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Mal ne doofe Frage (Geschlechterverteilung in d. Polyamorie)

*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
Polyamorie ist für mich vor allem etwas, was in mir ist, was in mir stattfindet, was mit mir was macht.
Und das da zu beleuchten und zu verstehen und zuzulassen und mit Leben zu füllen ist mir Anspruch & Ansporn genug....da sind ja meine Herzmenschen involviert.
was kümmert mich da der Ursprung? oder wo es herkommt? ( "Wer hats erfunden?^^")
Oder wer was wann dazu gemeint hat?
Daher auch mein Ansinnen um eine klare gemeinsame Sprache. War ja nur ein Vorschlag im Sinne einer besseren Kommunikation.
Lg, S11
*****al4 Mann
797 Beiträge
So, und ich ärgere mich.
Begriffe haben einen Ursprung, und ja ich finde es ziemlich wichtig, da etwas differenzierter hinzuschauen und nicht einfach mal kurz seine Interpretation des Begriffes für sich und seine Lebens- und Liebeseinstellung als allgemeingültig, zumindest aber selbstbeschreibend zu nutzen. Und ja, ich gebe da Paradiesquelle mehr als Recht, wenn er die Begriffe Liebe und Beziehung nicht einfach gleichsetzt oder miteinander als bedingt beschreibt. Und: für mich absolut unmöglich, sich hinter dem Begriff Polyamorie zu verstecken und andere ausgrenzen zu wollen.
Ich traue mich auszuholen, lustigerweise mit Bezug auf den Parallelthread "Sexuelle Revolution": unsere Sexualität ist nicht einfach nur ein Teil von uns, der als Add-On ja ganz spaßig ist; nein, er gehört zu uns. er ist Teil unseres gesamten Systems, unseres gesamten Seins, von mir aus auch ein archaischer. Wir drücken uns in unserer Sexualität aus, und nichts, wirklich nichts ist besser geeignet, uns selbst in Extase und Hochgefühl fühlen zu können - und den anderen zu fühlen, und dann auch noch sich gemeinsam zu fühlen. Ohne jede Grenze, ohne irgendeine Blockade oder Kopfkarussell- in der Sexualität sind wir einfach da. Wir haben Jahrzehnte gebraucht, um aus dem dunklen Schlafzimmer rauszukommen, um die Scham und Schuldhaftigkeit hinter uns zu lassen, die uns die Religion eingebleut hat. Und ja, das ist auch wirklich ein Gang, da sich selbst zuzulassen, sich auf seine archaischen Triebe einzulassen, ja sie überhaupt wertzuschätzen. Hinzufühlen und zuzugeben: ja ich habe Lust! Sie auszuleben und dem Erschrecken standzuhalten, was sich oft einstellt, wenn wir uns loslassen: was kommt denn da zutage, was will denn da alles aus mir raus? Darf ich das? Darf ich dem Gegenüber das zugestehen?
Hey: Schluss mit dem um Erlaubnis bitten, doch einfach fühlen zu wollen! Da muss keine Ehe mehr her und kein Halleluja und VaterUnser mehr, bevor der Mann seine fleischlichen Lüste an seiner Frau ausleben darf! Nein, wir alle dürfen das, und Frau genauso wie Mann! Und hey, das ist auch gut so.
Und das soll auch so bleiben. Und ich möchte verdammt nochmal den Altar der Kirche nicht eintauschen in den Altar der Polyamorie-Begrifflichkeit: hey das geht erst dann, wenn Du ichweissnichtwas an Gefühlen bewiesen hast, damit Du das darfst. Alles andere, nagut, das tolerieren wir bei anderen, aber in Wirklichkeit ist das Schmarotzertum und pure Geilheit und völlig Baba- das darfst Du nicht.
So, und das ist erstmal die Basis, die ich wichtig finde. Wir sind das alles, und wir drücken uns als Menschen komplett aus, mit dem ganzen Paket. Und was ich dann daraus mache, das ist eine ganz andere Sache!
Weil ich die Sexualität annehme, ist sie mir Ausdruck und Resource und Raum, und dann erst kann ich sie mit Liebe leben. Dann kann ich in Begegnungen und Kontakt gehen, und dann kann ich lernen, sie auszufüllen, zu integrieren, und ja dann ist es auch eine schier unglaublich tolle Sache, Liebe und Sexualität miteinander zu verbinden, oder in Liebe zu lieben.
Und da heisst für mich Liebe zunächst einmal Wertschätzung. Ich begegne dem Anderen mit Wertschätzung, mit Achtung und Achtsamkeit und Aufrichtigkeit. Und ja, ich kann diese Liebe tatsächlich auch für nur ein paar Stunden leben und einen Raum miteinander schaffen, der voll ist von Sinnlichkeit und Intimität und Lust. Und dieser Raum kann sehr nährend sein, und er kann einfach auch stehengelassen werden - in dem Bewusstsein, das es dieser Raum war, und das eine langfristige Beziehung mit Bindung und Fürsorge überhaupt nicht richtig für beide ist.
Ich finde das absolut liebevoll - und ja, daher ist es für mich auch polyamor. Das hat etwas mit Trauen zum Ganzsein zu tun, und mit Achtung und Wertschätzung dem Anderen gegenüber, und zwar allen ganz vielen, mit denen ich diese Intimität teilen möchte. Wer bitte wirft den ersten Stein, der da meint, das sei ja nur polygam? Nein, das ist viel viel mehr.
Erst Gefühle zeigen und beweisen, das es ernst gemeint ist? Hm - bitte, was denn ernst gemeint? Dich zu wollen, und zwar jetzt, Dir begegnen zu wollen, und zwar ganz? Ja klar macht das Angst - ist ja schließlich unbekannt. Aber sich in den Vorwurf zu retten, das der ja nur abspritzen will? Sry, aber - ist mir zu einfach.
Und letztlich, mal ganz deutlich gesagt: ja klar gibt es Unterschiede in der Qualität von Begegnungen. Ich kann einen Menschen, der mir intellektuell einfach nichts sagt und dessen Argumentationen mir einfach oberflächlich und nichtssagend erscheinen, meine Wertschätzung ausdrücken und nicht weiter diskutieren. Und anders ist das auch nicht auf sinnlicher Ebene: natürlich entscheide ich, ob mir das was da kommt etwas sagt oder mich bewegt oder einfach zu wenig ist. Und dann lass ich es eben einfach, und gut ist. Da muss ich nicht werten, was für ein Schmarotzer das da gerade ist, weil er nur abvögeln will - oder sie nur durchgevögelt werden möchte.
Und noch etwas, da zitiere ich sinngemäß noch einmal Schnarch: er unterscheidet drei Aspekte der Sexualität. Einmal die, die wirklich nur auf sich selbst bezogen ist; die Lust sich selbst zu fühlen, seiner Lust nachzugehen. Dann die der Kommunikation, des Miteinanders: wo man Sexualität miteinander erlebt, als grosser kreativer Raum, wo man sich in die Augen schaut während des Liebens und Vögelns, wo man gemeinsam ist oder besser in Gemeinsamkeit sich begegnet. Und den dritten Raum der Rollenspiele - ja gut, der ist hier gerade nicht wichtig.
Wichtig ist mir aber zu sagen: ja es gibt diesen ersten Aspekt, den der Lust auf sich selbst und an sich selbst. Und der darf sein; er erst ermöglicht überhaupt alles weitere. Und diesen auszuleben in Übereinkunft mit anderen, mit Agreement sich gegenseitig gutzutun: hey das darf sehr wohl sein. Und überhaupt nicht in Widerspruch dazu, Sexualität und Sinnlichkeit und Liebe verbindlich zu leben. Das darf alles sein, und auch tatsächlich nebeneinander. Kein Altar mehr, kein Halleluja, kein Verstecken. Sondern alles und ganz, und in Aspekten hier und in anderen da.
Und Beziehung? Ja klar ist das ganz toll, unglaublich erfüllend, eine spannende Reise, miteinander zu sein und sich zu lieben und verbindlich da zu sein, sich zuzumuten, den anderen auszuhalten, sich zu unterstützen, sich zu freuen und immer wieder neu aufeinander zuzugehen; eine gemeinsame Reise in Intimität und Freiheit zu gehen, sie zu lernen.
Und nicht auszugrenzen, weder sich selbst noch andere.
Alles was Du ausschliesst, schliesst Dich irgendwann selbst aus.
********_fun Frau
287 Beiträge
Erst einmal: @*****al4 ich verstehe Deinen Beitrag schon richtig und finde ihn ganz gut! Aber so ist es mit Worten...über diesen Satz bin ich z.B. gefallen: " Da muss keine Ehe mehr her und kein Halleluja und VaterUnser mehr, bevor der Mann seine fleischlichen Lüste an seiner Frau ausleben darf! Nein, wir alle dürfen das, und Frau genauso wie Mann! "
Da hat es mich kurz geschüttelt (obwohl mir klar war, wie Du es meinst!), weil viel zu viele Männer genau das gemacht haben - weil sie genau wie ich wohl dachten: "das gehört so und ist schon ok"...weil nämlich genau unser Bild von Sexualität immer noch ziemlich schräg ist!
Meiner Meinung nach war die "Sexuelle Revolution" mehr ein Revolutiönchen und die "sexuelle Befreiung der Frau"...naja, die "Verfügbarmachung" der Frauen durch die Pille passt meiner Meinung nach besser. Ich bin 1971 geboren und war nicht ein bisschen frei obgleich aus einem ganz unreligiösen Hause...ich habe mich erst in den letzten 2 Jahren zunehmend "befreit". Die Männer in meinem Leben wollte niemals Halleluja und Trauschein aber "... fleischlichen Lüste an (s)einer Frau ausleben ..." wollten und konnten sie und das ist für mich Teil eines Problems und die Erklärung warum ich und viele Frauen nicht uneingeschränkt "sex-positiv" sind:
An diese Stelle gehört für alle Zeiten unverrückbar, eine andere Präposition, damit mich der Satz nicht mehr negativ tiggert: "mit" statt "an"...und dann wird der Satz für mich erst erträglich! *zwinker*
Und solange selbst gutmeinende Menschen wie Du "an" schreiben...ist die Welt deutlich verbesserungsbedürftig *zwinker*

