Devina ist devot. Dominik ist dominant. Für die beiden ist das etwas ganz Normales. Diese Eigenschaften sind Teil ihrer Charaktere und lassen sich deshalb nicht auf das Sexleben beschränken. BDSM ist Teil ihres Alltags – der Alltag einer SM-Beziehung. Wir haben das Paar alias SMart nach eben diesen Erfahrungen gefragt und spannende Antworten bekommen.
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Der Alltag einer SM-Beziehung
Was heißt es, BDSM nicht nur im Schlafzimmer auszuleben, sondern in seinen Alltag zu integrieren?
Dominik: Für viele Paare ist SM nur ein Rollenspiel, das sie im Bett ausleben. Für andere ist SM Lebensalltag – wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Wir leben SM permanent, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Für uns ist SM alltäglich und mehr als nur eine sexuelle Vorliebe. Es ist eine Lebensphilosophie.
Wie kann man sich einen typischen Tag in einer SM-Beziehung vorstellen?
Devina: Unser Tag beginnt damit, dass der Wecker klingelt. Dominik bestimmt, wann wir aufstehen. Während ich den Frühstückstisch decke, holt Dominik die Zeitung. Den Tisch räumen wir gemeinsam ab und den Abwasch macht ein Geschirrspüler. Während Dominik schaut, was für den Tag so geplant ist, füttere ich unsere Haustiere. Dann gehen wir zur Arbeit oder zu anderen Terminen – also eigentlich nicht viel anders als bei anderen Paaren.
Eine SM-Beziehung zu führen, heißt ja nicht, dass der Herr auf der Couch liegt, während die Sklavin den ganzen Tag um ihn herum putzt und keinen eigenen Willen hat. Es ist vielmehr so: Ich stehe gerne auf und bringe ihm ein Glas Wein, wenn er auf der Couch liegt. Und dann lege ich mich zu seinen Füßen – nicht an seine Seite.
Gleichberechtigung trotz Dominanz: Freiwilligkeit und Kommunikation sind wichtig
Es gibt also eine klare Aufgabenteilung. Wie steht es da um die Gleichberechtigung?
Dominik: Ja, wir haben eine klare Aufgabenverteilung. Zum Beispiel schüttelt sie abends die Betten auf und ich stelle derweil den Wecker. Ich weiß nämlich, wann wir aufstehen müssen. Sie weiß hingegen, dass sie mich vor dem Verlassen des Hauses noch einmal über ihr Outfit schauen lassen soll. Und wenn sie Geld braucht, lässt sie es sich von mir geben. Ich verwalte unsere Finanzen.
Das mag sich nicht nach Gleichberechtigung anhören, aber bei der Festlegung der Aufgabenteilung herrscht Gleichberechtigung. Ich zwinge Devina zu nichts. Vielmehr besprechen wir alles, was wirklich wichtig ist, gemeinsam.
Devina ist mir eine große Hilfe, da sie mir unablässig zuarbeitet. Ich treffe nur die finalen Entscheidungen. Ein gutes Beispiel ist unsere Wochenendplanung. Sie recherchiert verschiedene Clubs und Partys und ich wähle aus. Mit der Zeit hat sich dieses Verfahren auch in anderen Bereichen unseres Lebens sehr gut eingespielt. Wir müssen nicht ständig darüber nachdenken, wer was darf oder nicht.
Darf eine SM-Beziehung auch Einfluss auf persönliche Entscheidungen wie etwa die Berufswahl haben?
Devina: Wie jede Beziehung darf eine SM-Beziehung nur soweit gehen, wie beide Partner damit einverstanden sind. Wir haben uns dafür entschieden, dass Dominik bei allen Entscheidungen das letzte Wort hat. Allerdings weiß Dominik auch, was ich will und wenn nicht, fragt er nach meiner Meinung.
Insofern hätte er mich niemals zu einem Beruf gezwungen, der mir nicht passt. Und hier zeigt sich wahre Größe, denn in vielen "normalen" Beziehungen zwingt der eine Partner den anderen in bestimmte Rollen. Wir haben unsere Rollen frei und gemeinsam bestimmt. Nichts geschieht unfreiwillig.
Und wie streitet man sich, wenn der Dom immer das letzte Wort hat?
Devina: Ich streite unheimlich gerne. Wenn man richtig streitet, kann das viel Spaß machen. Dass Dominik am Ende immer am längeren Hebel sitzt, heißt nicht, dass ich nicht das Recht habe, ihm deutlich mitzuteilen, wenn ich mit einer Entscheidungen unzufrieden bin.
