Was mich selbst anbelangt, muß ich wonderfulworld in bestimmter Weise Recht geben: mein voriger Beitrag, indem ich versucht habe, grob zu umreißen, welche Bedeutung der Inzest und sein Verbot im allgemeinen hat, geht auf seine eingangs vorgestellte Phantasie vom Sex mit Mutter und Tochter mit keinem Wort ein. Ich habe es für sinnvoll gehalten, zunächst einmal die Grundlagen klarzustellen, von den aus ich mich nunmehr dieser konkreten Phantasie und der zwar inzident, aber doch unmißverständlich gestellten Frage widme, was eigentlich den Reiz an so einer Phantasie ausmacht.
Dieser Reiz ist ein "inzestuöser" Reiz, dh ein inzest-ähnlicher Reiz. Inzestuöse Reize gibt es nicht nur in der Phantasie, sondern es gibt auch inzestuöse sexuelle Beziehungen in der Realität und auch im JC gibt es dafür auch eine oder sogar mehrere Gruppen: Stichwort "Altersunterschied" - gemeint sind sexuelle Beziehungen zwischen Menschen, deren Altersunterschied eine Generation erreicht oder überschreitet; Männer, die der Vater ihrer Geliebten oder umgekehrt: der Sohn ihrer Geliebten sein könnten. All diese Beziehungen sind psychoanalytisch gesehen inzestuös, wie auch Beziehungen mit großen Machtgefällen "Diskrepanzbeziehungen", bei denen ein Teil an Einkommen und Vermögen, Bildung, Kenntnissen und Fähigkeiten "haushoch" dem anderen Teil überlegen ist - vom Alter unabhängig. Dazu zählen m.E. auch die "24/7"-Beziehungen der BDSM-Szene, bei den sich ein Teil dem anderen vollkommen unterwirft, sich in eine symbiotische Beziehung begibt - wie sie der Beziehung des Kindes zu seinen Eltern entspricht - und natürlich auch die "Sugardadddy/-mom"-Beziehungen hart an der Prostitutionsgrenze. Schließlich all jene Abhängigkeitsbeziehungen, die vom Gesetz schon lange unter Strafe gestellt sind: Lehrer und Schüler, Dozent und Student, Ausbilder und Auszubildender, Arzt/Therapeut und Patient, Anstaltsinsassen (Heime, Kliniken, Haftanstalten usw) und deren Personal.
Ursächlich für den Reiz, der allen diesen Beziehungen zugrundeliegt, wenn man von schnöder Prostitution etwa des Studenten, der sich seine Scheine, seinen Abschluß "erbumst" (und der m.E. sehr, sehr selten ist) einmal absehen will, ist die "Re-Inszenierung" des - ja gescheiterten - ödipalen Inzestbegehren des Kindes, das auch ins Gegenteil verkehrt sein kann: der Lehrer etwa, der beständig hinter seinen Schülerinnen her ist, wird möglicherweise von einem ins Gegenteil verkehrten Inzestbegehren gegenüber seiner Mutter angetrieben. Die Verkehrung ins Gegenteil ist ein klassischer "Abwehrmechanismus", mit dem die Psyche dem Bewußtsein unerträgliche Inhalte von demselben fernhält (auch dazu gibt es unter "Abwehrmechanismen" einen guten Artikel bei Wiki).
Und ein weiterer Abwehrmechanismus ist die Projektion: das eigene Inzestbegehren wird auf andere Personen übertragen - wie beim Sex eines Mannes mit Mutter und Tochter gleichzeitig. Denn Mutter und Tochter beim Sex ist homosexueller Inzest, an dem der Mann "projektiv" teilnimmt. Gerade weil dieses Mutter-Tochter-Paar keineswegs mit ihm verwandt sein soll, kann der Mann die Vorstellung, daß der Reiz dieser Konstellation ein inzestuöser sein solle, weit von sich weisen: das hat nichts damit zu tun, das ist was ganz anderes - was er sich selbst aber auch nicht recht erklären kann ...
Der Mann wird beim Sex mit einem Mutter-Tochter-Paar selbst zu einem Teil dieser Inzest-Familie, die Mutter symbolisiert die eigene Mutter, die Tochter die eigene Tochter (völlig unabhängig davon, ob der Mann überhaupt eine Tochter hat). Er kann sich unter Umständen auch mit einer von beiden identifizieren ...
All diese inzestuösen Begehrlichkeiten sind also keineswegs selten - selten ist nur, das sie wie hier einmal thematisiert und analysiert werden können.
Diese "Re-Inszenierungen" des Ödipus-Konfliktes beruhen darauf, daß dieser von dem früheren Kind nicht konstruktiv verarbeitet werden konnten, sondern die - wohlbemerkt unbewußt ablaufende - Verarbeitung in einer Weise erfolgte, die immer wieder zu solchen Re-Inszenierungen zwingt. Solche Verarbeitungsfehler beim Ödipus-Konflikt, die zu einem "Ödipus-Komplex" führen, sind eine häufige Ursache psychischer Erkrankungen, die sehr ernste Formen annehmen können - der etwaige Wunsch, mit einem Mutter-Tochter-Paar Sex zu haben und dessen etwaige Befriedigung (gelegentlich wird soetwas meist prostitutiv angeboten) ist da noch das geringste Übel.
Ich kann es - zumal als psychoanalytischer Dilletant - nicht allgemein sagen, was da beim Ödipus-Konflikt und seiner Verarbeitung "falsch gelaufen" sein mag, wenn sich eine solche Phantasie einstellt; dafür wäre eine vollständige Analyse erforderlich. Das ist sehr aufwendig und dieser Aufwand lohnt nur bei entsprechendem Leidensdruck.
Soweit sich die Sache damit bewenden lässt, gelegentlich solche "Inzest-Pornos" (die ja wohlgemerkt regelmässig "fakes" sind, ja aus rechtlichen Gründen auch meist sein müssen.) zu schauen, muß man nicht unbedingt "auf die Couch" meine ich mal.