Umgang mit Traumata im BDSM
Mich beschäftigt schon lange die Frage, wie ich als dominanter Part in einer D/S Konstellation mit Traumata bei einer Sub umgehen soll. In den vergangenen Jahren traf ich häufiger auf Frauen, die an einem Trauma litten. Meist waren es häusliche Gewalt durch die Partner, Vergewaltigungen oder auch mal ein Borderline Syndrom. Die Konversationen waren offen geführt und ich durfte einen Einblick in diese schrecklichen Ereignisse erhalten, oder zumindest das Wissen über diese erlangen.
In den Gesprächen ist mir klar geworden, worin bei einigen von ihnen die Motivation bestand, sich einer Situation auszusetzen, die oberflächlich Parallelen zu den damaligen Ereignissen hat. Sie alle ließen mich ein Muster erkennen: Die Neigungen, die diese Frauen aufwiesen, die Bedürfnisse, die sie hatten, waren allesamt eng mit dem erlebten Trauma verbunden. Ich verstand, dass eine Motivation darin bestand, das Trauma erneut, aber unter kontrollierten Bedingungen zu erleben. Sie wollten keine Opfer sein, sondern sich dem Szenario bewusst stellen.
Mein beruflicher Background touchiert nur sehr schwach die Lehre der Psychologie und hat überhaupt nichts mit der Psychiatrie zu tun. Aus diesem Grund maße ich es mir nicht an, eine Bewertung darüber vorzunehmen, was für diese Frauen gut und gesund ist.
Allerdings blockierten mich diese Informationen zunehmend beim Kennenlernen dieser Personen (in Bezug auf BDSM). Wann immer dieses Thema an die Oberfläche kam, gab es für mich eine rote Linie. Aus diesem Grund habe ich mich bislang immer dagegen entschieden mit einer Sub eine D/S (Spiel-) Beziehung einzugehen, die ein solches Ereignis in ihrem Leben hatte.
Ich fühle mich bei dem Gedanken nicht wohl einen Menschen einer Situation auszusetzen, die mit einem solchen schrecklichen Ereignis verbunden ist. Genauso fühle ich mich damit überfordert entsprechend darauf reagieren zu können. Aus meiner Perspektive heraus ist es nicht mit dem Auffangen gleichzusetzen. Ich fühle mich als Projektionsfläche, als eine imaginäre Version des Täters, der sich erneut an der Person vergreift. Es ist dieses Wissen in meinem Kopf, was mich blockiert und hemmt.
Mich interessiert hier die Sichtweise der dominanten Menschen, die den aktiven Part ausleben, wie sie damit umgehen, ob es sie ebenso blockiert, hemmt, oder andere Emotionen in ihnen hervorhebt.
Selbstverständlich möchte ich auch gerne die Sichtweise des submissiven Parts erfahren, doch ist mir bewusst, dass dies einem Outing in einem Forum gleichkommt, daher verzichte ich bewusst auf diese Aufforderung.
Kann BDSM als Möglichkeit zur Traumabewältigung genutzt werden? Wie gefährlich kann dies werden, wenn es nicht durch professionelle Hilfe begleitet wird?
Zuletzt möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ich sehr sensibel auf dieses Thema reagiere und hoffe, mit dem erforderlichen Respekt das Thema aufgemacht und niemanden damit verletzt oder vor den Kopf gestoßen haben.