Liebe...
...DevAngel,
ich weiß, was Du meinst - natürlich können Gefühle, die innerhalb einer D/s-Beziehung, die eben 'nur' eine Spielbeziehung ist, entstehen und somit möglicherweise unangebracht erscheinen oder gar eine bereits bestehende Beziehung des einen Partners manipulieren oder stören - ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es wirklich nicht immer leicht ist, klar zwischen spielbezogenen Gefühlen und dem allgemeinen Liebesbegriff mit allem, was darunter zu kategorisieren ist, zu unterscheiden. Ich selbst habe über die Jahre hinweg mehrere solcher Krisen erlebt und kann daher heute sagen, dass es unglaublich wichtig für die Sub ist, mit ihrem Herren über ihre Gefühlslage zu sprechen. In meiner aktuellen Spielbeziehung war dies ein gewaltiger Kraftakt - das Reden ist meist heikler als das Spielen selbst. Ich beispielsweise empfinde stark für meinen Herren, weil er in meinem Leben einen ganz besonderen Platz eingenommen hat. Bis er allerdings verstanden (oder ansatzweise verstanden) hatte, was dies genau bedeutet und dass diese Gefühle, die ich hege, eben nicht bedeuten, dass ich mich in ihn verliebt habe (wobei auch ich zugeben muss, dass die Grenzen hier gerade am Anfang des Verhältnisses selbst für mich ab und an nur verschwommen erkennbar waren), hat es lange gedauert und mich viele Tränen der Wut gekostet, weil ich mich in meiner Rolle als seiner Sub zurückgewiesen, unverstanden und abgelehnt fühlte. Er ist auf einem guten Weg dahin, zu verstehen, was BDSM und das Leben dieser Sexualität wirklich für mich bedeutet, welch grundlegende Bedürfnisse ich hege und wie tief damit das gesamte Gefühl in mir verankert ist. Da er prinzipiell ein aufmerksamer, wissbegieriger Herr ist habe ich ihm seine beständigen Zweifel an meinen wahren Gefühlen eigentlich nie übel genommen. Wäre er nicht so gut, hätte er mir nicht so viel beigebracht, wäre die Beziehung und das Spiel nicht so intensiv geworden, könnte ich mich bei ihm auch nur ansatzweise nicht so wohl fühlen und wäre ich ihm nicht so liebend gerne zu Willen, würde ich vermutlich auch nicht derart empfinden. Ich bin allerdings sehr, sehr froh, dass der Knopf mittlerweile aufgegangen ist und ich vor, während und nach dem Spiel nicht auf meine Äußerungen und meine Empfindungen achten muss, um nicht Gefahr zu laufen, beim nächsten Treffen wieder schief angesehen zu werden. Eine Spielbeziehung hat deutlich definierte Grenzen nach außen - aber wer sagt denn, dass innerhalb dieser Grenzen nicht gelacht, geweint, gespielt, diskutiert, geredet, reflektiert und schlicht gefühlt werden darf?
Wichtig ist daher, liebe DevAngel, dass sich das Gegenüber irgendwann wirklich bereit zeigt, zu verstehen, wie es in dem anderen aussieht - so sehe ich das zumindest. Eine D/s-Beziehung ohne Gefühl kann ich mir kaum vorstellen, und scheu Dich auch nicht davor, sie Deinem Herren gegenüber zu äußern. Kommen dadurch Diskussionen auf, stell Dich ihnen. Und jeder Herr, der Dir aus den Worten "Ich habe Dich sehr gern, Du bist mir wichtig, ich verehre und achte Dich als meinen Herren und empfinde zärtlich für Dich" einen Strick dreht, hat Dich als Sub nicht verdient.