„Was du erlebt hast war sicherlich durch die mongame Idee begünstigt. Aber das war eure monogame Idee davon.
Und was dir wiederfahren ist, das hast du in meiner Vostellung auch mitgetragen, indem du dich irgendwie darauf eingelassen hast. Bis zum Tag X.
Ja, jetzt kriege ich Klarheit hier hinein... Genau, ich habe das mitgetragen, vollständig gegen mein Gefühl, gegen meine Bedürfnisse. Und auch wahr, wegen des
Konzepts Monogamie.
Konzepte sind wohl auch dafür da, damit Menschen etwas Eindeutiges in den Händen haben, auf das sie sich einigen können. Bin zwar Protestant, aber in meiner massiv katholisch geprägten Gegend war das Sakrament der Ehe heilig.
Ich hatte fast nur so geprägte Partnerinnen in einer Umwelt, die mit absoluter, selbstverständlicher Sicherheit Beziehungen für verraten und gescheitert hielt, wenn fremdgegangen wurde, sei es körperlich, sei es seelisch. Gerade meine Ehefrau hatte eine Verbrechensliste mit den Paragrafen "andere Frauen interessiert angucken", " Sex mit anderen als dem Partner" (also auch Sex mit dem gleichen Geschlecht, ja, sogar mit sich selbst), "sich in jemand anderen verlieben".
Das war vielleicht in Normen gegossene Eifersucht, das weiß ich nicht. Ich habe das mitgetragen, weil ich tatsächlich rundum so indoktriniert war, dass es Alternativen in dieser Raumdimension jedenfalls nicht gebe. "Fremdgehen" gleich nach welchem dieser Paragrafen, kam auf der Liste der schimmsten Verbrechen noch vor Mord.
Und ich halte mich an Versprechen, damals noch konsequenter und rigoroser, durchaus selbstschädlicher als heute.
Mir wird klar durch eure Antworten im Thread
, dass Konzept plus rigoroser Selbstverpflichtung an der Härte meines Erlebens den größten Anteil hatten, und dass viele ihre Monokisten vom Konzept wegführen (was mir buchstäblich unvorstellbar war), hin zu etwas, mit dem sie sich besser fühlen. Oh, da kommt in mir einiges hoch, Glaube an fehlende Selbstwirksamkeit, Sicherheit durch Konzepte, das Gefühl von Rechtlosigkeit und Ausgeliefertsein.
Das einzige, was nicht hineinpasste und quasi der Griff, der Henkel war, das mich aus dem als alternativlos geglaubten Monokonzept heraus zog, war der Umstand, dass ich immer verliebt war... in andere Frauen. Natürlich ging ich nicht körperlich fremd, denn das konnte ich selbst kontrollieren, aber das Herz tat, was es wollte. (Meine Versuche, mir das Lieben auszureden, erkannte ich als Selbstbetrug.)
Diese Lieben, diese Frauen um mich rum, die waren mir eine große Hilfe, meine so gefühlte Monohölle (keine Abwertung von Mono - nur mein persönliches Erleben damals) zu überstehen.
Erst meine polyamoren Partnerinnen und Kontakte konnten mit dem harschen Monokonzept nichts anfangen. Daher erlebe ich es so, dass Polyamorie meine nach wie vor unverzichtbare Satellitencloud der (oft platonischen) Liebe erst möglich macht. Weil es sie entspannt integriert. Und diese mir Schutz gewährt, wenn die Wellen hochschlagen.
Wer diese Extern-Lieben schon in der Monozeit ausleben "durfte" (es sich selbst erlaubte), der war sicher fein raus. Es ist nur die Frage, was vom Kern der Monoidee dann noch bleibt. Vermutlich Haus und Kinder?