Der Beitrag von Lisl_85 errinnert mich an eine vergangene Fernbeziehung.
Damals gabs zwar schon SMS, aber die gingen in jungen Jahren durchaus ins Geld.
Den Kontakt haben wir über Briefe (persönliche Belange, die eher nur zum Erzählen waren; zB Geschichten von früher, Gedanken...) und Telefonate gehalten.
An was ich mich da stark erinnere: Mir tat es gut auch mehrere Tage nichts vom anderen zu hören. In der Zeit hab ich mein Leben gelebt, durchkreuzt von kurzen Gedanken an den Liebsten.
Die Freude über einen Brief.
Das sich Ruhe und Zeit nehmen, um selbst einen zu schreiben.
Und die angenehmen Telefonate, die eben nicht stundenlang gingen. Überschaubare Pläusche.
Jetzt gerade hab ich eine Beziehung, die nur 50km weit weg ist. Aber durch verschiedene andere Dinge sehen wir uns mitunter seltener, als ich damals meinen Freund.
Der Kontakt wird über Textnachrichten gehalten. Täglich, über den Tag, „viel“.
Er telefoniert nicht gern.
Und das find ich einfach schwieriger. Irgendwie generiert der Dauerkontakt ein Nähegefühl, welches surreal ist.
Aktuell bin ich dabei die Texterei zu reduzieren. Es nimmt zu viel Raum ein.
Unterm Strich gibt es für mich keinen Ausgleich zu Nähe. Ein Telefonat ist ein adequater Ersatz - die Stimme im Ohr, auf die man lauscht. Das empfinde ich als intimer als Videotelefonie.
Zur aktuellen Lage:
Wir haben ein paar Mal auf Treffen deshalb verzichtet und auch darüber geredet. Wir wägen da ab, wer zu wem wie Kontakt hat.
Ich selbst darf zwangsweise nicht arbeiten und betreue nur noch meine 4 Sargnägel, äh Freudenspender.
Nach 2 Wochen daheim waren somit ziemlich sicher kein Risiko mehr für andere. Trotzdem haben wir nochmal länger gewartet, da er im Alltag viel Kontakt zu seiner Mutter hatte. Und sie da einfach Sorgen hatte.
Weitere Kontakte von mir sind real auf Eis gelegt. Zum einen wegen Fahrtstrecken, zum anderen ist da auch noch keine tiefere Verbundenheit.
Aber mir fällt eine derartige Isolation auch sehr leicht, tatsächlich genieße ich es inzwischen sehr.
Letztlich kommt es drauf an, was jeder einzelne bevorzugt und braucht.
Aber ich empfehle durchaus den Versuch, sich nicht auf die zwangsweise Distanzierung zu versteifen.
Lieber abwägen, unter welchen Voraussetzungen man ein Treffen realisieren kann (gerade bei mehreren Beziehungen kommen mehr Aspekte dazu) und ansonsten qualitativen Kontakt vor quantitativen stellen.
Wenn ein Treffen gerade nicht drin ist - und das passiert auch unabhängig von Krankheiten - dann ist es so. Das ist schade, aber das mag ich nicht groß betrauern.