unsere bedürfnisse sind nah an unsere natur gekoppelt. wärme, nahrung, nähe, austausch...
wünsche sind die ganze welt der potentialität. an leuten, die sich alle wünsche erfüllen können, merkt man, dass sie immer neue er-finden; haben sie den ganzen ozean abgesegelt, gibt es immer noch einen archipel irgendwo, an dem sie ihren fuß noch absetzen müssen. haben sie drei sparschäler in der küche, brauchen sie den noch, den "jede woche eine neue welt" anbietet, mit den hübschen rosa punkten drauf. vielleicht auch, weil er ergonomisch geformt ist und sich ihrer handathrose gefälliger zeigt, dann wird der wunsch zum bedürfnis geadelt.
was unter mangel verstanden wird, und also nach auffüllen verlangt, ist eine sache der selbstorganisation. es können zu wenige löffel im haushalt sein, da man es nicht gewohnt ist, mit den händen zu essen.
zu wenige kaffeeautomaten, weil man dem kaffee anschmeckt, dass ihn clooney nicht trinken würde.
zu wenige liebhaber, weil man meint, des zuspruchs und der bewunderung noch nicht genug erhalten zu haben.
zu wenige farben im bunten stoß druckpapier, weil man meint, blaßrosa und babyblau reichen nicht zur angemessenen briefgestaltung.
einen mangel zu finden, gelingt uns fast immer, desto leichter, je mehr wir haben, dürfen und können.
ein wunsch ist...
folge des mangels an erscheinungen
ich lebe zur zeit, und zum glück nicht mehr lange, unter einem mangelhaften dach. es regnet hinein, wenn es draußen regnet, das ging jetzt ein halbes jahr so vor sich.
dass ein dichtes dach ein bedürfnis ist, wird mir keiner absprechen, ein warmes auch, eins, das nach den neuen richtlinien für dämmung isoliert ist, ebenfalls.
dass ich nun unheilbar dem traum anhänge, das dach anschließend zu begrünen, ist kein bedürfnis mehr. dass ich da kräuter, moose, farne, wiesenblumen imaginiere. dass ich erscheinungen einpflanzen will, wo bisher mangel war.
wünsche machen unser leben aus, die kultur, bedürfnisse das überleben.
ein großteil des erschaffenen ist wünschen geschuldet, von der sandburg der ersten jahre bis zum hochhaus, das wir in den späten entwerfen.
mitunter dem wunsch, den bedürfnissen rechnung zu tragen, zum beispiel jenem, in einem wolkenkratzer in der stadt viele menschen unterzubringen, weil sie ansonsten an der ausufernden peripherie in einfamilienhäusern wohnten, was nicht immer reinen luxus bedeutet und nicht für alle.
aber mir liegt nicht daran, die beiden begriffe zu separieren, sie gehen ineinander über.
mir liegt persönlich nur daran, nur jenen nachzugeben, die nachhaltig ressourcenschonend oder anreichernd sind.
ich würde so gerne den amazonas entlangshippern, von allen seiten den lärm, den duft, die farben des regenwaldes inhalierend, den affen beim schaukeln zusehen und den flussdelfinen beim spielen.
vielleicht erfülle ich mir das mal.
der gedanke aber, dass ich allein etwas davon hätte, oder wir, mein mitreisender und ich, lässt den wunsch auf meiner liste immer wieder nach unten rutschen. der gedanke, stattdessen,in meinem kahlen viertel ein zeichen zu setzen und mit der hausbegrünung zu beginnen, würde so viel mehr bringen und bedeuten.
prioritäten und wertvorstellungen modullieren zwischen bedürfnis und wunsch.