Meine sicht der Dinge
Ich habe lange gezögert, hierzu etwas zu posten, aufgrund der sehr emontionalen Diskussion vorher. Da ich zu dem Thema aber durchaus etwas beisteuern kann, möchte ich es doch tun.
Ich war früher jahrelang auf mein Gewicht fixiert, da ich viele negative Erfahrungen mit Reaktionen von Männern gemacht habe, da ich angeblich zu dick war. Zu dieser Zeit wog ich ca. 58-63 kg bei einer Größe von 1,60 m. Sicher hätte ich dies ignorieren können, aber das dazu nötige Selbstvertrauen hatte ich damals nicht. Mein damaliger Freund war selber wirklich dick, hielt mir aber immer meine Figur vor. Als er mich verließ, war mir klar - "Du bist zu dick, Du musst abnehmen".
Ich machte eine Diät nach der anderen, quasi Dauerdiät. Wirklich abnehmen konnte ich nicht, allenfalls mein Gewicht in dem genannten Rahmen halten. Ich war genervt und unzufrieden und natürlich ohne jedes Selbstvertrauen. Eigentlich hätte ich gerne mehr Oberweite gehabt - stattdessen sammelten sich alle Pfunde an meiner Hüfte an. Jedes Stück Schokolade löste Schuldgefühle bei mir aus.
Als ich vor 9 Jahren meinen Mann kennenlernte, war alles anders. Er fand mich nicht zu dick, im Gegenteil, wie er betonte. Zuerst glaubte ich im nicht - aber er legte überzeugend dar, dass er mit
"Knochengestellen" nichts anfangen könne, und er merkte auch, wie sehr ich durch die Diäten genervt war. Er überzeugte mich, mit den Diäten aufzuhören. Zögerlich tat ich dies und merkte schnell, dass
es mit besser ging. Seine Komplimente, Blicke und Berührungen halfen mir dabei, zu glauben, dass nicht alle mich für "zu dick" hielten.
Er verwöhnte mich außerdem mit leckerem Essen und tollen Nachtischen. Mein diätgewöhnter Körper reagierte schnell darauf. Schnell hatte ich 68 kg, ein unvorstellbares Gewicht für mich, doch ich fühlte mich gar nicht schlecht dabei. Ich konnte das Leben genießen, und begann auch Gefallen an den Veränderungen zu finden, z. B. mein voller werdendes Gesicht. Ein Leben ohne Diäten - so begann ich auch mehr Lebensfreude zu empfinden und das auszustrahlen. In unserem ersten gemeinsamen Urlaub pfiffen mit die Männer hinterher,
das kannte ich überhaupt nicht. In zwei Wochen Fuerteventura verwöhnte er mich nach allen Regeln der Kunst und ich kam mit fünf Kilo mehr zurück. Ich war schockiert, nichts passte mehr, die Waage zeigte 73 kg - und ich war fasziniert von meiner neuen Lebensfreude, den Komplimenten und den körperlichen Veränderungen, die mir gar nicht so furchtbar vorkamen, wie immer vorher in meinen Alpträumen ausgemalt.
Das ist nun 9 Jahre her. Ich bin meinem Mann unendlich dankbar, dass er mir geholfen hat, der Unzufriedenheit über meinen Körper und den dauernden Diäten zu entfliehen. Ich habe seither nie wieder diätet.
Und ja, ich bin dick geworden. Zu dick aus medizinischer Sicht, zu dick für das heutige Schönheitsideal. So, wie es mir früher schlaflose Nächte voller Panik bereitet hätte. Mein Mann liebt dicke Frauen, das hat er mir gestanden. Er ist unschlagbar im Verführen und darin, mich zum Essen zu überrden "der Nachtisch geht aber doch noch".
Schlank ging es mir nie gut, ich fühlte mich trotzdem zu dick un unzufrieden. Heute bin ich zu dick, aber ich weiß auch wofür. Ich genieße das Leben, ich esse ohne Reue auch mal zwei Tafeln Schokolade, trage selbstbewusst Bikini und freue mich darüber, dass meine Oberweite so klein nun doch nicht mehr ist.
Ich habe zwei Wünsche: Schlank will ich nie mehr sein. Und, mein Gewicht würde ich nun auch mal gerne halten. Als selbstbewusste Rubensfrau.
Ach ja: Meine Waage zeigt nun 117 kg.
Heike