Liebe Grüße
Britta
******_nw Frau
512 Beiträge
Liebe @********_fun: Ja, so ist das mit Worten - jede/r liest das heraus, was er/sie lesen will. Und manchmal springen einen Sätze/Worte regelrecht an, weil sie etwas in uns auslösen.
So wie es dich geschüttelt hat, ist es mir beim Lesen folgender Textstelle gegangen:
Meiner Meinung nach war die "Sexuelle Revolution" mehr ein Revolutiönchen und die "sexuelle Befreiung der Frau"...naja, die "Verfügbarmachung" der Frauen durch die Pille passt meiner Meinung nach besser.
Im Nachbarthread wird das Thema "sexuelle Revolution" bereits besprochen. Deshalb will ich das hier nicht expilzit aufgreifen. Doch deinen Satz möchte ich nicht unkommentiert und unwidersprochen stehen lassen. Egal wie man heute zum Thema Pille stehen mag und um die Konsequenzen/Folgen der Einnahme weiß: Selbst meine stockkonservative Mutter rückte irgendwann damit raus, dass sie durch die Pille ein befreiteres weil angstfreies sexuelles Miteinander mit meinem Vater erlebte. Weil beide das wollten. Genau ja!

Wenn ich in die Geschichte meiner Familie zurückschaue (die wahrscheinlich vielen Geschichten ähnelt), bekamen die Frauen 8 - 14 Kinder, eins nach dem anderen. Und als eine Urgroßmutter sagte, sie wolle nach 9 Kindern keine weiteren Kinder mehr, zog der Urgroßvater aus dem Schlafzimmer aus. Meine Mutter erzählte mir irgendwann, dass die Pille deshalb ein echter Segen für sie beide gewesen war. Sie haben das ihren Eltern und Schwiegereltern nicht erzählt, weil diese (vor allem beide Frauen) sie wohl dafür als unmoralisch verurteilt hätten. Schließlich war Sex zum Kindermachen da. Und ich weiß von einigen Frauen, dass sie es genauso erlebt haben.
Von daher wäre ich etwas vorsichtiger mit solchen Aussagen, die im übrigen eine Verurteilung von Männern beinhaltet, die ich nicht teile. In meiner sexuellen Entwicklung war ich auch lange Jahre nicht wirklich frei. Doch lag das nicht an meinem Mann, der mich sexuell sehr respektierte. Sondern u.a. an dem Umfeld, in dem ich aufgewachsen war.

Insofern stimme ich dir durchaus zu, dass es wohl noch einiges zu bewältigen und zu klären gibt, bis die dunklen Schatten der vergangenen Generationen endlich ihren Einfluss verlieren.
@strictly_fun
Da scheinen wir gemein zu haben uns swhr präzise ausdrücken zu wollen und tun dies auch und dennoch wird so getan, als könnte man interpretieren. Nein. Kann man nicht.

Ich störe mich ebenfalls an Worten wie an statt mit und wundere mich, wenn auch sich für sehr wertschätzend haltende Menschen nicht darüber stolpern.

Ich sehe es übrigens wie du. Gerade Frauen kämpfen nach wie vor mir gesellschaftlichen Memen, dass Frau Schlampe oder eben prüde und zickig sei, je nachdem, wer ihr Verhalten bewertet.

Warum ist es hier im Thema für einige Leute ein Problem, wenn jemand differenziert zwischen polyamor und polysexuell. Und für sich feststellt, dass polysexuell nicht dazugehört im individuellen empfinden?

Der Kern der Polyamorie ist: im Einverständnis aller Beteiligten und in Liebe.

Bedeutet: sehr viel kann und darf, muss aber nicht geschehen.

Es gibt aber nicht die feste Definition von Polyamorie, wo jeder beliebig mit jeden sexelt und wer da nicht mitmachen möchte gehört nicht dazu. Es gibt zig Modelle und gerade deshalb finde ich es ganz wichtig sich sehr klar und deutlich auszudrücken. Nur weil jemand polyamor lebt, heißt es weder, man muss der freien unverbindlichen Sexualität fröhnen noch das man nicht auch zb heiraten darf.

Menschen als Politikum eigener Vorstellungen in so ein Konzept drücken zu wollen halte ich für destruktiv. Ich möchte und erwarte in meinen Bedürfnissen wahr- und ernst genommen zu werden. Mich stören polysexuelle Polyamore nicht, solange sie ihres bei Interesse mir gegenüber auch so klar und deutlich kommunizieren.

Anscheinend ist es umgekehrt nicht immer so. Und so hat es hier im Thread mit Missstimmung auch angefangen. Da könnte jeder mal hinter schauen, warum es so schwer auszuhalten ist (aus welchen Gründen auch immer), dass es nicht polysexuelle aber polyamor lebende Menschen gibt.

Schreibt Sie von BlueVelvet
******nia Frau
278 Beiträge
Du bist schuld - Nein du!
*panik* *janein* *neinja* *sternchen* *streit* *headcrash*

Sorry....?
******_nw:
Das ist so eine Sache mit den Missverständnissen, in der Tat ja. Manchmal fehlen beim Schreiben auch einfach die Zwischentöne, das konkrete Gegenüber, um zu verstehen wie etwas gemeint ist. Und da liegt das Problem nicht nur beim Empfänger. Da sind beide schon mit im Boot. Ein Sender, der allgemein wertende Aussagen tätigt, sollte sich nicht wundern, wenn andere stirnrunzelnd hinterfragen. Und mit deinem nachfolgenden Beitrag zeigst du das auf, was du oben beschrieben hast. Wir sind halt nicht immer gefeit davor, Worte/Gesten anders zu verstehen als sie vielleicht gemeint sind. Und sich auf den Schlips getreten zu fühlen ist auch nicht immer nur das "Privileg" der anderen.

Hallo Feline_nw,

selbstverständlich fehlt in einem Forum viel an Gesten, Tonfall und Mimik, daher halte ich es für angemessen, nicht irgendetwas an Emotionalität, Scham, nicht können usw. in fremde Beiträge hineinzulegen. Sich an tatsächlich Geschrieben zu halten macht viel mehr Sinn in meinen Augen. GfK wird hier gerne genannt, sprich anstatt zu unterstellen, wie ein Schreiber sich womöglich fühlt, könnte man höchstens feststellen, dass man es selbst so empfindet und dann für sich und in sich ergründen, warum das so ist.

