„M.E. liegt die Kunst darin Kontakte nicht zu Liebesbeziehungen zu intesivieren ohne die Sicherheit, dass die Vorlieben kompatiebel genug für die angetrebte Beziehungstiefe sind. Das ist eine fundamentale Fähigkeit die offenbar nur wenige Menschen rechtzeitig genug entwickeln um schwere seelische Belastungen durch destruktive Beziehungen zu vermeiden.
Bei mir ist es so, dass die Beziehungstiefe nichts mit passenden sexuellen Vorlieben zu tun hat. Eher mit ähnlichen Haltungen zum Leben, und mit der Bereitschaft, einander seelisch berührbar zu machen.
Und wenn sich später herausstellt, dass wir nicht gut zueinander passen, entstehen nicht Destruktivität oder schwere seelische Belastungen. Warum könnte das passieren, erlebt habe ich es noch nicht? Wir lösen die Beziehung schlicht auf und lieben einander einfach so weiter.
Eigentlich sind Beziehungen von mir meist auseinander gegangen, weil ich leider meine eigene Autonomie aufgegeben hatte... ich aber geglaubt hatte, die Beziehung nehme mir die Luft zum Atmen. Dass ich mir das Bein jedesmal selbst gestellt hatte, habe ich erst vor kurzer Zeit entdecken können.
Aber auch da ging es nicht unnötig destruktiv oder leidvoll innerhalb der Beziehung zu. Das einzige Leid war mein (aus heutiger Sicht) meist mutwilliges Weglaufen.
Sexuelle Vorlieben - es ist herrlich, wenn sie zueinander passen! Ich genieße es! Wenn aber nicht, dann ist es nicht wirklich tragisch, denn mir geht es um tatsächliche Intimität, und die ist (zumindest bei mir) unabhängig von sexuellen Präferenzen. Und gerade Polys können in ihrem Polykül einen Gesamtpool von Sexvorlieben ansammeln, aus dem sie schöpfen können - oder nicht?
Beziehungen leben neben der gemeinsamen Sexualität und weiteren Aspekten auch davon, innere Haltungen zum Leben und der Welt zu teilen, sich gegenseitig zu unterstützen, gemeinsame Lebenprojekte zu realisieren, sich gegenseitig gut zu tun, sich wertzuschätzen, sich nah zu sein, sich zu vertrauen, anzuvertrauen. Wenn da dann einzelne Aspekte nicht optimal sind (etwa unterschiedliche sexuelle Vorlieben oder politische Ansichten), muss das in meinem Erleben die Beziehung nicht zwingend beeinträchtigen.
Unweigerlich beziehungstödlich sind für mich lediglich Wegfall von Wertschätzung, und auch feindselige Gegnerschaft.