@******ino
„Mir ist aufgefallen, dass es, besonders in der Welt der polyamoren Menschen, auffällig viele gibt, die aus meiner Sicht vollkommen verkopft sind und über alles eine Grundsatzdiskussion führen wollen.
Naja, ob das so viele sind oder eben ein paar die laut hervorstechen... Da hab ich mir schon viel Gelassenheit zugelegt.
Davon abgesehen: schau dich mal im Hauptforum um, wie es da so abgeht.
„Ich habe dafür zwar grade kein Paradebeispiel, aber ich spreche jetzt ja auch von meinen Gefühlen und was ich bei einigen "Diskussionen" empfinde.
Das ist echt schwierig, weil hier jetzt ein Vorwurf im Raum steht und keiner weiß, wer oder was gemeint ist.
Stell dir vor in einer Schulklasse tuscheln immer zwei. Der Lehrer hält eine Tirade darüber, wie laut die Klasse ist und brummt allen einen Test auf. Wie würdest du dich als ruhiger Schüler fühlen?
Davon abgesehen: warum sprichst du Menschen nicht direkt auf ihre Kommunikationsweise an?
„Zum Beispiel gibt es bei dem Thema „Ist Polyfühlend mit "Cheatern" vereinbar?", zum einen erfreulich viele, die offen, für die individuellen Gefühlen und Beweggründe derer sind, die da abseits ihrer monogamen Beziehung, nach Wärme, gehalten Werden und Sex suchen.
Aber es befinden sich auch einige, die zum einen, wie mit Scheuklappen, NUR aus Ihrer Polyamorenwelt sehen, und auch einige, die offensichtlich meinen, mit ihren „Eiserne Gesetzen“ über allem zu stehen.
Manche kommen mir so vor, als würde sie mit dem Grundsatz leben: Ich habe meine Vorverurteilungen, verwirr mich nicht mit Fakten“!
Ich hab mir jetzt tatsächlich den kompletten Thread und auch diesen hier durchgelesen, bezieh mich trotzdem auf den Eröffnungspost, weil es zu viel ist.
Irgendwie ist es erstens klar, dass das Thema "Fremdgehen" ein sehr emotionales ist, da es mit vielen Verletzungen verbunden ist und auch eine ethische Ebene hat. Zweitens rüttelt es an den Grundfesten der polyamoren Definition.
Die Polys hier sind oft Menschen, die sich dazu entschieden haben, genau aus dieser Heimlichkeit auszubrechen und zwar mit den unangenehmen Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
Davon abgesehen seh ich es eher so, dass der/die Fremdgeherin die eisernen Regeln auferlegt, denn alles muss der Diskretion und Heimlichkeit untergeordnet werden. Da ist dann überhaupt kein Raum für eine Entwicklung, gemeinsame Pläne, Partnerschaft auf Augenhöhe. Ich bin übrigens so zur Polyamorie gekommen, weil ich eine solche Liebesbeziehung zu einem Cheater eingegangen bin. Und ja, ich habe das irgendwann verkopft analysiert (nach vielem emotionalem Auf und Ab) und für mich taugt das nichts.
„Aber über Gefühle, Liebe etc. kommt dabei kaum bis gar kein Wort.
Die Menschen haben ganz viele Gefühle und Verletzungen weswegen sie eben auch bestimmte Entscheidungen getroffen und Grenzen gesetzt haben. Aber du musst dir doch nicht den Schuh anderer Leute anziehen.
Offenbar hast du noch keine Erfahrungen mit polyamoren Beziehungen, aber in der realen Umsetzung gibt es eben sehr viel mehr Themen und Probleme als Liebe. Aus Liebe sind die Menschen da gelandet.
Für unser kleines Poly-Netzwerk gibt es Regeln. Die haben alle mitverhandelt. Sie dienen dazu, dass wir im Konsens gemeinschaftlich unter Berücksichtigung der notwendigen Bedürfnisse aller leben können. Dass es eben funktioniert. Das ist auch ein ständiger Austausch und ggf. Neuverhandeln.
Klingt verkopft, vielleicht eisern? Ja, wir sind über die Verliebtheit hinaus weiter gegangen. In gemeinsame Verbindlichkeiten. Wir leben gemeinsam. Es sind Kinder betroffen, die in einem stabilen Umfeld mit Vertrauen zu den Erwachsenen aufwachsen sollen.
Ich bin da auch sehr strikt und hole mir niemanden ins Netzwerk, der nicht die gleichen Vorstellungen hat.
Und ehrlich: Affären gehören nicht zu diesem Netzwerk. Ob sie stattfinden? Ist jedenfalls nicht verboten, hatten wir aber noch nicht. Ob man das zur Polyamorie zählt, ist vermutlich Auslegungssache.
Natürlich kann man das anders sehen und Gefühle stets im Hier und Jetzt leben, ohne Verbindlichkeiten. Stört mich nicht, nur ist/wird das keine Partnerschaft. Und ich hab kein Bedürfnis danach.
Aber ich bitte dich anzuerkennen, dass hier eben Menschen sind, die sich außerhalb der gesellschaftlich akzeptierten Normen bewegen und mitunter viel zu kämpfen haben, auch um Anerkennung des eigenen Lebensstils und dadurch auch mit harten Konflikten in Berührung kommen. Und manchmal ist man selbst eben mit steigender Erfahrung abgeklärter.
Wenn du mehr Gefühl und Liebe haben willst, begegne den Menschen persönlich: Stammtische, PAN-Treffen... gibt's alles.
Aber die Menschen hier sind es niemandem schuldig auf eine bestimmte Weise zu kommunizieren (natürlich soll hier niemand beleidigt werden) oder ihre Regeln oder Werte aufzuweichen.
Eine Sache, die ich gelernt hab: es steht nicht in meiner Macht andere Menschen zu ändern, aber ich kann meinen Umgang mit ihnen oder Situation anpassen. Und für die eigenen Beziehungen tragen alle Beteiligten Verantwortung.