Gab es früher NoGo's, die Ihr heute aber anders bewertet?

Ich bin definitiv toleranter geworden und auch meine eigenen Grenzen sind weiter geworden.

Ja hat sich auch bei mir verändert und als bestes Beispiel wären da Mollige Frauen. Früher war das für mich abtörnend und heute Liebe ich sie dafür. Meinen Horizont im laufe des alters erweiterte sich mit den Gegebenheiten auf die ich so getroffen bin. Viele Dinge aber schlummerten in mir und traten erst zu tage als ich einmal die Möglichkeit hatte das auszuprobieren.
Heute bin ich auch um ein vielfaches toleranter was die Sexualität anbelangt, es ist immer ein spannendes Thema und gefühlt endlos vielfältig und individuell.
Ich erinnere mich noch gut an den Moment als ich mit Erschrecken feststellen musste das Facesitting eigentlich in den SM-Bereich gehörte. Ich wuchs in einer kleinen Dorfgemeinschaft auf mit allerhand Vorurteilen...

Ich würde das auch so sehen - vielleicht gar nicht mal die Toleranz, die wächst mit dem Alter, sondern mehr den Mut, etwas auszuprobieren und gleichzeitig über den Dingen stehen zu können. Ich hätte mir am Anfang meiner SM-"Laufbahn" eine andere Frau zu schlagen als meine eigene (einvernehmlich versteht sich). Jetzt sehe ich das anders und habe die Freiheit, mich ausleben zu können, was ich mir so auch nie habe vorstellen hätte können. Es ist immer ein Prozeß und gut, wenn manscht stehen bleibt oder aus gegebenen Umständen verharren muss.

Und ich bin mal wieder gespannt, ob sich zu diesem Thema auch mal eine Frau äußert

(er) Größtenteils ist meine Erfahrung eigentlich, dass Dinge in der Gesellschaft falsch oder verkürzt dargestellt werden.

Für mich war es BDSM. Das kannte ich früher nur aus irgendwelchen pseudo-aufklärerischen Dokumentationen als unmotiviertes Geklatsche auf nackte Haut am Andreaskreuz und gelegentliches Gestöhne.

Wie tief die tatsächliche Erfahrung gehen kann, wie entspannend und beruhigend es sein kann und wie viel Dinge außerhalb des mechanischen "Vermöbelns" dazu gehören, wird nicht transportiert. Aber das ist eigentlich der ausschlaggebende Faktor.

Und das ist auch mit anderen Bereichen (NS und gerade auch KV) so.

Über diese gesellschaftlichen Grenzen zu springen traut sich halt nicht jeder. Dabei kann es so erfüllend sein.

Ich weiß nicht, ob du wirklich nur "Liebe" meintest. Was darüber hinausgeht, ist verboten, und sei es "nur" als Tierquälerei.



Zum Thema:

Ein weites Feld wurde durch eine Person geöffnet. Indirekt im Anschluss noch viel mehr. Bis ins Alter von 47 war mein sexuelles Universum sehr fest umrissen. Heute ist die erotische Welt für mich wesentlich größer, zum Teil noch unerforscht, weil die Zeit oder Gelegenheit sich noch nicht ergeben hat.

Ich war früher homoavers, heute bin ich bi und freue mich über die gelebte Vielfalt da draußen.

Ich konnte über Fetisch oder BDSM nur (hilflos) lachen, heute kenne ich eine Domina, habe Gefallen an gewissem Lustschmerz und Fetischen entwickelt, verstehe die Welt der Dominanz und des Devoten, auch von sehr guten Freunden.

Ich war monogam und aus Verlustangst hochgradig eifersüchtig, heute kann ich Liebe von Sex trennen, sehe Sex als Hobby, das man mit Freunden betreibt, vertraue in Bezug auf die Liebe der Partnerin und sehe gerne, wenn sie mit einem anderen Mann zugange ist, wie auch ich gerne mit anderen Personen mich vergnüge.

Früher kannte ich keinen Swingerclub, wusste nur, dass Bordelle existieren. Heute gehe ich gerne in einen Club.

Früher war ich schüchtern, wusste nicht, dass man - auch mit manchen Fremden - offen über Sex sprechen kann. Heute wundere ich mich, dass die anderen das nicht können.

Meine Nippel waren asexuell, heute bewirkt es etwas, wenn man sie reizt.

Anale Spiele bei mir, bei anderen, einen Schwanz blasen, Sperma schmecken und schlucken, AV (auch passiv), rimmen, NS + KV (auch Aufnahme)... All dies war bis 2011 undenkbar, selbst die Intimrasur und insbesondere, einen Mann zu küssen.

Also, ja, da kam schon was zusammen. Und es wird immer mehr...

Ja, bestimmte Dinge verändern sich über die Zeit

Ja das kann ich auch absolut bestätigen,einige meiner Vorlieben hätte ich vor Jahren noch strikt und ziemlich schockiert abgelehnt. Man wird offener, mutiger, und lässt sich nicht mehr so von den Dogmen der Gesellschaft kontrollieren