Ich (wir) lebe offen, weil für mich eine klassiche Beziehung eigentlich keinen nennenswerten Mehrwert bietet. Für mich beginnt grundsätzlich alles mit einer guten Freundschaft. Wenn mein Partner nicht automatisch auch zu meinen besten Freunden gehört, dann läuft irgendwas schief. Mit Freunden kann man vieles teilen (ja auch Sex, das geht), muss sich aber auch immer darum kümmern. Eine Freundschaft erfordert gegenseitiges Geben und Nehmen.
Jetzt gibt es Leute die der Meinung sind, eine Partnerschaft/Beziehung oder am Ende sogar Ehe wäre eine Steigerung davon. Ich würde das auch so sehen, wenn solche Konstrukte denn ihr Versprechen einlösen würden. Allerdings hab ich schon Leute getroffen, die mir hier nicht zustimmen und sich nicht vorstellen können, dass ihr Mann/ihre Frau auch gleichzeitig der beste Freund sein soll. Sowas finde ich irritierend. Darüber hinaus kann ich festen Partnerschaften wie einer Ehe nichts abgewinnen, da ich der Meinung bin, dass ein vertraglich vereinbartes Lebenskorsett auf die Dauer nur dazu führen kann, dass man die für eine erfolgreiche Freundschaft wichtigen Dinge (wie sich regelmäßig umeinander bemühen) schleifen läßt, da der andere nicht so leicht davon laufen kann.
Alles in allem sehe ich also eigentlich gar keinen Grund, aus einer sehr guten Freundschaft, die mir alles gibt was ich mir erhoffen könnte, irgendetwas anderes zu machen. Zusammenwohnen, -leben, ficken, in Urlaubfahren etc. kann ich auch, ohne dass ich es eine feste Beziehung nenne. Der einzige Unterschied ist dann, dass mit einer Beziehung meist Exklusivität assoziiert wird. Diese allerdings wirkt in beide Richtungen und verhindert, dass man plötzlich emotional und sexuell blind für die restlichen 7 Milliarden Menschen dort draußen werden soll. Zumindest solange, bis man die nächste Beziehung anfängt (und bei der absoluten Mehrheit aller Menschen ist dies so. Ich habe noch niemand getroffen, der bislang nur eine einzige exklusive Beziehung sein Leben lang durchgehalten hätte. So Leute mag es geben, aber sie sind in der Minderheit).
Das alles bringt mich zu dem Schluß, dass wir eigentlich nicht für geschlossene Beziehungen gemacht sind. Und bevor man sich dann mit heimlichen Affairen, Lügen, Ängsten etc. das Leben schwer macht, plädiere ich doch lieber für ein offenes Verhältnis.
Tatsächlich neige ich mittlerweile dazu, eine nur für Sexuelles offene Beziehung ebenfalls für zu abgeschlossen zu halten. Sie erlaubt mir zwar meine Neugier zu befriedigen, zwingt mich aber weiterhin dazu, meine Emotionen gegenüber anderen zu verleugnen (oder aber die Beziehung zu beenden). Auf mein oben gesagtes bezugnehmend heißt das eigentlich, dass ich nie eine Freundschaft mit meinen externen Sexpartnern anfangen dürfte, sondern sie nur als unpersönliches Mittel zum Zweck betrachten muss. Andernfalls stoße ich wieder an Grenzen. Daher finde ich die polyamoröse Herangehensweise eigentlich ganz sexy...