die meisten rigger bezeichnen sich selber als künstler und unter künstlern gibts leider viel zu oft einen gewaltigen brot- und annerkennungsneid...
Ich weiss nicht, ob das so direkt auf Geld und Anerkennung zurückzuführen ist.
Ich bemerke aber ebenfalls verschiedenen Schulen, die für sich eine gewisse Ausschliesslichkeit verlangen, was meist nicht direkt ("es gibt keinen Gott ausser Rigger-One"), sondern "faktisch" unterlegt wird ("nur unsere xy-Technik verhindert Tod und Verderben, nur unsere Knoten sind authentisch und schön").
Jedenfalls habe ich angefangen (aus dem US-Amerikanischen) mit 6 und 12m Seilen und den darauf abgestimmten Fesselungen und bin jetzt "konfrontiert" mit der "neuen Berliner Schule", die überwiegend mit den schon genannten 8m-Seilen und eben dafür optimierten Fesselungen arbeitet. Seile in verschiedenen Längen sind natürlich kein Problem, aber bei der Betonung, dass "nur" 8er Seile gingen, muss ich dann doch grinsen...
Wenn ich mir dann noch japanische Fesselungen der 60er/70er anschaue (kennt jemand noch den inpor-Fundus?), dann haben die ja reichlich wenig mit der nBS gemein, von Klistier und Plug mal ganz abgesehen.
Solche parallelen Schulen, die gegenseitig ein konkurrierendes und mitunter diskriminierendes Verhalten zeigen, gibt es in vielen Bereichen: Medizin, Musik, bildende Kunst, Architektur, Fussballvereine und eben Religion. Ebenso die Verehrung von "Stars", "Gurus", "Meistern".
Ich sehe mich da jedoch als Atheisten, der eher wie ein Kunde Dienstleistungen und Informationen nutzt und auch gerne würdigt, in Geld und Lob. Wenn.
Das ist auch meine Schwierigkeit mit der Anerkennung: Das, was mitunter unterschwellig oder deutlich gefordert wird, ist nicht schlichte Anerkennung des Könnens und der Kreativität, des Stils, sondern (kritikfreie) Bewunderung, die darüber hinausgeht und weniger an der Sache orientiert ist. Wobei dieser Anspruch gar nicht von den Künstlern selbst, sondern ihren Anhängern erhoben wird, weswegen ich auch von "Schulen" und nicht "Riggern" spreche...
Da schliesst sich dann auch wieder der Kreis zum verbreiteten BDSM-Phänomen, dass der "eigene" BDSM hoch gehalten wird, aber andere Varianten in ihrer Existenz nicht akzeptiert, sondern diskriminiert werden.
Die Selbstsicherheit und das Selbstbewusstsein über die eigene sadomasochistische Identität scheint da "benachbarte" Varianten noch nicht gut auszuhalten, das eigene Sein nicht aus sich heraus als "ich bin" definiert zu sein, sondern durch die anhaltende Abgrenzung "ich bin nicht" und Legitimation "ich bin nicht schlecht".