Nur mal so …
Einige Erläuterungen, die eigentlich jeder kennt, aber nochmal deutlich erklärt werden, falls es jemanden gibt, der es vielleicht doch nicht so kennt.
Psychiater:
Das ist ein Arzt. Ein echter. Der darf einen krank schreiben, Medikamente geben und könnte auch theoretisch Operieren … (habe mal eine in der Notfallstation gesehen, die Allgemeinmedizin machen sollte. Vorsicht, das war uiuiui)
Es kommt auf den Schwerpunkt an, muss diese Art von Arzt NICHT gleich eine Befähigung zum Therapeuten haben.
Neurologe:
Ein Neurologe ist auch ein Arzt, der aber aus der Sicht der „Hardware” die Problematik angeht - im Gegensatz zum Psychiater, der es von der „Software” Seite aus betrachtet.
(Psycho-)Therapeut:
Muss NICHT zwingend ein Arzt sein, darf aber auch nur eingeschränkt handeln. Dieser darf zwar Empfehlungen machen, aber weder krank schreiben, noch Medikamente verordnen. Psychotherapeuten gibt es verschiedene … einige davon sind Kassenärztlich zugelassen (man bekommt sie bezahlt von der Krankenkasse - aber nur, wenn es nötig ist. Dafür muss man, oder der Therapeut, einen Antrag ausfüllen, der ggf sogar abgelehnt werden kann) oder man bezahlt den Allein.
Zugelassene Therapeuten gibt es einige … die Anzahl wurde irgendwann festgelegt (ich glaube 1996 … nicht sicher) und seit dem wurde es nicht angepasst. Das Problem dabei ist, dass die Anzahl der Erkrankungen stark gestiegen ist (oder besser, die Anzahl der Menschen, die sich behandeln lassen wollen), so dass Therapeuten teilweise total überfüllt sind und keine Thermine frei haben (teilweise selber BurnOut gefährdet).
Therapiearten:
Es gibt mehrere Arten der Therapie, je nach dem, was man hat und was übernommen wird.
Die klassische Psychoanalyse (nach Freud):
Das ist quasi sie Älteste dieser Art. Hier sitzt der Analytiker hinter einem und lässt den Menschen auf einer Liege über alles reden. Machmal greift er ein und stellt gezielt Fragen. Diese Art von Therapie ist sehr intensiv, langwierig und muss mehrmals pro Woche gemacht werden. (Um beim Thema zu bleiben) Hier sind keine BDSM Kenntnisse erforderlich, weil es nicht darum geht. Es ist aber anzuraten, dass BDSM NICHT als Krankheit angesehen wird, sonst könnte es die Analyse verfälschen und damit eine falsche Gewichtung geben.
Verhaltenstherapie:
Hier werden verschiedene Situationen analysiert und die selben Situationen durch andere Verhalten ersetzt (Konditionierung). BDSM sollte hier auf jeden Fall verstanden worden sein, weil durch eine neue Konditionierung von einer Situation, die von dem Therapeuten fälschlicherweise als Grund für verschiedene Probleme angesehen wird, nicht hilfreich ist und sogar noch verschlimmern KÖNNTE.
Tiefenpsychologisch fundierte Therapie:
Hier wird eher Zielorientiert gearbeitet. Man legt Ziele fest, die sich auch in der Therapie ändern können. Der Therapeut sitzt einem Gegenüber und man behandelt das Jetzt (meistens wird nicht so sehr auf sie Kindheit eingegangen, obwohl es auch berücksichtigt wird). Dieses Verfahren wird nur ein bis 2 mal die Woche praktiziert. Durch die Kompakte Form muss man kein BDSM kennen, wenn es nicht teil des Problems ist. Es reicht aus, dass der Therapeut Unterwürfige Handlungen nicht als negativ sieht und dominante nicht als narzisstisch. In der Theorie ist es zwar klar, in der Praxis kann es auch mal eben nicht so klar sein.
Es gibt noch viel viel mehr Arten, aber das würde den Rahmen sprengen. Diese drei sind die, die theoretisch von der Kasse übernommen werden. Spezielle Therapien, wie Traumatherapie u.ä. habe ich mal Außen vor gelassen …
Die Psychoanalyse, vielleicht noch erwähnt, dauert so lange und ist Kostenintensiv, dass man sue kaum verschrieben bekommt.
Nun zum BDSM:
Wie man sieht, ist BDSM kein muss, damit man „Anständig” therapiert werden kann … das allerdings ist theoretisch. Wie Studien gezeigt haben, hat zwar jeder Mensch eine Preferenz, aber es ist viel wichtiger, dass sich Menschen verstehen und aufeinander eingehen können. Um das zu gewährleisten muss es auch so sein, dass man über BDSM reden kann. Dabei ist es egal, ob der Therapeut explizit BDSM kennt, er muss es nur akzeptiren können. Wenn die Person offen ist, kann es sogar manchmal besser sein (wenn das Problem jetzt nicht genau in den Bereich fällt), dass sie sich nicht richtig auskennt. Dadurch KANN ein neuer Blickwinkel daraus entstehen …
Aber das alles ist wie gesagt Theorie …
In der Praxis sieht alles ganz anders aus:
Therapieformen werden meist gemixt oder auch in Gruppenform angeboten, weil man zu wenig Plätze hat, zu viele Patienten. Da die Ärzte selber daran verdienen oder/und an Studien mitarbeiten, werden immer wieder versucht, Medikamente einzusetzten, obwohl es nicht notwendig ist.
Mehrfach vorgekommen ist auch, kein Scherz, dass die Therapeuten nicht als Ziel hatten, jemanden „Gesund” zu machen, sondern lediglich „Arbeitsfähig” - will sagen, dass die Krankenkasse da ein Wörtchen mitreden möchte, was von der Therapie bezahlt wird und was nicht.
Es gibt auch Therapeuten (meistens in Kliniken, weil noch in der Ausbildung), die die Theorie höher einschätzen als den Patienten. Habe ein paar Patienten begleitet, die in eine Tagesklinik gegangen sind, wo die Therapeuten so einen Stuss geredet haben, dass ich kurz davor war, sie anzuzeigen (Mobbing in Gruppentherapie wurde weder erkannt, noch verhindert; Virulente Krankheiten wurden auf rein Psychische Ursachen reduziert und nicht - gar nicht - darauf eingegangen. Patienten mussten mit Fieber an Gruppensitzungen teilnehmen …).
Ist ein Therapeut also nicht das richtige? Jain. Es muss nicht immer ein Therapeut sein. Es hilft manchmal auch vertrauen, Einfühlsamkeit und Liebe, um einige Probleme zu beheben. Therapeuten sind auch nur Menschen. Wenn man aber einen guten Therapeuten kennt (es hilft gar nichts, wenn andere ihn gut finden, es muss zu einem selber passen. Das könnte nur ein Indikator sein, dass er sich einlässt, aber kein Garant dafür) ist es vorteilhaft, weil dieser gezielt und längerfristig helfen kann. Außerdem kann es gut sein, auch mal außenstehende die Lage beurteilen zu lassen.
Lieben Gruß,
Kal
PS.: Ich bin KEIN Therapeut und KEIN Arzt.
PPS.: Nicht jeder Therapeut ist gut, manchmal sind Hochstapler besser:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gert_Postel
(Sogar Ausgezeichnet worden von verschidenen Institutionen)