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Was wäre "wenn"?... Wünsch Dir was

*******rse Mann
2.314 Beiträge
Angenommen Ihr habt 8 Monate Zeit und auch einigermaßen genügend Geld ( ohne dafür in dieser Zeit zu arbeiten) aus Eurem bisherigen Leben aus zu steigen oder es zu verbessern, Träume zu realisieren, die auf Grund von Zeit- oder Geldmangel nie zu realisieren waren. Was würdet Ihr tun?

Ich packte meine Sachen und führe mit Lasse, meinem Hund, weg. Die >Sachen< wären das Übliche zum Anziehen, und das >weg< wäre sehr nah; als Anfang etwa der Schwarzwald. Wir suchten eine Pension, die Hunde erlaubt, und nach dem Frühstück liefen wir den Tag über durch die Gegend. Wir führen nach ein paar Tagen woanders hin, um dort nach einem Frühstück in einer Pension, die Hunde erlaubt, den Tag über durch die Gegend zu laufen. Das machten wir acht Monate lang, und jeden Abend, wenn Lasse auf seiner Decke neben meinem Pensionsbett liegt und an weiß der Herrgott woran denkt, schriebe ich auf, woran ich denke.

Ich dächte daran, wie es war, als wir zum Beispiel lange an diesem Bach saßen und Lasse aufmerksam in die Ferne spähte und sich dabei meiner Gegenwart sicher war. Ich erinnerte mich daran, wie sehr ich mir als Junge wünschte, daß mein Vater mich zu einem solchen Abenteuer mitnähme. Ich genösse die Zeit und den Raum, mich zu erinnern, und ganz sicher litte ich auch darunter.
jetzt eben,
denke ich, ich würde einen kleinen teil der anberaumten achtmonatssache so ver-wenden:
einen großen wald suchen. und darin ein baumhaus. ich würde nachts im baumhaus schlafen, und hätte nur das wenigste dabei, das man noch zu brauchen meint, wenn man mit wenigem auszukommen lernte. sicher hätte ich gerne einen hund dabei, jemanden, der besser dran ist im freien, als ich, mit wacheren sinnen ausgestattet ist, und mir beibringt, meine sinne zu erwecken.
ich ließe mich auf den tag ein. morgens badete ich im eiskalten bach, und verneigte mich vor den bäumen. liefe barfuß auf dem weichen blattwerk und dem leuchtenden moos, legte mich um die bäume als liane und verbrachte endloszeiten mit rindenspüren, zweigewiegen, blätterbaden. ich schwiege und lernte, zu hören.
ich lerne zu sehen, zu unterscheiden, alles, was mein stadtauge mir sonst entzieht heranzuzoomen. ich lernte, spuren zu deuten und so still zu atmen, dass mich die tiere als nachbarin sähen.
ich kletterte hänge hinauf und hinunter. schriebe meine gedanken in papierhefte, in kladden, die allmählich feucht würden, deren tinte leicht verwischte. der hund lernte mich zu führen und wir beide würden das lernen verlernen.

das reh, das ich sähe, sähe mich an. ich lauschte allen akten der vogeloper, die tagein, tagaus da draußen gegeben wird. jedes libretto wüßte ich inwendig und es erstaunte mich alles neu.
an allen dingen lernte ich die seiten kennen, die perspektiven, ich sähe mooswälder bäuchlings an, bis alle ihre käfer sie passierten.

mittags, wenn es warm wird, badeten wir im see. die vögel beäugten uns schräg beim sachten vorbeigleiten. wir tauchten und bewunderten das unterseegestrüpp. an land, legten wir uns hin und schlummerten unterm baumrauschen.
und ich begänne zu summen. und dann zu singen, ich sänge, halblaut und voll, aus ganzer satter lunge. und wir liefen, wir liefen lang und erschöpfend, am seeufer entlang.
und dann, am baumhaus, in decken gehüllt und mit rauschhaften blicken, ließen wir uns von der dämmerung einhüllen und immer leiser werdend, würden wir jedes astknacken, jedes blattwenden, jeden atemzug des waldes in unseren blutfluss einschreiben, silbe für silbe.
allein wäre ich nie - so wenig allein wie nie zuvor.
... der freie Urgrund.
Freiheit im Denken bedeutet, von sich aus, ohne etwas anderes, einen Gedanken zu fassen. Ich denke, dass dies möglich ist, weil der Grund für diesen Gedanken unbekannt ist. Was sollte also auf etwas unbekanntes einwirken können, sodass sich meine Gedanke nicht frei entfalten könnten?

