Meiner Wahrnehmung und Erfahrung nach hat das mehrere Gründe.
Weil der Tag lang war möchte ich nur die aus meiner subjektiven Sicht zwei größeren und plakativsten benenen:
1. Eigenwerbung
Der Joyclub ist für viele im Kern eine Partnerbörse, egal was er auch sonst noch so sein kann und bietet.
Man präsentiert sich also um Kontakte herzustellen.
Gerade im BDSM-Bereich ergeben sich daher immer wieder Diskussion wer nicht nur nicht der tollste Dom ist, sondern was das "einzig echte" BDSM sei. Natürlich ist jeder dabei der Meinung, dass die Form von BDSM, die man gerade selbst praktiziert, das höchste der Gefühle sei.
Ein potentieller Partner soll ja nur das Beste bekommen: Den besten Partner mit dem besten, gar dem einzig wahren, BDSM.
2. Unsicherheit
Die lautesten Hunde sind oftmals die unsichersten.
Das sagt jemand, dessen Nick ein besonderes Adjektiv ausdrückt und der selbst viel schreibt, ich weiß
Was ich meine ist, dass die, die am lautesten von der Richtigkeit ihrer Form des BDSM überzeugt sind, andere abwerten und sich als die Könige des BDSM darstellen oftmals in Wahrheit unsicher sind, es ihnen an Souveränität mangelt und sie damit genau diese Umstände kompensieren und überschallen. Eben wirklich wie der laut kläffende kleine Hund.
Es ist auch einfach unsicher zu sein, gerade wenn man damit konfrontiert wird, dass andere "anderes" BDSM leben, es anders betreiben und man damit selbst vermeintlich nicht mehr in eine Schublade passt. Und Schubladen lieben wir ja alle. Schubladen sind psychologisch sogar notwendig und unvermeidlich. Unser Verstand könnte gar nicht adäquat arbeiten, wenn wir nicht unterbewusst nach Zuordnungen suchen und vorkatalogisieren würden.
Gerade wir Deutsche sind (und das meine ich nicht rassistisch, was auch gar nicht geht, weil "Deutsch" keine Rasse ist...) Meister darin Dinge indexieren, katalogisieren, standardisieren und somit am Ende in Schubladen einsortieren zu wollen. Es macht die Welt einfacher. Wenn es ein klares Richtig und Falsch gibt, dann kann man sich auch selbst einordnen. Das "richtige" BDSM - das eigene natürlich - und das "falsche" BDSM" - im Idealfall das, was man so nicht praktiziert und tada: Man weiß wo man steht.
So leicht ist die Welt nur nicht. Sie bedingt Ambiguitätstoleranz. Sie ist vielschichtig. Dein BDSM ist nicht mein BDSM und das ist okay.