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Kintsugi - Goldreparatur

****nat Frau
1.047 Beiträge
Themenersteller 
Kintsugi - Goldreparatur
"In Japan gibt es eine besondere Tradition: Zerbricht eine Teeschale, die für die Familie wertvoll ist – zum Beispiel weil sie sich schon seit langem im Familienbesitz befindet –, so werden die Scherben nicht weggeworfen.

Die Schale wird repariert. Ein Künstler fügt die Bruchstücke wieder zusammen und flickt die schadhaften Stellen mit einem besonderen Kitt. Aber nicht so, dass die Bruchstellen möglichst unsichtbar sind. Im Gegenteil: Der Künstler mischt dem Kleber und dem Kitt feinen Goldstaub bei. Dadurch werden die Risse und Brüche sogar noch hervorgehoben. [...]

Das hat [ dem Aussehen der Schale ] nicht geschadet. Die vergoldeten Risse haben sie zu etwas Einzigartigem und Besonderem gemacht."
• Thomas Drumm

Am Freitagabend ist das Exponat zu Gast bei MT-Factory und der zauberhaften "Kintsugi-Künsterin" Mona_loves für ein atemberaubendes Henna Tattoo III

Sofern Sie sich für die Entstehung von Kunst auf Haut interessieren, schauen Sie gern vorbei.

Am Samstag wird das Exponat in der Grande Opera zur KUNST & SÜNDE offenbach: Bad Santa! in Begleitung von MT-Factory als Leinwand flanieren und unter seinen Augen zu betrachten sein.

Gern diskutieren wir vor diesem Hintergrund mit Ihnen die Eigentumsrechte in Bezug auf Tim Steiner und Wim Delvoye.

"Der Schweizer Tim Steiner ließ sich ein Werk des belgischen Konzeptkünstlers Wim Delvoye auf seinen Rücken tätowieren. 2008 wurde es an einen Hamburger Kunstsammler verkauft, der damit das Recht erwarb, Tim Steiner als Leihgabe weiterreichen, verkaufen, vererben und seine Haut nach dem Tode konservieren zu dürfen. Seither wird das Werk «Tim» international kontrovers diskutiert."

In der Hoffnung, es würde Sie interessieren - Zur Freude zu Diensten.

Exponat
********osen Mann
6.277 Beiträge
Wer keine Menschenhaut mag. Herr Delvoye hat auch Schweine tätowiert.
****nat Frau
1.047 Beiträge
Themenersteller 
Ja, allerdings zum Teil auch kleine, süße Ferkel, damit das Ornament mit dem Tier mitwächst. Diskussionswürdig.
********osen Mann
6.277 Beiträge
Ich mag Micky Maus als Jesus am Kreuz und Mini Maus betete ihn an.
*****urt Mann
345 Beiträge
Zitat von ********osen:
Ich mag Micky Maus als Jesus am Kreuz und Mini Maus betete ihn an.
Ist das nicht etwas, ähm, fantasielos?

Kunstalgorithmus:
1. Suche irgendein Tabu, das noch nicht gebrochen worden ist.
2. Brich es.
3. Drehe den Tabubruch um, indem du ihn neu interpretierst. Nicht dein Tabubruch sei der wirkliche Tabubruch, sondern XYZ.
4. Behaupte, das sei jetzt Kunst. (Falls du nichts Besonderes kannst, dann mach Performancekunst.)
5. Verdien Geld damit.

Interessanter wäre es beispielsweise gewesen, wenn Herr Delvoye die eigene Haut von Schweinen hätte tätowierern lassen.

Da finde ich Kintsugi bedeutend spannender.
****nat Frau
1.047 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank. Ich weiss nicht, ob es wirklich um ein Tabu ging. Mich erinnerte die "Gier" als Eigentumsanspruch von einem unmündigen Lebewesen zu einem Menschen als eine Form des Machtwillens. Ich betrachte dies vor dem Hintergrund des BDSM. Die Schweine, auch im traditionellen Sinn zu markieren, empfinde ich als negativ. Eine Konstellation von Mündigen, die sich freiwillig in diese Situation begeben, empfinde ich als spannend.

