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Teleskop

*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Deutung einer Dichotomie
Das semantische Verhältnis zwischen Effizienz und Effektivität ist dasjenige zwischen Natur und Mensch; die Natur ist effizient, und der Mensch ist effektiv.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
The mind is like a parachute. It doesn't work unless it's open.

Frank Zappa
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
weißlackiertes Blech
Die Verkleidung der Gastherme im Bad ist aus weißlackiertem Blech. An ihre Front habe ich die etwa fünfzig magnetischen Rechtecke gesetzt, auf denen Wörter zu lesen sind. Es handelt sich hauptsächlich um Haupt-, Wie- und Tuwörter, aber es sind auch Interjektionen oder Possesivpronomen vertreten. Im Grunde wohl ein mithilfe eines Algenrhythmus hergestelltes Konvolut aus sprachlichen Versatzstücken, das höchstmögliche Vielfalt der sinnvollen Kombination mit geringstmöglicher Anzahl optimiert.

Die klebrigen Teilchen fand ich an einem Caddy. Das ist ein Büromöbel auf Rollen, ein fünfzig mal fünfzig messendes Türmchen von ein Meter zehn Höhe. Sie haften jetzt an der Therme, und ich kann sie nicht lesen, wenn ich auf dem Klo sitze. Hin und wieder gehe ich nah heran, um zu lesen, aber ich komme nicht dazu, sie in eine ihr angemessene lineare Form zu bringen, die ihr gebührte.

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß sie ein Spielzeug sind, das meinem Spieltrieb entgegensteht. Aber was trieb mich dazu, sie bei der Arbeit extra einzusammeln, um sie zu haben?

Ich habe sie, aber ich habe keine Zeit für sie. Ich glaube, daß meine Wohnung voller Dinge ist, für die ich keine Zeit habe.
Magnetische Wörter
****ta Frau
2.135 Beiträge
Ganz spontan...
...beim Ansehen: Ich würde das künstlerisch aufarbeiten. Mit den schwarzen Wörtern versus weisser Fläche spielen indem ich beidem jeden Tag eine neue Gewichtung gebe, mal so als Beispiel. Die schwarzen Elemente der Buchstaben von unten nach oben, links nach rechts, von der Mitte zum Rand führen, usw...
Die Worte verlieren dabei an Bedeutung, und es ist völlig unerheblich, was sie ausgesagt haben.
So fressen sich die Gedanken nicht an ihnen fest. Aus dem Gedanken, ihnen über über ihre Bedeutung hinaus noch mehr Bedeutung zu geben, indem Du sie moeglichst klug setzt, ist dann ein Spiel mit der Form und der Fläche geworden, jenseits jeder Semantik. Wirkt vielleicht befreiend.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Bedeutender Krimskrams
Auch meine Wohnung tendiert zu meinem Bedauern dazu, mit allem möglichen eventuell eines Tages zu Verwertendem vollgestopft zu sein.
Dinge, Versatzstücke, von denen ich mich partout nicht trennen kann.
Schneckenhäuser. Rollenweise Zeichenpapier (weil, ich könnte ja mal wieder...), Vogelfedern, Stoffschweinchen, Bilderrahmen, leere Gläser, ausgerissene Magazinseiten, Flyer, die immer wieder hin- und her geräumt werden und der gleichen mehr.
Alles aus dem Gedanken heraus: eines Tages mache ich etwas damit. Auch auf dem Dachboden bin ich schon lange platzmäßig übergriffig geworden. Jeder im Haus hat einen hölzernen Verschlag zum Lagern, ich habe drei. Und einer davon beherbergt Dinge, die niemand ausser mir auf die Idee bringen würde, dass das mal etwas Bildhaftes werden soll: Schilfschnitt. Merkwürdige gebogene Schoten. Rindenmulch. Bambusstäbe. Undsoweiter.
Aber: Mal fehlt die Zeit, mal fehlt der Raum. Irgend etwas Schicksalhaftes scheint zu verhindern, dass der Gedanke Form annimmt.
Und so sortiere ich Jahr für Jahr alles immer wieder neu, und mit dem Zeug in meinen Händen denke ich dann: Eigentlich solltest Du endlich...
Es bleibt beim Eigentlich.
Es ist zum Heulen.
So existieren die nie gemachten Dinge in meinem Kopf weiter. Wer weiss, vielleicht ist es besser so.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Effektivität und Effizienz
Ja, so ist es. Auch für mich.

