aber nochmal zur eigentlichen Frage
Ich schreibe jetzt auch mal etwas zur Ausgangsfrage. Mein Kompliment an Renovatio, sehr spannende Frage, die besonders interessant wird, wenn man Sie ernst nimmt und ehrlich zu sich selbst ist.
Natürlich weiß der aufgeklärte (abgeklärte) Dom, dass das Safeword unbedingten gehorsam, sprich sofortige Erlösung der Sub aus der momentanen Lage, erfordert. Aber das erklärt ja nicht, was dann im Dom vorgeht.
Ich persönlich habe diese Situation gelegentlich erfahren (müssen) und jedes mal empfand ich es als eine Herausforderung.
Am Anfang meines Weges, als unerfahrener, ungestümer und wahrscheinlich auch ziemlich egozentrischer Spieler hatte ich manchmal eine Idee, ein Schlachtplan, einen Film im Kopf, den ich in dieser Situation realisieren wollte. Wenn man zu sehr den eigenen Film im Kopf hat, leidet die Aufmerksamkeit, man übersieht die (nonverbalen) Signale und - Bums kommt das Safeword. Dann war ich erst vor den Kopf gestossen, enttäuscht und im nächsten Schritt kam ich mir sehr dumm vor. Wie konnte ich so die Kontrolle verlieren - heute weiß ich, mangelnde Erfahrung und Aufmerksamkeit.
In einer anderen Situation wo wir uns nicht so gut kannten und ich ihre Grenzen einfach nicht spüren konnte, war das Safeword eine ganz normale und gute Sache. Ich war nicht enttäuscht, sondern froh, dass sie klar ihre Tabus aufgezeigt hat. Wir haben danach lange geredet und uns so erst wirklich kennen gelernt.
Und dann kenne ich noch den Fall, wo subbie sich nicht getraut hat, das Safeword zu sagen, obwohl sie eigentlich schon längst aus dem Spiel herausgefallen war. Zum Glück konnte ich das spüren (kennt ihr das Gefühl, wenn man den Eindruck hat, man ruft in eine Schlucht und es kommt kein Echo zurück?) und habe dann selbst abgebrochen. Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt, dass zum Sub sein viel Stärke gehört und dass Subs ohne Selbstbewusstsein wirklich gefährlich leben.
Insgesamt kann ich die Aussage von Varia voll unterschreiben:
"Ein Dom ist kein Übermensch. Und deshalb kann es passieren, dass einmal eine Grenze überschritten wird. Das kann heute eine ganz andere sein als gestern. Und genau dafür sind Safewords gedacht. Es gibt ihr und ihm die Sicherheit, dass jeder auch auf sich selber achtet."
Wenn man sich darüber im Klaren ist, dass man als Dom nie perfekt ist, ist der Gebrauch des Safewords ein wichtiger Hinweis um besser (sprich aufmerksamer, feinfühliger und verantwortungsvoller) zu werden.