Dominik: Ich möchte, dass Devina in unserer Beziehung wächst und aufblüht. Das ist für mich auch ein Teil einer SM-Beziehung. Insofern ist ein Streit eine Art Feedback. Ein Streit ist ein Hinweis, dass etwas falsch läuft. Ich gebe aber zu, dass es mich manchmal übermannt: Dann hole ich einfach den Knebel und habe meine Ruhe.
Grenzziehung in der SM-Beziehung: Vertrag oder Vertrauen?
Wie findet man heraus, wo die persönlichen Grenzen liegen?
Dominik: Wenn Devina nach einer Session einen Gips braucht, habe ich definitiv Grenzen überschritten. Spaß beiseite: Was man sich nicht vorstellen kann, das lässt man lieber sein. Wenn man es sich doch irgendwann vorstellen kann, dann probiert man es aus.
Ich halte es für eine Stärke von SM-Beziehungen, dass man sehr viel miteinander kommuniziert – gerade über solche Themen wie Tabus, Interessen und Neugierde. Nur so können persönliche Grenzen definiert und mit der Zeit auch ausgedehnt werden.
Devina: Ein guter Dom überfällt eine Sub nicht mit seinen Wünschen. Er führt sie langsam an neue Dinge heran. Er achtet darauf, dass neue Erfahrungen positiv erlebt werden. Dann lassen sich Subs auch viel eher auf neue Dinge ein.
Habt ihr einen Vertrag oder spezielle Absprachen, die diese Grenzen definieren?
Dominik: Zu Beginn der Beziehung haben wir viel über unsere Präferenzen, Erwartungen und Grenzen gesprochen. Denn Grenzen hat jeder. Viele Paare setzen einen Vertrag auf, um Grenzen zu bestimmen. Andere benutzen ein Safeword, um eine Session zu beenden, wenn Grenzen überschritten werden. Wir vertrauen uns und verzichten ganz bewusst auf einen Vertrag oder ein Safeword. Die Grenzen setzen bei uns der gesunde Menschenverstand und die Uhr. Denn nicht jeden Abend hat man Zeit und Muße für eine ausgiebige Session.
Devina: Ein Vertrag ist auch viel zu bürokratisch. Im Alltag hat man schon genug Papierkram. Da ist es schön, wenn man manche Dinge mit Vertrauen regeln kann. Damit Dominik trotzdem ein schriftliches Dokument hat, hängt bei uns jedoch eine gerahmte Besitzurkunde an der Wohnzimmerwand.
Die positiven Reaktionen: Von neugierigen Freunden und verwirrten Kellnern
Wie stehen Eltern, Verwandte und Freunde zu eurer SM-Beziehung?
Devina: Je normaler man mit einer Situation umgeht, umso normaler erscheint diese. Wer seiner Oma knallhart ins Gesicht sagt: "Das ist übrigens mein neuer Herr, der mich ab jetzt jeden Abend auspeitscht", braucht sich nicht wundern, wenn die Familie beunruhigt reagiert.
Und natürlich sollte man sich fragen, ob die Eltern überhaupt bis ins letzte Detail informiert werden wollen. Wollen Eltern wirklich wissen, was die Kinder abends im Bett treiben? Ich denke, dem ist nicht so. Trotzdem sollte man seine Beziehung natürlich nicht verleugnen. Meine Mutter weiß in Ansätzen Bescheid über unsere Vorliebe für SM und ist nach anfänglicher Skepsis sehr glücklich mit ihrem zukünftigen Schwiegersohn.
Was meine Freunde betrifft, habe ich nie negative Reaktionen erhalten, wenn ich mich ihnen gegenüber geoutet habe. Die meisten waren eher interessiert und ein paar waren so neugierig, dass sie inzwischen mit uns auf Fetisch-Partys gehen.
Wie lebt ihr eure SM-Leidenschaft in der Öffentlichkeit aus?
Devina: Tatsächlich leben wir auch in der Öffentlichkeit unsere besondere Beziehungsform aus, allerdings ohne deutliche Zeichen wie permanentes Halsbandtragen oder barschen Befehlston. Manche unserer Regeln lassen sich problemlos in der Öffentlichkeit befolgen, ohne dass es jemandem auffallen würde. Zum Beispiel beginne ich erst dann zu essen, wenn Dominik den ersten Bissen gemacht hat. Achtet man darauf, in welcher Reihenfolge Paare zu essen beginnen? Eben, wir auch nicht.
Aber kommt es manchmal nicht auch zu Missverständnissen oder amüsanten Situationen?