Zudem mag ich die Debatte über die Konstellation zwischen Objekt, Künstler und Kunstsammler.
********osen Mann
6.277 Beiträge
aIch finde, es entspricht der "Disneysierung der Welt.
Es werden nur noch leuchtende Fassaden aus Pappe aufgestellt und angebetet. Der Schein ueberstrahlt den Dreck und das Elend. (Beispiel: Dubai)

Die wirklichen Probleme werden nicht angegangen, sondern nur noch so getan, als obman was tut.

Ich finde es großartig, wie Delvoye das Anbeten unserer Gesellschaft im Disney WorldRausch visualisiert hat. *smile*
********osen Mann
6.277 Beiträge
Gleiches gilt uebrigens für die Schweine. Dieses Wegwerfprodukt der modernen Gesellschaft hat Delvoye mit seinen Tätowierungen zu einem kostbaren Kunstwerk erhoben.

Bitte erst informieren, bevor kritisieren.

Die Schweine wurden bei der Tätowierung in Narkose versetzt. So dass moeglich wenigSchmerzentsteht.
Sie wurden dann auf einer Farm in Thailand gehegt und gepflegt. Erst nach ihrem natürlichen Tod wurde ihreHaut zum Kunstwerk.
Es gingen ihnen tausend Mal besser, als der Wurst auf eurem Frühstückstisch.
****nat Frau
1.047 Beiträge
Themenersteller 
Ich ziehe mich aus dieser Diskussion zurück. Es war ein Einstiegsversuch. Dennoch vielen Dank für die Beiträge. *knicks*
*****urt Mann
345 Beiträge
Zitat von ********osen:
Gleiches gilt uebrigens für die Schweine. Dieses Wegwerfprodukt der modernen Gesellschaft hat Delvoye mit seinen Tätowierungen zu einem kostbaren Kunstwerk erhoben.

Bitte erst informieren, bevor kritisieren.

Die Schweine wurden bei der Tätowierung in Narkose versetzt. So dass moeglich wenigSchmerzentsteht.
Sie wurden dann auf einer Farm in Thailand gehegt und gepflegt. Erst nach ihrem natürlichen Tod wurde ihreHaut zum Kunstwerk.
Es gingen ihnen tausend Mal besser, als der Wurst auf eurem Frühstückstisch.
Genau deshalb finde ich das mässig interessant. Weil es, sorry für den Ausdruck, postmodern abgelutscht ist. Irgendwas mit "Gesellschaftskritik" oder so, ganz genau weiss man nicht, ob es nun um Tierhaltung geht, oder um Veganismus, oder doch eher um die Frage des körperlichen Schmerzes, oder ums Ausgeliefertsein dem Künstler gegenüber, also eine Machtfrage, oder sonst irgendwas.

Und mehr Bedeutung ist dann leider doch nicht drin, insbesondere: noch mehr Konsequenz ist nicht drin. Was die postmodernen Künstler geschafft haben, ist die Form endgültig von ihrem Inhalt zu befreien. Das war bei Andy Warhol noch interessant und auch relevant. Und seither bloss noch oft kopiert. Und weil die Form von ihrem Inhalt befreit wurde, ist auch die Gesellschaftskritik (Inhalt) von ihrer Form (Kunst) befreit. Insofern ist Delvoyes Gesellschaftskritik völlig beliebig, weil die Form in keinem Zusammenhang zur Kritik mehr steht. Das heisst: Genausogut könnten die tätowierten Schweine also sehr schlicht als Eigenwerbung für Delvoye selbst ausgelegt werden, und Delvoye als einen narzisstischen Künstler, der gerne andere Lebewesen ausnutzt, um - unter dem Vorwand von irgendeiner angeblichen Gesellschaftskritik - in erster Linie sich selbst materiell oder immateriell zu bereichern.

Und natürlich weiss Delvoye das selbst sehr gut. Er ist ein cleverer Marketing-Künstler. Beispielsweise hier - bezeichnenderweise trägt der Artikel den Titel "Ein Schelm, der Böses dabei denkt":

https://www.artlog.net/de/kunstbulletin-9-2017/wim-delvoye-ein-schelm-der-boeses-dabei-denkt

Delvoye (lacht erneut): Ich gehöre nicht zu der Künstlergeneration, die sich selbst exponiert - ich verkaufe nicht meine eigene Scheisse wie Manzoni! Ich habe die Rolle des bösen Unternehmers, der sein Werk ausnutzt. Da geht es auch um Handwerk, zum Beispiel der Anwälte - ein echtes Meisterwerk der Gesetzesauslegung, was sie da als Vertrag zwischen mir und Tim ausgearbeitet haben! Meine Arbeit zeigt, wie übel Menschen sind, nicht wie übel ich bin.

Ach wat, so n Schmarrn. Das übliche Blabla: Der Künstler versucht, sich selbst in ein ganz bestimmtes Licht zu rücken, damit wir glauben würden, er sei irgendein böser Schelm. Psychologisch wirklich lahm: Böse muss es sein, weil nett ja keine Aufmerksakeit mehr erweckt. Und Schelm muss es sein, weil "einfach nur böse" ja eine eindeutige Zuordnung erlauben würde, was ebenfalls keine Aufmerksamkeit erlaubt heute. Das schliess sogar die Meta-Ebene mit ein, dass er vielleicht ja doch ein "böser Schelm" sein könnte. Denn ein Schelm kann ja im Prinzip alles sein. Postmoderne Beliebigkeit, eben.
Es ist ja, ähm, fast schon niedlich, dass er so weit geht, uns grad auch noch die Definition mitzuliefern, die wir bitte auf ihn anwenden sollten: den bösen Unternehmer.

Aha.

Da hab ich echt wenig Bewunderung für. Und, wie gesagt, ich find's auch bloss mässig spannend.

Inhaltlich ist seine Aussage übrigens auch nicht stimmig. Seine Arbeit zeigt eben gerade nicht, wie übel Menschen sind (aber nicht er). Aber um das aufzudecken muss man eben tiefer bohren als bis zur postmodernen Oberfläche.
********osen Mann
6.277 Beiträge
Ernsthaft?
Du reisst zwei Sätze aus einem Interview und begründest damit Deine Kritik an dem Kuenstler?

Mich interessiert nicht, was der oder irgendwer über die Sachen sagt.

Es gilt einzig, ob etwas mich als Kunst anspricht. Das muss nicht jedes Werk eines Kuenstlers sein.


Hier kann jeder nachschauen, ob es ihm gefällt:

https://wimdelvoye.be/
*****urt Mann
345 Beiträge
Zitat von ********osen:

Es gilt einzig, ob etwas mich als Kunst anspricht.
Aha.

Und da bin ich doch glatt davon ausgegangen, dass königliche Ansprüche über die Deutungshoheit der Dinge (hier: Definitionshoheit, was gilt, und zwar als Kunst) primär ein Phänomen des Mittelalters seien.

Abgesehen davon ist deine Aussage natürlich herrlich prä-modern. Also, noch nicht einmal modern (geschweige denn: post-modern) sondern tatsächlich prä-modern: Die (hier in Worte recht klar ausgedrückte) Identifikation mit der eigenen Weltwahrnehmung unter der Annahme, andere würden (oder müssten) die Welt automatisch auch so sehen. "Hier bin ich König, hier gilt einzig, was mich anspricht."

(Zum Vergleich: Die moderne Weltsicht würde immerhin anerkennen, dass andere das nicht so sehen. Die post-moderne hingegen würde anerkennen, dass es prinzipiell kein präferiertes Zentrum gibt. Die postmoderne oder vielleicht auch eher poststrukturalistische Position ist ja aber Delvoye's Position als Künstler, zumindest, was die Schweine angeht: Die Dekonstruktion der Leinwand als etwas Totem. Da wird dann eben die menschliche oder die schweinische Haut zur Leinwand, was durchaus gewisse Fragen aufwirft, wem denn nun das Kunstwerk genau gehört. Soweit ist ja alles durchaus interessant.

Aber von da driftet er dann ins Blabla ab, wenn er dann auch noch irgendeine wohl eher bloss fürs Publikum gedachte Gesellschaftskritik einzubauen versucht.)
****nat Frau
1.047 Beiträge
Themenersteller 
Seid bitte lieb zu- und redet respektvoll miteinander. *blume*
*****urt Mann
345 Beiträge
Ah, und übrigens: Das bezieht sich jetzt tatsächlich auf die Schweine, und nicht auf sein Gesamtwerk. Es wäre wirklich unangebracht, aufgrund eines einizgen Werkes alle anderen Werke beurteilen zu wollen, da geb ich dir Recht.
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