"Bist du belastbar?"
"Ja."
Informationen, die wirklich ausgetauscht wurden: Null.
Menschen suchen einen Indikator dafür ob man zusammenpasst und Spaß miteinander haben könnte.
Das ist nur verständlich. Wie andere schon anmerkten erscheint mir die Frage nach der Belastbarkeit meist aus Unsicherheit geboren. Der Fragende weiß einfach nicht wie er die Frage anders stellen soll.
Hier wäre es besser zu fragen was Sub mag. Das fällt unerfahrene Sadist*innen, bzw. Doms oft schwer, da sich im BDSM-Stereotyp immernoch hartnäckig das Bild hält, dass Sub nicht gefragt wird was sie will. Vollkommener Blödsinn, wenn man micht fragt. Gerade zu Beginn sollte so etwas geklärt werden. Es nutzt ja nicht wenn man beim ersten Play ins blaue hinein rät was konsensual sein könnte, denn darum geht es am Ende ja auch. Man möchte spielen und keinen "Safeword-Minesweeper"-Abend verbringen. Also möchte ich schon wissen wo Vorlieben und Grenzen liegen. Mag sie Roughplay, kann sie was mit Bondage anfangen, etc. pp. Nein, es geht nicht um ein Playscript, sondern um schieres verbales Kennenlernen.
Manchmal ist sie aber durchaus ernst und genau so gemeint. Wenn jemand "erfahrenes" dann auf unerfahrene Subs trifft und ihr erzählt, belastbar sei sie nur wenn sie 10 Schläge mit der Bullwhip aushalte ist das schon schwierig. Wenn dieselbe Person ihr erzählt, dass sie, wenn sie das nicht täte und/oder "an sich arbeite", keine gute Sub wäre, dann wird es toxisch.
Ich frage mich dann immer worauf diese Personen hinauswollen und ob sie nicht lieber Tennis, Squatsch oder irgendetwas anderes spielen sollten bei dem sie möglichst häufig mit einem Gegenstand auf ein bewegliches oder unbewegliches Objekt schlagen können.
Eine erfahrene Sub wird mit der Frage umgehen und sie umdeutend sachlich passend beantworten können. Eine unerfahrene Sub bekommt im schlimmsten Falle aber das Bild vermittelt sie sei als Sub, fern des BDSM-Kontextes, "unwert". Was das aus einer Sub macht habe ich leider schon mehrfach erleben müssen. Mehr als einmal haben Subs bei mir versucht "auszuhalten" und sich entschuldigt, wenn es nicht mehr ginge, Sorge habend, dass sie damit als Mensch nicht mehr interessant wären und ich mir dann wohl, wie ihr früherer Dom, schnell eine andere suchen würde. Das ist grausam und bricht das Herz.
Beim gemeinsamen BDSM sollte es um Emotionen gehen und nicht um Bizepsübungen.
Ob ich einer Spielpartnerin jetzt 10, 20 oder 50 Hiebe geben muss um sie zu der gewünschten Reaktion zu bringen sollte überhaupt keine Rolle spielen. Am Ende geht es mir um genau diese Reaktion.
Klar, wenn eine Sub erfahrener und körperlich belastbarer ist, dann wird mehr Härte benötigt.
So sah ich vor einigen Jahren eine durchaus zierliche Sub, die eine Anzahl Bullwhip-Schläge aushielt bei der ich mir irgendwann die Frage stellte ob sie überhaupt noch etwas spürt. Das war durchaus faszinierend und hätte eher mich an die Belastungsgrenze gebracht, da mir irgendwann der Schlagarm abgefallen wäre (vom Muskelkater ganz zu schweigen). Irgendwann war die Reaktion aber da um die es ging.