Ich sehe es so ähnlich wie BlueVelvet: wir sollten nachsichtig mit uns selbst sein! Es gibt einfach mehrere Ebenen: zum einen sind wir alle Poly und haben ein gemeinsames Interesse uns für diese Beziehungsform stark zu machen und sind zusammen im selben Boot, bestimmte Probleme die sich aus unserer Non-konformität mit bestimmten Werten der Hauptgesellschaft einen uns.
Aber: wir haben persönlich ganz unterschiedliche Situationen und Vorerfahrungen und unterschiedliche Herangehensweisen - Poly ist eben bunt und vielfältig und jeder Menschen kommt mit seiner persönlichen Geschichte hierher. Klar wollen wir tolerant sein!
Aber es ist eben persönlich eine auch frustrierende Erfahrung, wenn folgendes geschieht: Ich entdecke Polyamorie für mich und andere Menschen begegnen mir und sagen sie sind auch Poly! "Super, wow...toll, endlich jemand der so tickt wie ich!" Und dann stellt sich eben heraus: nee, die ticken gar nicht wie ich und verstehen mich auch nicht! Dieser Mann ist nicht was ich suche, jemand der tickt wie ich! Dieser Mann ist vielmehr genauso wie ich Männer bisher auch erlebt habe: in erster Linie an (schnellem) Sex...deshalb schaut er ja nach vermeindlich "wahllosen, sex-positiven" Poly-frauen
Und es frustriert...!
Und dann versucht man solche Typen rauszufiltern...für sich persönlich und man kotzt sich hat hier auch mal aus.
Und ich stelle mir dann auch mal die Frage: ob zuviel Toleranz gegenüber "Trittbrettfahrern eines Konzeptes" nicht manchmal ein Fehler ist?! Und sowas muss man auch mal hier diskutieren können!
Und klar richtet sich dies nicht gegen Leute, die einfach nur Poly sind und promisk! Das ist doch total ok! Es richtet sich gegen Leute, die nur promisk sind und aber unter den warmen Mantel der Polyamory kriechen wollen um es sich veremindlich leicht zu machen!
Und nein: letztlich will ich keine Poly-Polizei...die unsere Gesinnung prüft! Wir müssen diesen Frust meiner Meinung nach ertragen!
Aber wir sollten diese Diskussionen mit Verständnis führen, mit Wohlwollen! Auch dieser Frust ist verständlich und darf einfach mal sein...ohne das einem Intoleranz vorgeworfen wird, finde ich
Und wir alle drücken uns wohl manchmal nicht gut genug aus! Wir üben alle noch...
Manchmal hat jeder von uns die Tendenz sein eigentlich persönliches Erleben und den Frust ...generalisiert auszudrücken um dem eigenen Standpunkt mehr Gewicht zu verleihen aber auch weil wir es so gelernt haben! Wenn wir Dinge so ausdrücken ist es leichter, eben nicht so nah und persönlich.. Wir lernen eher zu sagen: "Das macht man doch so nicht!" als zu sagen: "dieses verhalten frustriert mich persönlich und ich fühle mich abgewertet, unverstanden, quasi belogen und empfinde das als Versuch mich auszunutzen!"
Und dann landen wir am Ende eben in diesen etwas anstrengenden Diskussionen über bessere Worte und präzise Kommunikation!
Dazu fehlt uns hier oft wirklich die Mimik, der Tonfall...der so vieles verständlich machen und "entschärfen" würde...
Und manchmal dene ich wir führen auch stellvertretend Debatten, die wir eigentlich nicht unter uns sondern mit der "Leitkultur" führen müssten. Einer hier in der Gruppe drückt etwas aus, was in dieser Form triggert, weil die Leiitkultur so ist wie sie ist...und dann geht es los... Ein Beispiel ist das Wort "promisk". Wenn ich das Wort benutze, dann meine ich nur: "der viel Sex mit wechselnden Partnern"
Ich bin doch nicht blöde und engstirnig...ich finde das total ok, ich meine deshalb bin ich doch hier, weil ich finde: solche Dinge fallen unter die persönliche Freiheit und Entscheidung jedes Einelnen. Und genau für diese Sicht kämpfen wir doch hier zusammen! Das sollte unser Grundkonsens hier sein! Ich unterstelle Euch das erstmal, dass ihr toleranter seit in diesen Punkten als die "Restgesellschaft"!