Im großen Ablauf der Ereignisse hatte es unzählige Fälle von freien Gedanken in Form von Ideen gegeben. Aufgrund derer sind wir nicht mehr in Höhlen, sondern waren schon auf dem Mond.

Ständig entsteht neue Kunst aufgrund des freien Denkens.

Ich denke gerade - in Freiheit, dass Freiheit den Menschen kennzeichnet. Dieser Gedanke war bis vor einigen Sekunden noch nicht da, er ist frei in mir aufgekommen.

Ausgenommen, wir nehmen Kobolde in mir an, die auf diesen Gedanken Einfluss hatten und ihn hervorgebracht haben. Wer das behauptet findet nun spontan, in völliger Freiheit meines Denkens, meine Zustimmung.

Nein, es waren ja nur die Kobolde.

Ich habe Grenzen. Ich kann nicht bis unendlich zählen, nicht einmal in unendlich großen Schritten... Ich kann leider nur einen einzigen Gedanken in einem Augenblick festhalten. Es gäbe aber eine Dezilliarde hoch eine Dezilliarde hoch ....
viele. Es gibt Grenzen.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
grenzübergreifend........
jede grenze ist dort, wo man sie zieht.

der ball ist rund und ein spiel endet wenn der tod es abpfeift!

ich wünsche mir verlängerung.................

namd*ggg*
... von Grenzen los...
Die Grenzen beginnen da, wo Objekte und Dinge der Welt enden wie Bälle und Themen. Dazu gehören Spiele, die wir uns erschaffen und wo wir auch die Grenzen bestimmen. Wir machen die Regeln.

Wir bestimmen nicht wie die Dinge der Natur sind. Hier werden uns die Grenzen vorgegeben. Das betrifft auch unsere begrenzte eigene Natur.
Freiheit im Denken bedeutet, von sich aus, ohne etwas anderes, einen Gedanken zu fassen.

Freiheitliches Denken, setzt Bewußtes Denken voraus. Was da beschrieben ist, sind Gedanken z.B. aus dem Nirvana.

Was ist, wenn es im Denken so etwas ähnliche wie das frühere "Phlogiston" gibt und wir unsere Denkmodelle allesamt neu überdenken müssen. Ich denke, also bin ich, bleibt trotzdem bestehen.
*****div Frau
7.980 Beiträge
Der Gedanke ist nicht schön,
lieber im Nirwana etwas unbewusst denken und wünschen, als Denken zur physischen Reaktion zu degradieren.
nicht zur physischen reaktion degradieren, sondern erkunden wollen "woher".
gedanken steuern. nicht nur gedankenräume betreten.
bei einem gedanken, der neu ist, muß ich ja sagen, mir wurde gedacht.
*****div Frau
7.980 Beiträge
Warum?
*liebguck*
Kann nicht ein neuer Gedanke aus dir selbst entstehen? So entstehen doch auch Wünsche.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Einklang von Arendt und Heidegger
Acht Monate sind ein eigentümlicher Zeitraum. Es fehlt ein Monat für die Spanne von der Empfängnis bis zur Niederkunft, und es sind einige Monate zuviel für eine Saison. Vom Fehler bis zur Einsicht könnte es allerdings zuwenig sein.

Wir sind in Perioden gefangen, und der Monat ist unsere grundlegende Periode. Man könnte entgegnen, daß es der Tag, die Stunde sei, die den Takt bestimme, nach welchem wir lebten, und die Minute oder die Sekunde sei die nächstliegende, weil spürbare Einheit, doch es gehen die Minuten und die Stunden dahin, ohne daß wir uns an sie als solche erinnerten. Wir erinnern uns an diesen Februar oder diesen September, an diesen Frühling oder diesen Herbst, diesen Sommer und an diesen Winter.

Natürlich erinnern wir uns an die Momente, in denen wir glücklich waren, aber diese Sekunden, Stunden oder auch Tage sind Sekunden, Stunden und Tage, an die wir uns erinnern, indem wir sie in eine Jahreszeit oder einen Monat verorten.

