Polyamorie, ein in den letzten Jahren immer bekannter gewordenes Beziehungskonzept, ist auch im JOYclub immer wieder Thema. Wir blicken genauer auf diese Form der Liebe und das schwierige Zusammenbringen aller Interessen von Partner und Nebenpartner.
Quelle: Wir müssen reden!/YouTube
Was ist Polyamorie?
Hinter Polyamorie versteckt sich die Zusammensetzung von "poly" (viel) und "amor" (Liebe). Simpel lässt sich bei Polyamorie also von einer "Vielliebe" oder "viele Lieben" sprechen. Das bedeutet noch lange nicht, dass jeder, der auch seine Eltern oder Freunde liebt, polyamor ist. Es bedeutet auch nicht, dass man eine offene Beziehung führt und somit einen Freifahrtschein zum Geschlechtsverkehr mit jedem und jeder hat, sondern dass man die Fähigkeit (und auch das Bedürfnis) besitzt, mehr als einen Menschen zur gleichen Zeit lieben und begehren zu können.
An dieser sehr emotionalen Front bekommt Polyamorie als Beziehungskonzept regelmäßig Gegenwind. Und das nicht nur von Beziehungstraditionalisten. Ein Punkt dabei:
Und wer Beziehung mit einem Besitzanspruch denkt, preist die Angst mit ein, etwas (= jemanden) weggenommen zu bekommen. Daher liegt für viele polyamore Menschen eines der großen Hindernisse im gesellschaftlichen Blick und im Urteil, das damit einhergeht.
Hinzu kommt, dass man, wenn man mit mehreren Menschen eine Beziehung führt, noch achtsamer mit seinen Partnern umgehen muss. Wir haben eben nur ein begrenztes Maß an freier Zeit. Diese gilt es so aufzuteilen, dass sich keiner vernachlässigt fühlt. Jedem, der eine Poly-Beziehung anfängt, muss klar sein, dass die Zeit mit einem einzelnen Partner weniger sein wird als in einer monoamoren Beziehung.
Ist man bereit, den Partnern ebenfalls Freiräume zu lassen, miteinander offen über seine Lebens- und Liebesgestaltung zu reden und hat man selbst nicht den Wunsch, 24/7 einen Partner bei sich zu haben, dann kann man ein sehr glückliches Leben führen, ohne seine Liebe auf eine Person zu beschränken."
Selbstversuch Polyamorie
Doch wie sieht Polyamorie nun im Alltag aus? Frau Khaos vom lesbischen Paarprofil TerrorundKhaos erzählt uns, wie sie zu ihrer polyamoren Beziehung gekommen ist:
"Als ich 22 war, trat jemand in mein Leben, ein Dritter, mit dem ich eine aufregende Zeit verbrachte, voll mit Sex und Gefühl. Und voll mit lauter Genuss und aufregend Neuem war mein Leben so laut, dass ich die zarte Stimme meiner Treue nicht mehr gehört habe.
Doch irgendwann während dieses ganzen Abenteuers traf es mich wie ein Schlag: Scheiße, was machst du da eigentlich? Ach ja, du führst eine offene Ehe – alles easy also! Oder doch nicht? Plötzlich zweifelte ich an mir, ich hatte die gleichen Gefühle wie immer für meine Frau – aber auch für diesen Mann hatte ich Gefühle. Aber das durfte nicht sein, das konnte nicht sein, das war nicht richtig und so einen Scheiß wie Polyamorie gibt’s eh nicht.
Das waren meine ersten Gehversuche als Mehrfachliebende, abrupt gestoppt durch meine Selbstzerrissenheit zu diesem Zeitpunkt, die wohl daher kam, dass meine Ehe zu diesem Zeitpunkt einfach noch zu jung war – gerade mal ein Jahr alt – und im Inneren noch nicht gefestigt genug war, um Platz für weitere Personen zu haben. Meine Ehe hat in diesen Monaten sehr gelitten, so sehr, dass sowohl ich als auch meine Frau mehr als einmal kurz davor waren, die Koffer zu packen.
Aber wir haben diese Prüfung unserer Liebe gemeinsam gemeistert. Hand in Hand. Meine Frau hat alle meine Fehltritte in dieser Zeit akzeptiert. Meine Frau liebt mich. Ich liebe meine Frau. Meine Frau und mich verbindet eine freie Liebe, wir führen eine offene und eifersuchtsfreie Partnerschaft, wir lieben und respektieren uns und Polyamorie gibt es wirklich – und sie ist wirklich lebbar.
Ich habe gelernt, was Polyamorie bedeutet, was es heißt, Polyamorie wirklich zu leben. Ich kann nun offen, ehrlich und mit Wissen und Einverständnis aller Beteiligten meine Liebe leben. Mit einem anderen Partner als meiner Frau wäre das vielleicht nicht möglich.