Hier im Thema scheint es mir zwei, vielleicht auch drei Ebenen zu geben, die angesprochen werden:

1. wie lebt und versteht eine Person individuell eine Polyamorie. Tatsächlich gibt es nicht "DIE" Polyamorie, sondern viele verschiedene Konzepte, manche schließen Sexualität mit ein, andere weniger. Das Eine ist nicht besser oder schlechter als das andere. Wichtig ist es, bei Interesse und Kontakt untereinander klar zu kommunizieren, was wer möchte und wie sich wer einen Kontakt vorstellt und gerne leben möchte. Es gibt also keinerlei Grund sich angegriffen zu fühlen, weil jemand ein vom eigenen abweichenden Polyamorie"unter"konzept lebt.

2. das Politikum Polyamorie wird vertreten und damit der Wunsch eine bestimmte Art Polyamorie zu leben, möglichst an alle Beteiligten weiterzugeben. Sobal aus einem Konzept Politik gemacht wird, finde ich, wird es sehr schnell einschränkend und überstülpend. Daher kam ich auch auf die Ideologie der 68er: "wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment" ist so ein Satz, der Menschen zwingen will, sich nicht verbindlich auf eine Beziehung einzulassen. So frei es klingt, dass jemand meint, Polyamorie wäre quasi jede sexuelle Begegnung zwischen Menschen, und dass es so erst richtig und frei sei, der vielleicht aufgrund einer persönlichen Aversion gegen Verpflichtung und Bindung oder auch einer Ehe einzugehen, diese Sicht schränkt automatisch alle Personen ein, die ein davon abweichendes Beziehungskonzept wählen, das dennoch polyamor ist.

Sprich das Politikum Polyamorie als Ideologie schränkt Menschen wiederum ein, unter dem Wort "Freiheit" wird beschränkt, das Individuum und seine tatsächlichen Besürfnisse ignoriert. So finde ich, dass Freiheit erst dann wahrhaftig eintritt, wenn ich authentisch für mich mein Beziehungsmodell leben darf. Es ist das Wesen der Politik seins durchzusetzen, mit missionarischem Eifer und dem Wortgefecht, der Debatte.

3. die dritte Ebene ist die der Polyamor-Außenstehenden, die sich für ihre eigenen Zwecke ein Konstrukt hernehmen und benutzen. Man kann meiner Ansicht nach durchaus auch definieren, was nicht polyamor ist. Die offizielle Definition wäre: im Wissen und Einverständnis aller Beteiligten eine Liebesbeziehung zu mehreren Menschen zu leben. Sobald das nicht mehr gegeben ist, ist es etwas anderes. Sobald man versucht die Sexualität zwingend hineinzunehmen, wird daraus auch etwas anderes. Wenn man den Aspekt Beziehung herausnimmt, der Achtsamkeit, Fürsorge und auch Verantwortung und Verpflichtung für sich und den Gegenüber beinhaltet, ebenfalls. Dann wird diese Art zu leben imho zur Beziehungsanarchie.

Und aus mindestens dieser drei Schubladen setzen sich auch hier in der Gruppe die Beteiligten zusammen. Jeder User bringt seine Bedürfnisse und Vorstellungen mit. Du hast von "allgemein wertenden Aussagen" geschrieben, ja die gibt es selbstverständlich.

Und wer genau liest, kann durchaus ermitteln, ob es sich um ein gefordertes Politikum handelt oder eben um eine individuell Sichtweise. Wenn ich schreibe "für mich ist es so und so" kann es kein Politikum sein, sondern individuelle Sichtweise. Wenn ich schreibe "Polyamorie beinhaltet gar keine Verpflichtungen" ist dies ein Politikum und soll allgemeingültig werden. Wenn ich schreibe "Dein Beitrag beinhaltet Emotionalität und wenn Du xyz nicht kannst" ist das ein persönlicher Affront. Wenn ich schreibe "Bei mir kommt dein Beitrag ziemlich emotional an, kann es sein, dass dich dieser und jener Aspekt aus persönlichen Erfahrungen heraus beschäftigt oder liegt es an mir, dich so zu empfinden?" dann haben wir eine zugewandte Art, die Interesse an der Sichtweise eines Menschen beinhaltet ohne zu werten.

Übrigens gab es seit jeher quasi-polyamore Gesellschaften. Auch native Gesellschaften, wo es selbstverständlich war, dass zum Beispiel ein Gast sich eine Begleiterin für die Nacht nehmen durfte oder ihm zugeteilt wurde. Wenn ich solche Dokus im TV sehe oder darüber lese, stelle ich mir regelmäßig die Frage, wie es einer Frau gegangen wäre, die dazu keine Lust hatte. Meist war es in diesen Gemeinschaften eine ungeschriebene Pflicht, der nachzukommen war, eine Regel, von der meist doch die Männer profitierten, denn dass reisende Frauen sich einen Mann wählen konnten, dazu fand ich nirgends etwas geschrieben. Wäre das wirklich ein gutes Beispiel für eine freie Gesellschaft?

Ich glaube schon, dass es rein statistisch einen Unterschied in den Bedürfnissen zwischen Männern und Frauen gibt, die ein entsprechendes Ungleichgewicht in Intention und Bedürfnissen ergibt, vielleicht tatsächlich hormonell/biologisch bedingt.

Kann man, darf man das wertfrei diskutieren, ohne dass sich jemand angegriffen fühlen möchte, weil er für sich persönlich gerne beliebigen und möglichst verpflichtungsfreien oder eben nur sehr ausgewählten beziehungsorientierten Sex möchte?

Der Diskussionsverlauf hier begann in dem Moment zu kippen, als sich der erste Mann beschwerte, dass es nicht falsch sei beliebigen unverbindlichen Sex zu wollen... weil einige Frauen, auch ich, diese Art zu leben nicht bevorzgen und ja, sich wünschen, dass wo Liebesbeziehung und eben im Wissen und Einverständnis aller Beteiligten eigentlich in Polyamorie enthalten sein sollte, das auch drinnen ist.

Peace. *g*

schreibt Sie von BlueVelvet
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
Inhaltlich
Schließe ich mich Blue an.
...-Und möchte Abbitte leisten.
Mein Versuch/Vorschlag sollte einzig einer besseren Kommunikation dienen.
Was mir nicht klar war, ist: das ich das - so ich diesen oder jenen Begriff den ich für mich gültig entsprechend "besetze" - anfange ausgrenzen.

Das sich dann jemand auf den Schlips getreten fühlt, der einen Begriff für sich genauso gültig, aber anders besetzt, hab ich nicht bedacht.
Mein Fehler, Sorry 4 that...kann ich gewöhnlich besser.

Ich zieh meinen Vorschlag zurück & geb damit gelebter Individualität ihren Raum zurück.

Grüße,S11 *g*
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Konsequent, wie ich bin *zwinker*, möchte ich mich doch nochmal zu Wort melden mit einer Frage:
Habe ich das jetzt falsch in Erinnerung, oder gab es diese Diskussion nicht bereits vor Jahren (danach immer und immer wieder)?
ABER, würde nicht damals von einigen Mitgliedern die Gruppe "Beziehungsanarchie" gegründet, eben WEIL Polyamorie bereits definiert ert ist und eben einige - was VÖLLIG OK ist - was anderes meinten?
Gibt es nicht für unterschiedliches Wollen auch unterschiedliche Gruppen in der großen JC-Vielfalt? Und.... Sucht man nicht gezielt Gleichgesinnte in einer Gruppe, die dann auch Gleiches unter den Begriffen verstehen.

Ich bin übrigens deshalb - und ganz bewusst - in BEIDEN Gruppen, was nichts mit "Engstirnigkeit" oder "Verurteilen" vom Denken und Fühlen Anderer zu tun hat, sondern ganz im Gegenteil.
ICH kenne auch beides und hatte liebevolle Kontakte zu Menschen mit in dem Moment liebevollen Gefühlen voller Zuneigung.
Diese Beziehungen waren aber nicht POLYAMOR, da sie die deutliche Definition nicht erfüllten.
Es gibt vieles und die Welt ist bunt und so ist das auch gut, aber Polyamorie ist eben genau das, für das sie steht.
Das ist was Besonderes im Leben und im Fühlen und ich finde es gruselig, wenn es in einem Topf mit Vielem landet.
In einer Katzen- Gruppe wird doch auch nicht über Fische diskutiert....
******_nw Frau
512 Beiträge
@*********t6874: Ich fürchte, dass wir an manchen Punkten aneinander vorbei schreiben. Und das macht es gerade so schwierig. Da finde ich einen direkten Austausch manchmal besser. Da wir hier jedoch schreibend in einem Forum unterwegs sind, kann jede/r nur versuchen, sich auf ihre/seine Weise verständlich zu machen.

Dass es unterschiedliche Sichtweisen zur Polyamorie geben kann, wurde nicht nur in diesem Thread deutlich. Und manche dieser Sichtweisen passen halt nicht zueinander. Ist gut, wenn wir uns darüber austauschen, ja.

Der Diskussionsverlauf kippte m.E. im Übrigen nicht
als sich der erste Mann beschwerte, dass es nicht falsch sei beliebigen unverbindlichen Sex zu wollen... weil einige Frauen, auch ich, diese Art zu leben nicht bevorzgen und ja, sich wünschen, dass wo Liebesbeziehung und eben im Wissen und Einverständnis aller Beteiligten eigentlich in Polyamorie enthalten sein sollte, das auch drinnen ist.
sondern bereits weit vorher, als Worte wie "Polyschmarotzer" und andere "freundliche" Begriffe in den Raum gestellt wurden.

Im Buch "the ethical slut", das ich sehr schätze, wird im Übrigen ausgeführt, dass im polyamoren Kontext Sexualität durchaus frei gelebt werden kann. Da ist von "Parties" die Rede, in denen Menschen sich liebevoll, achtsam begegnen können, ohne eine Beziehung eingehen zu müssen. Da ist von Beziehungen die Rede, in denen solchen Begegnungen Platz eingeräumt wird. Da wird eine Vielfalt von Begegungs- und Beziehungsmöglichkeiten angesprochen, die der Mensch für sich entdecken kann, wenn er möchte. Das zu lesen und mich mit Menschen darüber auszutauschen fand und finde ich für mich sehr hilfreich. Da ist eine Weite enthalten, die ich an manchen Stellen in dieser Diskussion vermisse. Denn sie spricht jedem das Recht zu für sich selbst zu entdecken, was gut tut. Und das auch in Beziehung, und auch in Freiheit. Denjenigen abzusprechen, sie seien dann nicht polyamor (wie es in manchen Beiträgen rüberkam) finde ich anmaßend. Und das wurde m.E. zu Recht kritisiert.

Was immer jeder für sich in seinem Leben als wichtig erachtet, ist sein Weg, seine Entscheidung. Doch sollte er auch dem anderen gestatten, das für sich ebenfalls zu tun. Ohne ihn gleich in eine andere Gruppe zu verweisen.
******_nw:
Im Buch "the ethical slut", das ich sehr schätze, wird im Übrigen ausgeführt, dass im polyamoren Kontext Sexualität durchaus frei gelebt werden kann. Da ist von "Parties" die Rede, in denen Menschen sich liebevoll, achtsam begegnen können, ohne eine Beziehung eingehen zu müssen. Da ist von Beziehungen die Rede, in denen solchen Begegnungen Platz eingeräumt wird.

Das Buch kenne ich auch und finde es sehr gut. Es ist ein Politikum. Es versucht Menschen allgemein von Moralvorstellungen zu befreien. *g*

Hier ging es, u.a. auch beim Begriff Polyschmarotzer nicht darum, fremde Menschen abzuwerten, sondern darum zu erkennen und möglichst vor großen Enttäuschungen und Verletzungen klar zu kommunizieren, was wer leben will und was nicht. Nicht als Politikum, sondern individuelle Bedürfnisse formuliert.

Ich kann auch recht beziehungslose kurze Kontakte pflegen, gerade im Bereich SM ist ein kurzweiliges Spiel unter Fremden nicht unüblich. Ich würde dies nur nie im Leben unter polyamor laufen lassen. Und ich kommuniziere dies auch klar als das, was es dann ist und was ich erleben möchte: eine kurzweilige unverbindliche Begegnung. Ohne Beziehung und ohne Liebe, die Verbindlichkeit usw. beinhaltet. Und dann ist es auch keine Polyamorie mehr, die ich lebe.

Wenn ich jedoch polyamore Kontakte suche, dann unter dem Aspekt der Beziehung zueinander, der Verbindlichkeit zwischen Liebenden, der dazugehörigen Fürsorge, Offenheit und Ehrlichkeit. Wenn das bei nur einer Person in einer Konstellation fehlt, funktioniert Polyamorie in einem Beziehungsnetzwerk nicht mehr. Dann hast Du u.a. Beliebigkeit, Eifersucht, Benutztwerden, was hier unter Nehmerqualitäten beschrieben wurde. Dieses Nehmenwollen und dann aufrechnen, selbst ja nicht zu kurz zu kommen, diese äußerst narzisstische Haltung, die sich in Eifersuchtsszenen und Forderungen zeigt, dass dem Partner und den weiteren Beteiligten ihres nicht oder nur dann gegönnt werden kann, wenn man selbst sehr satt und zufrieden ist.

Oder aber, wenn Leute zu dir Kontakt aufnehmen, nur um beliebigen kurzen Sex zu bekommen, die das Wort Polyamorie dafür benutzen, dem Gegenüber etwas zu suggerieren, dass sie nicht geben wollen, nur damit sie bekommen, was sie möchten.

Und ja, in dem Moment bewerte ich es als miese, hinterhältig, manipulativ, missbräuchlich. Es ist unehrlich so zu agieren und etwas unter Polyamorie laufen zu lassen, was es im Kern nicht ist.

Ehrlich und völlig ok ist es hingegen, das klar vorweg zu sagen: "Du, ich möchte gerne einen anderen Mann haben und mit dem sexuell endlich richtig Spaß erleben, aber Du bleibst bitte brav zu Hause, wenn ich niemanden für mich finde. Und wehe, Du verliebst dich, dann sieh zu, dass Du es abstellst. Ich will für mich sexuelle und emotionale Freiheit, Du hast dich hingegen meinen Bedürfnissen unterzuordnen." Oder aber: "Ich möchte freien und unverbindlichen Sex, lebe polysexuell, hast Du Lust, mit mir ein paar vergnügsame Stunden zu teilen?"

Das wäre ehrlich und aufrichtig. Bitte nicht solche Befindlichkeiten als Polyamorie sehr schön klingend und zwecks Aufwertung des eigenen Handelns zu missbrauchen - und somit jeden Menschen gegenüber, der einem dann die eigenen Wünsche erfüllt, wo man aber seinerseits weder geben noch gönnen mag, aber so tut, es wäre anders.

Im Grunde tangiert die Frage nach dem Geschlechterverhältnis am Ende das Thema Ehrlichkeit. Und vielleicht auch den Umstand, dass man mit dieser Aufrichtigkeit seltener das bekommt, was Mann (? Ich vermute Frauen betrifft das seltener) möchte: kurzweilige sexuelle Befriedigung ohne Verpflichtungen.

Kannst Du die untereschiedlichen Ebenen Politikum und Individualität so und anhand der Beispiele vielleicht besser erkennen?

Schreibt Sie von BlueVelvet
******_nw Frau
512 Beiträge
Kannst Du die untereschiedlichen Ebenen Politikum und Individualität so und anhand der Beispiele vielleicht besser erkennen?
Ich bin durchaus in der Lage, selbständig zu denken und zu unterscheiden; da braucht es von deiner Seite aus keine Belehrung bzw. Aufklärung.

Und was das Politikum "the ethical slut" angeht: Dadurch, dass Menschen sich damit befassen, ins Gespräch kommen und ins eigene Leben (wie auch immer) holen, wird es persönlich, individuell. Dann ist nämlich Schluss mit Politik. Ging mir jedenfalls so. Und nein, ich habe keinen Gesprächskreis gegründet.

Hier ging es, u.a. auch beim Begriff Polyschmarotzer nicht darum, fremde Menschen abzuwerten, sondern darum zu erkennen und möglichst vor großen Enttäuschungen und Verletzungen klar zu kommunizieren, was wer leben will und was nicht. Nicht als Politikum, sondern individuelle Bedürfnisse formuliert.
Aha, so kann eine Aussage/ein Begriff auch "schöngeschrieben" werden.

Ich kann auch recht beziehungslose kurze Kontakte pflegen, gerade im Bereich SM ist ein kurzweiliges Spiel unter Fremden nicht unüblich. Ich würde dies nur nie im Leben unter polyamor laufen lassen. Und ich kommuniziere dies auch klar als das, was es dann ist und was ich erleben möchte: eine kurzweilige unverbindliche Begegnung. Ohne Beziehung und ohne Liebe, die Verbindlichkeit usw. beinhaltet.
Und genau das meinte ich auch mit meinen Äußerungen, und ich kann mir vorstellen, dass es andere ähnlich geschrieben haben. Es ist dann zwar keine Begegnungim polyamoren Kontext, und du kommunizierst das ganz klar. Dennoch bist und bleibst du ein polyamor fühlender Mensch, der in dieser Hinsicht jedoch auch "unverbindlich" unterwegs ist und das auch so zum Ausdruck gebracht hat. Und genießt das, denke ich mal. Wer würde dir denn dein grundsätzliches Empfinden absprechen wollen, nur weil du dir andere Wege ebenfalls gestattest?