Mit dem Glück ist es nun so eine Sache; wir können nicht unentwegt glücklich sein, während wir aber unentwegt unglücklich sein können. Dieser eigentümliche Widerspruch ist es, der uns antreibt, das Unglück zu verringern und das Glück zu vermehren. Dabei führt dieser natürliche Antrieb oft automatisch in einen Kampf gegen das Unglücklichsein. Wenn wir aber das Unglück als ebenso selbstverständlich und richtig, vor allem aber als ebenso erstrebenswert ansähen wie das Glück, dann wären wir wirklich glücklich.

Wir verstünden uns als geworfene (Martin Heidegger) Perlen, die nicht immer schimmern können, weil die Sonne nicht immer scheint. Wir sähen uns als zur Vita activa (Hannah Arendt) bestimmte Lebewesen, die als moderne Menschen das Auf und Ab ihres Lebens teils als gegebene, teils als selbstgemachte Linie begreifen, entlang derer sie sich bewegen.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
der Monat ist unsere grundlegende Periode.

Bei mir eher die Woche. Seltsam. Muss wohl mit gewissen chronischen Unregelmäßigkeiten bei den Einkünften in meinem Leben zu tun haben.

Kann nicht ein neuer Gedanke aus dir selbst entstehen? So entstehen doch auch Wünsche.

Ist das so?

Zunächst dachte ich, dass es wichtig wäre, den externen input bei solchen Wünschen und Begehrlichkeiten (und auch bei den Gedanken) nicht zu unterschätzen. Aber dann dachte ich: Ja: Das Urbild wäre der Säugling, bei dem durch das Absacken des Blutzuckerspiegels ein "Wunsch" entsteht. Ich halt ja nicht mehr viel von der allgegenwärtigen Verklärung des Freiheitsbegriffs; aber rund um das Phänomen der Selbsterhaltung scheint es doch irgendwas zu geben, was uns gegenüber der Außenwelt aus sich selbst heraus "setzt." Ist das diese Autopoiesis in der Systemtheorie?

Wenn wir aber das Unglück als ebenso selbstverständlich und richtig, vor allem aber als ebenso erstrebenswert ansähen wie das Glück, dann wären wir wirklich glücklich.

Einen ähnlichen Gedanken hatte ich auch schon bisweilen. Solcherlei Selbst-Nichtung kommt in so vielen weisen Gedankengebäuden vor. Aber kann man das wirklich bewußt wollen? Sich selbst bewußt ins Unglück stürzen?

Schopenhauer beschreibt irgendwo voller Bewunderung indische Fakire, die sich bewußt den Krokodilen im Ganges zum Fraß vorwerfen. Der grausamste, schmerzhafteste Tod der dort vorstellbar scheint.

Und das irre ist, wie das ins Gesamtthema passt: Die eigene Weiterentwicklung dürfte genau dann am stärksten sein, wenn die genannten acht Monate eben nicht von behaglichen Gehaltszahlungen begleitet sind; sondern Angst und Panik die Runderneuerung der Selbsterhaltung wachkitzeln.

Aber wer will sowas schon. Üblicherweise ist man einfach nur froh, wenns vorbei ist.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Diese Entgegnung von Jincandenza erzeugt in mir einen Unmut, den ich auf diesen eigentümlichen Grundton der katastrophalen Ausweglosigkeit menschlichen Daseins zurückführen will.

Das Hinnehmen des Unglücks ist weder eine >Selbst-Nichtung< noch ein Sich-ins-Unglück-Stürzen, und der indische Fakir ist eine Kulturelle Einheit, die nur vor dem Hintergrund einer sehr speziellen Form der Transzendenz und somit einer Religion zu verstehen und zu beurteilen ist. Selbstredend wird sie von mir vor meinem westlichen Hintergrund interpretiert.

Stünden meine Gehaltszahlungen als grundlegende Bedingung meiner Erfahrungsmöglichkeiten – mithin meiner Bedeutung – über meinen per se gegebenen Entfaltungschancen, dann sähe ich die Welt aus der Perspektive eines Abhängigen, der seine Abhängigkeit verleugnet. Wer seine Abhängigkeit verleugnet, der verleugnet sich selbst. Er ist dann in der Tat abhängig. Wer aber seine Abhängigkeit erkennt und sich selbst davon trennen kann, ist frei.
*****div Frau
7.980 Beiträge
*******rse:
Wenn wir aber das Unglück als ebenso selbstverständlich und richtig, vor allem aber als ebenso erstrebenswert ansähen wie das Glück, dann wären wir wirklich glücklich.

