Lieber Michael,
welche schöner, weil herzoffener Thread ... und weil ich ähnliche Erfahrung kenne, somit aus meiner Selbstreflexion heraus, ziemlich verkopft ... wiederum gleichzeitig hast Du die Lösung bereits in Dir gefunden, wie mir scheint ... dazu dann weiter unten ...
„Schwierigkeiten mit Empfindungslosigkeit bei Massage
Hallo Ihr Lieben,
gestern gab mir mein Mann eine Tantra-Massage. Wir hatten vor einigen Wochen ein fantastisches Tantra-Seminar besucht und üben seither an uns den Ablauf. Und gestern war ich der Nehmende.
Das klingt danach, als wärest Du bisher der Gebende gewesen. Ist das eine korrekte Wahrnehmung?
Allerdings: mein Körper war und blieb ungemein unsensibel. Meine Brustwarzen - unsensibel, der Penis - keine Erektion, Berührungen unangenehm bis schmerzhaft. Ich fühlte keine sexuelle Energie. Ich konnte vom Kopf auch schlechter abschalten.
Lies mal bitte bei Alexander Lowen und seinen Körpertypen nach, besonders bei schitzoiden Körpertypen (ergänzt durch Aspeke anderer Körpertypen), das gibt Dir ev. eine Orientierung für Dich selbst ... wenn der Kopf dermaßen intensiv präsent ist, fehlte bei mir das "mich-darauf-einlassen" doch sehr ...
Das hier wiederum kann Hinweis auf 3 verschiedene Möglickeiten sein:
Trotzdem wurde ich sehr müde, und es kam mir alles enorm lange vor, so ca. 2 Stunden ging die Massage.
Vorab: Bei uns dauern Tantra-Massagen "im Standard" 2 Stunden ... alles Andere wäre für uns viel zu schnell und vor allem dann - viel zu sexuell-/Lingam-/Yoni-orientiert ...
Zur Müdigkeit, die Möglichkeiten, die ich da kenne/die wir da kennen:
1) Die/der Gebende entspannt sich durch die Massage dermaßen tief, dass sie/er sogar dabei zwischendurch einschläft ...
2) Der/die Gebende "saugt energetisch" Energie ab ... zu allermeist völlig unbewusst, so dennoch ... und
3) der Empfangende ist dermaßen aufmerksam, was da passiert, tut es gut oder doch nicht, was spüre ich als Empfangende/r etc. und das alles ist/war für die/den Empfangenden dermaßen anstrengend, dass dann doch mal die Müdigkeit kommt/kam ...
Von der Lingam-Massage nahm ich dann Abstand, weil nur frustig, und brach ab.
Ich kenne das und - wenn ich tief in mich hineingehört habe und den Spiegel, den ich mir selbst vorgesetzt habe, angenommen hatte - gelangte dann zur Erkenntnis, dass es mit meiner "Selbst-Annahme-Fähigkeit" zu tun hatte ...
Ich kenne auch das totale Gegenteil, ich kann sehr sensibel sein, sexuelle Energie spüren und auch ziemlich abgehen. Aber gestern war es enttäuschend.
Michael, wenn Du Dir diesen Teil Deines postings durchliest und Dich tief darin hineinfühlst: Was nimmst Du wahr?
Ich für mich nehme wahr, dass es enttäuschend war, weil sexuell/erotisch nix wahr. Welche Erwartungshaltung hattest Du tatsächlich?
Welchen Stellenwert hat für Dich die Sexualität und das "abgehen" sogar bei einer Tantra-Massage?
Ich für mich hatte bei den ersten Tantra-Massagen, die ich sogar von meiner wunderbaren heutigen Lebensfrau und einer ihrer besten Freundinnen bekommen habe, null Erektion und auch null Höhepunkt.
Beide gaben mir damals die Rückmeldung, dass das sehr viel mehr Tantra ist, als wenn Mann einen Steifen hat und abspritzt. Warum?
Weil die Erektion des Lingam bedeutet, dass der Lingam, die Erektion, das Sexuelle eine sehr viel höheren Stellenwert hat, als alles Andere, worum es beim Tantra geht: Um das Ausgleichen der Energien im Körper. Um das in-Fluss-Bringen der Energien im Körper. Um die Berührung an sich und anderes mehr.
In mir entstehen dann immer massive Selbstzweifel und irgendwie auch Ärger über meinen Körper...
Auch das kenne ich. Inzwischen bin ich in den letzten 3 und ganz intensiv in den letzten 2 Jahren anhand mehrerer und im Besonderen durch einen Weg dabei, diese Selbstzweifel a) zu ergründen und b) zu transformieren.
Sehen, was ist.
Fühlen, was ist.
Erkennen, was ist.
Nehmen, was ist.
Vielleicht täusche ich mich, vielleicht spüre ich Dich doch (zumindest zum Teil) richtig:
Bei mir kommt das nach einem sehr hohen Anspruch an Dich selbst an. Wenn dieser vor Dir unerreicht bleibt, entsteht Unzufriedenheit.
