Als Ideengeber
Da ich das Thema ungewollt angestoßen habe, möchte ich auch gerne meine Punkte nochmals zur Diskussion stellen.
Zunächst zur Klarstellung: Ich habe nicht davon geredet, dass ich Rüstzeiten von ein bis zwei Stunden sehe, sondern dass in einem gesamten Zeitansatz von bis zu zwei Stunden so viel an nichtproduktiver Zeit enthalten ist, dass man kaum noch zu einem sinnvollen Shoot kommt.
Natürlich müssen wir zwischen Nutzung eines unbekannten Mietstudios und dem eigenen Studio unterscheiden. Die ursprüngliche Frage zielte auf das Mietstudio ab.
Im Mietstudio:
a) Eigenes Material ins Studio bringen und Ausrüstung zurechtlegen. Das/die Model benötigen Zeit für ihre Garderobe und das Make Up.
b) Dann findet man ein aufgeräumtes Studio vor. Man muss seine Sets in der Regel selbst zusammenstellen. Papier abrollen, auslegen, Accessoires zurechtrücken und platzieren.
c) Gleiches gilt fürs Licht: Blitzanlage einrichten, Lichtformer auswählen und gegebenenfalls wechseln. Blitz(fern-)auslöser prüfen, kürzeste Belichtungszeit testen (Beispiel: Ist FAST möglich, Abrennzeit ausreichend kurz für die gewünschten Belichtungszeit,...), Testshoots zur Belichtungsmessung und mittels Farbkarte (Graukarte) Referenzbilder für die spätere Farbkorrektur schießen.
Bis dass das Licht sauber eingerichtet ist, Lichtführung (und der Schattenwurf) zufriedenstellend sind, können auch durchaus mal zehn Minuten vergehen und man hat nur zwei, drei Blitzköpfe hin und hergeschoben (!). Es sei denn ein gewisses Bild wird ganz gezielt von vorne herein aufgebaut.
d) Besonderheiten des Studios ausprobieren, sofern diese genutzt werden sollen (Besondere Accessoires, Möbel, Befestigungsmöglichkeiten, Windmaschine, und was sonst noch so alles möglich ist).
d) Model einweisen
SHOOT!
e) Dann sollte man nicht vergessen, rechtzeitig abzubrechen, da gegebenenfalls Nachnutzer in ein ebenso aufgeräumtes Studio möchten.
f) Mindestens gilt: Hintergrundkartons rollen, Blitzköpfe wieder wegräumen, Lichtformer abbauen, sofern umgebaut wurde, Kabel einrollen, Accessoires wegräumen. Aber auch Lapalien, wie genutzte Cafépads aus der Senseo nehmen, Müll entsorgen (Verpackungen von Plätzchen, Batterien, Feuchttücher, Schminke,...), etc. geschieht nicht in Sekunden.
g) Und dann kann man sich an die eigenen Klamotten machen: Zusammenpacken, raustragen und letzte Durchsicht, ob nichts vergessen wurde.
Mit diesen Tätigkeiten kommt man sehr schnell auf Zeiten bis zu einer Stunde und hat noch nicht einmal Schweinereien gemacht.
Es ist eben nicht damit getan, Klamotten reintragen, Frau aus dem Hemd springen lassen, Knipsen, einpacken und weg!
Im eigenen Studio
In meinem eigenen Studio ist das natürlich ein wenig anders. Da kenne ich meine Technik auswendig, da Räume ich am Tage zuvor alles zurecht und vielleicht irgendwann mal später auf. Da kann ich (subjektiv gesehen) auch fast immer ohne Rüstzeiten brutto=netto meine Shootingzeit planen, auch wenn die Arbeit nur aufgeschoben ist.
P.S.: Ein Beispiel: An den Eigenheiten der eigenen Blitzköpfe kann man gut erkennen, dass gerade Licht nicht gleich Licht ist. So weiß ich von zwei Blitzköpfen, dass sie extrem kurze Abbrennzeiten haben (Hensel) und andere (Walimex Pro und verschiedene NoNames) durchaus noch nicht einmal 1/160 s Sync-Zeit zulassen. Und kein einziger meiner Blitzköpfe hält die angegebenen 5600 Kelvin Farbtemperatur ein! Ich habe für die Hensel 6200 K gemessen (liegt wahrscheinlich auch an der Abbrennzeit) und die anderen Köpfe liegen bei 5800 K. Also ist eine Graukarte ein Muss bei einer unbekannten Blitzanlage, wenn man hinterher mit den Farben zufrieden sein möchte. ...