Das kann ich nicht unwidersprochen stehen lassen. Warum bitte soll Unglück erstrebenswert sein? Ich kann Unglück für mich akzeptieren, aber werde es nicht anstreben. Da ist mein Selbsterhaltungstrieb einfach zu hoch. Es muss nicht vorher jemand ein Auto gegen eine Wand gefahren haben, um über ein neues glücklich zu sein, weil die Vollkaskoversicherung einspringt.

Und warum immer vom Gehalt abhängig machen? Beruflich habe ich immer öfter mit Menschen zu tun, die ein Sabbatical einlegen. Es gibt verschiedene Modelle, dies zu finanzieren, die wenigsten haben in der Zeit ihr "normales" Gehalt zur Verfügung. Egal ob 6 Monate, 8 Monate oder 12 Monate. Manche finden mehr gefallen am neuen Leben und kehren nie mehr zurück. Ich habe keine Ahnung, ob die total frei sind, aber zumindest von ihrem alten Job befreit.

Alle hatten sie im Gegensatz zum Säugling, der Bedarf an Nahrung hat und nicht den Wunsch auf Nahrung, den festen Wunsch und Willen zeitlich begrenzt etwas anderes zu tun. Und haben sich nicht nur die Frage gestellt, was sie tun würden, sondern haben es tatsächlich getan. Für mich bewundernswert.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Das Hinnehmen des Unglücks...

Du sprachst unmittelbar davor davon, mental dahin zu kommmen, dass das Unglück "erstrebenswert" sei. Das ist eine Nuance mehr als hinnehmen.

Warum bitte soll Unglück erstrebenswert sein? Ich kann Unglück für mich akzeptieren, aber werde es nicht anstreben. Da ist mein Selbsterhaltungstrieb einfach zu hoch.

Die Frage ist vielleicht, ob finanzielle (materielle) Sicherheit identisch mit Glück ist. Respektive vice versa ob die Abwesenheit dieser Sicherheit identisch mit Unglück ist. Wobei das mit Kindern im Gepäck immer gleich wieder ne ganz andere Nummer ist.

In den 80ern gab es diese Postkarten mit so einem verschmitzt lächelnden Jungen mit struwweligen Haaren

"Lebe wild und gefährlich, Arthur."

Wie tragfähig solche dekadenten Weisheiten sind, könnte man evtl daran ermessen, ob es eine substantielle Zahl von Flüchtlingen gibt, die die quälende Langeweile in den Sammelunterkünften mit Arbeitsverbot so zum Kotzen finden, dass sie sich im vollen Bewusstsein der drohenden Gefahren von sich aus auf den Rückweg machen. Wo es doch langsam Frühling wird.
*****div Frau
7.980 Beiträge
Stimmt.
Wir können uns den Luxus erlauben, Wünsche zu äußern, aus unserem Alltag einfach für eine festgelegte Zeit auszubrechen.

Gezwungen zu sein, nichts zu tun, ist eine solche Grausamkeit. Für mich unvorstellbar, habe es selbst noch nie ohne arbeiten ausgehalten. Ob das ausreicht abzuwägen, versuchen das alte Leben wieder aufzunehmen und dafür schlimmstenfalls das Leben zu verlieren? Auch gerade mit Kindern eine Entscheidung, die ich nicht treffen möchte. Egal, ob es Frühling wird.

Mal ganz abgesehen davon, dass die Langeweile bei vielen wirklich nicht sein müsste. Arbeit gäbe es für viele der Flüchtlinge. Nur unsere Gesetze lassen es nicht zu.

