Suspensions - Wieviel Gewicht hält mein Material aus?
Jüngst kam ein für Suspensions gar nicht so unwichtiges Thema in einem Verkaufsposting auf: Die Belastungsgrenzen des genutzten Materials.Hier geht es um Sicherheit!
Deshalb ist das Thema absolut wichtig.
Was für die einen, gerade jene unter uns, die aus dem Bauhandwerk oder der Veranstaltungstechnik kommen, eine Selbstverständlichkeit ist, ist für andere dann doch etwas ganz neues, bei dem sich der "Aha"-Effekt doch meist sehr schnell einstellt.
Ich komme selbst nicht aus den Bereichen die damit jemals wissenschaftlich/beruflich umgehen müssen, habe mich damit rein im Bondage-Rahmen befasst.
Vielleicht kann jemand, der damit auch beruflich zutun hat, die folgende Frage sogar mit etwas mehr Detailfachwissen ergänzend erläutern:
Die Kernfrage: Wieviel Gewicht hält mein Material aus?
Wenn ihr Wandbefestigungen, Karabiner und sonstige Utensilien kauft hantiert man als Normalsterblicher nicht mit Kilonewton als Maßeinheit, sondern mit den angegebenen Traglastgewichten.
Hier gibt es aber einen Unterschied zwischen "zulässiger Belastbarkeit" und "tatsächlicher Belastbarkeit".
Was ihr auf den Produkten steht ist idR. die tatsächliche Belastbarkeit.
Beispiel:
Ein Karabiner hat eine tatsächliche Belastbarkeit von 100 kg.
Das steht auf der Verpackung. Kann ich also ein Bunny mit 60kg an den Karabiner hängen?
Nein! Kann, bzw. sollte man nicht. Warum?
Die zulässige Belastbarkeit ist nie, unter keinen Umständen, mit der tatsächlichen Belastbarkeit zu verwechseln!
Der Beispielkarabiner ist darauf ausgelegt bei einer Längsbelastung statische 100kg zu halten.
Beim Bondage haben wir zwar meist eine Längsbelastung eines solchen Karabiners, aber keine statische! Unser Bunny bewegt sich, ob gewollt oder ungewollt. Ohne mit Physik zu sehr zu langweilen bleibt dabei festzuhalten, dass sich die Materialbelastung durch Bewegung erhöht. Immer. Bei allem. Selbst wenn nur die noch so kleinste Bewegung auftritt.
In der Technik rechnet man hier mit sogenannten "Sicherheitsfaktoren" mit denen die zulässige Belastbarkeit des Beispielkarabiners multipliziert wird um auf die tatsächliche Belastbarkeit zu kommen, bzw. anders herum: um von der tatsächlichen Belastbarkeit auf die zulässige Belastbarkeit zu schließen.
Oder anders ausgedrückt:
Die tatsächliche Belastbarkeit ist das Maximum an Belastung durch das Bunny plus alle physikalischen Kräfte!
Die zulässige Belastbarkeit ist das Nettogewicht, das man gerne aufhängen würde.
Die physikalischen Kräfte kann man aber jetzt nicht immer berechnen, daher wird in der Technik gerne mit einem Sicherheitsfaktor von 5 als Standard gerechnet.
Wofür ist also der Beispielkarabiner ausgelegt?
Wenn auf der Packung steht "Tatsächliche Belastbarkeit: 100kg" dann rechnet man:
100kg / 5 = 20kg zulässige Belastbarkeit.
Herzlichen Glückwünsch, ihr könnt euer Haustier hier aufhängen, das 60kg Bunny aber bitte nicht! Das Material bricht vermutlich nicht sofort, ist dafür aber nicht ausgelegt.
Fazit zur Belastbarkeit:
Die zulässige Belastbarkeit ist das Gewicht eures Bunnys.
Die tatsächliche Belastbarkeit ist das was das Material inklusive Bewegung (physikalische Kräfte) aushält.
Achtet daher auf die zulässige Belastbarkeit.
Deshalb haben nicht wenige Rigger Material mit dem man beinahe Kleinwagen an die Wände hängen könnte.
Die Frage "Dein Bunny wiegt doch nur 50kg, warum hast du da eine Traglast von 1T an der Wand? Reicht da kein Material, das für 100kg ausgelegt ist?" sollte damit beantwortet sein.
Zusatzgedanken:
Selbst wenn der Haken in eurer Wand und er Karabiner alles halten könnte bedenkt ob die Wand das auch hält!
Ebenso sollte Metall nie auf Metall aufliegen, Stahl nie auf Stahl, Holz nie auf Holz.
Wenn ihr nach Material schaut meidet den Baumarkt. Dort geht man davon aus, dass ihr irgendwo eine Lampe oder eine Veranda montieren wollt, nicht davon, dass ihr Menschen irgendwo aufhängen möchtet.
Für so etwas gibt es eine Sportart: Das Klettern. Geht in einen Klettershop für euer Material. Im Zweifel können euch die Menschen dort auch beraten.