Da die Frage sehr vielschichtig gestellt ist und das Thema in mir ganz viel in Schwingung bringt, erlaube ich mir jeweils auf die Teilaspekte Bezug zu nehmen und meine Meinung darunter dazu zu stellen:
"BDSM bzw D/S, darum soll es gehen, sehe ich immer und immer wieder, das es mit einer Tiefe in Verbindung gebracht wird, die es so in nicht D/S lastigen Beziehung wohl nicht so intensiv ist/sein kann oder so ähnlich."
--> Aus meiner Sicht hat Tiefe viel mehr mit der Beziehung zwischen Menschen zu tun als mit dem Lebensmodell, das diese Personen miteinander leben. Egal ob BDSM, D/S, Vanilla,..., sobald sich Menschen in emotionale Beziehung begeben und eine starke Resonanz entsteht, kann sich eine Tiefe entwickeln. Dass diese Tiefe entsteht, bedarf es aus meiner Sicht vieler Voraussetzungen und Fähigkeiten, die hier vermutlich vom Thema weg führen würden. Sicherlich begünstigen bestimmte Lebensformen, Tiefe zu zu lassen. Sie sind aber nicht Voraussetzungen.
=> Die kurze Antwort wäre von mir: Tiefe ist Beziehungsmodellunabhängig.
"Ist D/S da immer allgegenwärtig, rund um die Uhr?"
--> In meiner Vorstellung und dem Erlebten ist die Haltung des devoten und des dominanten Partners allgegenwärtig. Ich weiß, dass "Haltung" oder auch "mindset" große und vielleicht schon abgenutzte Wörter sind. Ich benutze sie trotzdem ganz bewusst, weil es für mich der Schlüssel oder auch der "Verhinderer" von D/S, wie ich es leben will, ist. Wenn nicht in jedem Augenblick allen, in der Beziehung lebenden Personen klar ist, welchen Status und damit welche Rechten und Pflichten sie haben, wird eine D/S-Beziehung anstrengend oder gar unmöglich. Dass bestimmte Rituatle, wie sie
@*******odot so schön beschrieben hat, dazu dienen, diese Positionen auch im Außen sichtbar zu machen, ist für mich eigentlich eher das Ergebnis als viel weniger die zu bedingende Regel in der Beziehung. Es braucht die Regel nicht, weil alle wissen und spüren, dass es genau so sein darf und muss. Um es etwas praktischer zu erklären: ich würde niemals Möbel verwenden, ohne vorher die Erlaubnis dafür zu bekommen. Wenn wir in der Öffentlichkeit sind, sprechen wir Ausnahmesituationen ab oder ich weiß auch ohne Absprachen, was meine Herrin für angemessen erachtet und verhalte mich danach. Dies kommt von innen heraus und bedarf bei mir nur an Grenzbereichen Klärungsbedarf. Genauso weiß meine Herrin, wann ich Sicherheit durch sie benötige, um bestimmte Dinge durch zu stehen. Auch da braucht es keine Festlegung.
=> Die kurze Antwort wäre, wenn D/S von innen heraus wirkt, dann ist die Position der Beteiligten allgegenwärtig und spürbar, auch wenn sie für Aussenstehende manchmal nicht erkennbar ist.
"Ist das eine Frage der Prioritäten damit es diese tiefe hat? Muss es tatsächlich immer und dauernd spürbar sein?"
--> Für mich ist es dauerhaft spürbar. Und ich glaube auch, dass meine Madame und Herrin es weiß. Es gibt immer Phasen, in denen wir uns im weniger extrem ausgeprägtem Gefälle begegnen. Aber auch da ist für uns permanent spürbar, dass es genau dieses D/S-Gefühl gibt - unabhängig von der bei uns vorhandenen Tiefe (ich würde gerne an dieser Frage die Tiefe bewusst von D/S abkoppeln und auf meine Antwort zur ersten Frage verweisen)
"Oder beruht diese tiefe nicht evtl darauf den passenden Partner/in gefunden zu haben und man deswegen schlichtweg glücklich und zufrieden ist?"
--> Das wäre auch meine klare Meinung mit der Ergänzung, dass die Person zu finden nur die Voraussetzung bildet. Darauf aufbauend braucht es noch viel mehr, um Tiefe zu zu lassen und schenken zu können.
"Ist das nicht anstrengend D/S rund um die Uhr am laufen zu halten?"
--> Anstrengend wird es, wenn der dominante oder devote Part an seine Grenzen der Fähigkeiten kommt. Nicht das D/S-Konstrukt als solches ist anstrengend. Vielmehr das Umgehen mit den (Un-)-fähigkeiten des Partners. Aber genau das macht eine gute Partnerschaft aus und baut auf die angesprochene Tiefe auf. Auch in diesen Phasen die Stabilität zu haben, für und mit seinem Partner durch diese Anstrengung zu gehen, bedeutet für mich, auf Dauer Glücklich sein zu können.
"Gleich vorneweg, es geht nicht um richtig und falsch. Auch bitte ich jedem seine Meinung zu lassen und nicht immer und dauernd auf sich zu beziehen usw - ihr wisst schon."
--> Ich danke für diese öffnende Bitte und hoffe, dass ich meine Meinung in diesem Sinne rüber gebracht habe.
Demütige Grüße
Madame's sklave severin