„Wir sind mal wieder bei einer Diskussion, wo es nach meinem Augenschein mehr um das Recht haben als um den Austausch miteinander ankommt.
Für mich ging es zuletzt um die emotionale Ebene.
Wenn sich mir gegenüber ein Mensch als chronisch Kranker outet, sag ich innerlich "Willkommen im Club".
Es gibt zwar noch Unterschiede zwischen "ziemlich erfolgreichen Menschen" mit einer chronischen Erkrankung, Teilerwerbsunfähigen und komplett arbeitsunfähigen Menschen. Aber als Teilerwerbsunfähige im Rehabilitationsprozess befindliche mit Minijob habe ich durchaus Kontakt zu beiden Seiten: Den "beruflich ziemlich erfolgreichen" als auch jenen, die gesundheitsbedingt komplett aus dem 1. Arbeitsmarkt raus sind. Bei mir war ja auch lange Zeit nicht klar, in welche Richtung es geht.
Über Jahre oder Jahrzehnte mit einer Krankheit zu leben, bringt so einiges mit sich, was man Außenstehenden schlecht vermitteln kann.
Unter diesem Aspekt habe ich fairMyladys Beiträge betrachtet.
Ein Missverständnis - wie sich inzwischen heraus gestellt hat.
OK. Missverständnis abgehakt.
Doch da kommt bei mir im Nachhinein Verärgerung auf.
Ich mag es nicht, wenn Außenstehende das Wort für meine Gruppe (die chronisch Kranken) ergreifen.
Das hätte ich ihr früher geschrieben, wenn ich fairMylady früher als Außenstehende identifiziert hätte.
Das habe ich nun nachgeholt.
Ich weiß noch nicht, ob und wie ich in diesem thread noch auf die Details eingehen will oder nicht.
Bleiben wir auf der emotionalen Ebene: Ihre Darstellung ist aus meiner Sicht - einer chronisch Kranken - an so einigen Punkten unstimmig...
Es ist nicht so, dass man von Diskriminierung sprechen könne. Aber für chronisch Kranke war - und ist es zum Teil leider immernoch - ein Spießrutenlauf durchs System. Man braucht bestimmte Hilfestellungen zur Rehabilitation und/ oder Teilhabe am Leben. Doch niemand will dafür zuständig sein. So gut wie gar nichts geht leicht. Jeder erzählt einem was anderes. Zwischen Sozialsystem und Gesundheitssystem klafft eine Lücke. Ach was! Das ist keine Lücke, das ist ein ganzes Fußballfeld. Und als chronisch Kranker kommt man sich schon mal wie ein Spielball vor, der von den verschiedenen Protagonisten hin- und hergespielt wird.
Beruflich ziemlich erfolgreiche Menschen bekommen das zum Teil zwar auch mit.
Aber glücklicher Weise ist das nur ein kleiner Teil.
So die Oberfläche des Eisberges.
Beruflich ziemlich erfolgreiche Menschen haben meist auch das Geld, sich notwendige Rehamaßnahmen und Hilfestellungen zur Teilhabe am Leben, selbst zu finanzieren.
Womit wir bei der Eigenverantwortung wären.
Die TE hat als ziemlich erfolgreicher Mensch alles, was sie braucht, um ihr Umfeld mitzugestalten.
Sie hat die Mobilität, sie hat die Finanzen und sie hat die Fitness.
Warum ein Mensch aus dem, was er hat, so wenig macht ist mir ein Rästel.
Ich und viele chronisch Kranke, die ich kenne, würden mehr daraus machen.
Aber sie will ja nicht mit uns in eine Schublade gesteckt werden!
So als ziemlich erfolgreicher Mensch.
Und ich will auch nicht mit fairMylady in eine Schublade gesteckt werden!
So als Mensch, welcher ziemlich gut eine ziemlich heftige Herausforderung im Leben meistert.
Eine Herausforderung, von der viele Menschen glücklicher Weise wenig Ahnung haben
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während unglücklicher Weise die wenigen Ahnungen, die sie haben, meistens falsch sind.
"Willkommen im Club.", könnte ich da eigentlich sagen.
Aber mir gefällt nicht, dass fairMylady so wenig aus dem macht, was sie hat.
Damit kann und mag ich mich nicht identifizieren.
Und noch weniger mag ich haben, dass andere fairMyladys Aussagen mit denen einer chronisch Kranken identifizieren.
So tickt die überwiegende Mehrheit all der chronisch Kranken, die ich in über einem Jahrzehnt in der "Chronisch_Kranken_Bubble" kennengelernt habe, nicht!
Die würden aus dem, was fairMylady hat, mehr machen.
Sehr viel mehr.
Hungrig auf die Teilhabe am Leben. Konzentration auf die wesentlichen Dinge.