Es ist wohl tatsächlich eine Frage der Kommunikation: Dem anderen klar mitzuteilen, wie ich unterwegs bin. Was ich mit dem anderen will und was nicht. Und zu schauen, ob das zusammenpasst. Und wenn die Reise nicht zusammen weitergeht, das auch zu benennen. Ohne sich ständig schuldig fühlen zu müssen.
Genau. Es geht darum klar zu kommunizieren. Aber das tut nicht jeder. Da ist der Kritikpunkt, den einige Leute hier angesprochen haben.

Schreibt Sie von BlueVelvet
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich glaube, dass sich die meisten hier einig sein dürften, dass jemand, der bewusst poly vorlügt, um ne Nummer schieben zu können, nicht als poly zu bezeichnen ist.


Das Problem liegt eher darin, dass wir unterschiedlich definieren, was Liebe sein kann.
Und wenn jemand von sich sagt, er empfinde innige Gefühle auch bei kurzzeitigen Begegnungen, dann spreche ich ihm das nicht ab.


ICH zB brauche keine Beziehung/Partnerschaft, um von Polyamorie zu sprechen.
********_fun Frau
287 Beiträge
Liebe Feline danke für die Rückmeldung dessen was Du verstanden hast!

Ich glaube jedoch fest und auch beim zweiten lesen, dass die von Dir zitierte Stelle:
Meiner Meinung nach war die "Sexuelle Revolution" mehr ein Revolutiönchen und die "sexuelle Befreiung der Frau"...naja, die "Verfügbarmachung" der Frauen durch die Pille passt meiner Meinung nach besser.
ganz deutlich ausdrückt es handelt sich um meine Meinung und das Urteil auf Grund meiner persönlichen Lebenserfahrung (die ich anschließend kurz erläutere, damit der Leser nachvollziehen kann wie ich zu dieser Sicht komme - Verständnis braucht Kontext!) Und das bedeutet nicht: es ist die einzig existierende Wahrheit. Und damit steht meine Aussage (meiner Meinung nach) auch nicht in irgendeinem Widerspruch zu dem was Du aus dem erleben deiner "Vormütter" beschreibst! Danke dafür *g*

Ich sagte: "meiner Meinung nach" denn mir ging die "sexuelle Revolution" nicht weit genug! (ich glaube, dass das bei wohlwollendem Lesen meines Textes auch klar wird.) Das bedeutet nicht, dass Frauen aus Generationen davor, nicht auch das als Befreiung empfanden! Gott bewahre – so was sage ich nicht und denke ich nicht!
Es war interessant das von Deinen "Vormüttern" zu lesen...und ich erkenne da gar keinen Widerspruch zu meiner Aussage! Du sagst ja selbst, dass der Ehemann ausgezogen sei aus dem Schlafzimmer, weil die Frau weitere Kinder nicht wollte und somit kein Sex, kein Grund ein gemeinsames Schlafzimmer zu haben! Und das ist nun ja nicht mehr nötig...dank Pille *zwinker* Klar für Frauen, die noch ganz anders aufgewachsen waren und noch viel rechtloser als wir...mag das aussehen wie eine Befreiung...für mich sieht es ganz anders aus...;)

Und Du schreibst Du als guten Rat an mich persönlich:

Von daher wäre ich etwas vorsichtiger mit solchen Aussagen, die im übrigen eine Verurteilung von Männern beinhaltet, die ich nicht teile. In meiner sexuellen Entwicklung war ich auch lange Jahre nicht wirklich frei. Doch lag das nicht an meinem Mann, der mich sexuell sehr respektierte. Sondern u.a. an dem Umfeld, in dem ich aufgewachsen war.

Ich bin habe eigentlich bewusst versucht niemanden zu verurteilen und bedauere das Du es dennoch so auffasst, denke aber nach wie vor, dass das wenig mit meinen eigentlichen Worten zu tun hat als vielmehr mit Deiner Interpretation (die auf früheren oder anderen Diskussionen und Deinen Vorerfahrungen basiert).

Dieses Argumente, die man oft hört, wenn man auf einen negativen Kultureffekt für Frauen hinweist sind: Erstens
„Du tust ja so als seine die Männer böse und an allem (deinem Unglück) schuld. Aber für Dein Unglück bist Du selbst verantwortlich! Du kannst die ja schließlich auch emanzipieren und mal lernen Verantwortung zu übernehmen für Deine Sexualität und was damit nicht stimmt“
Das ist natürlich Blödsinn und erscheint trotzdem bestechen logisch auf den ersten Blick. Blödsinn weil:
1. Jener die Welt beschreibt, die er wahrnimmt und das als persönliche Wahrnehmung kennzeichnet – nicht schon urteilt, wenn er eben beschreibt und er hat auch den Zustand, den er beschreibt nicht zu verantworten *zwinker*
2. weil ein System eine bestimmte Gruppe privilegiert gegenüber anderen, heißt dies doch nicht: die Begünstigten/Privilegierten haben das zu verantworten...die Männer von heute sind doch nicht am Patriarchat schuld, nee...Quatsch, das sagt ja auch keiner!
3. Gesagt wurde lediglich: es gibt diese oder jene Unterschiede heute und wir alle sind dafür verantwortlich – insbesondere sind wir verantwortlich, wenn wir es unterlassen, nach der Feststellung der (unschönen) Fakten, zu versuchen etwas daran zu verändern *zwinker*

Zweitens wird einem gerne unterstellt man wolle den Männern etwas wegnehmen oder sie strafen – weil man den Frauen etwas geben will!
Auch diese Argumentation ist unsinnig! Denn sie unterstellt es ginge um einen (Verteilungs-)Kampf zwischen Männern und Frauen!
So ein Argument enthüllt nur eines, den Glaubens dessen der es bringt: „es gibt einen natürlichen Machtkampf zwischen Männern und Frauen, da sie gegensätzliche Interessen haben!“
Das ist auch tatsächlich so ein „Kultur Ding“ wir glauben das nämlich auch...die Anthropologen, Biologen, Religionen, Männer- und Frauenmagazine, ...wir glauben an den GESCHLECHTERKAMPF!

Wer das aber glaubt, der frage sich doch mal, warum wir uns überhaupt in so eine Beziehung mit „dem Feind in unserem Bett“ begeben sollten!!

Das ist auch nur eine Sichtweise, die man uns gelehrt hat!!!

Ich glaube hingegen: das einfach nur mehr Quatsch! (der dem Machterhalt, Systemerhalt, dem Verteidigen von StatusQuo dient.)
Der Geschlechterkampf ist künstlich konstruiert.
Es braucht beide Geschlechter, wir sollen, wollen und können zusammenleben zum gegenseitigen Vorteil!

Darum geht es! Wie machen wir das besser als heute?

Es geht um Männer und Frauen, wenn sie zusammenleben wollen, haben ein gemeinsames Interesse, das ganze (zusammen) gut zu machen! Und was einem geliebten Gegenüber gut tut - macht auch den anderen glücklich! Frauen deren sexuelle Lust von der Gesellschaft negativ beeinträchtigt sind, sind lustlose Frauen und das wiederum wollen doch Männer gar nicht!

Natürlich war mein Mann nicht Schuld! Und natürlich waren nicht "Männer" schuld sondern in gleichem Maße Frauen! Ich habe so gedacht...ich habe meine Tochter in diesem Werte- und Glaubenssystem erzogen...(teilweise jedenfalls). Wir können uns als einzelne Individuen doch auch kaum je ganz davon befreien! Wie kann es da eine "individuelle" Schuldzuweisung geben? Es handelt sich vielmehr um eine Kollektivschuld! Und nur im Kollektiv kann sich etwas ändern - ergo zusammen!


Ich weiß nicht, was Dich getriggert hat und wie Du zu der Interpretation kamst!
Ich war sehr kurz - habe mir diese ganzen Erklärungen (die ich Dir jetzt gebe) gespart...doch: guck nochmal in meinen Text und frage Dich: was an Deiner Reaktion auf meinen Text entspringt tatsächlich meinen Worten und was davon war auch schon Deine Interpretation!

