Differenzieren bitte!
Mal abgesehen davon, dass ich mir über Profile nur dann Gedanken mache, wenn sie mir einigermaßen reflektiert und deutlich erscheinen (es gibt viele in sich widersprüchliche und inkongruente Profile, die weitaus undifferenzierter und verschwurbelter und oft obendrein grammatisch und orthografisch mit Fehlern gespickt sind, so dass das Lesen eher zum Rätselraten, als zur Verdeutlichung einer Neigung oder Suche beiträgt) muss “devot, aber kein SM“ kein Widerspruch sein.
Zumindest dann nicht, wenn der Schreiber sich devot markiert, aber erkennbar von “SM“ absetzt - und nicht von “BDSM“. Oder anders gesagt: “devot, aber bitte kein SM“ ist korrekt und möglich und nicht unbedingt ein Widerspruch; “devot, aber bitte kein BDSM“ ist begrifflicher Unfug.
Denn ...
... “SM“ enthält die devote Komponente nicht - “BDSM“ wohlgemerkt hingegen schon. Vielen ist leider der Oberbegriff BDSM in seiner Zerlegung in die drei Hauptbestandteile und jeweils dazugehörigen Buchstabenpaare
1) BD (Bondage/Disziplin),
2) DS (Dominant/Submissiv) &
3) SM (Sadismus/Masochismus)
noch immer gar nicht klar und sie setzen “BDSM“ fälschlich vereinfachend oft mit “SM“ gleich.
Wenn man damit hingegen begrifflich korrekt umgeht, dann ist klar, dass es sogar viele Menschen geben kann (und auch gibt), die einen oder mehrere Teilbereiche daraus mögen, ohne sich automatisch & zwangsläufig auch zu den übrigen Teilbereichen hingezogen fühlen zu müssen. Ich kenne masochistische Wesen, die überhaupt nicht devot sind, ich kenne dominante Menschen, die null sadistisch sind, ich kenne zutiefst devote Seelen, die mit Schmerzen gar nicht umgehen können, ich kenne devote/dominante Leute, die aber Bondage hassen u.s.w., u.s.w.
Ich wiederhole mich zwar, aber leider stimmt es, dass viele Menschen - auch hier im.JOY! - sich über diese Differenzierung dieser unterschiedlichen Teil-Neigungen [innerhalb des übergeordneten Ordnungsbegriffes BDSM] von- b.z.w. gegeneinander überhaupt nicht bewusst werden und diese weder für sich, noch für andere klar zu unterschieden imstande sind. Wenn dann die Kennzeichnung devot/dominant/switcher auch noch als Profil-Angabe für die Alltags-Charakterisierung fehlbenutzt wird (ja, fehl-benutzt, denn... was sollte i.d.Z. “switcher“ meinen??? wie ist denn ein Alltags-Switcher so drauf?), dann ist die Verwirrung im JOY natürlich komplett.
Ich finde, man kann - beim Lesen vieler Profile - alleine daran (also an der ausdifferenzierten Darstellung der eigenen Neigung - was zumeist ein paar Worte mehr braucht, als nur vorgfertigte Buttons zu klicken) erkennen, wie klar und bewusst jemand wirklich “in“ der Materie ist und wie deutlich und konkret er etwas Bestimmtes sucht oder auch bestimmte Dinge ausschliesst, b.z.w. wie stark er sich im entgegengesetzten Falle nur an Klischees und Schlagworten entlanghangelt und - damit leider oft verbunden - wie austauschbar er (oder sie) hier “sucht“ und dabei aber einfach Vieles/Alles mitnimmt, was er (sie) überhaupt bekommen kann.
Bei Letzterem geht's mir dann so, wie bei Formulierungen, die in Horoskopen oder genauer: in “Barnum-Aussagen“ (wer's mal nachlesen mag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Barnum-Effekt?wprov=sfla1) Verwendung finden und die mehr oder minder bewusst und mehr oder weniger geschickt alles und nichts aussagen, damit sich nahezu jedes Gegenüber darin wiederfindet und “angesprochen fühlt“.
Mithilfe des Textgenerators hier verfasste Profile strotzen übrigens häufig von solchen Statements, da der Generator per se durch seine Machart dazu verführt. Und solche Profile sind in meinen Augen einfach oft nur noch für die
!
In diesem Sinne: Im Grunde mag ich viele Forumsbeiträge, viele gehen mir aber auch tierisch auf die Nerven.
PS.: Nachtrag... der Vollständigkeit halber und falls es durch meinen bisherigen Beitrag nicht schon klar wurde:
Ich muss kurz aber deutlich widersprechen, patro_nice: Die Angabe dominant/devot ist zwar im “allgemeinen“ Bereich angesiedelt, aber spätestens durch die Auswahlmöglichkeiten “switcher“ oder “weder noch“ wird klar, dass hier schon eher der sexuelle Kontext gemeint sein MUSS. Ich kenne zumindest niemand, der seinen Chef im Alltag als “mein Chef ist echt sehr weder noch“ oder als “ganz klaren Switcher“ umschrieben hat!