Wer den Partner in eine solche Situation bringt, übt ein Höchstmaß an Kontrolle und Macht aus. Wer sich in eine solche Situation bringen lässt, beweist damit ein Höchstmaß an Hingabe, denn er setzt sich bewusst über angelernte und gesellschaftlich anerkannte Grenzen von Scham und oft auch von Würde hinweg. Wie extrem ein solches Szenario ausgespielt werden muss, hängt sicherlich vom Mut beider Partner und von der Vertrauensebene zwischen den Partnern ab.
Von Sina S.
Ein schön beschriebener Teil aus dem Beitrag, der eigentlich (fast) alles aussagt.
Ich habe damit sehr viel Erfahrung und veranstalte auch Partys unter diesem Motto. Vor vielen Jahren habe ich schon derartige Partys organisiert, da gab es dafür nicht einmal einen Namen...
Was mir persönlich an dem Beitrag fehlt, ist der Hinweis auf das nötige Einfühlungsvermögen des dominanten Parts. Denn das ist nicht nur eine Ausübung von Macht und Kontrolle. Wenn ich einen Public Disgrace auf einem Event lenke und leite, dann steckt viel mehr dahinter.
Es ist ja nicht nur das Vertrauensverhältnis zwischen mir und einer Sub. Da ist ja auch noch das Publikum, das mit in das Geschehen eingreifen darf. Also muss ich einerseits ein Auge darauf haben, dass keine Tabus oder Grenzen überschritten werden und andererseits genau auf die Reaktionen der betreffenden Sub achten.
Wer mich nicht kennt, der würde sagen, ich übe gerne Macht und Kontrolle aus. Das ist aber nur zu einem gewissen Teil richtig. Kontrolle schon, aber "die Macht" wird ja nicht nur von Tabus und Grenzen des devoten Parts beschränkt, sondern auch vom Publikum.
Eine Party oder ein Event fällt und steigt IMMER mit den anwesenden Teilnehmern.
Der schwierigste Part bei einem Public Disgrace ist für mich nämlich der, das Publikum mit zum Einsteigen ins Geschehen zu bewegen. Und das ist genau der Punkt, ob es ein gelungener Public Disgrace bzw. eine tolle Party mit diesem Motto wird.
Denn die größten Hemmungen liegen mitunter nicht bei den Subs, die vorgeführt werden, sondern vielmehr beim "dominanten" Publikum.
Da kann mir auch niemand dagegen reden, das sind ganz einfach langjährige Erfahrungen. Gerade in diesen Situationen staune ich immer wieder darüber, wie schwer es dominanten Männern fällt, ihre eigene Hemmschwelle zu überwinden.
Abgesehen davon muss man auch genau darauf achten, welche Teilnehmer man als Veranstalter zu solchen Events zulässt.
Mir sind da auch schon grobe Schnitzer unterlaufen. Als Veranstalter möchte man ja eine gelungene Party organisieren, auf der alle Gäste zufrieden sind. Es trauen sich leider nur sehr wenige Subs, allein zu solchen Events zu gehen. Und bei Paaren ist es oftmals so, dass das Kopfkino größer ist, als sie denn bereit sind, es real auf einem Public Disgrace umzusetzen. Dann bekomme ich viele Anfragen von Paaren, ob das okay ist, wenn sie erst einmal nur zuschauen dürften.
Wenn man als Veranstalter unter Druck steht, dass sich nicht genügend einzelne Frauen oder Paare anmelden, dann ist man schnell geneigt, zuschauende Paare zuzulassen. Man hat ja auch die Hoffnung, dass sie dann doch mit ins Geschehen einsteigen werden.
Und das ist der größte Fehler, den man als Veranstalter machen kann. Es ist vorprogrammiert, dass die Party dann nicht so läuft wie sie sollte. Man erkennt es daran, wenn diese Paare das Event vorzeitig verlassen, weil sie selbst merken, dass sie fehl am Platze sind. Und kurz danach dreht sich plötzlich alles wieder zum Positiven.
Wenn ich andere Veranstaltungen unter diesem Motto beobachte, und die sagen von vornherein, dass sie sechs einzelne Mädels haben, die sich vorführen lassen wollen. Also, dann weiß ich auch ganz genau, was da abläuft.
Davor sollte man sich wirklich hüten. Denn dahinter verbirgt sich alles andere als Ehrlichkeit. Es ist ganz einfach ein Mittel, um möglichst viele zahlungskräftige Männer anzulocken.
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In dem besagten Artikel wird untersucht, inwieweit Public Disgrace zu BDSM gehört. Für mich offenbart sich darin sogar mit die reinste Form des BDSMs.
Es ist darin alles enthalten. Vertrauen, Hingabe, Achtung, Respekt, S/M...
Und es sind IMMER und IMMER WIEDER die Subs, die mir ihre größten Stärken zeigen.
Vertrauen wird immer so hochgejubelt. Für mich ist das ganz einfach das A und O.
Was wäre ich denn im BDSM-Kontext gesehen für ein Dom, dem man nicht absolut vertrauen könnte?
Genau, ein Nichts.
Das einmal aus der Sicht eines Veranstalters, der diese Partys nicht nur aus finanziellen Gründen organisiert, sondern auch, um seine eigene Neigung und die seiner Sub ausleben zu können. Und das kickt uns jedes Mal aufs Neue...