Wenn wir den Planeten retten wollen- warum tun wir es nicht? Wenn wir den Planeten zerstören wollen wollen, warum sagen wir es nicht? In beiden Fällen greift eine Vermeidungsstrategie. Und so sagen wir das wir den Planeten retten wollen, tun aber das Gegenteil.
Das "wir". Was soll das sein? Die Menschheit? Dann sollte es Menschheit heißen oder "alle Menschen". Das "wir" assoziiert bei mir, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, zu der ich dazu gehöre. Z.B. kann ich mit "wir" die Mitglieder meines Kegelclubs meinen.
Das "Wir", dass mich als "ich" mit einschließt, ist kein Mensch. Es hat keinen Kehlkopf und so kann es nicht sprechen. Das "wir" kann auch nicht handeln.
Das "ich" und der freie Wille: Ich kenne ihn nicht, den freien Willen. Entweder ich will etwas, will etwas nicht oder etwas ist mir egal. Wenn ich etwas will, dann ist es mein Wille. Was aber daran könnte frei sein? Ich kann ja nicht grundlos plötzlich etwas anderes wollen.
Schopenhauer schrieb: "Der Mensch kann zwar tun, was er will. Er kann aber nicht wollen, was er will."
Da stellt sich die Frage, was das "ich" ist. Beobachte ich meinen Nachbarn, dann kann er sich in meinen Augen frei entscheiden, wann er den Rasen mähen will. Das "ich" meines Nachbarns hat in meinen Augen Entscheidungsfreiheit.
Schlüpfen wir aber in ihn hinein, dann sehen wir Folgendes:
Meine Frau hat mir schon morgens im Bett gedroht, dass, wenn ich heute nicht den Rasen mähe, sie morgen nicht mit mir zu meinen Eltern fahre. Nun regnet es aber leider und ans Mähen ist erst gegen 18:00 Uhr zu denken. Da fängt aber die Sportschau an.
Dies alles kann ich aus meiner Perspektive nicht sehen und beobachte nun den Nachbarn, wie er um 16:00 Uhr in strömenden Regen seinen Rasen mäht und denke mir, was für ein Vollpfosten.
Aber warum hat der Nachbar sich denn nun wirklich durchgerungen, den Rasen im Regen zu mähen? Er hat die Argumente abgewogen. Und eines war sicher: Die Sportschau guckt er. Und er will auch, dass Frauchen morgen mit zu den Eltern fährt. Im Regen zu mähen, war da noch die beste Lösung.
Er hat zwar drüber nachgedacht, aber gewonnen hat das beste Argument. Und das ist nicht Teil seines "ichs".
Es hätte aber auch knapper ausgehen können, denn im Regen den Rasen zu mähen, ist schon dämlich. Sagen wir, alle drei Argumente wären exakt gleich stark. Dann hätte er sich nicht entscheiden können.
Für eine Entscheidung muss irgend etwas zur Situation hinzu kommen. Entweder von außen (Frau wird ärgerlich) oder aber aus dem Unbewussten. Das Unbewusste meines Nachbarn gehört aus meiner Sicht zu seinem "Ich".
Bei mir selbst bin ich etwas unsicherer in Bezug zum Bild vom freien Willen. Freier Wille, das klingt nach bewusster Entscheidung. Ich treffe aber keine bewussten Entscheidungen. Ich treffe Entscheidungen danach, ob ich sie vernünftig finde. Fahre ich mit der Bahn oder mit dem Auto? Kurz durchgerechnet: Bahn ist billger, also Bahn.
Ich habe daran nichts entschieden. Die Argumente selbst haben diese Entscheidung herbei geführt.
Sind beide Argumente gleich stark, dann entscheide ich mich nach Lust und Laune. Die habe ich aber nicht unter Kontrolle. Sonst wären es nicht Lust und Laune (-: