Polyamorie - das Dealen mit der Liebe
Liebe Dealer,innerhalb zweier Tage habe ich mein gesamtes "Polykül" (wer denkt sich so einen Schrott aus? Das Wort an sich klingt schon abweisend!) bestehend aus vier Menschen verloren.
Bitte seht mir den arg verbitterten Tonfall nach, der diesem Beitrag innewohnt.
"Verloren" ist bereits etwas zu krass formuliert. Drei dieser Lieben werden mich mehr oder weniger als Freunde weiterhin begleiten.
Da ich allerdings für diese Freunde auch weiterhin mehr empfinde und in der Vergangenheit mehr mit ihnen durchgemacht habe als es einem normalen Freund entspricht, werden sie dadurch zu einer schwierig zu erklärende Größe (Ich wähle absichtlich nicht "Ballast") für weitere Beziehungen in meinem Leben.
Ich sehe schwarz für die Zukunft und bin ehrlich am Ende meines Lateins. Mir fehlt die Kraft für weitere Experimente und möchte endlich ankommen, ohne jemandem "zu viel" zu sein.
In meiner Verzweiflung schlage ich um mich und mache mich durch folgende These weiter unbeliebt:
Liebe ist eine Droge und wir sind ihre Dealer und Kunden gleichermaßen.
Der eine kommt damit besser klar als der andere. Schön, wenn man zur Sorte der abhängig machenden Menschen zählt, die Vorteile genießend. Blöd, wenn man zu den Schwachen zählt und um die Gunst des Dealers bettelt. "Ich brauch einen neuen Schuss Liebe, bitte!" - "Nein, ich habe gerade keine Zeit und den restlichen Sommer genau so wenig. Kann ich nicht ändern. Komm damit klar!"
Wir verbreiten diese Abhängigkeit in einem viel größerem Ausmaß als die herkömmlichen Beziehungsformen. Der lässige, mächtige Dealer mit viel Glanz und Autorität hat es gut. Die Mehrzahl seiner Kunden und Kleindealer liegen ihm zu Füßen und kommen unter die Räder.
"Kann ich LEIDER nicht ändern. Ich versteh dich schon, total empathisch und so, aber das ist DEIN Problem."
Liebesentzug ist scheiße! Hat jeder schon mal gehabt. Dabei geht oft viel kaputt. Die Nachwirkungen bestehen oft in Abhängigkeit zur vorangegangenen Einnahmedauer. Was passiert mit Junkies, die partout nicht an ihren Stoff kommen? Sie werden gefährlich und unberechenbar. Liebesentzug macht Menschen schlecht, verbittert, wütend, eifersüchtig.
Die logische Schlussfolgerung ist:
Abschaffung der Liebe beendet die Selbstzerstörung und macht uns im Schnitt zu besseren Menschen. Denn nur die wenigsten Menschen sitzen an der Quelle zur wahren Liebe, obwohl diese doch von Anfang an alle verdient hätten.
"1984" hat gut funktioniert bis die Liebe wieder durch kam. Wer ein Leben ohne Liebe nicht kennt, vermisst sie auch nicht.
Ich hab das Gefühl, mir mein Leben durch Polyamorie beziehungstechnisch verbaut zu haben.
Im Endeffekt ist es auch eine Beziehungsrolltreppe. Ich komm nicht mehr zurück, außer ich kappe alle Verbindungen aus der Vergangenheit. Ansonsten bin ich nun gezwungen, jemanden aus dem Polypool zu finden, der mit meinen Freundinnen klar kommt.
Ich geh schonmal Lottoscheine kaufen!