Deshalb nochmal: Danke für die Rückmeldung! So kann ich ein zweites Mal versuchen es besser auszudrücken und Missverständnisse über meine Haltung zu diesem Thema vermeiden *g*
Sonniges Wochenende
Britta
******_nw Frau
512 Beiträge
@********_fun: Ja, du hast deine Sichtweise beschrieben. Und ich danke dir ausdrücklich für diesen Hinweis und die Klarstellung.
Dennoch gestatte ich mir, deiner Sichtweise zu widersprechen und meine in den Raum zu stellen. Daran ändert sich auch nichts, selbst nach mehrmaligem Lesen deines Textes. Im Gegenteil, ich könnte jetzt eine Menge dazu schreiben. Schon alleine, dass ich mich nicht als rechtlos sehe, würde möglicherweise deiner Sicht
Klar für Frauen, die noch ganz anders aufgewachsen waren und noch viel rechtloser als wir...mag das aussehen wie eine Befreiung...für mich sieht es ganz anders aus...;)
widersprechen.
Und...und..und... Doch wozu?
Vielleicht führen wir - wenn du magst - diesen Disput/Austausch im cm Dialog fort.
******_nw Frau
512 Beiträge
Und @*********nchen: Danke für die kurzen, klaren Worte, in denen ich mich gut wiederfinde.
*****s70 Frau
260 Beiträge
@blueVelvet6874
Ich kann auch recht beziehungslose kurze Kontakte pflegen, gerade im Bereich SM ist ein kurzweiliges Spiel unter Fremden nicht unüblich. Ich würde dies nur nie im Leben unter polyamor laufen lassen. Und ich kommuniziere dies auch klar als das, was es dann ist und was ich erleben möchte: eine kurzweilige unverbindliche Begegnung.

Hmmm finde ich ja schön, wenn du das immer gleich von Anfang an sagen kannst. Ich habe da so meine Schwierigkeiten mit. Ich bin auch für klare Kommunikation, aber woher soll ich denn wissen, wie sich ein Kontakt für mich entwickelt? Und wenn ich von Anfang an festlege, was es - der Kontakt - ist, nehme ich mir doch die Möglichkeit, dass sich evtl aus der Begegnungs noch mehr entwickeln darf, wenn es möchte. Oder der umgekehrte Fall, ich lerne jemandem kennen, bin ganz fasziniert aus unterschiedlichen Gründen und stelle dann fest..... nö, ist doch nicht so vom Gefühl. Kann ja passieren!

Ich lebe auch polyamor und polysexuell, ich hatte schon tolle Begegnungen in Swingerclubs und aus manchen Begegnungen ist auch mehr geworden, aus manchen wäre für mich gern mehr geworden, aber es hat von der anderen Seite nicht gepasst, bei manchen hatte ich das Gefühl, der andere Part hätte gern mehr mit mir, aber ich konnte und wollte das nicht. Ich kann doch nie wissen, wohin die Reise geht.
Ich finde es in diesem Fall dann auch vermessen, die als Polyschmarotzer zu bezeichnen, die vielleicht mehr gewollt haben, vielleicht auch was versprochen haben, aber dann festgestellt haben, das ist es doch nicht.
Was ich wichtig finde, ist , in der aktuellen Situation dann so offen zu sein, dass ich sage: Hey mensch, ich hätte mir mehr vorstellen können, aber es passt nicht oder dass ich dann eben über meine Gefühle spreche und der andere mir auch ehrlich sagt, was er dazu denkt und fühlt.
Ich habe da schon so einiges erlebt, was eigentlich mal anders "geplant" oder gedacht war. ... wenn ich da jedesmal unterstellen sollte, dass derjenige mich "verarschen" wollte.... oh weia!

Ein Freund von mir ( *wink* du weißt dass ich dich meine *bussi* ) hat gesagt und diese Einstellung teile ich sehr, dass jedes Mal wenn wir uns begegnen er schaut, was wir uns jetzt im Moment sein können und das kann jedes Mal etwas anderes ein und das finde ich sehr schön, denn das fühlt sich so frei an und so ohne Schuldgefühle, wenn etwas nicht so ist wie "erwartet".
Letztendlich zählt für mich, in welcher Art ich mich in Herzen mit diesem Menschen verbunden fühle. Was der andere damit macht, das bleibt ganz ihm überlassen.

Und letztendlich finde ich, kann ich in mir das polysexuelle nicht von dem polyamoren trennen, das ist beides in mir als Form meiner Weltanschauung und so gehe ich in die Welt hinaus. Daher finde ich es auch schwierig, das zu trennen, auch in der Gruppe. Gehe ich heute los und sage: ach heute bin ich mal polysexuell, und morgen: ach heute bin ich mal polyamor?
Wie soll ich das denn machen! Mein Polyamorie geht immer mit mir, ist Teil meiner Lebenseinstellung und meines Seins und so behandle ich auch die Menschen, die mir polysexuell begegnen und meine Polysexualität geht auch mit mir und spiegelt sich auch in meiner Polyamorie wider.
Wenn andere Menschen anders sind, sehr gern, wenn sie in der Lage sind, das für sich zu kommunizieren, auch fein.
Aber selbst wenn das immer alles so klar wäre, was es nie ist, können wir uns nicht vor Verletzungen schützen und das ist meiner Meinung nach der Versuch, den man damit unternimmt, wenn man alles immer genau definieren will und sich abgrenzen will.
Ich kann das durchaus verstehen, wer ist schon gern verletzt, aber mir ist klar, wenn ich Menschen begegne, kann ich das nicht verhindern, das gehört für mich zum Leben und es ist ein ständiges Lern- und Erfahrungsfeld.
*********87_91 Paar
47 Beiträge
Themenersteller 
Huch da hat meine Frage ja doch ne ganz schöne Diskussion aufgeworfen. Damit hätte ich nicht gerechnet. Bei uns war es bisher so:
Meine Frau hatte eine Zeit lang 2 Beziehungen neben unserer, naja sagen wir eine Beziehung und einen Liebhaber, mit denen sie sich getroffen hat, während ich auf Montage war. Seit ihrer Schwangerschaft hat sie aber kein Interesse mehr an weiteren Beziehungen gehabt.
Ich hatte bisher nicht das Vergnügen eine zweite Beziheung neben meiner Frau zu haben.
Hallo Cassis,
Ich kann sehr gut nachvollziehen was du schreibst. Wer sich in einen Swingerclub begibt, wird aber auch kaum mehr erwarten als ein kurzweiliges Vergnügen und neben dem ersten persönlichen Eindruck beginne ich den Menschen gegenüber erst einmal kennen zu lernen. Vielleicht unterscheidet mich das von anderen Menschen? Ich möchte mein Gegenüber nicht zuerst sexuell spüren, sondern auf der Beziehungsebene und als ganze Person. Dann erst schauen, wie es sich entwickelt.

Es muss sich keine Partnerschaft entwickeln und vielleicht besteht hier darüber auch eines der Missverständnisse. Was mir wesentlich ist: ich gehe bei entsprechendem Interesse natürlich, vollumfänglich in Beziehung zu dem Menschen. Möchte an seiner Existenz teilhaben und teilhaben lassen. Ich lasse mich ein und übernehme dann meinen Teil Verantwortung und bin Verbindlich in Bezug auf die dann gemeinsame Beziehung.

Das bedeutet Beziehung für mich.

Schreibt Sie von BlueVelvet
****que Frau
88 Beiträge
Vllt nicht passend, aber
*****s70:
Ein Freund von mir ( *wink* du weißt dass ich dich meine *bussi* ) hat gesagt und diese Einstellung teile ich sehr, dass jedes Mal wenn wir uns begegnen er schaut, was wir uns jetzt im Moment sein können und das kann jedes Mal etwas anderes ein und das finde ich sehr schön, denn das fühlt sich so frei an und so ohne Schuldgefühle, wenn etwas nicht so ist wie "erwartet".
Letztendlich zählt für mich, in welcher Art ich mich in Herzen mit diesem Menschen verbunden fühle. Was der andere damit macht, das bleibt ganz ihm überlassen.

Diesen Satz kenne ich auch ... *g*


Für mich geht es Hand in Hand. Sexuell möchte ich mein Gegenüber sehr wohl spüren.

