß ich nur von Spiel- und Gelegenheitsbeziehungen ausgehen kann. Aus diesem Bereich habe ich drei verschiedene Arten der Fürsorge für die bespielte Sub (also mich) festgestellt. Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, daß keine davon wirklich empfehlenswert ist, aber weil ich sehr unsicher bin in dem, was ich "verlangen" kann oder ob ich vielleicht zu viel erwarte, würde ich gerne mal eure Meinung dazu hören:
Bei meinem allerersten SM-Erlebnis habe ich mich heftig überfordert, weil ich keinerlei Gespür für Verhältnismäßigkeit, meine Grenzen etc. hatte und mich nicht traute, das Codewort auszusprechen. Es war ein Spiel mit einer Bekannten und ihrem Freund, der mich nicht kannte. Die Session endete nach etwa einer Stunde damit, daß ich in den Raum mit meinen Klamotten geführt wurde, Augenbinde ab, mich angezogen habe und zur Tür rausgeschoben wurde. Ein Gespräch mit meiner Bekannten fand danach nicht mehr statt, erst einige Wochen später. Da äußerte sich meine Bekannte so begeistert über die gemeinsame Session, daß mir mein Unwohlsein hinterher dann doch sehr überzogen vorkam und ich nichts mehr sagte.
Als ich mich dann im Sommer verliebte (er aber nicht) und wir ein paar schöne Wochen verbrachten, wurde nach den Sessions zwar immer gekuschelt und geknutscht, aber Gespräche über Gefühle oder "wie hat dir dies oder jenes gefallen" gab es praktisch gar nicht. Stattdessen konnte/durfte/sollte ich eine Art Sub-Tagebuch führen, das er dann las und somit wußte, wie es mir nach unserem letzten Treffen gegangen war. Das Schreiben half zwar, aber es fehlte irgendwie doch der direkte Zusammenhang.
Auch in meiner bisher letzten Spielbeziehung fand keinerlei Reflektion oder Nachsorge statt. Aufstehen, anziehen, tschüß und danach kein Kontakt mehr bis zum nächsten Anfordern. In dieser Spielbeziehung habe ich sehr darunter gelitten, denn das Geschehene mußte ich verarbeiten, ohne jede Möglichkeit, meine Bedenken, Sorgen, Wünsche etc. dem Dom mitzuteilen. Im Gespräch mit einem sehr fürsorglichen Mann ist mir dazu auch noch aufgegangen, daß auch der körperliche Aspekt völlig ignoriert wurde, ich hätte nach einer Session die Treppe runterfallen können, ohne daß "mein Herr" es bemerkte oder sich groß dafür interessierte...
Was mir sehr schwerfällt ist, Forderungen zu stellen, von denen ich nicht weiß, ob der andere sie vielleicht ablehnt. Dazu gehört auch ein Gespräch über die gerade erlebte Session. Ist es zu "technisch" oder vielleicht störend für das Kopfkino des anderen, hinterher zu sagen "die Schläge waren schon ziemlich hart an der Grenze für mich" oder "das hat mir sehr gefallen" oder "dies und jenes hat mich irgendwie sehr verunsichert"? Sollte ich als Sub versuchen, mit meinen Empfindungen selber klarzukommen (da in einer Spielbeziehung ja keine emotionale Verpflichtung besteht), oder "darf" ich den Dom damit "belasten"?
Ich schreibe das hier absichtlich in die BDSM-Gruppe und nicht die Sub-Gruppe, weil es mir sehr wichtig ist zu erfahren, wie auch die dominanten Mitleser darüber denken.