Ich bin sehr effektiv darin, zu sammeln, aber ich finde nicht zur Effizienz, das alles umzusetzen; sei es in Geld, sei es in Handwerk und also Kunst oder sei es in der Ausschmückung des Hauses. Also auch Kunst.

Ich denke an techne, das griechische Wort für Kunst. Oder für Technik. Technik ist Kunst, und Kunst ist Technik.

Das Leben zu bewerkstelligen ist eine Kunst, und das Leben zu organisieren ist eine Technik. Beides läuft auf Dasselbe hinaus; die Aufgabe, das Leben mit einem Sinn zu versehen, wo es uns doch immer zeigt, daß es keinen hat.

Der Sinn ist unsere eigene Erfindung, weshalb wir immer danach streben, den Dingen einen Sinn zu geben

Ich habe – neben dem Keller und dem Gartenhäuschen – die Garage voll von Dingen, die wegmüssen. Ein Jemand, der Zeit und Ideen hat, würde vielleicht zwanzig Kunstwerke daraus bauen. Oder vierzig.
****ta Frau
2.135 Beiträge
@plant
Deine Worte spenden Trost.

Ja, es hat mit Sinnsuche zu tun, zu sammeln um dann damit etwas Übergeordnetes anzufangen. Wobei dann das Mass der Dinge derjenige ist, der es dann tut, ihnen die persönlich geprägte Münze aufzudrücken, die Weltsicht, die Neigung.
So hat Kunst schon immer funktioniert.
Es ist der uns angeborene Spieltrieb, der dann wuchert und im besten Fall gedeiht. Es ist die Suche nach der Freiheit im Experiment, im Neuerfinden, und damit ganz andere als die gewohnten Bezüge herzustellen.
Dazu kommt noch die Liebe zum Objekt. Gerade die Dinge, die niemand brauchen kann, sind von einer besonderen Schönheit oder von einer abstossenden Hässlichkeit. Beides verführt zu Gedankenspielen, in jedem wird eine Seite von uns wach.
Ein leeres Schneckenhaus ist einfach betrachtet nichts weiter als eine Behausung, die nicht mehr gebraucht wird. Lenkten wir nicht unseren Blick auf die spiralige Symmetrie, die Zartheit der Wände, das Farbenspiel. Und schon will man es nicht mehr hergeben. Im Grunde können wir nichts damit anfangen als es bewundern, und zum Leben ist es ganz und gar nicht nötig, zumindest nicht für uns, denn wir sind keine Schnecken.
Danach dann, um dem Objekt 'Schneckenhaus' die ihm durch uns zugekommene Bedeutung zu unterstreichen, fangen wir an zu überlegen, was sich damit wohl anfangen lässt. Und kommen auf mehr oder weniger kreative Lösungen. Die einen bohren ein Loch hinein und hängen es sich um den Hals, die Puristen machen das Haeuschen zum Objekt und begnügen sich damit, es auszustellen. Damit verschränken wir Bedeutung, Besitz und somit Sinn.

Macht das glücklich?
******del Mann
771 Beiträge
Mal was
anderes:

Hab lange nachgedacht, tief und schwer. Heraus kam folgendes:

„Wenn Du wissen willst, ob die Schöpfung Humor hatte, schau in den Spiegel.“



Durchaus selbstkritisch
der
alte Adel
******del Mann
771 Beiträge
@ Mazita:

Ja, ich kenne genau dieses - sammeln und behalten seiner inspirierenden Schönheit wegen. Alte Wasserhähne z.B.

