Zitat von *****al4:
„Und, Themisabeth, ich kenne einige solche Paare. Ja, sie haben sich entschieden, in Bezug auf sich beide zu leben. Stimmt, damit sind sie nicht frei, sondern in Beziehung und Verantwortung und Bindung. Ja, und?
Damit schließt Du den Zusammenhang her, dass sich Freiheit und Beziehung, Verantwortung und Bindung ausschließen.
Und GENAU darum geht es in meinem polyamoren Kontext immer wieder: dass das eben nicht so ist. Das hat mal sehr viel Reibung geschaffen und ich sehe, dass es das bei befreundeten Polykülen oder auch Paaren im Aufbruch zum Polykül tut, aber ich erlebe es nicht mehr selbst.
Und manchmal habe ich das Gefühl, dass das große
Ungläubigkeit
("Ich darf mich wirklich Deinem Partner annähern, OHNE, dass es schwierig wird?" "Ja, ich meine es, wie ich es sage! In Deinem Fall wollen wir das beide, in anderen Fällen sind wir uns aber auch Schwierigkeiten bewusst")
oder
Neid
oder
Dankbarkeit
("Ihr habt da wirklich etwas Besonderes miteinander, ich orientiere mich daran")
hervorruft.
Ich kann nur für mich sprechen, aber davor liegen auch 8 Jahre (und wenn man die monogamen Zeiten mitrechnet, die ich in abhängigen Beziehungen verbracht habe, kann man nochmal fast 30 Jahre drauf rechnen!) harte Arbeit.
Die harte Arbeit geht für mich übrigens weiter. Ich habe in den letzten Jahren, die wohl nicht nur rein zufällig mit dem Beziehungsbeginn zusammenfallen, die heftigsten Klopper in meinem Leben angeschaut. Es ging über das Thema "Fast- Tod im Säuglingsalter" zum Thema "nicht gewollt sein".
Mir persönlich ist völlig schleierhaft, wie man sich in einer Polykonstellation vor Verletzungen schützen kann. Das erlebe ich tatsächlich in keinem mir persönlich bekannten Polykül. Da geht es eigentlich immer ans Eingemachte. Die Frage für mich ist dabei meist nur, in welcher Haltung passiert das: mit Drama, Vorwürfen, Nähe- Distanz- Problemen oder in einem wohlwollenden, wertschätzenden Miteinander.
Ich habe zudem den Vorteil, dass das Netzwerk von stützenden Menschen und hilfreichem Wissen und Kenntnis von Methoden kontinuierlich gewachsen sind und sich niemand mehr dagegen sträubt, das auch zur Entfaltung kommen zu lassen.
Menschen, die sich von außen annähern und die Nähe genießen wollen, aber nichts dafür tun (können oder wollen), die gehen meist bald wieder ihrer Wege.
Das empfinde ich als eine ganz neue Form von Exklusivität. Die ist nicht mehr starr von außen geregelt, sondern die ist von innen fließend.
So habe ich es mir immer gewünscht.