Candelaria - Ein kubanischer Sommer (2018, Int****)
Genre: Alltagsromanze
Story (Quelle: moviepilot.de):
Candelaria (Verónica Lynn) und Victor Hugo (Alden Knigth) sind beide in den 60ern und leben 1994 auf Kuba, also in einer Zeit, in der ein Embargo auf der Insel liegt und das Geschäft mit Zigarren und Rum floriert, während die Bevölkerung Hunger leidet. Das alte Ehepaar ist im Verlauf der Jahre nur aus Trägheit zusammen geblieben und teilt sich das Bett nur noch zum Schlafen. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie vor allem für das Halten ihrer Hühner, die eher Haustiere als Nahrung sind.
Während Victor als Lektor und in einer Tabakfabrik arbeitet, schuftet Candelaria in der Wäscherei im Keller eines Hotels. Hier findet sie zwischen den Laken eines Tages eine Videokamera und nimmt sie mit nach Hause. Erstaunlicherweise beginnt die Kamera, das Eheleben wieder aufleben zu lassen, denn Victor entdeckt, dass seine Leidenschaft neu erwacht, als er seine Gattin durch die Linse des Aufnahmegeräts betrachtet. In der neuen fiktional erschaffenen Lebenswelt blüht das alte Paar wieder auf - doch wie lange lässt sich die Realität verleugnen? (ES)
Kommentar:
Zu diesem Film kann ich relativ viel schreiben, ohne zuviel zu verraten - der aufmerksam Zuschauende kann noch Vieles entdecken.
Die ewige Revolution Castros führt sein Volk in Hunger und Entbehrung. Unsere Protagonisten müssen trotz ihres hohen Alters jenseits der 70 beide arbeiten, den kargen Lohn mit teils illegalen Methoden aufbessern - und haben dennoch nicht einmal genug auf dem Teller, um satt zu werden.
Neben ihrer Stelle in einer Hotelwäscherei singt Candelaria gelegentlich auf der Bar einer Bühne. Dort verblasst das Verbrauchte ihrer einstigen Schönheit etwas, und ihr Charme aus älteren Zeiten erschimmert zu einem neuem, wenn auch zerbrechlichen Leben. Die (synchronisierten) Liedtexte transportieren eine gefühlvolle, melancholische Schönheit, die imho in Liedern des westlichen Kulturkreises kaum zu finden ist.
Die intensivste Zärtlichkeit und Sorge schenkt die kinderlos gebliebene Frau ihren Küken.
Victor pflegt eine herzliche, humorvolle Freundlichkeit zu einem deutlich jüngeren Farbigen, begeistert sich für Baseball und spielt trotz seiner heftigen Hustenanfälle noch in einem Mannschaftsteam. In seinem Job als Aufseher/Lektor in einer Zigarrenfabrik verliest er lieber Sportnachrichten als die geschönten politischen. Candelaria begegnet er nach dem Fund der Kamera wieder mit aufopfernder, aufmerksamer und liebevoller Zuwendung.
Ein herzerwärmender Film mit Situationskomik, der neben depressiver Tristesse zeigt, wie sich Elend und Schmerz in Zärtlichkeit und Lächeln wandeln lässt. Alltagspoesie pur.
Kein Wunder, dass der Film auf Festivals manchem Kritiker wohlwollende Worte entlockte.
Trailer:
Quelle ganzer Film (zZt leider nirgends gratis):
https://www.justwatch.com/de/Film/Candelaria
Crew:
Regie: JHONNY HENDRIX
Drehbuch: JHONNY HENDRIX u.a.
Kamera: SOLEDAD RODRÍGUEZ
Musik: ALVARO MORALES
Cast:
Candelaria: VERÓNICA LYNN
Victor Hugo: ALDEN KNIGTH
Der Schwarze: MANUEL VIVEROS
Andere, imho besser geschriebene Rezensionen:
https://onlinemerker.com/candelaria-ein-kubanischer-sommer/
https://www.film-rezensionen … aria-ein-kubanischer-sommer/