Was wäre wenn... ich an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen würde, könnte ich mir jetzt Weltfrieden wünschen. So schön war ich nie. Das kann ich mir also sparen. Wünschen kann ich mir aber, auch um glücklicher zu sein, dass mehr Leute ihr Hirn einschalten. Und bitte nicht nur 8 Monate. Ob das die Entscheider sind, die die Gesetze so anpassen, dass diese Langeweile durch Nicht-arbeiten-dürfen nicht aufkommt, oder ob das die Menschen sind, die Existenzängste bekommen, wenn jemand Fremdes auf sie zukommt.
alle prospektiven anreden nützen nur, wenn sie als das angesehen werden, was sie sind: visionen. gäben wir unseren träumen stimmen, stünden die chancen, dass sie gewinnen, sofern gewählt wird, gut.
glück oder unglück - je älter wir werden und je weiter das panorama ist - verschwimmen. man erkennt das gegentum (arthur?) im anderen, das potential.
deshalb wirken ratschläge von alten leuten häufig so kurzkettig und unbeholfen schräg. man lernt, die rückseite der dinge mitzuberechnen.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Es ist, ohne Abstriche und gegenteilige Projektionen, ein großes Glück für uns am MaerzMondschen Erkennen der Sachlagen teilhaben zu dürfen, weil ihre unnachahmliche Art der Beschreibung das Herz erwärmt und dadurch den Verstand öffnet.
Danke für den ganzen obigen Beitrag.
Können wir zusätzlich vereinbaren, daß
..die rückseite der dinge mitzuberechnen
weniger ein Akt des bewussten Lernens ist, als der empirische Instinkt im zunehmenden Alter dazu beiträgt die Empfindungen, wegen ihrer unabdingbaren Verflochtenheit miteinander, abgestumpft daherkommen lassen ?
ich danke, mon oncle.

als der empirische Instinkt im zunehmenden Alter dazu beiträgt die Empfindungen, wegen ihrer unabdingbaren Verflochtenheit miteinander, abgestumpft daherkommen lassen ?

schöne wendung: empirischer instinkt.
ich glaube, die verflochtenheit ist es. stete gute beobachtung der zusammenhänge scheint - bei entsprechender intelligenz - im alter zu einem überspringen zu führen. man überspringt ganze gedankengänge, die für den in anderer wahrnehmungslage befindlichen fehlen. weil man sie bereits verrechnet hat, man ist schneller am ziel, sofern es um sachverhalte geht, die einfachen logiken gehorchen und eine allgemeine zielsetzung tolerieren.

was ist nun mit dem unglück? erstrebenswert wird ihn kaum einer finden, wir sind lustprogrammiert. die rede davon, man brauche die dunklen phasen, um die hellen zu würdigen, hat etwas von sehr übersprungenem zieldenken, die mag ich nicht gelten lassen, sie hat eine teleologie, die ähnlich absurd ist, wie zu behaupten, man brauche die nacht, um den tag zu würdigen.

erst in einem abstrakteren, distanzierteren arbeitsschritt kann ich sagen: ich brauche das unglücklichsein, denn es macht mich mobil. es ist nötig, um nicht eine schaukelmattenexistenz anzustreben, ein apalisches da-sein.

Wer aber seine Abhängigkeit erkennt und sich selbst davon trennen kann, ist frei.

feiner satz. wette, er hat eine edle historie, seit facebook werden solche sätze immer buddha zugeschrieben.
wie trennt man sich von seiner abhängigkeit (also ohne pharma-hilfe)?
es gibt einen ganzen sack voller konstanten, der beim tüchtigsten aufräumen und sortieren immer noch bei einem bleibt, wie ein sturer esel: die geworfenheit, da und dann geboren worden zu sein, als mann oder frau, als weißer oder schwarzer, als gesunder oder kranker. bisweilen als katholik oder waldorf-waldkind.

sei die menschliche gestalt als figur gesetzt: sagen wir eine holzpuppe (die länge der nase bliebe offen, aber nur, weil das sogar im joy zu komplex würde) -
wieviele der fäden, an denen sie hängt, kann man kappen, ohne dass die figur bewegungslos in sich zusammensackt?

was uns bleibt, ist, wenn der rechte arm etwa nach vorne boxt, den blick auf den faden zu richten, hinzunehmen, woher der kommt, und - freiheit! -das nächste mal, wenn "es zieht", versuchen, es zu verhindern.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Warum bitte soll Unglück erstrebenswert sein? (Mariedev)


Das ergibt sich aus der Logik, die dem angesprochenen Widerspruch zugrundeliegt; zwischen der Möglichkeit, unausgesetzt unglücklich sein zu können und der Unmöglichkeit, in ebensolcher Weise glücklich zu sein. Die Momente oder Zeitspannen des Glücklichseins sind erstrebenswert, weil sie kurz und selten sind. Deshalb sind die Perioden des Unglücklichseins erstrebenswert; sie sind der Hintergrund, von welchem sich Glück überhaupt abheben und vor dem es wahrgenommen werden kann.