Ja, es macht glücklich (um Deine Frage zu beantworten).
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Wir dienen
Den ganzen Tag dienen wir. Es gibt unzählige Herren; von anderen aufgezwungene und jene, die wir uns selbst aufzwingen. Wir können nichts als dienen, denn das ist uns – wie aller Natur – eingeschrieben. Dienen ist Leben, und wer nicht dient, der lebt nicht.

Nun gibt es gute und schlechte Formen des Dienens. Die guten sind jene, die das Dienen demütig der Natur widmen und ihr nachspüren wollen; etwa der Natur des anderen, nach der wir sehen können.

Die schlechten sind jene, die das Dienen verleugnen und in der Natur einen Gegner erkennen; etwa in der Natur des anderen, die wir ihm nachsehen.

Dabei ist die Sachlage so simpel: Wir haben alles, was wir brauchen, um glücklich zu sein, aber wir gebrauchen es, um vom anderen ab- und ihm seine Kapriolen nachzusehen.

Es sind unsere eigenen, verschrobenen Kapriolen, um die wir uns drehen und die wir als unsere veritable Natur proklamieren, die wir ohne Not zu verteidigen suchen gegen etwas, das gar nicht gegen uns steht.
*******rlin Mann
1.940 Beiträge
*******rse:
Nun gibt es gute und schlechte Formen des Dienens.
Da fällt mir spontan Lisa Eckhart ein. Erst am 8.2. gesehen.
https://www.daserste.de/unte … uhr-im-ersten-video-170.html (ab ca. 33:18 min)

Es reicht nicht mehr etwas zu tun, oder nicht zu tun, nein, man soll gefälligst das Gegenteil ausführlich ausüben. Dein Text fällt in die gleiche Kategorie.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
an, an
Fange an, an dich zu glauben.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Also, wenn ich aus meinem Nähkästchen plauderte, dann erführet ihr, was sich in meiner Garage alles finden ließe. Elektromotoren, die ich nicht heben kann, Schwerlastregale, Designtassen, Drehstrohmstecker, Aufputzschalter, Temperaturanzeigen für Pipelines, Kaffeemaschinen, Leitern jeder Größe, Bolzen, Taschen, Rücksäcke, digitale Bildrahmen, Kopierpapier, Stifte, Locher, Außenleuchten, Werkstattwagen, Industriereiniger, Leuchtmittel, Seifenspender mit batteriebetriebener Bewegungsauslösung und etliches andere Zeugs, das ich nicht haben will.

Aber ich erzähle nie aus meinem Nähkästchen. Tut mir ja auch leid, aber ich tu es nicht.
****ta Frau
2.135 Beiträge
@ alterAdel
@***nt macht es nicht glücklich. Wahrscheinlich, weil er das Falsche sammelt. Viel zu viel nützliches Zeug, und wofür um alles in der Welt brauchte er eine
Temperaturanzeige für Pipelines
???? *gruebel*

Aber eine Leiter kann er loswerden. An mich. Ich liebe ja das Prinzip 'Teilen oder/und Weitergeben', was man nicht braucht.....
Leitern jeder Größe
Also, lieber @***nt: Bitte eine mit vier Sprossen, zum Aufklappen, in Alu.
Und rutschsicher.

Aber zurück zum Sammeln: Ich glaube, wertfreies Zeug zu sammeln macht glücklicher.
****ta Frau
2.135 Beiträge
@plant
Ein neue Spiel!!

Ich mache weiter:
Fange an, an dich zu glauben.
Gebe zu, zu was Du in der Lage bist.
Höre auf, auf andere zu bauen.