Abschließend kann ich jetzt zu meinen Partnern sagen: Ich liebe dich – und dich – und dich. Ich liebe euch – alle, von Herzen. Ihr seid ein Teil meines Lebens und ich möchte mein Leben mit euch verbringen. Polyamorie ist für mich zu meinem gelebten Lebensgefühl geworden, das ich für mich gefunden habe. Dieses Lebensgefühl hat mich in meiner persönlichen Entwicklung selbst einen Schritt näher gebracht. Mir einzugestehen, dass ich polyamor veranlagt bin, hat mich vieles anders sehen lassen als zuvor.
Aber wenn ich dann sehe und erkenne, dass mein Leben jeden Tag ein bisschen schöner wird, weil es mir gut geht, weil ich mein Leben genießen kann, so wie es ist, frei von Zwängen und Dogmen, dann weiß ich: Das ist es wert."
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Die größten Klischees über Polyamorie
Wer zum erstem Mal von Polyamorie hört, dem kommen sicherlich sofort einige Klischees in den Kopf. Wir wollen mit den drei größten aufräumen:
Klischee #1: Polyamorie ist wie Swingen
JOYclub-Mitglied Atman_Bln schreibt dazu: "Der Unterschied ist die klare emotionale Trennung von Liebe und Sex. Swingen 'kann' polyamor sein, wenn es sich unter besten Freunden entwickelt, quasi im geschlossenen Kreis. Aber das Club-Swingen, der eher anonyme Sex mit Fremden, hat mit Polyamorie kaum etwas zu tun. Man könnte sogar sagen, dass sich beide Konzepte gegenseitig ausschließen:
Polys wollen tiefe Liebe zu mehr als einem Menschen nicht nur dulden oder zulassen, sondern geradezu darauf hinarbeiten, um tiefer in die Liebe einzutauchen. Swinger wollen aus der tiefen Liebe auftauchen, um sich an fremder Haut zu vergnügen, und dann wieder in ihre emotionale Monogamie, frisch gefickt und gut gestärkt, zurück zu finden. Die Schnittmenge ist äußerst klein."
Klischee #2: Wer polyamor lebt, kennt keine Eifersucht
Viele Menschen denken, dass Eifersucht in einer polyamoren Beziehung keine Rolle spielt. Doch das ist falsch. Polyamore Menschen setzen sich oftmals viel stärker mit dem Thema Eifersucht auseinander. Da in ihrer Beziehung nichts ohne eine offene Kommunikation funktioniert, legen sie auch beim Thema Eifersucht die Karten auf den Tisch:
Klischee #3: Wer polyamor lebt, kann nur einfach nicht treu sein
An dieser Stelle sollte die Unterscheidung zwischen emotionaler und sexueller Treue getroffen werden. Während letztere im Konzept der Polyamorie außen vor gelassen wird (schließlich darf jeder mit jedem schlafen, sofern er das möchte und der andere als fester Partner im polyamoren Beziehungskonzept etabliert ist), spielt die emotionale Treue eine große und wichtige Rolle.
Es wird offen und ehrlich darüber gesprochen, sobald sich die Gefühle der beteiligten Personen ändern – zum Guten oder zum Schlechten. Schließlich verändert sich im Laufe der Zeit nicht nur die Beziehung zu einem Partner, sondern zu mehreren. Das macht eine polyamore Beziehung so aufwändig, aber auch erfüllend.
Polyamorie ist nichts für jeden: Glücklich sein ist wichtig
Polyamorie ist nicht immer einfach. So zu leben, erfordert viel Stärke und Offenheit von allen Beteiligten. Als Teil eines polyamoren Beziehungsgeflechtes wird man immer wieder kleine Kämpfe austragen müssen. Sei es, weil in einer der Beziehungen etwas schiefläuft, sei es wegen der Vorurteile der Mitmenschen oder wegen der landläufigen Meinung über Polyamorie.
Auch wenn sich immer mehr Menschen offen zu ihrer Polyamorie bekennen, sollte man nicht von einem Trend sprechen. Der polyamore Lebensstil ist nicht für jedermann geeignet und es gibt genügend Paare, die eine monogame Beziehung glücklich macht, einfach weil sie für sie am besten funktioniert.
Und genau darum geht es. Dass jeder, egal wie er oder sie seine Beziehungen lebt, glücklich ist. Kein Beziehungsmodell ist richtig oder falsch oder besser als das andere. Unterm Strich bleibt nur der Wunsch nach Verbindung, sei es seelischer oder sexueller Natur, und das ist doch, was alle verbindet.
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