Dnnoch muss ich selbst nicht unbedingt promisk sein um meine Toleranz dazu zu beweisen! Und ich möchte das auch sagen können ohne das jemand schon daraus mir einen Vorwurf strickt!
Und ich habe den Eindruck, der Frust den einige hier ausdrücken entsteht nicht aus der Tatsache, das jemande eben promisk ist und mich kontaktiert - sondern aus dem Eindruck, dass diese Promiskuität verschleihert oder verschwiegen wird...
Und wir sind uns letztlich vermutlich alle einig: Ehrlichkeit ist ein Grundpfeiler für Polyamorie!
Und schwupps sind wir beim Thema "Ehrlichkeit"...und auch da haben wir alle etwas unterschiedliche Auffassungen in Abhängigkeit von unseren Vorerfahrungen!
Und: als Frauen machen wir z.B. andere Vorerfahrungen in der Gesellschaft als Männer...das ist mal gut - mal schlecht...aber eben eine Tatsache. Und auch wenn wir vieles ändern wollen: wir sind nicht frei davon!
Und da kann ich zum Thema nur sagen: wenn sich mir jemand als polyamor bezeichnet und ist Mitglied in einigen entsprechenden Gruppen oder geht auf Treffen etc. und erzählt mir wie toll dieses ganze Konzept doch ist, wie glücklich er ist endlich einen Namen gefunden zu haben dafür...blabla.. Dann gehe ich auch davon aus, dass er die Grundzüge des Konzeptes kennt und teilt ! (Also Ehrlichkeit, Transparenz, Konsens aller Beteiligten)
Und wenn jemand mir dann nach dem Sex eröffnet, dass er an "Mehr" (und eigentlich auch an mir als Mensch) zur Zeit eher gar nicht nicht interessiert ist, obwohl ich vielleicht bei Kerzenschein vorher schon erzählt habe, was ich mir wünsche, wovon ich träume (man spricht doch eh ganz begeistert von Polyamorie, wenn man einen anderen Poly endlich im RL gefunden hat!! oder bin ich da die Einzige?). Dann rege ich mich auf, fühle mich (IMO zu Recht!) ausgenutzt und nicht mit Ehrlichkeit, nicht ethisch gut, behandelt und beschwere mich, kotze mich aus!
Dann wäre eine Antwort: "eh sei mal tolerant, keiner kennt die Zukunft, das war doch gar nicht unehrlich, entspann Dich! Ich sehe die Dinge einfach etwas lockerer! Es ist doch letztlich nie klar was aus einem Kontakt wird...es hätte ja sein können, dass es bei Dir irgendwie doch mal gefunkt hätte - sowas kann man doch nie ausschließen...ist doch im Polykonzept auch voll ok...promisk zu sein..allles so schön "fluid" und offen...und bunt: das ist Dir doch vorher klar, das nicht alle Polyamorie so definieren wie Du!"
Dann kocht mir wohl die Galle über!Und ja, das beeinträchtigt meine Fähigkeit hier "gut und klar" zu Schreiben. Nicht weil ich ein Problem mit promisken Menschen generell habe! Nicht weil ich meine Sexsei böse! Aber: weil ich mich ausgenutzt fühle und zwar genau meine Toleranz und Offenheit wird zur Waffe gegen mich als "Poly-Frau" umfunktioniert um etwas zu bekommen, dass ich Kenntnis der Fakten nicht gegeben hätte! Und dann komme ich hierher mit meinem Frust und schreibe vielleicht: "Polyschmarotzer!"...und dann streiten wir uns hier über Toleranz
Aber eigentlich ist das kein Streit unter uns, IMO. Wir sind mit uns selbst hier oft ganz schön kritisch...und an anderer Stelle wird Toleranz dann aber zum a und o: wir sollten lieb mit uns sein, ist schon schwer genug mit den "anderen"!
Einen schönen Tag Euch