*********t6874:
Ich kann sehr gut nachvollziehen was du schreibst. Wer sich in einen Swingerclub begibt, wird aber auch kaum mehr erwarten als ein kurzweiliges Vergnügen und neben dem ersten persönlichen Eindruck beginne ich den Menschen gegenüber erst einmal kennen zu lernen. Vielleicht unterscheidet mich das von anderen Menschen? Ich möchte mein Gegenüber nicht zuerst sexuell spüren, sondern auf der Beziehungsebene und als ganze Person. Dann erst schauen, wie es sich entwickelt.

Leider gibt es in meinem Umfeld eben auch diejenigen, die mein Verhalten verurteilen. Naja, jedem das Seine.
Hallo Miroque,

das ist doof. Wobei ich es sowieso seltsam finde, wenn Leute sich über mein Sexualverhalten mokieren, die eh nie nah genug an mich kommen könnten, um überhaupt in diesen Genuß zu kommen. Das passiert mir ab und an auch, dass Leute abwertend reagieren.

Was ich aber immer tun werde, denen gegenüber, die an mir als Frau und sexuelles Wesen interessiert sind, gegenüber Klartext zu reden. Über das, was ich mir wünsche und was ich an Verantwortung vom anderen erwarte kommuniziere.

Wobei mir wie schon geschrieben Verkniffenheit attestiert wurde, weil polyamor mit polysexuell übersetzt wird von jenen, die dann frustriert sind, kann Mann mich nicht hernehmen, seins an mir zu befriedigen. "Aber ich dachte du bist polyamor..."

Aaaaaaaah, bitte nicht schon wieder so.... *lacht

Schreibt Sie von BlueVelvet
So, und ich ärgere mich.
Begriffe haben einen Ursprung, und ja ich finde es ziemlich wichtig, da etwas differenzierter hinzuschauen und nicht einfach mal kurz seine Interpretation des Begriffes für sich und seine Lebens- und Liebeseinstellung als allgemeingültig, zumindest aber selbstbeschreibend zu nutzen. Und ja, ich gebe da Paradiesquelle mehr als Recht, wenn er die Begriffe Liebe und Beziehung nicht einfach gleichsetzt oder miteinander als bedingt beschreibt. Und: für mich absolut unmöglich, sich hinter dem Begriff Polyamorie zu verstecken und andere ausgrenzen zu wollen.
Ich traue mich auszuholen, lustigerweise mit Bezug auf den Parallelthread "Sexuelle Revolution": unsere Sexualität ist nicht einfach nur ein Teil von uns, der als Add-On ja ganz spaßig ist; nein, er gehört zu uns. er ist Teil unseres gesamten Systems, unseres gesamten Seins, von mir aus auch ein archaischer. Wir drücken uns in unserer Sexualität aus, und nichts, wirklich nichts ist besser geeignet, uns selbst in Extase und Hochgefühl fühlen zu können - und den anderen zu fühlen, und dann auch noch sich gemeinsam zu fühlen. Ohne jede Grenze, ohne irgendeine Blockade oder Kopfkarussell- in der Sexualität sind wir einfach da. Wir haben Jahrzehnte gebraucht, um aus dem dunklen Schlafzimmer rauszukommen, um die Scham und Schuldhaftigkeit hinter uns zu lassen, die uns die Religion eingebleut hat. Und ja, das ist auch wirklich ein Gang, da sich selbst zuzulassen, sich auf seine archaischen Triebe einzulassen, ja sie überhaupt wertzuschätzen. Hinzufühlen und zuzugeben: ja ich habe Lust! Sie auszuleben und dem Erschrecken standzuhalten, was sich oft einstellt, wenn wir uns loslassen: was kommt denn da zutage, was will denn da alles aus mir raus? Darf ich das? Darf ich dem Gegenüber das zugestehen?
Hey: Schluss mit dem um Erlaubnis bitten, doch einfach fühlen zu wollen! Da muss keine Ehe mehr her und kein Halleluja und VaterUnser mehr, bevor der Mann seine fleischlichen Lüste an seiner Frau ausleben darf! Nein, wir alle dürfen das, und Frau genauso wie Mann! Und hey, das ist auch gut so.
Und das soll auch so bleiben. Und ich möchte verdammt nochmal den Altar der Kirche nicht eintauschen in den Altar der Polyamorie-Begrifflichkeit: hey das geht erst dann, wenn Du ichweissnichtwas an Gefühlen bewiesen hast, damit Du das darfst. Alles andere, nagut, das tolerieren wir bei anderen, aber in Wirklichkeit ist das Schmarotzertum und pure Geilheit und völlig Baba- das darfst Du nicht.
So, und das ist erstmal die Basis, die ich wichtig finde. Wir sind das alles, und wir drücken uns als Menschen komplett aus, mit dem ganzen Paket. Und was ich dann daraus mache, das ist eine ganz andere Sache!
Weil ich die Sexualität annehme, ist sie mir Ausdruck und Resource und Raum, und dann erst kann ich sie mit Liebe leben. Dann kann ich in Begegnungen und Kontakt gehen, und dann kann ich lernen, sie auszufüllen, zu integrieren, und ja dann ist es auch eine schier unglaublich tolle Sache, Liebe und Sexualität miteinander zu verbinden, oder in Liebe zu lieben.
Und da heisst für mich Liebe zunächst einmal Wertschätzung. Ich begegne dem Anderen mit Wertschätzung, mit Achtung und Achtsamkeit und Aufrichtigkeit. Und ja, ich kann diese Liebe tatsächlich auch für nur ein paar Stunden leben und einen Raum miteinander schaffen, der voll ist von Sinnlichkeit und Intimität und Lust. Und dieser Raum kann sehr nährend sein, und er kann einfach auch stehengelassen werden - in dem Bewusstsein, das es dieser Raum war, und das eine langfristige Beziehung mit Bindung und Fürsorge überhaupt nicht richtig für beide ist.
Ich finde das absolut liebevoll - und ja, daher ist es für mich auch polyamor. Das hat etwas mit Trauen zum Ganzsein zu tun, und mit Achtung und Wertschätzung dem Anderen gegenüber, und zwar allen ganz vielen, mit denen ich diese Intimität teilen möchte. Wer bitte wirft den ersten Stein, der da meint, das sei ja nur polygam? Nein, das ist viel viel mehr.
Erst Gefühle zeigen und beweisen, das es ernst gemeint ist? Hm - bitte, was denn ernst gemeint? Dich zu wollen, und zwar jetzt, Dir begegnen zu wollen, und zwar ganz? Ja klar macht das Angst - ist ja schließlich unbekannt. Aber sich in den Vorwurf zu retten, das der ja nur abspritzen will? Sry, aber - ist mir zu einfach.
Und letztlich, mal ganz deutlich gesagt: ja klar gibt es Unterschiede in der Qualität von Begegnungen. Ich kann einen Menschen, der mir intellektuell einfach nichts sagt und dessen Argumentationen mir einfach oberflächlich und nichtssagend erscheinen, meine Wertschätzung ausdrücken und nicht weiter diskutieren. Und anders ist das auch nicht auf sinnlicher Ebene: natürlich entscheide ich, ob mir das was da kommt etwas sagt oder mich bewegt oder einfach zu wenig ist. Und dann lass ich es eben einfach, und gut ist. Da muss ich nicht werten, was für ein Schmarotzer das da gerade ist, weil er nur abvögeln will - oder sie nur durchgevögelt werden möchte.
Und noch etwas, da zitiere ich sinngemäß noch einmal Schnarch: er unterscheidet drei Aspekte der Sexualität. Einmal die, die wirklich nur auf sich selbst bezogen ist; die Lust sich selbst zu fühlen, seiner Lust nachzugehen. Dann die der Kommunikation, des Miteinanders: wo man Sexualität miteinander erlebt, als grosser kreativer Raum, wo man sich in die Augen schaut während des Liebens und Vögelns, wo man gemeinsam ist oder besser in Gemeinsamkeit sich begegnet. Und den dritten Raum der Rollenspiele - ja gut, der ist hier gerade nicht wichtig.
Wichtig ist mir aber zu sagen: ja es gibt diesen ersten Aspekt, den der Lust auf sich selbst und an sich selbst. Und der darf sein; er erst ermöglicht überhaupt alles weitere. Und diesen auszuleben in Übereinkunft mit anderen, mit Agreement sich gegenseitig gutzutun: hey das darf sehr wohl sein. Und überhaupt nicht in Widerspruch dazu, Sexualität und Sinnlichkeit und Liebe verbindlich zu leben. Das darf alles sein, und auch tatsächlich nebeneinander. Kein Altar mehr, kein Halleluja, kein Verstecken. Sondern alles und ganz, und in Aspekten hier und in anderen da.
Und Beziehung? Ja klar ist das ganz toll, unglaublich erfüllend, eine spannende Reise, miteinander zu sein und sich zu lieben und verbindlich da zu sein, sich zuzumuten, den anderen auszuhalten, sich zu unterstützen, sich zu freuen und immer wieder neu aufeinander zuzugehen; eine gemeinsame Reise in Intimität und Freiheit zu gehen, sie zu lernen.
Und nicht auszugrenzen, weder sich selbst noch andere.
Alles was Du ausschliesst, schliesst Dich irgendwann selbst aus.