..... ??? Wie geht's weiter?
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Babydave
Ordnung ist das halbe Leben
DSC_0398.JPG
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
In einer stillen Ecke
Forschung und Lehre
DSC_0400.JPG
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Aber eine Leiter kann er loswerden. An mich.

...

Wie geht's weiter?
(Mazita)

Vielleicht mit einer original Luisville Ladder. Standfläche etwa 50 mal 40 cm in Höhe d(ein)es Bauchnabels.
DSC_0402.JPG
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Es wurde einmal die Idee des Intelligenzquotienten in die Welt gesetzt, und man begann, die ausgeklügeltsten Tests zu erfinden, mit denen diese Eigenschaft gemessen werden soll, mit der einige Menschen besser ausgestattet, höher dotiert seien als andere. In der Folge kamen neue Ideen, nach welchen es nicht nur eine, sondern viele Intelligenzen gebe. Ähnlich verstehe ich die Geschichte der Kunst; sie wurde auf eine immer breitere Basis gestellt, und mittlerweile gibt es wohl nichts, das auf der heute bestehenden Grundlage keinen Platz fände. Wer offenen Auges durch die Gänge und Sitzungsräume der großen Banken-, Versicherungs- oder Anwaltskanzleizentralen geht, mag sich ein ums andere Mal vornehmen, sich doch endlich eingehender mit Kunst zu beschäftigen, um verstehen zu können, warum das, was da hängt, so viel Geld kostet.

Der Vorteil dieser Entwicklung ist für mich klar. Es geht immer mehr darum, das, was ist – oder als etwas Bestimmtes zu gelten habe – zu besprechen und zu bedenken, und zwar vor dem eigenen Hintergrund einerseits des Wissens, andererseits von prinzipieller Offenheit bzw. dem Bewusstsein über nicht hinreichendes Wissen. Es hilft mir nicht weiter, wenn ich vor einem – vermeintlich offensichtlich – kindlichen Gekritzel stehe und sage: >Das kann ich auch!<. Ob ich es selbst könnte oder nicht; diese Frage entscheidet nicht über den Stellenwert eines Kunstwerks. Genauso gut könnte ich sagen, daß ich die Entscheidung, eine bestimmte Zahl von Mitarbeitern zu entlassen, um die sogenannte Konkurrenzfähigkeit oder Effizienz eines Unternehmens zu erhöhen, selbst hätte treffen können.

Natürlich hätte ich! Nur leider bin ich weder ein anerkannter Künstler noch ein verdienter Entscheidungsträger. Ich bin in aller Regel ein Jemand, der von den internen Regeln der jeweiligen Produktionssphäre nicht die geringste Ahnung hat. So, wie Nam June Paik einmal sagte: >Ich wollte auf einer Rennbahn laufen, auf der noch keiner läuft.<, so kann jeder jederzeit Dasselbe sagen und etwas tun, das ihm entspricht und Dinge produzieren, die aus ihm selbst kommen. Nun gut; Paik hatte Video in seiner Frühzeit für sich entdeckt und maßgeblich vorangetrieben, womit er etwas hatte, das tatsächlich neu und unbeackert war. Das ist heute, wie wir wissen können, etwas schwierig geworden.

Es bleibt aber für jeden, der sagt, das kann ich auch, die Frage: Was kannst du denn wirklich? Was ist deine Kunst, und wie willst du sie entwickeln? Ist es deine Kunst, Bilder zu malen oder liegt dein Glück darin, zu malern? Ist es das Häkeln? Das Singen? Vielleicht bist du auch Künstler im Sinne der Inspiration deiner Nächsten, etwa deiner Nachbarn. Hast du einen grünen Daumen, ein Faible für Einrichtungen oder macht es dich glücklich, eine chaotische Lagerhalle aufzuräumen? Schlummert in Dir ein genialer Kranführer oder solltest du dein Talent zum Führen von Mitarbeitern zum Beruf machen? Du könntest ein begnadeter Altenpfleger sein oder ein fähiger Software-Entwickler. Hast du nicht immer schon kleine Texte geschrieben, die du keinem zeigtest? Du kannst doch so gut Dinge erklären, Mathe zum Beispiel, oder Physik. Das wäre doch das Richtige für Schulkinder.

Kunst ist grundsätzlich das, was einen hauptsächlich ausmacht, aber sie ist oft nur eine Behauptung dessen. Vieles, was einen angeblich ausmacht, ist nur Pose, also eine vorgestellte Eigenschaft, die mir zu eigen sein soll, aber nicht wirklich ist. Das ist aber nur die private Seite der Kunst. Die öffentliche ist ein offensichtlich vollkommen willkürlicher Markt, der ganz anderen Bedingungen als den privaten unterliegt.

Ich jedenfalls bin überzeugt, daß Kunst von Können, aber auch von künstlich kommt. Künstlich ist Kunst allein deshalb, weil es einen kategorischen Unterschied zwischen Natur und Kultur gibt. Die Bilder des Weltraumteleskops Hubble etwa sind keine Kunst; sie sind Bilder von Erscheinungen der Natur, denen wir die Qualität >Kunst< zu attestieren geneigt sind. Seht euch etwa die Bilder der Nebel unserer Milchstraße an. Der Krebsnebel könnte ein Bild eines Künstlers sein, dessen Bilder schlicht unbezahlbar sind. Die Information über die Herkunft eines Bildes entscheidet also über den Preis. Das Bild eines Kindes könnte ein Original eines Künstlers sein, der zufällig genauso malt, und deshalb müsste es ebenso viel wert sein. Ist es aber nicht. Und doch ist es ebenso künstlich. Es ist keine Natur, denn Menschen sind seit ihrer Erfindung der Sprache keine natürlichen Wesen mehr, und allein deshalb sind sie in der Lage, zwischen Kunst und Natur zu unterscheiden. Sie stehen nämlich jenseits der Natur, weshalb alles Kunst ist, was sie tun.

https://www.nasa.gov/image-f … 2/the-splitting-of-the-dunes

Das ist ein Bild einer Marsregion. Die Geschichte dieses Bildes liegt einerseits in der natürlichen Entstehung dieses Planeten und andererseits in der Geschichte der künstlichen Entstehung der menschengemachten Technik. Das Gerät, das dieses Bild aufnahm, ist ursprünglich der Adressat von Texten, die von Menschen geschrieben wurden. Ursprünglich richteten sich Texte von Menschen an Menschen, etwa in Form von Briefen. Neuere Texte aber sind an Maschinen gerichtet in Form von Software. Diese Texte sollen Maschinen dirigieren, und sie sind nicht allzuweit entfernt von ihren Vorläufern, den Briefen. Diese sollten eigentlich auch dirigieren, und zwar Menschen, die sich der Liebe des Schreibenden gewiss sein oder sich etwa auf ein bevorstehendes Gerichtsverfahren vorbereiten sollten.
So existieren die nie gemachten Dinge in meinem Kopf weiter. Wer weiss, vielleicht ist es besser so.
(Mazita)
[Übrigens führt der rote Link zu einem gewissen @ plant, wie oben mehrmals angeführt, zu einem anderen user, als @*******rse ]

Ob es besser ist, weiß man nicht. Es ist nur so, dass wir meinen, sie existierten nur, wenn sie real, gemacht, manifest, greifbar, dokumentierbar sind. Was, wenn sie dennoch existieren, obwohl oder gerade weil sie Potenzialität erreichten? Mancherorts ist Potenzialität die Wirkungsweise schlechthin.
Ich las als Kind Bücher, darin ich dann lange weiter lebte, nach Ablesens.

Es waren Universen, die weiter existierten.
Ich wüsste gerne, weshalb die nicht genauso wirksam sein sollen, wie die handgreifichen der Immanenz. Sie interagieren nur nicht mit der Welt, sondern bleiben Projektion.
Handjobs.

