Ich möchte euch nach langem Überlegen meine wundervolle Tantraerfahrung erzählen.
Ich bin dick und zwar schon fast mein ganzes Leben lang.
Schon als Kind habe ich zu hören bekommen: sieh dich mal an... wer will dich denn so? Du bist dick... du kannst nichts....
Also habe ich das geglaubt. Mein Leben lang habe ich versucht mich durch Leistung zu definieren um gemocht und geliebt zu werden.
Ein Teufelskreis von Depression, Traurigkeit und Frustessen, ( Essen um die innere Leere zu füllen).
47 Jahre lang, habe ich geglaubt: ich bin fett und nicht liebenswert)
Bis ich dank einer tollen Therapeutin endlich dahinter gekommen bin, welche Mechanismen in meiner Seele arbeiten.
Dann beschloss ich, nicht mehr an die Sätze aus meiner Kindheit glauben zu wollen.
Durch meinen jetzigen Partner kam ich mit Tantramassage in Berührung und beschloss in meinem Urlaub ein einwöchiges Tantramassageseminar auf Korfu zu machen.
Ich wollte mit mir selbst in Kontakt kommen, lernen mich so zu akzeptieren wie ich bin.
In einer wunderschönen Umgebung umgeben von schönen und schlanken Menschen, habe ich sehr oft über meine innere Scham springen müssen.
Mich so zu zeigen wie ich bin, nackt vor anderen zu sitzen und nackt zu tanzen... wenn alle sehen können wie meine Speckrollen und Hängebrüste herumschwabbeln und wackeln.
Und mich dann noch von jemandem berühren zu lassen, während in meinem Kopf ständig die Gedanken kreisten, wie angewidert mein Gegenüber von meinem Körper sein muss.
Ich zog mich in der Freizeit oft zurück, war still wenn wir abends in der Gruppe zusammensaßen.
Aber ich war auch ich, beteiligte mich an Gesprächen, war auch mal witzig und fröhlich.
Bei den Nachbesprechungen, erzählte ich was ich gefühlt hatte. Ich wollte ja an mir arbeiten und dachte, lass die anderen teilhaben.
Jedes Mal wenn ich das tat dachte ich im Nachhinein... das war bestimmt blöd von mir das zu sagen, die anderen halten mich für dumm.... mein gott bin ich peinlich.
Am letzten Tag sollten wir alle unseren Platz so herrichten, dass dem eigenen Sitzplatz gegenüber ein Kissen lag. Und jeder der das Bedürfnis hat einem anderen Teilnehmer etwas mitzuteilen konnte dort Platz nehmen und etwas persönliches sagen.
Der Angesprochene durfte nur zuhören und nichts erwidern. Das Gesagte sollte einfach angenommen und nicht in Frage gestellt werden.
Also gut, ich saß auf meinem Platz und während ich überlegte zu wem ich als erstes gehe um etwas liebes und dankendes zu sagen, nahm die erste Person vor mir Platz.
Es folgten zu meiner Überraschung weitere Teilnehmer. Es waren so viele, dass ich keine Gelegenheit hatte zu jemandem zu gehen. Jeder sagte dermaßen wertschätzende Worte zu mir, dass mir vor lauter entgegengebrachter Liebe die Tränen über die Wangen liefen.
Sie mochten mich als Mensch, als jemand der etwas sagte, dass den Menschen was bedeutete. Eine Teilnehmerin fragte mich ob sie den Kopf an meinen Busen legen dürfte, weil sie dieses weiche und fraulich- mütterliche so sehr berührte.
Ein Teilnehmer fragte mich, ob er mir in dem Seminar zu nah kam, da ich ihm gegenüber so zurückhaltend war. Er fände, ich wäre eine begehenswerte Frau.
Seit dieser Woche weiß ich, dass ich ein Mensch bin der wertvoll ist, der liebenswert und auch begehrenswert ist.
Bei der Tantramassage geht es nicht um Sex, sondern um die Liebe zur göttlichen Schöpfung von Mann und Frau, die jeder einzelne von uns verkörpert.
Und ja auch im erotischen Bereich habe ich ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. Nicht jeder Mensch findet mich sexuell anziehend, aber es gibt dieses Menschen. Und ich finde ja auch nicht jeden Menschen sexuell attraktiv...
Ich bin jedem Menschen, den ich dort auf Korfu begegnet bin unheimlich dankbar, dass ich mir nun selbst bewusst bin.
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende