Eifersucht & offene Beziehung - Wie passt das zusammen?
Eifersucht ist kein schönes Gefühl.Es gibt sie nicht ohne Grund, so viel können wir dank Darwin mit Sicherheit sagen. Ich halte diesen Grund für eine Warnfunktion. Sie warnt uns, wenn unser Partner weniger emotional involviert ist, als wir. Beziehungsweise wenn wir das glauben. Das ist ein wichtiger Punkt, Eifersucht ist auch ein Zeichen von geringem Selbstvertrauen. Denn nicht nur wird angenommen, dass es bessere Alternativen für unseren Partner gibt, sondern auch, dass das eigene Leben mit dem Verlust des Partners völlig zerstört würde.
Für den Partner ist die eigene Eifersucht in Maßen eine Selbstbestätigung, häufig jedoch wird sie zur Belastung. Denn gemeint ist "Ich habe Angst dich zu verlieren.". Gesagt wird "Ich vertraue dir nicht.". Und der Partner hört "Du gehörst mir.". So, oder so ähnlich Als Selbstbestätigung finde ich Eifersucht fragwürdig. Für den Partner ist es ein unangenehmes Gefühl und daraus selbst Befriedigung zu ziehen ist rücksichtslos. Diese Eifersucht dann vielleicht noch zu provozieren grenzt an Gewalt und hat mit Liebe, wie ich sie verstehe, nichts zu tun.
Dient Eifersucht dem Schutz der Beziehung?
Beziehungen scheitern meines Erachtens an sich selbst und nur indirekt an vielversprechenden Alternativen.
Nehmen wir eine erfüllte Beziehung an, in der beide Partner sich sowohl leidenschaftlich, als auch freundschaftlich lieben. Für Beide wird der Partner "größer", als die Konkurrenz. Man bewundert und respektiert sich, stellt die Beziehung zum Partner und eine gemeinsame Zukunft nicht in Frage, weil man sich einfach sicher ist. Es ist meine Erfahrung, dass andere Männer/Frauen in diesem Überzeugungszustand als weniger interessant wahrgenommen werden. Ausziehend ja, anziehend nein. Es gibt dafür wissenschaftliche Belege, aber dazu sage ich weiter unten noch etwas.
Zum Vergleich eine Beziehung, in der einer oder beide Partner nicht erfüllt sind. Man trifft immer mal wieder jemanden, in den man sich verkuckt. Ich denke, das liegt daran, dass man innerlich noch auf der Suche ist...bewusst oder nicht. Da braucht es auch keinen Sex um sich zu verlieben, denn die Beziehung zum Partner ist unvollständig, unerfüllend für wenigstens einen von Beiden. Wenn dann ein Dritter vorbeikommt und katalysatorgleich das Beziehungsende herbeiführt, liegt das im Interesse aller Beteiligten, wenn auch eher langfristig...Klar geht die Beziehung wegen dem/der Dritten kaputt, wenn man annimmt, dass sie vorher heil war. Aber ich behaupte, dass niemand eine erfüllende Beziehung leichtfertig wegwirft. Wer sich trennt, war mächtig unzufrieden und hat sich das gut überlegt. Kurzum, das wäre sowieso passiert und dann doch lieber früher, als später.
Wenn ich mir die Forschungslage zum Thema "Fremdgehen" ansehe, fällt vor allem eins auf:
Niemand ist monogam. Fast alle sind davon überzeugt und mit etwas Willenskraft lässt es sich bewerkstelligen, aber das ist genau der Punkt. Es ist nicht natürlich und deshalb scheitern Viele an den Erwartungen unserer Gesellschaft.
Eine Meinung, die ich oft zu hören bekomme: Ich will, aber er/sie darf nicht.
Das ist unreif, sieht jeder selbst.
Dass Beide nicht dürfen, obwohl sie wollen, finde ich allerdings genauso unreif. Wenn man ehrlich zu sich selbst und seinem Partner ist, muss man eingestehen, dass andere Menschen ihren Sexappeal nicht verlieren, auch wenn man sich emotional an jemanden gebunden hat. Ich vermute, man verliert das Interesse daran sich romantisch zu verlieben, dass man sozusagen von selbst emotional monogam wird. Man verspürt allerdings schon noch das Bedürfnis mit anderen Sex zu haben. Welchen besseren Weg gibt es um jemanden wirklich kennen zu lernen? Was macht mehr Spaß?
Ein empathischer Mensch wird, aus Rücksicht auf seinen Partner, darauf verzichten. Ich denke, ein ebenso empathischer Partner sollte das jedoch nicht einfordern. Schließlich haben beide hier Bedürfnisse, auf die Rücksicht genommen werden sollte. Andernfalls bahnen sie sich ihren Weg allein.
Wie vereinbart man nun seine Eifersucht mit seinem eigenen Verlangen?
Es gibt schöne gemeinsame Lösungsansätze, mein Favorit ist die offene Beziehung mit einer Einschränkung.
Vorausgesetzt ist, dass beide Partner uneingeschränkt ehrlich zueinander sind und Interesse am Wohlergehen des Anderen/der Beziehung haben.
Das Vetorecht
Bevor es zu Intimität mit Dritten kommt, wird der Partner darüber informiert und wenn es dem Partner bei diesem Dritten oder im Moment allgemein zu unangenehm ist, kann er/sie ein Veto einlegen. Damit ist man in Bezug auf diese Person monogam. Über so ein Veto wird geredet und wenn es obsolet werden sollte, wird es revidiert.
Das Vetorecht in einer offenen Beziehung gleicht den Stützrädern eines Fahrrads. Man würde gerne ohne, aber wenn es halt noch nicht geht ist das schon vernünftig (=
Ich möchte hiermit niemandem auf den Schlips treten. Geringes Selbstbewusstsein ist das normalste auf der Welt, ich will mich da gar nicht ausschließen. Man hats halt mal mehr und mal weniger, je nach Situation und Bewusstheit. Wer nicht an sich zweifelt, erkennt auch keine Fehler (-;
Begriffe wie Liebe, Eifersucht, Selbstbewusstsein, Empathie, etc. sind unklar definiert und Missverständnisse daher vorprogrammiert.
Also nehmt die Diskussion bitte nicht persönlich und antwortet mit euren eigenen Ansichten und Erfahrungen.
Englische Quellen darf ich leider nicht verlinken. Wer Interesse an den Themen hat, kann mir gern eine Nachricht schicken.
Vielen Dank & einen schönen Abend (=
Micha