Aber Projektion soll ja schon mal alles sein.

Die Objekte, die auch ich habe, in Kisten und Laden, in Räumen und Ecken, die triggern mich. Sie bevölkern ein zusammengenommenes Universum, dessen Teil zu sein, gar Schöpfer, ich mir gar nicht bewusst bin.
Wir kreiren dauernd solche Szenerien, und für uns ist es wie Flanieren am Corso der Virtualitäten. Regie führen.

Sinnige Einrichtungen, diese Sammelsurien, Schubladen und Läden, sie entlarven einem sauber den Film, der sie legitimiert.
Kaleido skop
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Resilienz und Resonanz
Lasst mich, bitte, an Vilém Flusser erinnern, der in einem Band aus dem Bollmann Verlag vorschlägt, einen Bogen zu spannen "Vom Subjekt zum Projekt".

Wir sind Subjekte, und das ist mittlerweile etwas sehr Bekanntes. Wir sind aber auf dem Weg, uns zu Projekten zu entwickeln. Im negativen Sinne ist es der Poser, der eine Leinwand vor sich herträgt, die er von innen, also von seiner Vorstellung über die Welt – über das, was er sich als gut und passend für diese seine Vorstellung ausmalt – mit Versatzstücken versieht, die er als angemessen bewertet, und im positiven Sinne ist es derjenige, der sein Geworfensein erkennt und sie als Grundlage hernimmt, um sich als etwas zu erkennen, das er selbst gestalten kann im Sinne seines Wesens. Das muss man erstmal erkennen.

Wirksam ist, was mich in Resonanz versetzt, und die Empfindsamkeit für Resonanz hängt ab von meiner Resilienz gegen die Funktion, die mir aufgetragen wurde von jenen, die Resonanz mit Funktion verwechselten.

Unglücklicherweise war ich von Funktionären umgeben, in deren Gesellschaft ich 1964 geworfen wurde.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Laterna Magica
Jeder von uns ist wohl eine. Die Paralleluniversen in den Köpfen, innerhalb derer wir planen, entwerfen, fabulieren und kreieren können nur als Projektionen ihr Gehäuse verlassen, und die Fläche, auf die sie fallen, dürfte Verstaendnis und Kenntnis heissen.
Letztendlich aber fehlt der Projektion die Haptik, die Optik, sie bleibt Terra incognita. Einzig die Imagination vermag sie lebendig werden zu lassen.

Also leben wir mit den Entwürfen, ohne sie jemals auf ihre Tauglichkeit und Tragfähigkeit geprüft zu haben. Scheinen sie deshalb so perfekt? Was macht denn den Perfektionismus eines gelungenen Entwurfs aus? Ist es wirklich möglich, jeden Einfall, den wir für geeignet halten, so weit durch zu deklinieren, bis er zum Ergebnis gerät, das sofort durch seine Stimmigkeit überzeugt? Die einzige bindende Überzeugung, die jemand dabei haben kann, ist die Selbstüberzeugung. Schlüpfriger Boden.

OK, damit könnte man weit kommen. Wenn es an der Eloquenz nicht hapert.

Mir persönlich sind Skizzen nur eine Hilfe, ein erstes Vortasten. Denn der Glanz der Vorstellung hüllt sie oft in ein Licht, das sie bei nüchterner Betrachtung nicht haben. Deshalb ist die Realisation wichtig, um sie wahr zu machen.
Ein Zeugnis.
Daumen hoch oder runter.

Damit wäre ich beim Thema Kunst, das ich eigentlich meiden wollte.
Meine Definition von Kunst ist: Eine Übereinkunft zwischen Meinungsträgern verschiedener Interessen, ob etwas als potentiell wertvoll betrachtet werden kann.
Meine Alternativ-Definition von Kunst ist: Es ist egal, ob es jemand als wertvoll betrachtet. Es ist immer wertvoll, wenn es gemacht wird.