Hallo Lateral,

auf deinen Beitrag möchte ich auch gerne eingehen, da ich auch durchaus nachvollziehen kannn, wo und wie Du dich positionierst und wo hier dein Anliegen ist. Das hast Du sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.

Ich nehme aus deiner von mir wahrgenommenen Position auch viele Wertungen wahr, wo Du dich ärgerst, wie Du schreibst, aufgrund deines Wollens, wie Du die Welt und Menschen darin gerne agieren sehen möchtest. Korrigiere mich bitte, wenn dieser Eindruck falsch sein sollte. Wenn es für dich genauso richtig und gut ist, bedeutet es nicht automatisch, wenn andere Menschen ihres anders leben möchte, dass das mit althergebrachten Traditionen wie Ehe, Altar, jemanden "festtackern wollen" oder auch Scham und seine Gefühle nicht ausleben können zu tun hat, sondern mit authentischen Bedürfnissen.

An Schnarch, den ich übrigens aufgrund deiner damaligen Empfehlung gelesen und auch in weiten Teilen wertgeschätzt habe, hat mich erheblich gestört, dass er "Sex haben müssen" in einer Weise propagierte, dir mir missfallen hat. Natürlich schreibt er aus seiner Position als Mann und seinen Bedürfnissen und seinen Wünschen, was in seinen Büchern, wie ich finde, deutlich zutage tritt. Sehr gefallen haben mir die vielen Hinweise, wie Sexualität besser erlebbar werden kann und dies hat auch mich in den letzten Jahren ein gutes Stück näher zu mir und meinen wenigen und ausgewählten Sexualpartnern gebracht, genaugenommen waren das zwei Männer.

Durch diese schönen Erfahrungen sind meine Ansprüche an gelebte Sexualität gestiegen. Also genau das, was doch befreien soll und auch befreit hat, hat mir zeitgleich für eine neue Ebene in der sexuellen Begegnung von Mann und Frau die Augen geöffnet und den vorherigen Bereich geschlossen. Und genau diese neue und tiefe Ebene möchte ich erleben und suche ich. Und da ich nicht die Schnellste bin in meinem FÜhlen, nehme ich mir dafür die Zeit, die ich brauche, jemanden näher kennenzulernen, bevor ich bereit bin intim zu werden. Und das kann durchaus mal bedeuten, sich schon mehr als ein Jahr zu kennen. Es kann auch bedeuten, dass es nur wenige Treffen braucht, dann muss es aber richtig funken zwischen ihm und mir.

Ich brauche keinen Beweis, dass es ernst gemeint ist (im Sinne des Patriarchismus, wo eine Frau ihre Sexualität "schützen" muss), so wie Du es beschreibst. Was ich möchte ist das, was ich beschrieb und das schließt für mich eine beliebige Sexualität aus. Das ist einfach so. Und wo Polyamor draufsteht muss noch lange nicht Polyamor drinnen sein, ich finde, das ist sogar sehr selten zu finden, dass Menschen, in meinem Fall zumeist Männer, in diesem Punkt schon offen und authentisch sind. Ich sehe mich dann einfach nicht in der Position sie an etwas heranzuführen, quasi auszubilden, damit sie weiterkommen. Und was übrig bleibt, phhht... will ich in der Tat nicht. Das Gefühl, dass jemand an mir als Mensch vorbeivögelt, mag ich nicht. Und weil ich diese Art der Begegnung nicht mag, lerne ich lieber zuerst in Ruhe einen Menschen kennen, und wenn ich jemanden finde, wo jene Magie entsteht, da es so rar und kostbar ist, hätte ich es in der Tat gerne verbindlicher.

Und ganz gewiss grenze ich durch mein selektives Verhalten, dass meine Bedürfnisse wahrt, auch mich selbst aus, was ich aber nicht schlimm finde, weil das, was ich ausgrenze, mir so oder so missfällt.

Schreibt Sie von BlueVelvet
******_nw Frau
512 Beiträge
Ich möchte die Gedanken von @*********nchen noch einmal aufgreifen:
Das Problem liegt eher darin, dass wir unterschiedlich definieren, was Liebe sein kann.
Und wenn jemand von sich sagt, er empfinde innige Gefühle auch bei kurzzeitigen Begegnungen, dann spreche ich ihm das nicht ab.

ICH zB brauche keine Beziehung/Partnerschaft, um von Polyamorie zu sprechen.

Ich schrieb ja bereits, dass ich mich da gut wiederfinde.
Vor einiger Zeit habe ich mich mit einem Paar getroffen. Da war ganz viel Wärme, Zärtlichkeit und Intimität zwischen uns dreien. Ich durfte zwei wunderbare Menschen kennenlernen, deren Nähe ich sehr genossen habe. Als wir auseinander gingen, war ich froh, dieses Erfahrung gemacht zu haben, auch wenn ich nicht weiß, ob wir uns wiedersehen werden. Und selbst wenn wir uns nicht wiedersehen werden, entwertet das im Nachhinein nicht das Besondere unserer Begegnung. Im Gegenteil: Ich habe erfahren, dass Wertschätzung nicht von einer Beziehungszusage abhängt. Und fühle mich gesehen, bereichert und beschenkt.
*****s70 Frau
260 Beiträge
Herangehensweise
Wer sich in einen Swingerclub begibt, wird aber auch kaum mehr erwarten als ein kurzweiliges Vergnügen

Hallo Sie von BlueVelvet,
nach deinem Beitrag verstehe ich nun besser deine Herangehensweise an Beziehungen und Sexualität und freue mich, dass du einen Weg gefunden hast und es ist schön, dass das Leben und bunt und vielfältig ist und jeder eine andere Art hat sich zu leben.

Was du über Swingerclubbesucher sagst, ist aber schlichtweg falsch. Oberflächlich betrachtet ist das die Intention in einen Club zu gehen, das ist die Überschrift die oben drüber steht, aber ich als erfahrene Clubgängerin mit offenen Augen kann dir sagen: Die wenigststen Menschen gehen genau deswegen dorthin. Da liegen manchmal so viele Wünsche und Bedürfnisse unter der Oberfläche und da werden so unterschiedliche Dinge gesucht.... erwartet....gewünscht.

Wenn man Menschen studieren will, sollte man sich in einen Swingerclub begegeben. *zwinker* Und wie ich schon sagte, ich hatte dort wundervolle tief berührende Begegnungen.

@****que:
Leider gibt es in meinem Umfeld eben auch diejenigen, die mein Verhalten verurteilen.


Das ist sehr schade, ich denke immer, dass die die ein Problem mit deiner Sexulität haben und wie du sie lebst, ein Problem mit ihrer haben, das sie auf dich projizieren.

Ich finde es im allgemeinen immer wieder Schade, dass von den Menschen, die "rein" polyamor leben , also nicht polysexuell, schnell Verurteilungen an diese kommen, die auch polysexuell leben, warum? Sollte nicht jeder seins leben dürfen wie er will? Warum sind wir keine "richtigen" Polys? Versteh ich manchmal nicht, ich behaupte ja auch nicht, dass ihr keine richtigen seid, weil ihr nicht freisexuell lebt!

Hmmm, okay, da schwingt bei mir auch ne ganze Menge Wut mit, gebe ich zu.
Was ich auch schade finde, ist, wenn man von jemandem der polyamor lebt, erwartet, dass er deswegen gleich mit einem ins Bett geht. Auch so ne Sache....


Letztendich ist drüber reden eben das einzige, was hilft, was wünscht du dir, was wünsche ich mir, was kann ich mir mit dir vorstellen, was du mit mir. Setzt aber voraus, dass wir un der Lage sind, ehrlich zueinander zu sein, und das bedeutet wiederum, mich offen zu zeigen wie ich bin und mich verletztlich zu zeigen. Das ist glaube ich das schwerste.
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