Devina: Doch, solche Situationen gibt es auch. Wo wir gerade beim Essen waren: Wir haben uns als Anrede für das "Ihr" entschieden. Ich sieze Dominik nicht, sondern "ihrze" ihn. Im Restaurant führt das fast immer zu lustigen Momenten. Wenn der Kellner das Essen bringt, frage ich Dominik: "Möchtet Ihr etwas von meinem Salat kosten?". Dann schaut der arme Kellner jedes Mal ganz verzweifelt, wo all die anderen Menschen sind, die anscheinend noch mit am Tisch sitzen, oder ob ich neben Dominik auch ihm etwas von meinem Salat abgeben möchte.
Die negativen Reaktionen: Vorurteile sind leider weit verbreitet
Das hört sich alles sehr unkompliziert an. Bekommt ihr auch negative Reaktionen?
Dominik: Negative Reaktionen kommen meist nur von Personen, die uns nicht näher kennen. Vorurteile gegenüber SMlern sind leider weit verbreitet und oft besteht kein Interesse daran, diese zu überwinden. Das ist aber auch in Ordnung. Mir sind zum Beispiel Leute suspekt, die echte Pelze tragen. Die will ich auch nicht näher kennen lernen.
Was denkt ihr über Menschen, die eure Lebensweise für nicht "normal" oder gar pervers halten?
Dominik: Pervers ist nur das, was ich einem Anderen gegen seinen Willen aufzwinge. Devina wirkt nicht unglücklich in ihrer Position als Sub. Im Gegenteil: Sie möchte meine Sub sein.
Aber klar, SM gilt leider gemeinhin nicht als "normal". Wie bei allen anderen Sachen auch, die sich den meisten nicht auf den ersten Blick erschließen, ist es leicht, diese zu verteufeln. Solche Dinge lassen sich leichter als abartig abstempeln, als Toleranz zu beweisen und es auch gegen die eigene Überzeugung zu akzeptieren.
Das Buch: "Liebe auf den ersten Hieb" – Ein SM-Ratgeber für Paare
Wie kamt ihr darauf, einen SM-Ratgeber zu schreiben?
Dominik: Wir haben genau so ein Buch gesucht und nicht gefunden. Als wir unsere Leidenschaft für das Thema SM entdeckt haben, wünschten wir uns Orientierung und hilfreiche Tipps und haben auf der Suche danach alle Buchläden der Stadt durchstöbert – allerdings erfolglos. Wir haben viele Handbücher darüber gefunden, wie man fesseln oder schlagen soll. Aber wie spannend es sein kann, als Paar BDSM im Alltag zusammen zu erleben, darüber haben wir nichts gefunden.
Devina: Nachdem sogar meine Mutter meinte, über unsere doch etwas außergewöhnliche Beziehung könne man glatt ein ganzes Buch schreiben, haben wir das dann einfach getan und schnell festgestellt: Sie hatte Recht.
Wie unterscheidet sich euer Buch zum Bestseller "Shades of Grey"?
Devina: "Shades of Grey" ist ein erotischer Roman. Unser Buch ist ein Ratgeber voll von echtem, gelebtem SM. Außerdem heiße ich Weiss und nicht Grey. Und auf einem Schloss wohnt auch keiner von uns beiden. Dann wären die Heizkosten auch viel zu teuer.
Dominik: Wir schreiben darüber, was passiert, wenn "Shades of Grey" auf die Wirklichkeit trifft. Und das ist keineswegs langweiliger oder weniger erotisch.
Was erwartet den Leser?
Devina: Das Buch ist zweigeteilt. Zuerst behandeln wir SM-Themen. Im zweiten Teil gehen wir auf Themen ein, die auch in ganz normalen Paar-Ratgebern vorkommen. Zum Beispiel: Wie lerne ich meinen Traumpartner kennen? Wie verhalte ich mich beim ersten Date? Wie stelle ich ihn meinen Eltern vor? Oder heikle Themen wie Eifersucht oder gemeinsame Finanzen.
All das sind Fragen, die sowohl eine gewöhnliche als auch eine SM-Beziehung betreffen. In einer SM-Beziehung werden diese allerdings teilweise anders beantwortet. Aus dem SM-Blickwinkel betrachtet bekommt man auf viele Fragen neue Antworten und das kann auch für Nicht-SMler eine spannende Erfahrung sein. Es verhält sich halt vieles anders, wenn einer ein Halsband trägt und der andere die Leine in der Hand hält.
Vielen Dank für das Interview.
Wer jetzt Lust bekommen hat, noch mehr über SM-Beziehungen zu erfahren, der kann das Buch von Devina und Dominik kaufen.
Die Details zum Buch:
Liebe auf den ersten Hieb – Ein SM-Leitfaden für Paare
Devina Weiss und Dominik Schenk
Broschiert: 312 Seiten
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3862653270
Preis: 9,95 €