Danach greift wieder Definition 1.

Nach einigen Durchgängen betritt man den Bereich der Näherung: Es kann gemacht werden, dann ist es gut; aber perfekt ist es nur dann, wenn es jemand haben will.
Zurück von den Sternen, erkennt man das.
Kunst wird oft erst Jahre-, gar -Hunderte später als solche "erkannt", will heißen benannt.
Dann nennt man die vormals unbekannten Schöpfer Visionäre, weil sie also von ihrem Damals in unser verständiges Jetzt hineinprojizierten.
Übereinkünfte zwischen
Meinungsträgern
sind, meiner Sicht nach, eher Politik.
aber perfekt ist es nur dann, wenn es jemand haben will.

Also, wirklich! Dann ist allenfalls der Deal perfekt, und der sagt über Kunst nichts aus, nur über den Zeitgeist. "Haben wollen" reicht ja dann eh nicht, man muss, zur so gedachten Perfektion, gar bis zum "Haben können" hindenken.
Ist gekauft = Kunst?

Was macht denn den Perfektionismus eines gelungenen Entwurfs aus?
Die Frage ist berechtigt. Wenn man Perfektionismus als bedeutende, gar legitmierende Kategorie betrachtet. Aber - was soll denn perfekte Kunst sein?
"Stimmigkeit" ist da eher gefragt, im Falle der imaginierten Werke sowieso, im Falle der Kunst, meine ich, auch. Was, wann, womit dann resonant ist, offenbart die Wechselwirkung zwischen Kreation und Betrachter.

Es ist immer wertvoll, wenn es gemacht wird.
Jede gelungene / stimmige, also klingende/ lesbare Fiktion, ein Roman z.B., handelt von Imaginiertem. Gemacht hat es keiner, es wurde nur geschrieben, dass es gemacht werden könnte. Gemacht wurde nur das Dokumentieren des Ungemachten.


Wirksam ist, was mich in Resonanz versetzt, und die Empfindsamkeit für Resonanz hängt ab von meiner Resilienz gegen die Funktion, die mir aufgetragen wurde von jenen, die Resonanz mit Funktion verwechselten.

So, in etwa, sehe ich es auch. Resonant sein, also im Sound einer Aussage vibrieren, kann ich nur, wenn ich dem keinen Widerstand entgegensetze.
Nicht die Kunst muss gut sein, der Betrachter muss kunstvoll sein.

Gestern abend sah ich mir eine Sendung an über außergewöhnliche Häuser. Wirklich außergewöhnliche, ultramoderne. Teils mit der Landschaft verschmolzene, in Hügelhänge eingebettete, mit Lichtschatten flirtende, Höhe und Weite atmende. Kuben, blanke, aus Naturmaterialien, die manchmal von außen wie vergessene Forts einer verschütteten Kultur wirken, um im Inneren Kapellen des Friedens und Kathedralen des Lichts zu offenbaren. Eindrucksvoll.
Nun, diese Häuser wurden gemacht. Da sie nicht einstürzen, könnte man annehmen, dass sie perfekt sind. Stürzten sie eines Tages ein, weil eine große Flut oder eine große Zeitspanne über sie hinwegrollte, bliebe von ihnen nur der Entwurf übrig.

Wie von allem; es bleibt am Ende von allem nur der Entwurf übrig. Es ist nur eine Frage der Zeit.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Nicht die Kunst muss gut sein, der Betrachter muss kunstvoll sein.

MaerzMond, heute

Ich danke!
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Themenersteller 
Ich hatte mich in einem weit zurückliegenden post gegen Dichotomien ausgesprochen, die ich als unbrauchbar brandmarkte. Das ist seit einiger Zeit nicht mehr gültig. Die Zweiteilung der Welt ist sehr gut zu gebrauchen, etwa jene zwischen Präsentation und Repräsentation.
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