Es verhält sich nicht wie hungrig und satt sein, weil man ebenso ein Leben ohne Hunger wie auch eines ohne Sättigung verbringen kann. Vielmehr lässt sich der Vergleich mit einem Eisberg heranziehen; der größte Teil des Lebens hat die Funktion, den kleinsten über Wasser zu halten. Wie jeder Vergleich hinkt auch dieser, weil er zwar die Unmöglichkeit unentwegten Glücks, nicht aber die Möglichkeit unentwegten Unglücks versinnbildlichen kann.

Mir ist klar, daß es hier ohne Annäherung an einen Begriff für Glück bzw. Unglück nicht wirklich weitergehen kann.
*******use Mann
3.197 Beiträge
Zur Problematik Glück/ Unglück
drängt sich regelrecht ein Märchen von
Hermann Hesse auf:
"Augustus". *g*
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Mir ist klar, daß es hier ohne Annäherung an einen Begriff für Glück bzw. Unglück nicht wirklich weitergehen kann.

Vielleicht ist das mit dem auf und ab zwischen Glück und Unglück ja auch so eine Art "gebundene Rotation"

https://de.wikipedia.org/wiki/Mondr%C3%BCckseite

man überspringt ganze gedankengänge

äääääh. ja.
Widerspruch ... zwischen der Möglichkeit, unausgesetzt unglücklich sein zu können und der Unmöglichkeit, in ebensolcher Weise glücklich zu sein.

erst dachte ich, oh, gute bemerkung. aber die frage drängt sich auf, : ist das so?
worauf stützt sich diese these, bzw. diese zwei?
vermutlich würde die antwort darauf erst recht eine rubrizierung verlangen.
es kann ja hier nicht um die extreme gehen, um orgasmische glücksfluten oder finstere auswegslosigkeit. wenn wir aber über die facetten und nuancen reden, wird es schwierig, die zeiteinheit "unausgesetzt" zu koppeln. weder hochplateaumanien noch canontiefe depressionen dauern auf diese art.

"gebundene Rotation"
schönes wort: libration.

deshalb die vielen mondkalender!?
*****div Frau
7.980 Beiträge
Hier ist auch mein Problem
Nicht glücklich sein, bedeutet für mich nicht automatisch, dass ich unglücklich bin. Sondern einfach nicht glücklich.

Und von der Ebene dem einfachen Dahinleben sich zu erheben ins Glück, braucht es manchmal nur ein Gedanke, eine Blume am Straßenrand, nicht eine Gefühlswelle, um vom puren Unglücklichsein ins Glück zu surfen.

Für mich gibt es auch da massig Grau Töne.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Champions League
Ich nehme einen Inhalt von Paul Watzlawick auf; es geht um den Nullsummenspieler, der überzeugt ist, daß der Gewinn des Einen und der Verlust des Anderen immer einhergingen. Wenn Sie eine Geldbörse mit viel Geld finden und einem Dokument, das Ihnen den Besitzer ausweist, und Sie fahren dorthin, um das Portemonnaie zurückzugeben, dann kann es Ihnen passieren – Sie werden es vielleicht nicht bemerken – daß der Besitzer sich bedankt, dabei aber denkt: „Das ist ja sehr nett, daß ich mein Geld wiederbekomme, aber so blöd müsste ich mal sein, daß ich das Geld finde und wieder abgebe.“

Es geht ihm, Watzlawick, um die >Kettenreaktion der Gütigkeit<. So oder ähnlich nennt er es, und weist darauf hin, daß der ehrliche Finder den Nullsummenspieler gewissermaßen verpflichtet, zukünftig in ähnlicher Weise zu handeln. Das passiere zwar nicht automatisch und mit sofortiger Wirkung, aber je öfter ein Nullsummenspieler mit seiner Überzeugung quasi ins Leere läuft, desto sicherer wird er sich verpflichtet fühlen.