Wenn da nur ein Teil davon stimmt, dann, lieber Michael, war diese Tantra-Massage vielleicht für Dich ein Angebot an Dich, das Du Dir selbst gemacht hast, das Du jedoch noch von Dir weist ... der Körper lügt nie ...
Kennt Ihr sowas auch? Oder stimmt etwas mit mir nicht?
Ich (Er) hoffe, ich konnte Deine Erwartungshaltung bisher - zumindest zum Teil - erfüllen.
Mit Dir stimmt alles.
Dein Innerstes (nenne es vielleicht "Inneres Kind") hat eine Idee zu Dir. Dieser kannst Du jetzt folgen oder das auch noch einige Zeit lang zur Seite schieben und anstatt in Deine wahrhaftige innere Tiefe zu gehen, an der Oberfläche verhaftet bleiben.
Nochmals zur Klärung:
ich habe wenig Ansprüche oder Anforderung an die Massage, was dabei rauskommen muss.
Sagt Dein Kopf ...
Beleg:
Ich habe Erfahrungen, was geschehen kann. Ich konnte weinen, mich (von einem Mann) in einem Maße angenommen fühlen, wie ich es nie davor kannte. Ich habe totale Frustration erlebt, wenn es, wie im Seminar, um Lingam-Massagemöglichkeiten ging, und ich aber sowas von null Lust und Erektion hatte, dass das alles nur ein Rummanipulieren war (während es bei den anderen Männern im Kurs wunderbar "funktionierte"). Ich kenne unfassbare Freuden-Energie-Wellen, die mich durchströmt haben, sodass ich vor Glückseligkeit weinte. Das Durchströmtwerden von sexueller - ich bezeichne sie als göttliche - Energie, die den ganzen Körper und die Seele erfassen kann.
Das ist so schön, lieber Michael! Gleichzeitig können so wunderbare Erfahrungen in uns eine Erwartungshaltung schaffen. Ist es dann anders, können wir (kann ich) sehr schnell eine Erfahrung als negativ betrachten und sogar bewerten, nur weil sie anders war/ist.
Wenn Du davon soooo tief erfasst werden kannst, dass Du vor Glückseligkeit weintest, Du das Gefühl hattest, dass diese - ja, das nehmen wir genauso wahr bzw. erkennen wir genau so - göttliche, weil schöpferische Energie Deinen Körper als auch Deine Seele erfasst hat, dann beantwortest Du Dir Deine Frage selbst.
Deine und allgemein Selbstzweifel haben eine Ursache, die bis heute in Dir/in uns wirkt, wenn wir in so einem schönen Moment, wo die/der Andere nur für uns da ist, an uns zu zweifeln beginnen, weil das, was wir bekommen, anders ist, als wir es uns gewünscht oder erwartet hatten.
Wunderbare Erfahrungen aus der Vergangenheit können uns - so schön sie auch waren - daran hindern, auch im "Anders" die Schönheit zu erkennen, die sich vielleicht für uns auf den ersten Blick sogar verbirgt; mit der Folge, uns selbst in Zweifel zu ziehen, unzulänglich zu führen, nährt das jenen Teil in uns, der uns daran hindert, uns innerlich weiter zu entwickeln, alte "emotionale Verankerungen" zu lösen.
Anstrengend empfinde ich das Darauf-Einlassen und das Mit-Umgehen-Müssen, wenn Bemühungen des anderen NICHT bei mir ankommen. Oder tun sie das trotzdem? Und ich merke es nicht, oder ordne sie falsch ein?
Wie ich bisher aus meinen sehr intensiven Erfahrungen gerade mit mir selbst wahrgenommen habe, bist Du Dir mit Deiner Antwort "ordne ich sie falsch ein" selbst die Möglichkeit der Lösung.
Ja, auch ich kenne dieses Gefühl der Anstrengung. Gleichzeitig ist darin bereits ein - möglicher - Schlüssel: Hingabe. Erwartungsfrei.
Selbstverständlich kann es auch am/an der Gebenden liegen. Wie in anderen Antworten schon dargestellt, dass die Energiesysteme nicht zusammenpassen. Doch Ihr seid ein Paar. Wenn da "plötzlich" das Gefühl des "nicht-kompatibel-Sein" auftaucht, ist das aus meiner Erfahrung eher ein Trigger, ein Impuls, näher hin zu sehen.
Ja, es kann auch ein Impuls sein, dass es in der Beziehung nicht mehr passt, dass sich beide Teile voneinander entfernt haben, aber das noch nicht sehen, annehmen wollen/können. Auch das kenne ich. Und auch das ist in Ordung, noch eine Zeit lang so zu nehmen, sich gemeinsam die Chance zu geben, diesem noch Unsichtbaren auf den Grund zu gehen, bei sich selbst mit dem Finden anfangen und transformieren ("heilen"), was das im "inneren Kind" noch ungeheilt ist, jenem Teil in uns, der uns sehr viel mehr als Erwachsene begleitet, unsere Entscheidungen prägt, als wir uns selbst häufig eingestehen wollen.
