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Public Disgrace

Das Spiel mit der öffentlichen Demütigung

Public Disgrace bedeutet so viel wie "öffentliche Demütigung". Eigentlich geht man davon aus, dass niemand öffentlich sexuell vorgeführt oder benutzt werden möchte. Sina S. tauchte in eine Welt ein, in der genau das einen Kick erzeugt, der die Beteiligten förmlich fliegen lässt.

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Public Disgrace: Wenn Personen öffentlich sexuell zur Schau gestellt werden

Wie nähert man sich als Schreiberling einem Thema, das man mit Hilfe des Internets sehr gut, unzweideutig und undezent auch ohne viele Worte erklärt bekommen kann? Wenn man "public disgrace" an die Suchmaschine verfüttert, wird man schnellstens auf alle möglichen Seiten mit höchst pornösem Inhalt verwiesen. Bilder sagen ja manchmal mehr als tausend elaborierte Ausführungen.

  • Public = öffentlich, jederzeit sichtbar bzw. zugänglich von unbeteiligten Menschen. Menschen, die dann allerdings dadurch, dass sie zuschauen, sehr schnell zu Beteiligten werden.
  • Disgrace wird mit Wörtern von verschiedenster Konnotation übersetzt. Von der religiös geprägten "Schande" bis hin zur simplen "Schweinerei" findet sich im Wörterbuch alles Mögliche.

Wir haben es hier also mit öffentlich getriebenen Ferkeleien zu tun. Um noch deutlicher zu werden: Es geht darum, dass Personen (sehr oft Frauen, aber dennoch natürlich von Männern erlebt) in einem öffentlichen Raum sexuell zur Schau gestellt werden und dass dadurch bei diesen Personen ein Gefühl der Scham oder der Erniedrigung entsteht.

Ergänzend zu Sina S. Ausführungen baten wir Link, selbst eine große Anhängerin des Public Disgrace, uns zu erklären, wo für sie der Kick dieser Spielart liegt.

Der Reiz von Public Disgrace

Schon Jahre vor der ersten realen Umsetzung hatte ich verschiedene Public Disgrace Szenarios im Kopf. Wie viele devote Frauen hatte ich diverse Unterwerfungs-, Demütigungs- und Vergewaltigungsfantasien. Glücklicherweise habe ich mit meinem Mann nicht nur den passenden Gegenpart hierzu, sondern auch einen, der imstande ist, solche Fantasien in die Realität umzusetzen. Denn natürlich braucht man, wenn man solche Kopfkino-Filme auslebt, auch einen starken Partner, dem man hundertprozentig vertrauen kann.

Es gab für mich in diesem Bereich schon die unterschiedlichsten Situationen, angefangen von sehr kleinen privaten Inszenierungen über halb spontane Aktivitäten in Clubs oder Kinos bis hin zu Vorführungen und Zurschaustellungen mit "Freigabe zur Benutzung" auf größeren Party-Events.

Gleich ist immer die Nervosität und Aufregung im Vorfeld, weil ich nie genau weiß, was genau passieren oder von mir erwartet wird. Ich persönlich kann mich in diesen Situationen am besten fallen lassen, wenn entweder das Publikum (egal ob aktiv oder inaktiv) mir fremd und anonym ist, oder wenn ich die Augen verbunden bekomme. So kann ich mich leicht meinem Kopfkino hingeben, indem ich eben denselben Kopf einfach ausschalte und alles "passieren lasse".

Es ist eine Ausdrucksform unserer Liebe füreinander.

Irgendwann im Laufe eines solchen Abends (oder Tages Tag) geht dieses Sich-treiben-lassen dann scheinbar unbemerkt so weit, dass ich aus meiner naturgegebenen passiven Rolle in eine aktive hinübergleite. Aber all dies geschieht nicht wirklich im oder mit dem Kopf, es ist ähnlich, wie wenn bei einer ausgiebigen SM-Session der Übergang ins "Fliegen" erfolgt, wo man zwar noch da ist (also keineswegs einer Ohnmacht nahe), aber doch in einem schönen, rauschähnlichen Zustand.

Also für mich gehört all dies dazu: Die Anspannung und Aufregung vorher. Die Ungewissheit, was passieren wird und gleichzeitig die Sicherheit, dank meines Mannes. Dann die Angst, nicht perfekt genug zu sein und doch zu merken, dass man irgendwie im Mittelpunkt steht. Und schlussendlich das Abfallen der Anspannung irgendwann. Besonders gut war der Abend, wenn mein Mann mir hinterher sagt, er wäre stolz auf mich, dann bin ich es selbst auch. Und stolz auf ihn, denn ich denke, so was für seine Frau umzusetzen, kann oder will auch nicht jeder. Es ist, auch wenn das befremdlich klingen mag, eine unserer / eine meiner Ausdrucksformen unserer Liebe füreinander.

Ist Public Disgrace BDSM?

Erniedrigung? Klingt nach BDSM-Kontext? Jein. So wie viele Spielarten und Szenarien kann man auch Public Disgrace nicht eindeutig und vor allem nicht ausschließlich dem BDSM zuordnen und zwar aus dem Grund, dass es oft eine sehr subjektive Sache ist, was man noch als ganze "normale" Sexspielerei empfindet und was man schon als BDSM bezeichnen würde.

Die einen kratzen, beißen, schlagen und erniedrigen sich in ihrer Leidenschaft gern beim Sex, kämen aber nie auf die Idee, sich den BDSMlern zuzuordnen. Wieder andere halten es schon für eine exotische Neigung, wenn jemand sich von einem Lederrock oder von hohen Stiefeln angezogen fühlt. Was genau ist noch "normal", was ist schon Neigung? Oder in unserem Fall, wo fängt das Spiel mit der öffentlichen Bloßstellung an?

Maledom und Femsub: Das JOYclub-Paar MeaCara bei der Erziehung.
Maledom und Femsub: Das JOYclub-Paar MeaCara bei der Erziehung.
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Ist es erst dann Public Disgrace, wenn wirklich für alle sichtbar Sex praktiziert wird? Wenn nackten Frauen in aller Öffentlichkeit Körperteile und Gegenstände in sämtliche Öffnungen geschoben werden? Weit gespreizte Beine vor geladenem Publikum? Sklavenauktion mit Bewertung des Dental-, Vaginal- und Analzustandes? Gruppenbesamung unter den Augen vieler Beteiligter und Zuschauer?

Der Vorgeführte liebt die Überwindung aller Schamgrenzen und den inneren Kampf.

Dies alles sind extreme Formen, die sicherlich ihre Liebhaber haben, die aber auf viele sehr krass wirken. Was daran kickt? Viele Liebhaber dieser Spielvarianten von Public Disgrace beschreiben, dass es hier für den Vorführer um Machtausübung geht und darum, zu spüren, dass der Vorgeführte zu grenzenlosem Gehorsam und zu absoluter Unterordnung bereit ist. Der Vorgeführte liebt die Überwindung aller Schamgrenzen und den inneren Kampf; zwischen dem nachvollziehbaren Impuls, sich zu verweigern, und dem Antrieb, dem Vorführer zu beweisen, wie grenzenlos die eigene Hingabe ist, welches Opfer er zu bringen bereit ist. Sehr psychologisch, sehr BDSM.

Public Disgrace, das Spiel mit dem Schamgefühl

Ganz so extrem muss das Spiel mit der öffentlichen Entblößung aber gar nicht sein, um ein prickelndes Lustgefühl zu erzeugen. Denn was anderes ist denn der Satz "Schatz, heute trägst Du bitte kein Höschen, wenn wir ausgehen" als das Spiel mit der Gefahr, von Fremden in seinem sexuell motivierten Tun gesehen, ja ertappt zu werden? Was anderes ist das Spiel mit einem eingeführten Vibro-Ei, dessen Fernbedienung bei ihm bleibt und das er einschaltet, während das Paar in einem sündhaft teuren Restaurant zu Abend isst? Was anderes ist es, wenn sie einen kurzen Rock trägt und er sie im abgedunkelten Kino fingert?

Public Disgrace ist ein Spiel mit dem Schamgefühl, mit dem kleinen Unterschied zwischen der Angst, entdeckt zu werden, und dem Kick, den es bereitet. Scham davor, dass etwas öffentlich gemacht wird, das eigentlich der Privatsphäre zugedacht ist. Wenn etwas gezeigt wird, was eigentlich im Verborgenen stattfinden soll, dann kommt man sich ungeheuer unanständig vor und das macht den Reiz aus.

Sonntagsspaziergang oder Demütigungstour? Das JOYclub-Paar Lilieth.
Sonntagsspaziergang oder Demütigungstour? Das JOYclub-Paar Lilieth.
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Den Grad der Demütigung, der bei Public Disgrace erwünscht ist bzw. in Kauf genommen bzw. als luststeigernd empfunden wird, ist individuell. Eine Frau, die von einem Vibro-Ei zum Orgasmus in aller Öffentlichkeit gezwungen wird und sich mit hochrotem Kopf auf die Lippe beißt, um nicht entlarvend aufzuschreien, kann von dem Erlebnis ebenso aufgewühlt – und angeturnt – sein wie ein Sklave, der auf der Straße hinter seiner Domina am Halsband hergeführt oder gezwungen wird, ihr im voll besetzten Eiscafé die Stiefel zu lecken. Oder wie eine Frau, die in einen BDSM-Zirkel eingeführt wird, indem sie vor Publikum nackt auf einer Bühne präsentiert wird und dort von verschiedenen Männern benutzt werden darf.

Lust an Schmerzen?

Public Disgrace: Was heißt Öffentlichkeit?

Man könnte einen Unterschied machen zwischen tatsächlich ahnungsloser Öffentlichkeit, die keinen sexuellen Kontext vermutet, und der Semi-Öffentlichkeit in einem Swinger- oder BDSM-Club, also einer Umgebung, in der man sexuell motivierte Handlungen vermutet oder erwartet. Hat der Vorgeführte eine exhibitionistische Ader, so macht letzteres vermutlich weniger Sinn und weniger Lust. Denn ein Exhibitionist mag die Schrecksekunde des ahnungslosen Unbeteiligten und das geht nur in einer Öffentlichkeit, die frei von sexuellen Kontexten und Erwartungen ist. Das kann auch mal grenzwertig werden, denn nicht jedes Mitglied dieser Öffentlichkeit möchte ungebeten in sexuelle Handlungen fremder Menschen mit einbezogen werden.

Schnell ist die Grenze zum öffentlichen Ärgernis überschritten.

Je nachdem, wie spontan agiert wird, können auch mal unbeabsichtigt Minderjährige Zeugen werden und dann ist die Grenze zum öffentlichen Ärgernis auch schon überschritten. Wer sich also in die ganz öffentliche Öffentlichkeit begibt, sollte ein gutes Fingerspitzengefühl dafür mitbringen, was noch prickelt und was arglose Beteiligte schon ärgern könnte.

Ein – wie ich finde – sehr schönes Beispiel für ein gelungenes Public-Disgrace-Szenario ist die Entscheidung eines dominanten Mannes, seiner submissiven Partnerin die Handschellen vor dem Besuch eines Nachtclubs nicht abzunehmen. Der Versuch, das entlarvende Accessoire mit einem Schal oder einer Handtasche zu verbergen und es doch manchmal nicht zu schaffen, sodass das Metall im schummrigen Licht aufblitzt, wenn das Paar tanzt oder im Separee einen Cocktail trinkt – das kann sehr sexy wirken und dürfte selbst für Beobachter, die keine BDSMler sind, kein Ärgernis darstellen.

Public Disgrace: Kontrolle vs. Hingabe

Ob nun diese abgeschwächten Formen des Spielens mit dem Entdecktwerden durch die Öffentlichkeit der Definition von Public Disgrace entsprechen oder ob die Bezeichnung so eng gefasst werden sollte, dass wirklich nur die öffentliche Erniedrigung eines submissiven Parts durch Entkleiden, Fesseln, Bestrafungen und alle Arten direkter sexueller Handlungen gemeint sind, das ist sicher Auslegungssache. Und ob diese sehr direkte Konfrontation einer ungefragten Öffentlichkeit mit sexuellen Akten sein muss, ist sicherlich auch diskussionswürdig. Das Prickeln entsteht in jedem Falle dadurch, dass etwas dem Geheimen und Privaten entrissen und fremden Blicken zugänglich gemacht wird.

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Wer den Partner in eine solche Situation bringt, übt ein Höchstmaß an Kontrolle und Macht aus. Wer sich in eine solche Situation bringen lässt, beweist damit ein Höchstmaß an Hingabe, denn er setzt sich bewusst über angelernte und gesellschaftlich anerkannte Grenzen von Scham und oft auch von Würde hinweg. Wie extrem ein solches Szenario ausgespielt werden muss, hängt sicherlich vom Mut beider Partner und von der Vertrauensebene zwischen den Partnern ab.

Je größer das Vertrauen, desto stärker der Wunsch nach Hingabe und desto intensivere Gefühle können entstehen und auch aufgefangen werden. Es muss beim Public Disgrace nicht immer der praktizierte Geschlechtsverkehr vor aller Leute Augen sein, oft reichen sehr viel kleinere und subtilere Gesten aus, um in einer Form von Dialog mit Unbeteiligten zu treten und um ein kleines Machtspielchen zwischen den Partnern zu entfachen.

 

Die Autorin Sina S.

Public Disgrace

Sina arbeitet freiberuflich als Redakteurin, Texterin, Autorin und Übersetzerin. Ihre Texte zum Thema Liebe, Sex, Beziehung und Familie erscheinen regelmäßig online oder in Print-Magazinen. Erotische Kurzgeschichten von ihr sind bereits in mehreren Sammelbänden erschienen. Ihr Herz gehört ihrer Heimatstadt Hamburg, aktuell lebt sie mit Mann und Sohn in Nordrhein-Westfalen.
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Wie weit kann darf soll Top in der Öffentlichkeit bezüglich Demütigung gehen...


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