Sollte er also an einem der folgenden Tage – sagen wir morgens nach der Fahrt zur Arbeit – sein Auto mit angeschalteten Scheinwerfern auf dem Parkplatz zurücklassen (zugegeben, ein historisches Bild), und jemand läuft ihm hinterher, um ihm zu sagen: “Sie haben die Lichter an Ihrem Auto brennen lassen.“, dann wird er sich vielleicht denken: „Wie will der mich jetzt reinlegen? Der läuft mir im Regen hundert Meter nach, nur um mir das zu sagen?“ Er selbst hätte schadenfreudig gegrinst, wenn er beobachtet hätte, daß jemand seine Lichter anlässt, und er hätte sich diebisch gefreut über die Vorstellung, daß dieser Trottel nach Feierabend mit seinem Auto nicht nach Hause fahren kann.

Mit diesen aus dem Gedächtnis wiedergegebenen Dingen will ich einigermaßen akzeptabel machen, daß es Menschen gibt, die unentwegt unglücklich sind, beispielsweise weil ihr Glück vom Unglück anderer abhängt. Ich möchte hier nicht über Extreme sprechen, obwohl diese mit meiner Theorie der Möglichkeit, unentwegt unglücklich und der Unmöglichkeit, unentwegt glücklich sein zu können, zu tun hätten: So denke ich, daß man ein Leben in Depression und ohne Glück verbringen, aber keines in Glück und ohne Depression leben kann. Bei dieser für sich genommen absoluten Idee kommen wir unweigerlich zu der Notwendigkeit, Glück und Unglück genau zu definieren, aber wir sollten dieser Versuchung nicht erliegen. Meiner Überzeugung nach führte dieser Versuch vom Eigentlichen weg, und das ist die freie Auseinandersetzung mit Ideen, wie ich sie hier formuliere. Definitionen sind im akademischen Betrieb unerlässlich, hier aber bedeuten sie das Ende der inhaltlichen und argumentbezogenen Debatte.

Wir sollten vielleicht die Grundidee dieses Themas insofern variieren, als wir uns Gedanken machten über die eigentlich zugrundeliegende Idee: Was würde uns glücklich stimmen? Im Anschluss könnten wir bedenken, warum uns das Jeweilige glücklich stimmen würde. Wir müssen nicht definieren, was Glück ist, wir bräuchten nur zu fragen, was für uns Glück sei und warum das so ist.

Ich habe meinen Wanderurlaub mit meinem Hund beschrieben, und das ist eine von vielen Möglichkeiten, die mir offenstehen. Ich wäre nicht amused, Geld für einen Flug in ein Land auszugeben, dessen Sprache ich nicht verstehe. Shanghai zum Beispiel ist ein rasend interessanter Ort, ohne Zweifel. Aber ich würde doch nicht dorthin fliegen, um mich als zwar atemlos Staunender, am Ende aber – in den eigenen vier Wänden – doch verlorener und umhergeirrter Westler zu fühlen; abgesehen von der größten Umweltsauerei, die man als Verbraucher auf der Erde verbrechen kann, wenn man ein Flugzeug besteigt.

Das ist keine Pose; es geht mir wirklich nicht gut damit. Wenn mich aber mein Sohn anruft und sagt, er brauche die ID-Nummer meines Persos, weil er gerade für sich und mich das Championsleage-Finale in Milano buchen will, ist das etwas anderes. Es ist eine Ausnahme, weil hier das Glück darin besteht, daß mein Sohn sowas mit mir machen will. Hier gilt der ansonsten für mich ungültige Hinweis, daß der Flieger ja auch ohne mich flöge. Hier befinden wir uns – meiner Auffassung nach – im Zentrum der zur Debatte stehenden Aspekte persönlicher Bedürfnisse und persönlichen Glücks auf der einen und außerpersönlicher Bedingungen seiner Erfüllungen auf der anderen Seite.

Soweit erstmal …
*****div Frau
7.980 Beiträge
@plantnurse
*g*
Genau das meine ich, vor der Einladung zum Champions League Spiel muss man nicht tief unglücklich sein, um das Glück dieser Situation, Sohn meldet sich von sich aus, um zusammen etwas zu unternehmen, fassen zu können. Da sind die Glückshormone aus dem Stand vorprogrammiert.

Vielleicht definiere ich auch falsch, Alltag ist bei mir Alltag und kein Tal des Grauens und der Missgunst. Sonst wäre der Wunsch nach den 8 Monaten tun, was man will, absolut notwendig fürs Seelenheil und nichts, was auch entbehrlich wäre. Frei nach Epikur
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