Also diese Komplexität der Möglichkeiten, diese Bandbreite, das empfinde ich als anstrengend. Nie zu wissen, wie wird es mir ergehen? Wie triggert es mich? Wie triggert es den anderen? Gehe ich glücklich daraus hervor, oder eben, wie gestern, mit dem Gefühl: irgendwas mache ich falsch, oder der Kopf ist es, oder die Umstände, oder die Vergangenheit, oder oder oder...
Ich vermute den Schlüssel - und das ist eine Weisheit, die ich wohl noch lange nicht besitze - darin, anzunehmen und nicht zu durchdenken. Es ist so, wie es ist. Punkt. Und das nächste Mal wird es wieder anders. Und nicht an mir zu zweifeln.
Oh, lieber Michael, das ist soooo schön - und auch das kene ich von mir: Du gibst Dir selbst die Antwort auf Deine Frage, doch da ist noch ein Schleier. Sooo viele Fragen, die Du Dir stellst, wo es nur eines braucht: Hingabe. Erwartungsfrei. Bedingungsfrei. Kommen lassen, nehme, was kommt.
Ich selbst - damit wiederhole ich mich - bin, wie ich in den letzten 2, höchst intensiven Transformations-Jahren, bemerkt habe, seit mehr als 40 Jahren auf dem Weg zu mir selbst. War das letztlich unbemerkt.
Da war vieles an Zeichen, an Selbstwahrnehmung, doch so sehr ich unangepasst war (und bin), so sehr passte ich mich in vielem, auch in meinen Erwartungen an mich, (von mir erstmal unbemerkt) an vieles an, was ich im Außen erfahren/gesehen/wahrgenommen habe - und wollte schöne Erfahrung stets wieder erleben.
Mir fehlte der Blick und die Selbst-Akzeptanz, dass letztlich alles seinen Sinn hat, so auch jene Erfahrungen, die ich mir anders gewünscht hätte.
Ich für mich habe gelernt, dass es zumeist an meiner Entscheidung lag, auch das, was abseits meiner Erwartungen lag, anzunehme, das Hilfreiche darin zu erkennen. Ich wollte, dass es schön bleibt und auch in schon jener Zeit, als ich schon längst gehört hatte, dass alles im Leben, auch die Natur und alles in ihr, in Wellen existiert - der Wechsel der Jahreszeiten sind Wellen, die Physik lehrt uns über die Quantenphysik die Existenz der Materie aus Wellen heraus, in Paarbeziehungen, im Wirtschaftlichen, überall sind es Wellenbewegungen.
Auch in der Sexualität und - wie mir Frauen sagten - kündigt sich der schönste Orgasmus an, dass er in Wellen kommt ... weniger wie ein Dammbruch, so ein Orgasmus ist schön, heftig, intensiv, jedoch ein Orgasmus, der in Wellen kommt, wirkt, ebenfalls wie sich abflachende Wellen, länger, schöner nach, was den Höhepunkt letztlich auch emotional intensiver macht.
Ich übe mich darin, ins Beobachten zu gehen. Ins Bemerken. Mich vom Be-Urteilen und besonders vom Ver-Urteilen möglichst fern zu halten. Sowohl dessen, was im Außen geschieht, als auch dessen, was in meinem Innersten geschieht - meist ausgelöst/verursacht/angestoßen ("getriggert") im Außen. Mich darin zu üben, dass Menschen, deren Verhalten, Erfahrungen im Außen mir eine Erkenntnis zu mir aufzeigen ...
Wir können nur erkennen, wo wir stehen, über die Rückmeldung im/von Außen.
Wie ich damit umgehe, das ist genau das, worum es geht: Welche Entscheidung treffe ich, wie ich mit einer Situation im Außen oder mit einem Gefühl in meinem Inneren umgehe?
Ja, die Gefahr ist - und das erkenne ich bei vielen, die sich mit Persönlichkeitsbildung, Energetik/Esoterik beschäftigen - das Schönreden von allem.
Auch darüber reflektiere ich.
Dort, wo ich angedockt habe, werden mir ausgezeichnete Werkzeuge zur Verfügung gestellt, Angebote gemacht, um in mir die Essenz zu erkennen, um das noch "Un-ge-heiligte" in mir zur Wandlung zu bringen, mir selbst näher und näher zu kommen.
Und das, was mich seit 16 Jahren begleitet, habe ich gerade letzte Woche wieder vertieft: Unter anderem Unterscheidungskraft zu üben. In mir und im Außen.
So gehe ich mit diesen Gefühlen, Wahrnehmungen, Erfahrungen um.
Alles Liebe!